- Beitritt
- 30.09.08
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Mein Histaminmodell -
Vorstellungen eines unmaßgeblichen Forum-Mitgliedes und Nichtmediziners (Dies habe ich schon lange in Arbeit, aber jetzt passt es wohl gut zur aktuellen Diskussion.)
Als derzeitiges - ich-bezogenes, evtl. übertragbares - Fazit meiner 1-jährigen Teilnahme an diesem interessanten Forum und aufgrund eigener langjähriger Erfahrungen hat sich in meiner Vorstellung ein grundsätzliches Modell von den Abläufen eines Krankheitsgeschehens in unserem Körper entwickelt, das ich einmal besonders den HI-lern und MCS-Betroffenen zur Diskussion stellen möchte. Dabei nutze ich einen Vorteil der „Unbedarften“, nämlich auszusprechen, was mangels fachübergreifendem Wissen bei geschulten Medizinern (z.B.) fast unmöglich ist. Die hiermit erklärliche Sprachlosigkeit zwischen Fachärzten hat ja letztlich bei einigen Krankheiten zu Erfolglosigkeit und zu diesem Forum geführt. Übrigens gab es im TV erst kürzlich einen Beitrag, in dem berichtet wurde, dass die Charité mit der Gründung einer Extraabteilung dieses Manko überwinden will. Das lässt hoffen. Lasst mich also mal drauflos schwadronieren und haltet mit Eurer Kritik nicht zurück.
Zur besseren Vorstellung hier erst einmal meine Thesen:
- Die Ausbildung einer Krankheit und deren Verlauf ist hauptsächlich Folge der sich einstellenden Histaminbilanz zwischen Freisetzungs- und Abbauprozessen.
- Zu große und lange Abweichungen der Histaminbilanz des Körpers bedingen langwierige, teils lebenslange und -bedrohliche Folgekrankheiten, die im Zusammenhang mit einem Überhang an freiem Histamin stehen.
- Der Empfang von Reizen führt immer zu Histaminfreisetzungen. Unnormal starke oder langanhaltende Reize führen sehr oft zu unangepassten Reaktionen des Körpers mit stark überhöhten Histaminspiegeln und langen Abklingzeiten für das freie, nicht mehr erforderliche Histamin.
- Die Bilanz wird mit dem Lebensalter zugunsten von Histamin durch Zunahme von Unverträglichkeiten und chronischen Krankheitsverläufen einerseits und zuungunsten der Abbauprozesse und deren zunehmender Überlastung verschoben.
- Das Eingreifen in diese Abläufe ist nach meiner Auffassung an 2 Stellen effektiv: an der Eingangsseite durch Erkennen und Meiden schädlicher Reize oder/und die konsequente Bekämpfung freien Histamins, nicht aber seiner Auswirkungen als bloße Symptombekämpfung.
Der in der belebten Natur allgegenwärtige Stoff Histamin spielt bei der Gefahrenabwehr des Menschen eine zentrale Rolle. Er ist in allen Geweben des Körpers in speziellen Zellen gespeichert und in dieser gebundenen Form inaktiv. Aber er wird für alle Reaktionen auf ex- und interne Reize, meist zielgenau und bedarfsgerecht dosiert, freigesetzt. Am jeweiligen Ort löst es dann erwartete und manchmal unerwünschte Immunreaktionen aus, was näher zu erklären ist. (Hier schon einmal angemerkt: es spielt eine Rolle, ob Reize auf gespeicherte Abwehrmuster des Körpers treffen oder nicht, ob sie durch Langzeitwirkung oder besonderer Giftigkeit natürliche Schranken des Körpers überwinden und so keine merkbaren, zu späte oder unangemessene Abwehrreaktionen auslösen. Interne Reize kommen z.B. bei Entzündungsherden hinzu, wenn es über die Schmerzfunktion weitere Histaminausschüttungen gibt. Andere solcher Rückkopplungsmechanismen über lokal initiierte Histaminfreisetzung auch ohne Schmerzvermittlung und ohne ZNS-Steuerung sind in chronisch verlaufenden Krankheitsherden vorstellbar.)
Die durch Alltagsreize zustande kommende Gesamtmenge freien Histamins in Blut und Gewebe macht nur einen kleinen Teil des Gesamt-Histamindepots aus. Daraus erklärt sich die hoch potente spontane Freisetzung im Falle von katastrophalen Ereignissen einer Überreaktion. Der Anteil freien Histamins ist nicht exakt bestimmbar und variiert stark in Abhängigkeit von der Lokalität, dem zeitlichen Verlauf und dem Grad der „Gereiztheit“ des Betreffenden gegen einen bestimmten Reiz. Der Histaminspiegel im Blut wird im Zusammenspiel mit histaminabbauenden Enzymen in einem dynamischen Gleichgewichtszustand gehalten. Dieser zeigt Schwankungen um einen mittleren Idealwert, welcher ein Zufallsprodukt aller aktuell empfangenen Reize ist. Dies gilt aber nicht nur für das Blut, sondern verzögert auch für jedes einzelne Organ. Der Gehalt in den Geweben ist nicht zerstörungsfrei bestimmbar. Abweichungen des Bluthistaminspiegels nach oben werden auf die Gewebe aller Organe übertragen, die sich dabei wie ein Schwamm verhalten. Die Abklingzeit dieses freien Histamins für jedes Organ verlängert sich mit jeder Histaminmenge, die zusätzlich aus dem Blut nachgeliefert wird. Jedes Organ hat somit eine eigene Histaminbilanz, die im Falle einer lokalen Erkrankung bereits zum Histamin hin verschoben ist. Unnormal hohe oder lange bestehende Bluthistaminspiegel führen so zu neuen Entzündungsreaktionen oder langwierigen teils chronisch verlaufenden Herden in den belasteten Organen einschließlich des Nervensystems mit meist irreversiblen Schäden. Gegenüber dem Blut funktioniert der Histaminabbau in den Geweben wesentlich langsamer und es gibt hier zusätzliche Ansatzpunkte für Histamin, die Abbau- und Transportprozesse im Lymphsystem zu stören.
Schwankungen des Histaminspiegels hängen von dem zufällig eintreffenden Mix an unterschiedlichen Reizen, von deren Stärke und Länge ab, aber auch und ganz besonders von der o. g. Gereiztheit, dem Maß an Empfindlichkeit (Sensibilität) also, mit dem die Histaminantwort „dosiert“ wird. Dieses die Histamin-Dosis bestimmende Maß an Sensibilität kann durch Unverträglichkeiten und Allergien hoch potenziert werden, dabei ist eine Histaminintoleranz ein wichtiger Sonderfall einer Unverträglichkeit, weil sie einen wesentlichen Grund von verstärkenden Rückkopplungseffekten liefert. (Nach meiner Auffassung ist der Begriff Histaminintoleranz irreführend, da die Intoleranz sich nur auf das Übermaß an Histamin bezieht und weil dieses Übermaß erst Folge einer Ursache ist, die nicht toleriert wird. Sie ist also die Folge einer Intoleranz/Unverträglichkeit, z. B. einer Nahrungsmittelintoleranz, mit der sie deshalb nicht auf derselben Ebene liegt. Von einer H.-Intoleranz könnte eigentlich nur gesprochen werden, wenn ein gestörter Enzymmangel den Abbau des Histamins verhindert.)
Die Palette histaminrelevanter Reize kann durch „Neuerwerbungen“ erweitert werden. Als Beispiele will ich nur nennen:
- Chemikalien, auf die die Natur noch keine Antwort weiß,
- emotionale Reize wie Stress (Mobbing, Psychoterror, (familiäre) Gewalt, Missbrauch), Traumatisierungen oder Psychosen,
- Dauerbelastungen des Stoffwechsels durch exzessiv bevorzugte Nahrungs- und Suchtmittel evtl. über die Ausbildung einer Unverträglichkeit,
- physikalische Reize wie unnatürlich hohe Energien und Expositionszeiten von elektromagnetischer Strahlung,
- Dauerreize jedweder Art auf ein kindliches bzw. noch nicht ausgereiftes Gehirn, was bei Chemikalien bereits in dieser Entwicklungsphase den Grundstein für eine MCS legen kann. (Hier ausdrücklich genannt: Wohngifte wie Formaldehyd aus Möbeln.)
Dabei ist die Dauerbelastung durch geringe Dosen oft wirkungsvoller zudem heimtückisch, weil sie meist unbemerkt bleibt, gegenüber einer hohen kurzen Einzeldosis.
Mit jedem Neuerwerb wird die H.-Bilanz zu ungunsten des Histaminabbau- und Abfallentsorgungssystems verschoben, was die Häufigkeit besonders von chronischen Erkrankungen im höheren Lebensalter erklären kann.
Der Ort der Freisetzung von Histamin im Körper ist von der Art des Reizes und vom Ort der Einwirkung abhängig. In das Blut wird Histamin in großen Dosierungen abgegeben, wenn das Nervensystem direkt angegriffen wird (chemisch, emotional) oder wenn die Lunge betroffen ist. Über das Blut wird es in alle Körperregionen verteilt und zur Auffüllung leerer Speicher verwendet, also auf „Baustellen“ des Körpers mit erhöhtem Bedarf. Über diesen Bedarf hinaus vorliegendes freies Histamin belastet den Körper unnötigerweise mit Symptomen von höchstem Krankheitswert. Bedauerlicherweise wird bei vielen Krankheiten Histamin als Ursache nicht gesehen und damit eine einfache und nebenwirkungsarme Therapie mit Anthistaminika nicht in Erwägung gezogen.
Was hier aber verkannt wird, ist die höchst pathologische Seite des überschüssigen Histamins. Diese kann nach meiner Meinung nicht hoch genug bewertet werden, wie ich aus eigener Erfahrung und aus vielen hilfesuchenden Anfragen in diesem Forum entnehmen zu können glaube. In diesen Fällen bleibt fast immer ungeklärt, wie der Überschuss zustande kommt. Folgende Möglichkeiten müssen ins Kalkül bezogen werden:
1. Starke oder langanhaltende Reize oder Reizüberflutung führen zu Histaminspiegeln, die das Histamin abbauende System dauerhaft überfordern.
2. Auch normale Histaminfreisetzung überfordert ein krankhaft gedrosseltes Abbausystem.
3. Vergiftungen wirken nicht nur auf die Histaminbildung, sondern auch auf Organe, die Enzyme zum Abbau produzieren.
4. Dem Körper unbekannte Reize führen zu „Falschdosierungen“ mit überhöhten Dosen.
5. Dem Körper unbekannte Reize führen zu Panikreaktionen mit lebensgefährlichen Histaminmengen, wenn sie das Nervensystem oder das große Organ Lunge angreifen.
Dabei ist wohl die Wirkung des Histamins auf die Wände der kleinen Gefäße des Blut- und Lymphkreislaufes, aber auch auf Zellwände und Zellverbände (z. B. Gelenkkapseln und Organbegrenzungen) der springende Punkt. Indem es durch Weitstellung der Kapillargefäße und der Kapillarkanäle durch die Wände in das Gewebe Wege für Immunzellen und Stoffe der Immunabwehr bis tief ins Gewebe und bis in den letzten Winkel des Körpers eröffnet, erhält der Körper die Chance, auch mit Krankheitserregern, die den Körper förmlich überschwemmen, fertig zu werden. Wenn es dort aber nichts mehr zu „bestellen“ gibt, werden körpereigene Strukturen in sog. Autoimmunreaktionen angegriffen.
Im Normalfall ist auch ein Krankheitserreger früh genug eliminiert, sodass die Rekonvaleszenz nicht all zu lange dauert. In der Genesungszeit klingt der während der Erkrankung hohe Histaminspiegel ab und damit auch die bekannten Symptome der Erkrankung. Unnormal in Höhe und Zeit im Blut befindliches freies Histamin kann es aber auch geben, wenn es eine - wiederum an Stärke und Zeit - anhaltende Reizüberflutung gibt oder/und wenn die physiologisch mögliche Maximalleistung der Histamin abbauenden Systemkomponenten übertroffen wird. Dies ist oft der Fall, wenn es sich um resistente Erreger oder überwiegend andauernde Umweltreize handelt. Wenn also eine erhöhte Grundlast besteht. Dann sind z. B. auch ehemals essbare Histaminbomben nicht mehr verträglich.
Verkompliziert wird diese Vorstellung durch mögliche Rückkopplungs- und Verstärkungsmechanismen in sog. Teufelskreisen infolge Histaminausschüttung aufgrund interner Reize, wie z. B. Schmerz aus einem Entzündungsherd, der bereits durch Histamin unterhalten wird oder auf der Seite der Abfallentsorgung, wenn z. B. Histamin auch die Drainagewirkung der Lymphgefäße durch deren Weitstellung erniedrigt und damit ein Einsickern von Abfallprodukten in das Gewebe ermöglicht, was wiederum neue und weit ausgedehnte Entzündungsherde in Form von Ödemen schafft, die dann selbst Quellen von Histamin darstellen. Die Abklingzeit von Krankheitssymptomen wird wesentlich von der Freisetzung neuen Histamins in den Krankheitsherden selbst unnötig verlängert. Für den Körper höchst belastend stellen sich meist zusätzlich ödematische Erscheinungen in der Lunge dar, wenn sie ständig die Vitalkapazität und die Sauerstoffaufnahme in den Lungenbläschen behindern und so zu Atemnot und Schwäche führen.
Soweit mein Modell. Versuche, ein eigenes Krankheitsgeschehen hier einzuordnen, sollten bei der Ursachenfindung beginnen und dort wirklich bei allen möglichen Reizen beginnen. Natürlich sind in frühester Kindheit erlebte Fehler nicht mehr erkennbar. Aber man sollte es nicht von der Hand weisen, dass die Wahrscheinlichkeit nicht klein ist, an einem Wohngift oder einer Fehlernährung oder an stressigen Familienverhältnissen oder oder oder eine Vorbelastung für später ausbrechende Unverträglichkeiten und Allergien erhalten zu haben. Ich sehe gerade in der frühen Kindheit den Ursprung manchen nicht erkannten MCS-Falles. Die Dunkelziffer an MCS-Betroffenen ist nach meiner Auffassung sehr hoch. Man sollte kritisch bedenken, ob man nicht eine MCS entwickelt haben könnte, die sich - wie bei mir - über Jahrzehnte eingeschlichen hat und deren schleichend zunehmende Symptome man lange ins Unterbewusstsein verdrängt hat. (Dies habe ich wie eine Offenbarung erlebt, als ich mit einem Antihistaminikum innerhalb von 3 Tagen alle meine Gelenkschmerzen und eine ganze Palette anderer Symptome verlor.)
Im Vordergrund muss vorerst aber die Histaminabsenkung stehen. Antihistaminika sind das Mittel der Wahl. Den Vorzug sollten Mittel finden, die Diaminiooxydase (DAO) zuführen. Ergänzend nehme ich bei Belastungsspitzen ein H1- Antihistaminikum. Damit habe ich meine Beweglichkeit wieder meinem Alter angepasst und habe so meine lästige Trägheit zusammen mit Atemnot und meinen Beinödemen überwunden. Bei der Dosierung versuche ich aber immer wieder herunter zu regeln und habe einen Schmerzpunkt, der mir früh genug andeutet, dass es wieder etwas mehr sein muss.
Das war’s. Entschuldigt einige Wiederholungen. Bin auf Eure Meinung gespannt.
Liebe Grüße
Manfred
Vorstellungen eines unmaßgeblichen Forum-Mitgliedes und Nichtmediziners (Dies habe ich schon lange in Arbeit, aber jetzt passt es wohl gut zur aktuellen Diskussion.)
Als derzeitiges - ich-bezogenes, evtl. übertragbares - Fazit meiner 1-jährigen Teilnahme an diesem interessanten Forum und aufgrund eigener langjähriger Erfahrungen hat sich in meiner Vorstellung ein grundsätzliches Modell von den Abläufen eines Krankheitsgeschehens in unserem Körper entwickelt, das ich einmal besonders den HI-lern und MCS-Betroffenen zur Diskussion stellen möchte. Dabei nutze ich einen Vorteil der „Unbedarften“, nämlich auszusprechen, was mangels fachübergreifendem Wissen bei geschulten Medizinern (z.B.) fast unmöglich ist. Die hiermit erklärliche Sprachlosigkeit zwischen Fachärzten hat ja letztlich bei einigen Krankheiten zu Erfolglosigkeit und zu diesem Forum geführt. Übrigens gab es im TV erst kürzlich einen Beitrag, in dem berichtet wurde, dass die Charité mit der Gründung einer Extraabteilung dieses Manko überwinden will. Das lässt hoffen. Lasst mich also mal drauflos schwadronieren und haltet mit Eurer Kritik nicht zurück.
Zur besseren Vorstellung hier erst einmal meine Thesen:
- Die Ausbildung einer Krankheit und deren Verlauf ist hauptsächlich Folge der sich einstellenden Histaminbilanz zwischen Freisetzungs- und Abbauprozessen.
- Zu große und lange Abweichungen der Histaminbilanz des Körpers bedingen langwierige, teils lebenslange und -bedrohliche Folgekrankheiten, die im Zusammenhang mit einem Überhang an freiem Histamin stehen.
- Der Empfang von Reizen führt immer zu Histaminfreisetzungen. Unnormal starke oder langanhaltende Reize führen sehr oft zu unangepassten Reaktionen des Körpers mit stark überhöhten Histaminspiegeln und langen Abklingzeiten für das freie, nicht mehr erforderliche Histamin.
- Die Bilanz wird mit dem Lebensalter zugunsten von Histamin durch Zunahme von Unverträglichkeiten und chronischen Krankheitsverläufen einerseits und zuungunsten der Abbauprozesse und deren zunehmender Überlastung verschoben.
- Das Eingreifen in diese Abläufe ist nach meiner Auffassung an 2 Stellen effektiv: an der Eingangsseite durch Erkennen und Meiden schädlicher Reize oder/und die konsequente Bekämpfung freien Histamins, nicht aber seiner Auswirkungen als bloße Symptombekämpfung.
Der in der belebten Natur allgegenwärtige Stoff Histamin spielt bei der Gefahrenabwehr des Menschen eine zentrale Rolle. Er ist in allen Geweben des Körpers in speziellen Zellen gespeichert und in dieser gebundenen Form inaktiv. Aber er wird für alle Reaktionen auf ex- und interne Reize, meist zielgenau und bedarfsgerecht dosiert, freigesetzt. Am jeweiligen Ort löst es dann erwartete und manchmal unerwünschte Immunreaktionen aus, was näher zu erklären ist. (Hier schon einmal angemerkt: es spielt eine Rolle, ob Reize auf gespeicherte Abwehrmuster des Körpers treffen oder nicht, ob sie durch Langzeitwirkung oder besonderer Giftigkeit natürliche Schranken des Körpers überwinden und so keine merkbaren, zu späte oder unangemessene Abwehrreaktionen auslösen. Interne Reize kommen z.B. bei Entzündungsherden hinzu, wenn es über die Schmerzfunktion weitere Histaminausschüttungen gibt. Andere solcher Rückkopplungsmechanismen über lokal initiierte Histaminfreisetzung auch ohne Schmerzvermittlung und ohne ZNS-Steuerung sind in chronisch verlaufenden Krankheitsherden vorstellbar.)
Die durch Alltagsreize zustande kommende Gesamtmenge freien Histamins in Blut und Gewebe macht nur einen kleinen Teil des Gesamt-Histamindepots aus. Daraus erklärt sich die hoch potente spontane Freisetzung im Falle von katastrophalen Ereignissen einer Überreaktion. Der Anteil freien Histamins ist nicht exakt bestimmbar und variiert stark in Abhängigkeit von der Lokalität, dem zeitlichen Verlauf und dem Grad der „Gereiztheit“ des Betreffenden gegen einen bestimmten Reiz. Der Histaminspiegel im Blut wird im Zusammenspiel mit histaminabbauenden Enzymen in einem dynamischen Gleichgewichtszustand gehalten. Dieser zeigt Schwankungen um einen mittleren Idealwert, welcher ein Zufallsprodukt aller aktuell empfangenen Reize ist. Dies gilt aber nicht nur für das Blut, sondern verzögert auch für jedes einzelne Organ. Der Gehalt in den Geweben ist nicht zerstörungsfrei bestimmbar. Abweichungen des Bluthistaminspiegels nach oben werden auf die Gewebe aller Organe übertragen, die sich dabei wie ein Schwamm verhalten. Die Abklingzeit dieses freien Histamins für jedes Organ verlängert sich mit jeder Histaminmenge, die zusätzlich aus dem Blut nachgeliefert wird. Jedes Organ hat somit eine eigene Histaminbilanz, die im Falle einer lokalen Erkrankung bereits zum Histamin hin verschoben ist. Unnormal hohe oder lange bestehende Bluthistaminspiegel führen so zu neuen Entzündungsreaktionen oder langwierigen teils chronisch verlaufenden Herden in den belasteten Organen einschließlich des Nervensystems mit meist irreversiblen Schäden. Gegenüber dem Blut funktioniert der Histaminabbau in den Geweben wesentlich langsamer und es gibt hier zusätzliche Ansatzpunkte für Histamin, die Abbau- und Transportprozesse im Lymphsystem zu stören.
Schwankungen des Histaminspiegels hängen von dem zufällig eintreffenden Mix an unterschiedlichen Reizen, von deren Stärke und Länge ab, aber auch und ganz besonders von der o. g. Gereiztheit, dem Maß an Empfindlichkeit (Sensibilität) also, mit dem die Histaminantwort „dosiert“ wird. Dieses die Histamin-Dosis bestimmende Maß an Sensibilität kann durch Unverträglichkeiten und Allergien hoch potenziert werden, dabei ist eine Histaminintoleranz ein wichtiger Sonderfall einer Unverträglichkeit, weil sie einen wesentlichen Grund von verstärkenden Rückkopplungseffekten liefert. (Nach meiner Auffassung ist der Begriff Histaminintoleranz irreführend, da die Intoleranz sich nur auf das Übermaß an Histamin bezieht und weil dieses Übermaß erst Folge einer Ursache ist, die nicht toleriert wird. Sie ist also die Folge einer Intoleranz/Unverträglichkeit, z. B. einer Nahrungsmittelintoleranz, mit der sie deshalb nicht auf derselben Ebene liegt. Von einer H.-Intoleranz könnte eigentlich nur gesprochen werden, wenn ein gestörter Enzymmangel den Abbau des Histamins verhindert.)
Die Palette histaminrelevanter Reize kann durch „Neuerwerbungen“ erweitert werden. Als Beispiele will ich nur nennen:
- Chemikalien, auf die die Natur noch keine Antwort weiß,
- emotionale Reize wie Stress (Mobbing, Psychoterror, (familiäre) Gewalt, Missbrauch), Traumatisierungen oder Psychosen,
- Dauerbelastungen des Stoffwechsels durch exzessiv bevorzugte Nahrungs- und Suchtmittel evtl. über die Ausbildung einer Unverträglichkeit,
- physikalische Reize wie unnatürlich hohe Energien und Expositionszeiten von elektromagnetischer Strahlung,
- Dauerreize jedweder Art auf ein kindliches bzw. noch nicht ausgereiftes Gehirn, was bei Chemikalien bereits in dieser Entwicklungsphase den Grundstein für eine MCS legen kann. (Hier ausdrücklich genannt: Wohngifte wie Formaldehyd aus Möbeln.)
Dabei ist die Dauerbelastung durch geringe Dosen oft wirkungsvoller zudem heimtückisch, weil sie meist unbemerkt bleibt, gegenüber einer hohen kurzen Einzeldosis.
Mit jedem Neuerwerb wird die H.-Bilanz zu ungunsten des Histaminabbau- und Abfallentsorgungssystems verschoben, was die Häufigkeit besonders von chronischen Erkrankungen im höheren Lebensalter erklären kann.
Der Ort der Freisetzung von Histamin im Körper ist von der Art des Reizes und vom Ort der Einwirkung abhängig. In das Blut wird Histamin in großen Dosierungen abgegeben, wenn das Nervensystem direkt angegriffen wird (chemisch, emotional) oder wenn die Lunge betroffen ist. Über das Blut wird es in alle Körperregionen verteilt und zur Auffüllung leerer Speicher verwendet, also auf „Baustellen“ des Körpers mit erhöhtem Bedarf. Über diesen Bedarf hinaus vorliegendes freies Histamin belastet den Körper unnötigerweise mit Symptomen von höchstem Krankheitswert. Bedauerlicherweise wird bei vielen Krankheiten Histamin als Ursache nicht gesehen und damit eine einfache und nebenwirkungsarme Therapie mit Anthistaminika nicht in Erwägung gezogen.
Was hier aber verkannt wird, ist die höchst pathologische Seite des überschüssigen Histamins. Diese kann nach meiner Meinung nicht hoch genug bewertet werden, wie ich aus eigener Erfahrung und aus vielen hilfesuchenden Anfragen in diesem Forum entnehmen zu können glaube. In diesen Fällen bleibt fast immer ungeklärt, wie der Überschuss zustande kommt. Folgende Möglichkeiten müssen ins Kalkül bezogen werden:
1. Starke oder langanhaltende Reize oder Reizüberflutung führen zu Histaminspiegeln, die das Histamin abbauende System dauerhaft überfordern.
2. Auch normale Histaminfreisetzung überfordert ein krankhaft gedrosseltes Abbausystem.
3. Vergiftungen wirken nicht nur auf die Histaminbildung, sondern auch auf Organe, die Enzyme zum Abbau produzieren.
4. Dem Körper unbekannte Reize führen zu „Falschdosierungen“ mit überhöhten Dosen.
5. Dem Körper unbekannte Reize führen zu Panikreaktionen mit lebensgefährlichen Histaminmengen, wenn sie das Nervensystem oder das große Organ Lunge angreifen.
Dabei ist wohl die Wirkung des Histamins auf die Wände der kleinen Gefäße des Blut- und Lymphkreislaufes, aber auch auf Zellwände und Zellverbände (z. B. Gelenkkapseln und Organbegrenzungen) der springende Punkt. Indem es durch Weitstellung der Kapillargefäße und der Kapillarkanäle durch die Wände in das Gewebe Wege für Immunzellen und Stoffe der Immunabwehr bis tief ins Gewebe und bis in den letzten Winkel des Körpers eröffnet, erhält der Körper die Chance, auch mit Krankheitserregern, die den Körper förmlich überschwemmen, fertig zu werden. Wenn es dort aber nichts mehr zu „bestellen“ gibt, werden körpereigene Strukturen in sog. Autoimmunreaktionen angegriffen.
Im Normalfall ist auch ein Krankheitserreger früh genug eliminiert, sodass die Rekonvaleszenz nicht all zu lange dauert. In der Genesungszeit klingt der während der Erkrankung hohe Histaminspiegel ab und damit auch die bekannten Symptome der Erkrankung. Unnormal in Höhe und Zeit im Blut befindliches freies Histamin kann es aber auch geben, wenn es eine - wiederum an Stärke und Zeit - anhaltende Reizüberflutung gibt oder/und wenn die physiologisch mögliche Maximalleistung der Histamin abbauenden Systemkomponenten übertroffen wird. Dies ist oft der Fall, wenn es sich um resistente Erreger oder überwiegend andauernde Umweltreize handelt. Wenn also eine erhöhte Grundlast besteht. Dann sind z. B. auch ehemals essbare Histaminbomben nicht mehr verträglich.
Verkompliziert wird diese Vorstellung durch mögliche Rückkopplungs- und Verstärkungsmechanismen in sog. Teufelskreisen infolge Histaminausschüttung aufgrund interner Reize, wie z. B. Schmerz aus einem Entzündungsherd, der bereits durch Histamin unterhalten wird oder auf der Seite der Abfallentsorgung, wenn z. B. Histamin auch die Drainagewirkung der Lymphgefäße durch deren Weitstellung erniedrigt und damit ein Einsickern von Abfallprodukten in das Gewebe ermöglicht, was wiederum neue und weit ausgedehnte Entzündungsherde in Form von Ödemen schafft, die dann selbst Quellen von Histamin darstellen. Die Abklingzeit von Krankheitssymptomen wird wesentlich von der Freisetzung neuen Histamins in den Krankheitsherden selbst unnötig verlängert. Für den Körper höchst belastend stellen sich meist zusätzlich ödematische Erscheinungen in der Lunge dar, wenn sie ständig die Vitalkapazität und die Sauerstoffaufnahme in den Lungenbläschen behindern und so zu Atemnot und Schwäche führen.
Soweit mein Modell. Versuche, ein eigenes Krankheitsgeschehen hier einzuordnen, sollten bei der Ursachenfindung beginnen und dort wirklich bei allen möglichen Reizen beginnen. Natürlich sind in frühester Kindheit erlebte Fehler nicht mehr erkennbar. Aber man sollte es nicht von der Hand weisen, dass die Wahrscheinlichkeit nicht klein ist, an einem Wohngift oder einer Fehlernährung oder an stressigen Familienverhältnissen oder oder oder eine Vorbelastung für später ausbrechende Unverträglichkeiten und Allergien erhalten zu haben. Ich sehe gerade in der frühen Kindheit den Ursprung manchen nicht erkannten MCS-Falles. Die Dunkelziffer an MCS-Betroffenen ist nach meiner Auffassung sehr hoch. Man sollte kritisch bedenken, ob man nicht eine MCS entwickelt haben könnte, die sich - wie bei mir - über Jahrzehnte eingeschlichen hat und deren schleichend zunehmende Symptome man lange ins Unterbewusstsein verdrängt hat. (Dies habe ich wie eine Offenbarung erlebt, als ich mit einem Antihistaminikum innerhalb von 3 Tagen alle meine Gelenkschmerzen und eine ganze Palette anderer Symptome verlor.)
Im Vordergrund muss vorerst aber die Histaminabsenkung stehen. Antihistaminika sind das Mittel der Wahl. Den Vorzug sollten Mittel finden, die Diaminiooxydase (DAO) zuführen. Ergänzend nehme ich bei Belastungsspitzen ein H1- Antihistaminikum. Damit habe ich meine Beweglichkeit wieder meinem Alter angepasst und habe so meine lästige Trägheit zusammen mit Atemnot und meinen Beinödemen überwunden. Bei der Dosierung versuche ich aber immer wieder herunter zu regeln und habe einen Schmerzpunkt, der mir früh genug andeutet, dass es wieder etwas mehr sein muss.
Das war’s. Entschuldigt einige Wiederholungen. Bin auf Eure Meinung gespannt.
Liebe Grüße
Manfred