Film "Liebe Amélie"

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[2] WDR-Film "Liebe Amelie" zeigt Auswirkung der Manie
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Köln (ddp). Welche Belastungen das Krankheitsbild der manischen Depression
für Betroffene und Angehörige bedeutet, zeigt der WDR-Film "Liebe Amelie" am
Mittwoch (20.15 Uhr) in der ARD. Die 17-jährige Amelie leidet an der
Krankheit, die sich zunächst durch einen Selbstmordversuch andeutet. Die
Eltern (Gabriela Maria Schmeide und Oliver Stokowski) sind geschockt,
erkennen aber nicht, dass sich eine krankhafte Depression bei ihrer Tochter
Bahn bricht. Als sich Vater Bernd schließlich eingesteht, dass die Tochter
professionelle Hilfe benötigt, steht die Ehe vor dem Ende.

Drehbuchautorin Hannah Hollinger, die schon die Vorlage für das sensible
Frauenporträt "Die Ärztin" lieferte, versuchte nach eigenem Bekunden, mit
dem Buch die Krankheit in all ihren Widersprüchlichkeiten den Zuschauern
nahe zu bringen, ohne die Krankheit zu verharmlosen. Dabei habe sie vor
allem interessiert, wie die Krankheit sich schleichend entwickelt.

Regisseurin Maris Pfeiffer inszenierte das Drama in dunklen, schattigen
Bildern, die die zerrissene Wahrnehmung Amelies widerspiegeln und ihre
Probleme mit dem Alltag verdeutlichen. Zugleich rückt sie die Krise der
Familie in den Vordergrund, die nach dem Zusammenbruch der Tochter offenbar
wird. So müsse die Mutter erkennen, "dass ihr Kind einen anderen Weg geht
als den, den sie sich für ihr Kind wünscht", sagt Pfeiffer.

Hauptdarstellerin Maria Kwiatkowsky versuchte, Amelie nicht als "kranke
Verrückte" darzustellen. Vielmehr sei es darum gegangen, "Krankheiten zu
erkennen und zu akzeptieren", sagt die 20-Jährige, die auf dem Filmfestival
von Locarno im vergangenen Jahr für ihr Rolle in "En Garde" als beste
Darstellerin ausgezeichnet wurde.

Gabriela Maria Schmeide, die die Mutter spielt, hat selbst eine Tochter, die
schwer behindert ist. "Insofern war mir die Geschichte von 'Liebe Amelie'
ganz nah", sagt sie. Einen kurzen Moment habe sie deshalb befürchtet, "dass
mir die Geschichte zu nahe kommt".

Die manische Depression, die unter die Gruppe der so genannten bipolaren
Störungen fällt, nimmt den Betroffenen während der manischen Phase jegliche
Einsicht in ihre Krankheit. Um so stärker folgt eine Beschämung des
manischen Verhaltens in der depressiven Phase.

Nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für bipolare Störungen sind rund
zwei Millionen Menschen von extrem starken emotionalen Schwankungen bis hin
zur manischen Depression betroffen. Der Verband schätzt, dass die Krankheit
aber nur bei weniger als 50 Prozent richtig diagnostiziert und behandelt
wird.
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