Folgen von Antidepressiva bei 77-Jährigem

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18.05.10
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Guten Tag,

mein 77-jähriger Vater hat dieses Jahr wegen schweren Depressionen und Selbstmordgedanken etwa 3 Monate lang starke Antidepressiva eingenommen, die meiste Zeit davon in einer psychiatrischen Klinik.


Es waren diese Mittel:
Milnaneurax (Wirkstoff Milnacipran)
Mirtazapin
Oxazepam

Dazu gab es noch Folsan (Folsäure), Movikol (für die Verdauung) und Vitamin B12.

Es kam zu schweren Nebenwirkungen: totale Müdigkeit (lag fast nur noch im Bett), große Schwäche (konnte fast nicht mehr laufen), schlimmes Zittern, absolute Willenlosigkeit, Appetitlosigkeit (dadurch Gewichtsverlust von ca. 16 kg), sogar Persönlichkeitsänderungen.


Vor etwa 6 Wochen hat er (wieder zu Hause) alles abgesetzt. Der allgemeine Zustand hat sich seitdem stark gebessert, ist aber noch lange nicht wie vorher.

Er leidet derzeit unter allgemeiner Schwäche/Müdigkeit, Schwanken beim Gehen, Konzentrationsproblemen, Zittern (zum Glück schon weniger geworden). Leider ist dadurch im Moment auch kein Autofahren möglich, was ihn sehr belastet und die Situation meiner Eltern kompliziert macht, da sie auf dem Land wohnen (meine Mutter kann schon länger nicht mehr fahren).

Dazu muss man sagen, dass er vor dieser Geschichte sehr gesund und rüstig war. Er konnte alles, in Garten und Haus arbeiten, renovieren, Fahrrad fahren etc. Gesundheitliche Probleme gab es nur selten, und wenn, dann erholte er sich schnell wieder.


Was ich gerne fragen möchte:

Weiß jemand, was man gegen die Folgen dieser Medikamente tun könnte?

Oder muss man einfach nur Geduld haben und abwarten?

Könnten die Mittel eventuell zu einem Mineralstoff- oder Vitaminmangel geführt haben?

Wenn ja: Welcher könnte das sein?

Oder müsste man das erst genau testen?



Vom Hausarzt ist leider keine große Hilfe zu erwarten.

Vielen Dank.
 
Hallo Nina-Maria, gab es denn irgendetwas, was deinen Vater aus der Bahn geworfen hat, so daß er die Depression entwickelt hat? Denn dieser Auslöser ist doch jetzt nicht verschwunden durch ein paar Monate Psychopharmaka.

Zu Nachwirkungen von Antidepressiva kann ich nichts sagen, außer daß ihre Wirkung in der Regel darin besteht, daß sie den Körper dazu bringen, den Neurotransmitterhaushalt (kompensatorisch) anders einzustellen als ohne. Deshalb dauert der Wirkungseintritt mehrere Wochen, und folglich dauert es auch mindestens mehrere Wochen, bis der alte Haushalt sich (hoffentlich) wieder einstellt.
 
Hallo Malvegil,

vielen Dank.

Was die Depression ausgelöst hat, weiß keiner so richtig, es scheint aber jetzt besser zu sein.

Die Psychopharmaka waren unserer Meinung nach überhaupt keine Hilfe, da er einfach nur immer schwächer wurde. Der Klinikaufenthalt war auch kein Erfolg, da es noch nicht einmal Gesprächstherapie gab, nur die Medikamente und außerdem Gymnastik, Basteln/Malen und Spielen auf Schlaginstrumenten.

Vielleicht muss man also einfach mehr Geduld haben und warten, dass sich der Neurotransmitterhaushalt wieder normalisiert ...
 
einfach nur Geduld haben und abwarten?

das reicht oft schon.

da die ärzte die schweren, teils genet. krankheiten, die ich habe, nicht kennen, obwohl sie schon seit einigen jahrzehnten in den med. fachbüchern stehen, wurde früher immer behauptet, es wäre alles nur psych.-somat. und ich bekam pillen, die ich wegen meiner krankheiten nie hätte bekommen dürfen.

die ärzte haben mich damit mehrmals fast umgebracht (nicht gefühlt, sondern tatsächlich) und es hat jedes mal gereicht, die pillen wegzulassen (es waren jedes mal andere angeblich harmlose) um die dadurch ausgelösten beschwerden wieder zu beseitigen.
es hat aber immer sehr lange gedauert.

ich hab mich dann geweigert noch mal irgendwelche chem. pillen zu nehmen und hab dadurch zwar gr. probleme bekommen (z.b. keine arbeitsunfähigkeitsbescheinigung, obwohl ich definitiv nicht arbeiten konnte), aber dann gsd einen guten hom. arzt gefunden und es auch selbst gelernt (med. ausbildungen usw. hatte ich schon).

mit homöopathie kann ein arzt sehr vieles ganz erheblich bessern oder auch beseitigen und das ohne nebenwirkungen.
viele ärzte usw. haben es aber leider nur auf dem schild stehen und wenig oder keine ahnung.

aber es gibt auch sehr gute homöop. ärzte. vielleicht wär das etwas für deinen vater ?

vor allem sollte auch geklärt werden, warum er depessiv war.
das kann u.a. auch ein symptom bei ganz anderen krankheiten sein, aber z.b. auch auftreten, wenn man unverträgliches ißt oder trinkt oder dem sonst irgenwie ausgesetzt ist (z.b. schadstoffe).

oder nebenwirkung bei anderen chem. pillen sein.
man sollte sowieso immer erst die nebenwirkungen im beipackzettel (gibt es auch im internet) lesen bevor man pillen kauft, egal ob verordnete oder sonstige (auch vitaminpillen usw. können negative wirkungen haben, daher sollte man auch das besser über eine gesunde ernährung (bio, frisch und schonend selbst zubereitet) regeln.


lg
sunny
 
Hallo Sunny,

vielen Dank.

Die Auswahl an Ärzten ist da auf dem Land leider ziemlich gering, und jemand mit homöopatischer Ausrichtung wäre wohl nur schwer zu finden. Meine Mutter wollte ihn schon zu einem Heilpraktiker bringen, aber da schien er selber nicht so interessiert zu sein ... alles etwas kompliziert.

Sein Hausarzt hat ihn jetzt zum Neurologen überwiesen, was mir nicht besonders sinnvoll erscheint. Der Termin ist auch erst Mitte September.

Dass es sich um eine Unverträglichkeit handelt, glaube ich eher nicht. Vor ca. 25 Jahren hatte es mal einen Selbstmordversuch gegeben, wobei die Ursache damals absolut klar war (schwierige Situation). Wir hatten großes Glück, und er kam in eine sehr gute Psychiatrie, die ihn wieder auf die Beine stellte.

Dieses Mal hat keiner so richtig begriffen, was eigentlich los war. Es kam fast "aus dem Nichts". In der Klinik hat leider auch niemand versucht, dahinterzukommen. Meine Mutter wollte einen Termin bei einem Psychologen ausmachen, ob das geschehen ist, weiß ich jetzt gar nicht. Da wird es wohl auch Wartezeiten geben.

Eigentlich sollte er auch noch in eine Rehaklinik, was zunächst von der Krankenkasse bewilligt wurde, dann aber plötzlich nicht mehr möglich war. Völlig absurd.

Es ist schon klar, dass man bei Medikamenten immer erst den Beipackzettel lesen sollte. Stationär in einer Klinik kann das allerdings schwierig sein, vor allem, wenn man gerade depressiv ist und auf Hilfe hofft.

Ich bin jetzt bei meinen Recherchen auf das SSRI-Absetzsyndrom gestoßen, das beim Absetzen von Serotonin-Wiederaufnahmehemmern auftreten kann. Die Symptome passen teilweise. Vielleicht wäre es einfach sinnvoll, den Serotoninhaushalt anzukurbeln, damit der wieder ins Gleichgewicht kommt.
 
Hallo Nina-Maria,

nur eine Frage: ist ausgeschlossen worden, daß Dein Vater evtl. Diabetiker ist? Auch so eine Krankheit kann zur Depression führen....

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Abb.: Die psychosoziale und körperliche Seite der Depression, zwei Seiten der gleichen Medaille
Die beiden Bereiche – psychosozial und neurobiologisch – schließen sich nicht aus, sondern ergänzen sich vielmehr. Das bedeutet, dass eine Depression nicht entweder körperliche (neurobiologische) oderpsychosoziale Ursachen hat, sondern vielmehr immer auf beiden Seiten nach Ursachen gesucht und therapeutisch interveniert werden kann. Ähnlich wie bei einer Medaille, die auch immer von zwei Seiten betrachtet werden kann.

Evtl. könnte da ein Austausch z.B. mit dieser Dt. Depressionshilfe nützlich sein?

Grüsse,
Oregano
 
Hallo Oregano,

vielen Dank.

Ob das mal überprüft wurde, weiß ich nicht, werde ich ansprechen. Blutuntersuchungen gab es ab und zu mal, und da schien wohl immer alles in Ordnung zu sein. Auf jeden Fall hat in der ganzen Familie niemand Diabetes.

Das mit der Depression ist wohl inzwischen auch besser. Zum Beispiel wollte er neulich zum Friseur gehen, was noch vor zwei Monaten unvorstellbar gewesen wäre, weil er völlig apathisch im Bett lag.

Wenn er körperlich wieder richtig auf die Beine käme, würde ihm das bestimmt sehr helfen.
 
Wenn er körperlich wieder richtig auf die Beine käme, würde ihm das bestimmt sehr helfen.

Hallo Nina-Maria,

wenn er das auch selber will, könnte er mit den Bennettschen Bettübungen wieder durchstarten:


Wichtig ist dabei, langsam mit ein paar Übungen zu beginnen, und dann kontinuiertlich die Anzahl und Wiederholungen zu steigern. Der ganze Thread und auch Bennetts Buch sind voller weiterer Tipps für eine Gesundhaltung von Körper und Geist im fortgeschrittenen Alter.

Viele Grüße und gute Besserung für deinen Vater! :)
 
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