In der indischen Millionenstadt Mumbai sind mehrere Tuberkulose-Erkrankungen aufgetreten, die gegen alle verfügbaren Antibiotika resistent sind. Ein Bericht in Clinical Infectious Diseases (2011; doi: 10.1093/cid/cir889) hat die Gesundheitsbehörden aufgeschreckt.
Dem Leserbrief von Zarir Udwadia vom Hinduja Hospital in Mumbai zufolge waren die Tuberkuloseerreger von vier Patienten gegen sämtliche First-Line-Medikamente sowie gegen sieben Second-Line-Medikament resistent. Der New Scientist berichtet, inzwischen gebe es 12 bestätigte Fälle.
Drei Patienten sollen bereits gestorben sein. Die Weltgesundheitsorganisation zeige sich über die Häufung in der dicht besiedelten Großstadt besorgt. Auf einem Treffen solle über mögliche Gegenmaßnahmen beraten werden, berichtet der New Scientist weiter.
zum Thema
Abstract der Studie
Hinweis des ECDC
Hinduja Hospital
Für Udwadia war die Entwicklung allerdings vorhersehbar. Er macht den sorglosen Umgang indischer Ärzte mit den Medikamenten und auch die TB-Kampagne der indischen Regierung verantwortlich. Diese habe ihre Bemühungen auf die Behandlung der unkomplizierten Tuberkulose beschränkt, aber keine Ressourcen für die Suche und Behandlung von Resistenzen zur Verfügung gestellt.
Die inkonsequente und ohne mikrobiologische Kontrolle durchgeführte Therapie gilt als wichtiger Auslöser der Resistenzen. Sie haben in den frühen 90er Jahren zunächst zur Entwicklung der MDR-Tuberkulose (Multidrug-resistant) geführt, bei der die Erreger gegen Isoniazid and Rifampin resistent sind. Seit 2006 wurden in Afrika XDR-Stämme (extensively drug-resistant) isoliert, die gegen vereinzelte Wirkstoffe der Zweitlinientherapie resistent sind.
Die ersten Fälle einer TDR-Tuberkulose (totally drug-resistant) waren 2007 in Italien und 2009 im Iran entdeckt worden. In beiden Fällen gelang es eine Epidemie zu verhindern. Die Erkrankungen in Mumbai sind deshalb alarmierend, aber nicht notwendigerweise der Beginn einer größeren Epidemie © rme/aerzteblatt.de