Themenstarter
- Beitritt
- 27.06.12
- Beiträge
- 14
Moin zusammen!
Ich bin heute über Euer Forum gestolpert (konkret durch diesen Beitrag https://www.symptome.ch/threads/tipps-fuer-angehoerige-von-depressiven.1344/#post-8879) und habe mich spontan angemeldet, weil ich dachte, vielleicht hilft mir der direkte Austausch mit Betroffenen und Angehörigen weiter.
Dinge in der Art, wie whitney sie geschrieben hatte sind leider alles, was man unter "Hilfe für Angehörige" finden kann ... nur hilft es mir nicht weiter. Ich weiß, dass man manche Dinge nicht sagen sollte, weil man Depressionen nicht bagatellisieren kann und vieles von dem, was unter "hilfreiche Sätze" aufgeführt wurde, habe ich ihm gesagt...
Um das also vorab klarzustellen: Genau sowas suche ich nicht! Nichts für ungut, aber ich brauche konkrete Tipps und Anregungen, keine Floskeln.
Also:
Es geht um einen Freund - einen sehr guten Freund ... Ich muss dazu sagen, dass wir z.T. nur unregelmäßig Kontakt haben, was aber nicht ungewöhnlich ist. Er hatte früher schon Probleme, war wegen seiner Depressionen auch in Behandlung und hat sie im Lauf der Zeit eigentlich sehr gut in den Griff bekommen: ist wieder arbeiten gegangen, nimmt keine Medis mehr... hat sich wirlich wieder nach oben gekämpft.
Jetzt hatten wir eine Weile keinen Kontakt und als ich mich gemeldet habe, wusste ich ziemlich schnell, dass es aktuell ganz düster aussah.
So nach und nach hat er mir dann auch erzählt, was los ist... will ich aber, wenn möglich, nicht näher drauf eingehen. Eine Mischung verschiedener Enttäuschungen und Belastungen, die ihm sehr zu schaffen machten, darunter auch ein Beinahe-Selbstmord.
Er war verzweifelt usw., dazu die Selbstvorwürfe, das Gefühl, nicht wichtig zu sein, bis hin zu erneuten Überlegungen, dass es besser wäre, nicht weiterzuleben...
Ich habe versucht, ihm zu helfen, so gut es ging: Habe zugehört (vieles lief auch über SMS), nachgefragt, getröstet, aufgebaut (oder es versucht) und ihm immer wieder gesagt: Ich bin da, Du bist nicht allein.
Habe ihm auch gestanden, dann ich furchtbare Angst davor hatte, dass er sich etwas antun könnte, dass er für mich wahnsinnig wichtig ist... dass ich die Vorstellung, dass er beinahe "weg" gewesen wäre, ohne ein Wort, unerträglich finde...
Er erzählte mir, dass ich die einzige bin, die davon weiß, dass ich auch aktuell bei einigen Dingen die einzige bin, mit der darüber redet (und beim rest eine von zwei Freunden)...
Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er mich ausgenutzt hätte, weil ich seinetwegen Sorgen hätte, weil er mir weh tun könnte.... und ich habe ihm gesagt, dass das nicht stimmt, dass er keine Belastung ist, im Gegenteil, dass er mir auch gerade wieder eine große Hilfe ist (hatte zur der Zeit großen Stress mit Mobbing usw.), dass er mir viel bedeutet, dass ich v.a. nicht die Einzige bin, die so über ihn denkt, habe ihn an seine Famile und Freunde erinnert...
Und natürlich wollte und will er mir Dinge wie "Du bist wichtig" nicht glauben, was mich aber nicht daran hindert, es ihm immer wieder zu sagen...
Alles, was ich gemacht habe, war eher nach Gefühl. Vielleicht sollte ich dabei sagen, dass ich selbst vor vielen Jahren soweit war, dass ich nicht mehr weiter wusste und konnte, auch selbst an Selbstmord gedacht habe... und die Erfahrung gemacht habe, dass es tatsächlich besser werden kann.
Er weiß um diese Vorgeschichte und ich habe ihm auch deutlich gemacht, dass ich daran glaube, dass es sich lohnt, weiterzuleben, dass es tatsächlich besser werden kann, auch wenn man das aktuell nicht sehen kann.
Um es kurz zu machen: Es hat seine Zeit gedauert, aber nach einer Weile wurde es allmählich wirklich etwas besser...
Ich weiß, dass das kein gerader Weg sein kann, dass es auch mal wieder Schritte zurück gibt. Solche waren auch in den letzten drei Monaten dabei.
Aber nach und nach hatte ich den Eindruck, es würde ganz langsam bergauf gehen. Er ist mit Freunden unterwegs (während er sich vorher eingeigelt hatte), hatte öfter wieder gute Laune, hat Pläne gemacht (Urlaub, Wohnung renovieren, will sich auch wieder n Haustier holen), isst vernünftig, schläft v.a. auch wieder...
... und ich habe ihn auch nicht nerven wollen, ich weiß, dass ich manchmal klammere. Also habe ich mich zwar immer mal gemeldet und auch ganz konkret gefragt, wie es ihm geht, mich gefreut, wenn er sagte "besser" und ihn unterstützt, wenn es gerade nicht so toll war.
Manchmal unterhalten wir uns ein zwei Tage wieder mehr, dann ist mal zwei drei Tage Funkstille. Ab und an meldet er sich von alleine, häufiger melde ich mich... allerdings hat er auch viel Arbeit, also habe ich mir keine Sorgen gemacht.
Alles in allem hatte ich eigentlich jeden Grund, anzunehmen, dass es ihm im Großen und Ganzen allmählich besser geht und er bestätigt es auch, trotz der gelegentlichen Zweifel, ob er es schaffen wird.
Aber:
Jetzt ist geht es ihm gerade wieder ziemlich schlecht. Er sagt, alles ist bescheiden, im einzelnen Bagatellen, zusammen genommen aber fast zuviel. Konkrete Aussagen dazu sind auch, dass es im Leben für jeden Schritt vorwärts drei zurück geht, dass er nicht glaubt, dass es irgendwann besser wird...
Nur weiß ich aktuell nicht, was ich machen kann und soll.
Nicht, dass es mir zuviel wäre oder ähnliches, das meine ich nicht. Es geht eher darum, dass ich diesmal nicht wirklich an ihn rankomme...
Wie gesagt, ich will ihn nicht drängen. Er antwortet mir ja, wenn ich ihn frage, wie es ihm geht, wenn ich frage, weshalb es ihm schlecht geht, kriege ich auch ein antwort... aber es ist anders, als sonst, wo er von sich aus mit mir geredet hat.
Und da liegt eben mein Problem: Ich habe ihm auch jetzt wieder gesagt: Du kannst immer mit mir reden und wenn du nicht reden willst, ist das genauso ok und das meine ich auch so.
Aber ich weiß nicht, ob es richtig ist, gerade so im Hintergrund zu bleiben und zu warten, ob er von allein kommt und reden will.
Oder ob ich nicht doch auf ihn zugehen soll und muss.
Ich weiß ja, dass es schwer ist, von alleine das Gespräch zu suchen (v.a. weiß ich, dass er mehr der Typ ist, der alles mit sich selbst ausmacht, der auf keinen Fall jdm. zur Last fallen will), aber wenn ich ihn bedränge, macht das die Sache nur schlimmer... v.a. will ich nicht, dass er denkt, ich würde auch noch irgendwelche Erwartungen stellen, die er erfüllen soll.
Ich überlege auch ernsthaft, ob ich ihn nicht einfach drauf ansprechen soll. Ich hatte auch schonmal gesagt: Du bist so schweigsam. Darauf er: Ich habe nicht viel zu sagen aktuell, aber es liegt ganz sicher nicht an Dir.
Hat irgendjemand einen guten Tipp?
Am Besten aus eigener Erfahrung, was hilft etc....
Ich will nichts falsch machen, ihn nicht drängen, ich will ihn aber v.a. auch nicht im Stich lassen... oder ihm das Gefühl geben.
Er weiß ja auch selbst um seine Situation... was eigentlich schon ein Vorteil ist, aber gerade, dass er genau weiß, wozu seine Probleme wieder führen können und anspricht, dass er davor Angst hat, macht mir Sorgen, denn das zeigt, dass die Situation ernst ist. Ich würde gerne etwas tun, bevor es zu spät ist...
Bin für alle Antworten dankbar
Liebe Grüße,
Lilith
P.S.: Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass er auf keinen Fall wieder in Therapie gehen wird. Über die damals spricht er nicht viel, aber ich weiß, dass das für ihn die Hölle war. Habe ihn auch aktuell danach gefragt, obwohl ich mir die Antwort denken konnte.
Ich bin heute über Euer Forum gestolpert (konkret durch diesen Beitrag https://www.symptome.ch/threads/tipps-fuer-angehoerige-von-depressiven.1344/#post-8879) und habe mich spontan angemeldet, weil ich dachte, vielleicht hilft mir der direkte Austausch mit Betroffenen und Angehörigen weiter.
Dinge in der Art, wie whitney sie geschrieben hatte sind leider alles, was man unter "Hilfe für Angehörige" finden kann ... nur hilft es mir nicht weiter. Ich weiß, dass man manche Dinge nicht sagen sollte, weil man Depressionen nicht bagatellisieren kann und vieles von dem, was unter "hilfreiche Sätze" aufgeführt wurde, habe ich ihm gesagt...
Um das also vorab klarzustellen: Genau sowas suche ich nicht! Nichts für ungut, aber ich brauche konkrete Tipps und Anregungen, keine Floskeln.
Also:
Es geht um einen Freund - einen sehr guten Freund ... Ich muss dazu sagen, dass wir z.T. nur unregelmäßig Kontakt haben, was aber nicht ungewöhnlich ist. Er hatte früher schon Probleme, war wegen seiner Depressionen auch in Behandlung und hat sie im Lauf der Zeit eigentlich sehr gut in den Griff bekommen: ist wieder arbeiten gegangen, nimmt keine Medis mehr... hat sich wirlich wieder nach oben gekämpft.
Jetzt hatten wir eine Weile keinen Kontakt und als ich mich gemeldet habe, wusste ich ziemlich schnell, dass es aktuell ganz düster aussah.
So nach und nach hat er mir dann auch erzählt, was los ist... will ich aber, wenn möglich, nicht näher drauf eingehen. Eine Mischung verschiedener Enttäuschungen und Belastungen, die ihm sehr zu schaffen machten, darunter auch ein Beinahe-Selbstmord.
Er war verzweifelt usw., dazu die Selbstvorwürfe, das Gefühl, nicht wichtig zu sein, bis hin zu erneuten Überlegungen, dass es besser wäre, nicht weiterzuleben...
Ich habe versucht, ihm zu helfen, so gut es ging: Habe zugehört (vieles lief auch über SMS), nachgefragt, getröstet, aufgebaut (oder es versucht) und ihm immer wieder gesagt: Ich bin da, Du bist nicht allein.
Habe ihm auch gestanden, dann ich furchtbare Angst davor hatte, dass er sich etwas antun könnte, dass er für mich wahnsinnig wichtig ist... dass ich die Vorstellung, dass er beinahe "weg" gewesen wäre, ohne ein Wort, unerträglich finde...
Er erzählte mir, dass ich die einzige bin, die davon weiß, dass ich auch aktuell bei einigen Dingen die einzige bin, mit der darüber redet (und beim rest eine von zwei Freunden)...
Er hatte ein schlechtes Gewissen, weil er mich ausgenutzt hätte, weil ich seinetwegen Sorgen hätte, weil er mir weh tun könnte.... und ich habe ihm gesagt, dass das nicht stimmt, dass er keine Belastung ist, im Gegenteil, dass er mir auch gerade wieder eine große Hilfe ist (hatte zur der Zeit großen Stress mit Mobbing usw.), dass er mir viel bedeutet, dass ich v.a. nicht die Einzige bin, die so über ihn denkt, habe ihn an seine Famile und Freunde erinnert...
Und natürlich wollte und will er mir Dinge wie "Du bist wichtig" nicht glauben, was mich aber nicht daran hindert, es ihm immer wieder zu sagen...
Alles, was ich gemacht habe, war eher nach Gefühl. Vielleicht sollte ich dabei sagen, dass ich selbst vor vielen Jahren soweit war, dass ich nicht mehr weiter wusste und konnte, auch selbst an Selbstmord gedacht habe... und die Erfahrung gemacht habe, dass es tatsächlich besser werden kann.
Er weiß um diese Vorgeschichte und ich habe ihm auch deutlich gemacht, dass ich daran glaube, dass es sich lohnt, weiterzuleben, dass es tatsächlich besser werden kann, auch wenn man das aktuell nicht sehen kann.
Um es kurz zu machen: Es hat seine Zeit gedauert, aber nach einer Weile wurde es allmählich wirklich etwas besser...
Ich weiß, dass das kein gerader Weg sein kann, dass es auch mal wieder Schritte zurück gibt. Solche waren auch in den letzten drei Monaten dabei.
Aber nach und nach hatte ich den Eindruck, es würde ganz langsam bergauf gehen. Er ist mit Freunden unterwegs (während er sich vorher eingeigelt hatte), hatte öfter wieder gute Laune, hat Pläne gemacht (Urlaub, Wohnung renovieren, will sich auch wieder n Haustier holen), isst vernünftig, schläft v.a. auch wieder...
... und ich habe ihn auch nicht nerven wollen, ich weiß, dass ich manchmal klammere. Also habe ich mich zwar immer mal gemeldet und auch ganz konkret gefragt, wie es ihm geht, mich gefreut, wenn er sagte "besser" und ihn unterstützt, wenn es gerade nicht so toll war.
Manchmal unterhalten wir uns ein zwei Tage wieder mehr, dann ist mal zwei drei Tage Funkstille. Ab und an meldet er sich von alleine, häufiger melde ich mich... allerdings hat er auch viel Arbeit, also habe ich mir keine Sorgen gemacht.
Alles in allem hatte ich eigentlich jeden Grund, anzunehmen, dass es ihm im Großen und Ganzen allmählich besser geht und er bestätigt es auch, trotz der gelegentlichen Zweifel, ob er es schaffen wird.
Aber:
Jetzt ist geht es ihm gerade wieder ziemlich schlecht. Er sagt, alles ist bescheiden, im einzelnen Bagatellen, zusammen genommen aber fast zuviel. Konkrete Aussagen dazu sind auch, dass es im Leben für jeden Schritt vorwärts drei zurück geht, dass er nicht glaubt, dass es irgendwann besser wird...
Nur weiß ich aktuell nicht, was ich machen kann und soll.
Nicht, dass es mir zuviel wäre oder ähnliches, das meine ich nicht. Es geht eher darum, dass ich diesmal nicht wirklich an ihn rankomme...
Wie gesagt, ich will ihn nicht drängen. Er antwortet mir ja, wenn ich ihn frage, wie es ihm geht, wenn ich frage, weshalb es ihm schlecht geht, kriege ich auch ein antwort... aber es ist anders, als sonst, wo er von sich aus mit mir geredet hat.
Und da liegt eben mein Problem: Ich habe ihm auch jetzt wieder gesagt: Du kannst immer mit mir reden und wenn du nicht reden willst, ist das genauso ok und das meine ich auch so.
Aber ich weiß nicht, ob es richtig ist, gerade so im Hintergrund zu bleiben und zu warten, ob er von allein kommt und reden will.
Oder ob ich nicht doch auf ihn zugehen soll und muss.
Ich weiß ja, dass es schwer ist, von alleine das Gespräch zu suchen (v.a. weiß ich, dass er mehr der Typ ist, der alles mit sich selbst ausmacht, der auf keinen Fall jdm. zur Last fallen will), aber wenn ich ihn bedränge, macht das die Sache nur schlimmer... v.a. will ich nicht, dass er denkt, ich würde auch noch irgendwelche Erwartungen stellen, die er erfüllen soll.
Ich überlege auch ernsthaft, ob ich ihn nicht einfach drauf ansprechen soll. Ich hatte auch schonmal gesagt: Du bist so schweigsam. Darauf er: Ich habe nicht viel zu sagen aktuell, aber es liegt ganz sicher nicht an Dir.
Hat irgendjemand einen guten Tipp?
Am Besten aus eigener Erfahrung, was hilft etc....
Ich will nichts falsch machen, ihn nicht drängen, ich will ihn aber v.a. auch nicht im Stich lassen... oder ihm das Gefühl geben.
Er weiß ja auch selbst um seine Situation... was eigentlich schon ein Vorteil ist, aber gerade, dass er genau weiß, wozu seine Probleme wieder führen können und anspricht, dass er davor Angst hat, macht mir Sorgen, denn das zeigt, dass die Situation ernst ist. Ich würde gerne etwas tun, bevor es zu spät ist...
Bin für alle Antworten dankbar
Liebe Grüße,
Lilith
P.S.: Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass er auf keinen Fall wieder in Therapie gehen wird. Über die damals spricht er nicht viel, aber ich weiß, dass das für ihn die Hölle war. Habe ihn auch aktuell danach gefragt, obwohl ich mir die Antwort denken konnte.
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: