Geringeres Demenzrisiko bei Unverheirateten(?)

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... Geringeres Demenzrisiko bei Unverheirateten ...

Unverheiratete – also verwitwete, geschiedene und nie verheiratete Personen – zeigten im Vergleich zu Verheirateten ein signifikant geringeres Risiko für Demenz. Dies betraf insbesondere die Alzheimer-Krankheit und LBD (*). Unter Berücksichtigung von Alter und Geschlecht, zeigten alle Nichtverheirateten ein signifikant vermindertes Demenzrisiko: Verwitwete minus 27 %, Geschiedene minus 34 % und Ledige minus 40 %.
...
Diese Ergebnisse eröffnen neue Perspektiven für Prävention und Diagnostik:
  • Die Ehe sollte nicht pauschal als Schutzfaktor gewertet werden.
  • Diagnostische Verzögerungen bei Alleinlebenden müssen berücksichtigt werden.
  • Die soziale Vernetzung – unabhängig vom Familienstand – könnte ein entscheidender Prädiktor sein.
Zukünftige Forschung sollte genauer untersuchen, welche psychosozialen und biologischen Mechanismen dem beobachteten Zusammenhang zugrunde liegen. Dabei könnten Aspekte wie Beziehungsqualität, Dauer des Alleinlebens, soziale Integration und finanzielle Ressourcen berücksichtigt werden. Die geplanten Erweiterungen des NACC-Datensatzes um soziale Determinanten bieten hierfür eine vielversprechende Grundlage. ...

(*)LBD:
Die Lewy-Body-Demenz, kurz LBD, ist eine neurodegenerative Erkrankung, die durch das ubiquitäre Auftreten von Lewy-Körperchen im Gehirn gekennzeichnet ist. Sie geht einher mit Demenz, Parkinson-Syndrom, Vigilanz- und Kognitionsstörungen sowie mit visuellen Halluzinationen.

Grüsse,
Oregano
 
Auf eine genauere Aufdröselung der einzelnen Faktoren, die bei Verheirateten in die Demenz führen, bin ich sehr gespannt. Eine Differenz von 40% bedeutet ja, dass die Ehe das Demenzrisiko quasi verdoppelt. :oops:
 
Vielleicht werden beim Einzelkämpfer einfach die Gehirnzellen mehr aktiviert, weil man kaum Aufgaben abgeben kann? Aber irgendwie drollig diese Aussagen:oops:
 
@AufderSuche007:

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Grüsse,
Oregano
 
... Bis zu 40 Prozent geringeres Risiko bei Ledigen
Das Ergebnis: Verheiratete erkrankten häufiger an Alzheimer oder anderen Demenzformen als ihre alleinlebenden Altersgenossen. Besonders deutlich wurde der Unterschied bei Menschen, die nie verheiratet waren. Ihr Risiko, an Demenz zu erkranken, war um 40 Prozent geringer als bei Verheirateten. Geschiedene hatten ein um 34 Prozent geringeres Risiko, Verwitwete ein um 27 Prozent geringeres. Auch der Übergang von einer leichten kognitiven Beeinträchtigung zu einer Demenz verlief bei Unverheirateten langsamer.
Diese Unterschiede galten selbst dann, wenn Faktoren wie Alter, Geschlecht, Depressionen, genetische Vorbelastung, Lebensstil oder die Art der Diagnosestellung berücksichtigt wurden.
...
Die Studienautoren diskutieren zwei mögliche Erklärungen: Zum einen könnte es sein, dass bei Alleinlebenden Symptome später erkannt werden – weil niemand im Alltag auf Veränderungen achtet. Das würde bedeuten: Das Risiko ist nicht wirklich geringer, sondern die Diagnose kommt einfach später. ...

Es bleibt spannend ! Vor allem, wenn man sich diese Aussagen ansieht vom April 2025:

... Forscher konzentrieren sich nicht nur auf die Suche nach einem Heilmittel für Demenz und Alzheimer, sondern auch auf Faktoren, die dazu beitragen können, den Abbau geistiger Fähigkeiten zu verhindern oder zumindest zu verzögern. Dabei haben sie im Lebensstil und in der Ernährung wichtige Aspekte entdeckt – insbesondere diese sieben Schutzfaktoren gegen Demenz:
... 1. Verheiratet sein ... 2. Eine Fremdsprache sprechen. ... 3. Gut schlafen. ... 4. Schreiben, lesen & spielen. ... 5. Sport machen. ... 6. Kaffee trinken. ... 7. Fisch essen ...

Grüsse,
Oregano
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier noch der zweite mögliche Grund, der in dem t-online-Link von @Oregano in #9 genannt wird und in die Richtung geht, die oben von @Kayen in #3 und @AufderSuche007 in #6 vermutet wurde:
Zum anderen könnten unverheiratete Menschen andere Schutzfaktoren entwickeln: mehr soziale Kontakte außerhalb der Ehe, eine bessere Lebenszufriedenheit nach Trennungen oder der Wegfall belastender Beziehungen. Frühere Studien hatten bereits gezeigt, dass Konflikte in der Ehe die Gesundheit sogar verschlechtern können.

Und hierzu:
Auf eine genauere Aufdröselung der einzelnen Faktoren, die bei Verheirateten in die Demenz führen, bin ich sehr gespannt. Eine Differenz von 40% bedeutet ja, dass die Ehe das Demenzrisiko quasi verdoppelt. :oops:
Nein, das bedeutet es nicht. Kausalität wird durch statistische Untersuchungen nie belegt und es könnte ja auch eine Scheinkorrelation (eigentlich Scheinkausalität) sein, z.B. könnten beide Variablen von einer dritten, nicht berücksichtigten Größe beeinflusst werden.

Hier noch ein Teil des Abstracts der Studie, auf die sich die Artikel beziehen - übersetzt mit DeepL-Translator (kostenlose Version):
Im Vergleich zu verheirateten Teilnehmern hatten verwitwete (Hazard Ratio = 0,73, 95% Konfidenzintervall [95% CI] = 0,67-0,79), geschiedene (HR = 0,66, 95% CI = 0,59-0,73) und nie verheiratete Teilnehmer (HR = 0,60, 95% CI = 0,52-0,71) ein geringeres Demenzrisiko, auch für die Alzheimer-Krankheit und die Lewy-Körper-Demenz. Die Assoziationen für Geschiedene und nie Verheiratete blieben signifikant, wenn demografische, verhaltensbezogene, klinische, genetische, Überweisungsquellen-, Teilnahme- und Diagnosefaktoren berücksichtigt wurden. Die Assoziationen waren etwas stärker bei professionellen Überweisungen, Männern und relativ jüngeren Teilnehmern. (...)

Es gab einige Hinweise auf eine Moderation durch Alter, Geschlecht und Überweisungsquelle. Stratifizierte Analysen zeigten jedoch nur geringe Unterschiede zwischen den Gruppen, und die meisten Wechselwirkungen waren nicht signifikant, was darauf hindeutet, dass die Rolle des Familienstands bei Demenz bei Personen mit unterschiedlichem Demenzrisiko aufgrund von Bildung, Depression und genetischer Anfälligkeit tendenziell ähnlich ist.
 
Es gibt ja auch die These, daß Demenz mit Infektionen zu tun hat und damit ansteckend sein könnte, z.B.:

... Eine Infektion mit dem Magenkeim Helicobacter pylori könnte das Risiko, an Alzheimer-Demenz zu erkranken, erhöhen: Bei Menschen über 50 Jahren kann das Risiko nach einer Infektion mit Symptomen um durchschnittlich 11 Prozent erhöht sein, rund zehn Jahre nach der Infektion sogar um 24 Prozent. Das legen die Ergebnisse einer Studie von Charité – Universitätsmedizin Berlin und McGill University (Kanada) nahe, die nun im Fachmagazin Alzheimer's & Dementia* publiziert wurden. Die Forschenden haben Patientendaten aus drei Jahrzehnten analysiert. ...


Dann wäre evtl. das Risiko, daß sich Paare gegenseitig anstecken, gegeben mit den entsprechenden Folgen (?).

Dr. Nehls zur Alzheimer-Demenz: https://michael-nehls.de/wp-content/uploads/2023/06/PZ-Pforzheim-vom-30.05.2018-Seite-29-1.pdf

Grüsse,
Oregano
 
Es gibt ja auch die These, daß Demenz mit Infektionen zu tun hat und damit ansteckend sein könnte, z.B.:

Dann wäre evtl. das Risiko, daß sich Paare gegenseitig anstecken, gegeben mit den entsprechenden Folgen (?).

Naja, wenn man, wie ich z.B. täglich im überfüllten Bus fährt, wo jeder dritte hustet, niest oder ähnliches, wo wirklich viele Krankheitserreger in der Luft liegen, da könnte die Ansteckungsgefahr eher höher sein als zu Hause...?!

Allerdings halte ich persönlich Krankheit als etwas sehr eigenes, so wie früher in der Schule bis zu 5 Schüler an einer Kinderkrankheit erkrankt waren und den anderen machte das nix.
Auch Viren sind ja immer unter uns, aber nicht jeder erkrankt...
 
Vor allem bei schlechten Ehen wohl. Wieviele Ehen sind schlecht? 50 % werden geschieden...also viele sind schlecht!

Und - es gibt da wohl einige Menschen, die von jung auf "nicht alleine sein" können...und sich in die nächstbeste oder eben schlechte Verbindung flüchten...und sich dann wieder gehen lassen..

Demgegenüber soll ja Einsamkeit so ungesund wie 15 Zigaretten sein.

Singles sind womöglich aber öfter einsam...man kommt nach Hause - Tür zu... und dann muss Musik oder der Fernseher für ein "Gemeinschaftsgefühl" sorgern....

Aber sie haben dann ihre Ruhe! Viele Verbandelte - in Familien eingebundene klagen darüber, dass sie nie Ruhe für sich alleine haben!

Es hat halt wie alles im Leben zwei Seiten!
 
Vor allem bei schlechten Ehen wohl.
Zur Rolle der "Qualität" der Ehe steht einiges in der Studie:
Married individuals tend to have less social integration 41 and are engaged in less frequent and lower-quality interactions in their networks compared to their unmarried counterparts. 43 These positive aspects of well-being and social ties may potentially serve as protective factors against dementia over time. 14, 15, 44 There is substantial evidence that the health benefits of marriage appear to be only in high-quality marriages. 45 In contrast, individuals who are unhappy in their marriage, an indicator of marital quality, are more likely to have equal or worse health and mortality risk compared to those who are widowed, divorced, or never-married counterparts. 46 Thus, marital quality may play a key role in the association. 47
- übersetzt mit DeepL-Translator (kostenlose Version):
Verheiratete Menschen sind tendenziell weniger sozial integriert 41 und haben weniger häufige und qualitativ schlechtere Interaktionen in ihren Netzwerken als Unverheiratete.4 3 Diese positiven Aspekte des Wohlbefindens und der sozialen Bindungen können im Laufe der Zeit möglicherweise als Schutzfaktoren gegen Demenz dienen. 14, 15, 44 Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass die gesundheitlichen Vorteile der Ehe nur in qualitativ hochwertigen Ehen zum Tragen kommen.45 Im Gegensatz dazu haben Personen, die in ihrer Ehe unglücklich sind - ein Indikator für die Qualität der Ehe - mit größerer Wahrscheinlichkeit ein gleiches oder schlechteres Gesundheits- und Sterblichkeitsrisiko im Vergleich zu verwitweten, geschiedenen oder nie verheirateten Personen.46 Somit könnte die Qualität der Ehe eine Schlüsselrolle in diesem Zusammenhang spielen. 47

Singles sind womöglich aber öfter einsam ... und dann muss Musik oder der Fernseher für ein "Gemeinschaftsgefühl" sorgern....
Oder das Internet ...
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Britische Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Ehe einen schützenden Effekt gegen Demenz hat. Menschen, die ihr ganzes Leben lang Single waren, hatten ein um 42 Prozent höheres Risiko, an Demenz zu erkranken, im Vergleich zu Verheirateten. Verwitwete hatten immer noch ein um 20 Prozent höheres Risiko. Das Forschungsteam um Andrew Sommerlad vom University College London analysierte Daten von 15 Studien mit insgesamt 812.000 Teilnehmern aus Europa, Nord- und Südamerika sowie Asien.

Das ist eine Metastudie, im Unterschied zur ersten Studie haben diese Wissenschaftler nicht selbst geforscht, sondern auf Daten aus älteren Studien zurückgegriffen. Nun ist aber bekannt, dass gerade Studien aus der Alzheimerforschung über Jahrzehnte manipuliert wurden, um den Umsatz von unwirksamen Medikamenten zu steigern (-> Eliezer Masliah, Sylvain Lesné). Man kann also annehmen, dass diese Metastudie genauso wertlos ist wie die Studien, auf denen sie aufsetzt.
 
Wahrscheinlich liegt es weniger am Familienstand, sondern viel mehr wie verbunden oder isoliert sich ein Mensch im Alltag fühlt und wie aktiv er in soziale Kontakte involviert ist - auch Paare können einsam zu zweit und zurückgezogen leben im Alter, ohne aktiv am Leben teilzuhaben.
 
Grade habe ich wieder etwas gelesen: "Regretting Motherhood".

Das wäre natürlich wieder ein anderes Thema - passt aber vielleicht auch hierhin.

Mutter sein wird generell als "das höchste aller Glücksgefühle" angesehen - Kinder kriegen - sich fortpflanzen, als das Ziel der Verwirklichung schlechthin.
Eigentlich ist das ja richtig - sowohl Pflanzen, Tiere, wie Menschen streben das ungewollt an.

Aber es gibt dann eben die Kehrseite: Mütter die sich sehnen nach der ehemaligen Freiheit. Die sich langweilen mit den Kindern...unglücklich sind - das, obwohl sie sie eigentlich schon lieben.

 
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