Hallo,
ich habe lange hin und her überlegt, ob ich jetzt zu diesem Thread etwas schreiben sollte. Die Frau, die ihn eröffnet hat, hat sich seit 4 Jahren hier nicht mehr gemeldet. Wahrscheinlich also hat sie das Forum längst ad acta gelegt. Warum also schreiben jetzt Menschen hier erst nach zwei Jahren, dann nach 4 Jahren? Um die Threadstarterin noch einmal anzusprechen? Das scheint ziemlich sinnlos.
Mein Eindruck ist eher, es besteht ein eigenes Anliegen. Man möchte dazu keinen neuen Thread eröffnen, was verständlich ist, und man möchte selber gar keine Unterstützung aus dem Forum, was mich dann eine Frage offenlässt.
dubistdaslicht (schöner Nick!), was möchtest Du von anderen hier im Forum? Bestätigung Deiner Gedanken? Widerspruch? Trost? Rat? Ich verstehe es nicht so richtig.
Warum also schreibe ich jetzt. Weil auch mich vor einiger Zeit dieses Thema selbst einmal wieder sehr beschäftigte. Liebeskummer ist wie jeder Kummer ein sehr aufwühlendes Gefühl. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass nichts hilft, keine positiven Gedanken, keine Ablenken, kein Sport (davon war in einem anderen Thread zu diesem Thema die Rede), kein in die Arbeit stürzen, keine Gedanken über Gottes Gedanken.
Mir half immer nur zum einen die Zeit, zum anderen, mir selbst die Frage zu stellen, wie konnte dieser Mensch mit welchen Eigenschaften diese Energie in mir auslösen. Was ist meine Lebensfrage, die dadurch aufgeworfen oder wieder aufgeworfen wird?
Liebeskummer ist wie eine Krankheit, eine Krise, die uns anstößt, uns mit uns selbst zu beschäftigen. Wie jede Krankheit ist auch der Liebeskummer nur zu überwinden durch bedingungslose Annahme. Auch aller Bedürfnisse, die in dieser Zeit auftreten: nach Ablenkung, Auspowern, in die Arbeit stürzen, Weinen, Trauern, aufbegehren.....eben alles was aufkommt.
Es vergeht wieder, selbst wenn es wie in manchen Fällen viele Jahre dauert. Auch die Überwindung einer schweren anderweitigen Krise dauert manchmal viele Jahre. Auch diese Zeit kann nur akzeptiert werden.
Es eröffnet uns bei allem Schmerz, Zweifel und Selbstzweifel eine Chance: uns auf eine der spannendsten Reisen, die möglich sind, zu begeben: Sie beginnt mit der Frage: wer bin ich?
Im Laufe der Reise ergeben sich weitere Fragen, so z.B.: wer bin ich in der Beziehung zu...., was will ich...., was bedeutet Leben? Für andere sind es andere Fragen, für mich waren es bisher in etwa diese und die wichtigste Frage: Was ist mir
wirklich wichtig in diesem Leben?
Es könnte passieren, dass man sein gesamtes Wertesystem auf den Kopf stellt, vielleicht völlig neu sortiert und neue Werte entdeckt, oder man bestätigt noch mal die Werte, die man schon immer verinnerlicht hatte und verdrängt hatte.
Schmerz, Trauer, Wut, Verzweiflung sind trotzdem
da. Sie sind der Motor, der die Nautilus antreibt auf der Reise zum Mittelpunkt der Erde.
Viele Begegnungen sind da, manche sind erstmal unverständlich. Mir ist unter anderem dieser Spruch begegnet: "Jede Reise hat eine geheime Bestimmung, die der Reisende nicht kennt." M. Buber. Er begleitet mich immer noch.
Alles Liebe Euch und gute Reise. Auf dass ihr alle wohlbehalten ankommt.
LieberTee