Erhöhte Zytokin-Werte (va. Interferon Gamma) führt zu CFS?

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Liebe LeidengenossInnen

Anfangs 2015 kam offenbar eine Studie heraus, in der man nachweisen konnte, dass viele an CFS erkrankte Personen erhöhte Zytokin-Werte (va. Interferon Gamma) aufweisen.

Für mich ist diese Studie neu, aber da seit der VÖ doch schon über ein halbes Jahr vergangen ist, würde mich Wunder nehmen, ob man dazu später noch genaueres erfahren hat?

Hier der Link eines entsprechenden Artikels:

scinexx | Immunabwehr schuld am Chronischen Erschöpfungssyndrom? : Forscher finden eindeutige Belege für immunologische Fehlfunktion - Chronisches Erschöpfungssyndrom, CFS, Medizin - Chronisches Erschöpfungssyndrom, CFS, Medizin, Krankheit, Imunsyste

Nun, dass eine fehlgeleitete bzw. überschüssige Immunabwehr am CFS Schuld bzw. mitbeteiligt sein könnte, ist ja nun wirklich nichts neues bzw. vermutet man ja schon lange... Und das mit den erhöhten Werten von z.B. eben Interferon Gamma bei CFSlern habe ich auch schon irgendwo gelesen...

Komisch, denn man hört ja auch von Interferon Gamma Therapien bei CFSlern, was ja dann aber äusserst kontraproduktiv wäre. Und weitere frühere Studien belegen bei CFSlern offenbar eine niedrige Interferon Gamma Synthese. Die Verwirrung ist perfekt!

Was mich auch nachdenklich macht ist, dass erhöhtes Interferon Gamma auch den Abbau von Tryptophan beschleunigen kann, was wiederum die Bildung von genügend Serotonin und demzufolge auch Melatonin verhindert. Tönt plausibel und würde zumindest das Symptom "Müdigkeit" untermauern. Und dann sollte man zumindest dem Problem der Müdigkeit mit erhöhter Tryptophan-Aufnahme eigentlich entgegen wirken können. Nur ist fraglich, ob das sinnvoll ist, denn ein Zuviel an Interferon Gamma kann offenbar Tryptophan in Kynurenin statt Serotonin umwandeln, und dieses Kynurenin sei wiederum Müdigkeits fördend. Also stellt sich die Frage, ob man mit einer erhöhten Tryptophan-Aufnahme genau das Gegenteil bewirken kann und sich als CFSler damit mehr schaden würde als nützen? Also wenn man dem Monster noch mehr Knochen vorwirft welche es zerstören kann, es dann noch stärker wird?

Ich hab jetzt einfach mal meinen Gedanken freien Lauf gelassen und hoffe auf interessante Ansichten eurerseits dazu.
 
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@Gerd: Heisst jetzt WAS genau? Dass die erhöhten Zytokin-Werte psychosomatisch bedingt sein sollen? :confused:
 
Nun, ich hatte geschrieben - kann (unter anderem) - können ist nicht sollen, und in dem verlinkten Beitrag ...
Und da gäbe es ja nicht nur dieses eine Gefühl und auch nicht nur diesen einen Botenstoff zu untersuchen.
Dort ging es um TNFalpha. Klar, das macht es nicht unbedingt einfacher, aber von 'multi-faktoriell' spricht man sowieso.

Gerd
 
Komisch, denn man hört ja auch von Interferon Gamma Therapien bei CFSlern, was ja dann aber äusserst kontraproduktiv wäre.
Hallo,

einer Therapie muss immer eine fundierte Vermessung zahlreicher Immunparameter vorausgehen. ME/CFS ist nicht eine exakt definierte Krankheit, sondern nach wie vor ein Syndrom. Entsprechend vielfältig können Art, Ausprägung und Richtung der immunologischen Abweichungen und Fehlfunktionen sein.

So kann zum Krankheitsbeginn das ein oder andere Zytokin (um bei dem Beispiel zu bleiben) erhöht sein. Im weiteren Verlauf kann sich das Bild jedoch in die entgegengesetzte Richtung umdrehen. Der Organismus fährt dann bspw. gamma-Interrferon herunter, um Autoaggression zu verhindern. (Selbstschutz vor ausuferndem, systemischem Stickstoffmonoxidausstoß) Dies schwächt jedoch gleichzeitig die Abwehr intrazellulärer Erreger, wodurch z.B. die EBV-Last bedenklich steigen kann. (Die Bedeutung dieses Erregers setze ich als hinlänglich bekannt voraus.)

Nur in der Gesamtschau immer wieder und zeitnah erhobener Laborbefunde kann der kundige Arzt ein Wirkung verheißendes Therapieregimen entwerfen. Allein der individuelle Status ist maßgeblich, was sehr wohl bedeuten kann, dass die Gabe von gamma-Interferon zu einem bestimmten Zeitpunkt und in entsprechender Dosis indiziert ist. Selbstredend in Kombination mit weiteren Therapiemodulen, wobei insbesondere auf eine ausreichende, begleitende Zufuhr von Vitaminen, Mineralstoffen, Spurenelementen, Fettsäuren etc. geachtet werden sollte.

Pauschalrezepte gibt es nicht, sie sind in der Tat gefährlich.

Grüße
 
@castor

Danke für deinen Beitrag. Du hast es gut auf den Punkt gebracht.

Und ich muss zu meiner Schande folgendes gestehen: Ich habe in meinem verlinkten Artikel erst jetzt gelesen dass darin die Rede ist, dass die Interferon Gamma Werte nach ein paar Jahren auch plötzlich gegenteilig verlaufen können.

Etwas ist mir bei deinem Text aufgefallen. "Der kundige Arzt", wobei ich das Wort kundig noch unterstrichen hätte. Denn einen solchen zu finden ist sehr schwer :-(

Im übrigen: Natürlich ist mit die Bedeutung des EBV in dieser Thematik bekannt.

Liebe Grüsse
 
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Und ich muss zu meiner Schande folgendes gestehen: Ich habe in meinem verlinkten Artikel erst jetzt gelesen dass darin die Rede ist, dass die Interferon Gamma Werte nach ein paar Jahren auch plötzlich gegenteilig verlaufen können.

Meinem Informationsstand nach liegt das an der zunehmenden Erschöpfung des Immunsystems durch den ständigen Kampf gegen den CFS-auslösenden Erreger.
Ich glaube das steht aber auch in der Studie.
 
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