Grundsätzliches und Entscheidungsbedarf. Wie anfangen? Brücke oder Prothese?
Dieses Jahr im Mai schrieb ich zum ersten Mal in diesem Forum. Die verschiedenen instruktiven Beiträge hier lese ich mit Gewinn, zähle mich aber (leider) nicht zur Kategorie der fleißigen Schreiber.
Wie ging die im Mai geschilderte Geschichte weiter? Der naturheilkundliche Zahnarzt A, zu dem ich hier (in einem asiatischen Land) gehe, zog mir den abgebrochenen Zahn 24 und dies auf eine Weise, die ich vorher noch nie erlebte. Im August tauchte dann ein neues Problem auf, doch dazu weiter unten mehr.
Die verbreitete Weise Zähne zu ziehen
Ich war es von Zahnextraktionen (in Deutschland) gewohnt, dass die Zahnärzte dazu neigten, die im Bereich des Zahnes liegenden Nerven mit großen Mengen von Narkosemitteln zu betäuben. Die Kanüle der Spritze führten sie tief in das Gewebe ein und bald war fast die ganze Backe, einschließlich der Lippe, eine dumpfe, betäubte Masse. Ist einmal eine Gesichtshälfte fühllos, ziehen dann Zahnärzte oft den Zahn recht schnell, geradezu ruckartig. Danach heißt es dann: Kühlen oder gar im Bett liegen, sich nicht überanstrengen.
Eine ungewöhnliche Art einen Zahn zu ziehen
Anders war es dagegen bei A. Er maß zunächst am 13. Mai meinen Blutdruck. Erst als der Blutdruck einigermaßen herunter gegangen war, sich normalisiert hatte - und nach einigen Beruhigungsübungen - begann die Extraktions-Prozedur. A setzte nur wenig Betäubungsmittel ein und zog den Zahn langsam. Er schien nur so viel Narkosemittel zu verwenden, wie auch wirklich notwendig war: Nach Pausen setzte er erneut an - mit der Verabreichung von Narkotika und einem neuen kleinen Ruck mit der Zange. Die ganze Prozedur dauerte recht lange, vielleicht vierzig Minuten. Es schmerzte ziemlich viel, da das Verfahren den ganzen Kiefer beinflusste. Es kam mir vor wie eine Ewigkeit und ich dachte: Hoffentlich ist er bald draußen! Gerade dann, wenn dieser Gedanke kam, setzte A erneut an. Es war trotz Narkose eine Höllenfahrt. Ich meinte: Mache ich irgendetwas falsch, könnte ich geistig die Trennung von diesem Zahn beschleunigen? Schließlich war der Zahn bzw. waren seine Reste endlich entfernt. Ich hatte danach keine betäubte Backe oder Lippe, und es war auch nicht notwendig, die Stelle, an der vorher der Zahn saß, mit Eis zu kühlen (vielleicht weil es auch kein Backenzahn war!?). Aus der Praxis herauszugehen mit einem gezogenen Zahn, ohne jedes Betäubungsempfinden und ohne Schmerzen, das hat mich schon beeindruckt. Ich vermute auch, dass diese Methode, den Zahn zu ziehen - trotz der unangenehmen Empfindungen, die dabei auftreten - für den Organismus verträglicher ist, als die verbreitete, oftmals ruckartige, schnelle Extraktion unter einer hohen Dosis von Narkosemitteln.
Ziehen des wurzelgefüllten Zahnes?
A fotografierte mein Gebiss sehr genau und machte zwei Mal einen Abdruck des Gebisses. Ich wollte mir zudem noch den wurzelgefüllten Zahn 25 ziehen lassen. Durch verschiedene kinesiologische Verträglichkeitstests (die in erster Linie prüfen sollten, wieviel Kraft ich mit einem Arm bei Kontakt mit diesem Zahn habe und wieviel Kraft ich ohne Kontakt entwickeln kann - auch verglichen zu einem lebenden Zahn) kamen wir schließlich zu dem Ergebnis, dass der wurzelgefüllte Zahn 25 für den Organismus eine weniger große Belastung darstelle, als vorher angenommen, dass er also nicht gezogen werden solle.
Entscheidung für Teil-Prothese
A schlug nun vor, von 23 bis zum wurzelfgefüllten Zahn 25 eine Brücke zu bauen. Dazu hätte aber 23 beschliffen werden müssen. Zudem dachte ich, dass ein wurzelfgefüllter Zahn keine gute Grundlage für eine Brücke abgibt. Also kamen wir schließlich zu der Vereinbarung, dass an die Stelle, wo vorher 24 gestanden hatte, eine Teil-Prothese kommen sollte.
Zögernde Antworten auf die Frage nach dem Material
Ich wollte wissen, aus welchem Material die Prothese sein soll. Nur zögerlich gab mir das Personal in As Praxis Auskunft. Das habe ich schon einige Male bei Zahnärzten erlebt. Sogar bei naturheilkundlichen Zahnärzten. Sie sprechen darüber, dass verschiedene Substanzen Gift für den Körper seien, etwa Palladium oder Amalgam, dann, gefragt nach der Beschaffenheit der Materialien, die sie selbst verwenden, geben sie nur schleppend oder keine Auskunft. Oft heißt es dann in einer Entgegnung: "Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, die Materialien sind hochwertig". Nein, ich will mir keine Sorgen machen, ich möchte nur wissen, was in meinem Mund ist! Seltsam, dass dieses Anliegen offenbar auch einige naturheilkundlich praktizierende Zahnärzte (oder zumindest ihr Personal) nicht verstehen (wollen). Schließlich habe ich erfahren, dass die Prothese aus Valplast hergestellt werden soll. (Über Valplast gibt es an mehreren Stellen im Forum Einträge, etwa hier "
Valplastthread" oder hier "
Prothese aus welchem Material"
Gewöhnung an die Prothese!?
Am 17. Juni schließlich hat A die Prothese erstmals eingesetzt. Er beschliff das eingesetzte Teil danach auch noch. Schließlich passte sie genau zu den anderen Zähnen - von der äußeren Form, von der Kaufläche und der Farbe. Heute, also mehr als zwei Monate später, beginne ich mich langsam daran zu gewöhnen. Beim Essen mit einem Kunststoffteil im Mund in Verbindung treten zu müssen fällt mir allerdings immer noch nicht leicht. Gelegentlich spüre ich, nach dem Einsetzen der Prothese, Druck an anderen Stellen des Körpers - etwa auf der Brust (ich denke in der Gegend des Solarplexus).
Es geht weiter mit Defekten
Im Juli und August kam es nun dazu, dass eine Brücke "ihren Geist aufgab". Es handelt sich um die vor etwa 18 Jahren installierte Brücke rechts unten: Sie überbrückte damals den nicht mehr vorhandenen Zahn 46 über die Zähne 45 und 47.
Beim Zahn 47 traten im Jahre 2005 Zahnschmerzen auf, die sich später aber verringerten (Vermutlich starb der Nerv ab). Ich ging nun zu dem naturheilkundlichen Zahnarzt in Deutschland, den ich in den vergangenen Jahren öfter aufsuchte. Anstatt Zahn 47 zu behandeln - etwa mit einer Wurzelbehandlung - zog er mir im Januar 2006 diesen Zahn, was auch in meinem Sinne war. Denn ich hatte einiges gelesen über die Gefahren, die von toten Zähnen ausgehen. Tatsächlich zeigte er mir nach der Extraktion, dass die Wurzel des Zahnes stark entzündet war und die Vorstellung war abschreckend, eine solch entzündete Wurzel auch noch füllen zu lassen.
Plausible Lösung - misslungene Statik
Nun sägte er die Brücke in der Mitte durch, und setzte die eine, so fabrizierte Seite wieder auf Zahn 45 auf. Es entstand also damals so etwas wie eine freischwebende Brücke, eine Brücke mit nur einem Pfeiler. Er beschliff die Brücke und prüfte den Gegenbiss. Tatsächlich passte die Brücke dann recht gut, und ich hatte etwa ein Jahr kein Problem mit ihr. Dann jedoch entstanden Zahnschmerzen in Zahn 45. Mir war die freischwebende Brücke schon von Anfang an etwas supekt; ich wehrte mich aber nicht dagegen, da es offenbar zu funktionieren schien, es ziemlich praktisch war, die vorhandenen Teile zu nutzen und ich nicht das Geld für ein anderes, teures Verfahren hatte.
Rückblickend denke ich, dass die "freischwebende Brücke" keine vernünftige Lösung war: Dazu braucht man sich nur verdeutlichen, welch enorme Kräfte aufgrund der Hebelgesetze man mit den Schneidbacken einer Zange ausüben kann. Beim Bolzenschneider kommt die an den beiden Griffhebeln angesetzte Kraft siebzigfach an den Schneidbacken an. Beträchtliche Kräfte wirkten also auf die Verbindungsstelle zwischen der Brücke und Zahn 45, Kräfte, die weitaus höher waren, als sie normalerweise Zähne aushalten müssen. Folge: Das Brückenglied musste aufgrund des großen Druckes zwangsläufig recht bald locker werden und sich schließlich aus der Verankerung lösen. Tatsächlich führte im Juni 2009 ein Biss auf eine Nuss, die sich auf dem freischwebenden Teil befand, zur Destabilisation der Halbbrücke. Sie lockerte sich und fiel vergangene Woche nach dem Zähneputzen ab. (Das war in der Zeit, in der ich endlich die
Anregung von Aquaman aufgegriffen habe und vier bis fünf Tage gefastet habe. In dieser Zeit, also in der letzten Augustwoche, hatte ich tatsächlich keine Zahnschmerzen und ich habe den Eindruck, dass heute einige Zähne weniger empfindlich sind.)
Bezogen auf die grundsätzliche Frage, mit der ich diesen Thread betitelt habe, heißt das auch: Wenn sich bei dringendem Behandlungsbedarf eine "günstige Lösung" (also in diesem Fall die "Halbbrücke") anbietet, sieht dies als nächste zu ergreifende Maßnahme verlockend aus, sie kann zu einem bestimmten Zeitpunkt als stimmig erscheinen, kann aber unerwarteterweise recht schnell teure Konsequenzen nach sich ziehen.
Vorschläge zur weiteren Behandlung
A schlägt nun vor, 45 zu behandeln für umgerechnet etwa 450 Euro (Behandlung und Krone); zunächst wollte er ihn wurzelbehandeln, er sieht aber zur Zeit davon ab. Im Backenzahnbereich will er eine erneute Teilprothese aus Valplast für etwa 850 Euro einsetzen.
Ebenso meinte er, ließe sich 45 durch "Bonding" hochziehen, was dem Zahn später größere Stabilität gebe, aber in der Behandlung länger dauere und etwa umgerechnet 1100 Euro koste. (Von Implantaten für den Backenzahnbereich rechts unten sehe ich, sehen wir ab.)
Nun beschäftigten mich folgende Fragen. Über (teilweise) Rückmeldungen, Anregungen zu diesem Eintrag oder (teilweise) Antworten zu den Fragen würde ich mich freuen!
1) Es fehlen also im Backenzahnbereich rechts unten die beiden äußeren Zähne. Gibt es außer den aufgezeigten Wegen noch andere Möglichkeiten diese zu ersetzen?
2) Sind die aufgezeigten Kosten mit denen in Deutschland vergleichbar?
3) Wie lange hält eine Teilprothese - im allgemeinen und im Backenzahnbereich?
(Ich habe dazu im
Zahnersatz/Prothesen Thread
auch in den angegebenen Dissertationen gelesen, dort heißt es etwa bei Andrea Psoch (2002, S.4):
"Vermeulen (1984) kam in einer Longitudinalstudie an 703 Teilprothesenträgern zu folgenden Ergebnissen: Die Halbwertzeit ist mit zehn Jahren für Modellgussprothesen im Gegenteil zu klammerlosen Kunststoffprothesen (3 Jahre) und präzisionsverankertem Ersatz (8 Jahre) am höchsten gewesen..."
4) Durch welche Maßnahmen (etwa eine bestimmte Form / Häufigkeit von Reinigung) kann man die Lebensdauer einer Teilprothese erhöhen?
5) Ist es sinnvoll, eine Teilprothese auch in der Nacht zu tragen?
6) Wie lässt sich einigermaßen aussagekräftig ermitteln, welche (Prothesen-)Stoffe man verträgt? Ich denke, dass die kinesologischen Methoden als zusätzliche Prüfung hilfreich sind, habe aber den Eindruck, dass mein Zahnarzt A sie überbewertet.
7) Wie unterscheiden sich Materialien unterschiedlicher "klammerloser Kunststoffprothesen" (z.B. Valplast, Acetal oder Promysan)? Gibt es dazu vielleicht im Forum eine etwas detailliertere Diskussion?