Windpferd
Im Folgenden eine Zusammenfassung des gleichnamigen Artikels in der Süddeutschen Zeitung Nr. 149 vom 30. 6. 2012, S. 22 (Wissen)
Ein mehrfach preisgekrönter Journalist, Max Rauner, hatte in DIE ZEIT ein Porträt über Ezard Ernst veröffentlicht. Ernst ist Professor für Alternativmedizin an der University of Exeter und kam - wie viele Forscher vor ihm - zu dem Ergebnis, daß Homöopathika nicht besser wirken als Placebo.
Daraufhin erschien im Blog des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) ein Artikel "Max Rauner glänzt mit Halbwissen über Ezard Ernst" von Claus Fritzsche (www.claus-fritzsche.de): Rauner habe schlecht recherchiert und seine Sorgfaltspflicht als Journalist verletzt. (Kritisiert jemand Fitzsche, so bastelt dieser daraus gleich die nächste "Nachricht".) Fritzsche ist Betriebswirt (BA) und verfügt nach eigenen Angaben über langjährige Berufserfahrung in der Vermarktung von erklärungsbedürftigen Industrieprodukten.
Für die DZVhÄ ist er für das Anschwärzen von Kritikern der Homöopathie zuständig. (Für Menschen, deren Glaubwürdigkeit ihr Kapital ist, beispielsweise Journalisten oder Wissenschaftler, ist dieser digitale Rufmord besonders verheerend.) Seine Tätigkeit wird von der Homöopathie-Lobby und von Homöopathika-Produzenten unterstützt. Der DZVhÄ sowie mehrere Hersteller bestätigten, daß sie die teilweise von Fritzsche selbst angebotenen, teils von ihm als "Chefredakteur" verantworteten und betexteten Blogs finanziell fördern. Ein Sponsoring seines CAM-Media.Watch-Blog durch die DHU und durch HEEL gab Fitzsche 2011 zu. Weitere Sponsoren sind Staufen Pharma, WALA, Weleda, Hevert - 43.000 Euro / Jahr von diesen Firmen. Der Gesamtumsatz der Sponsoren beträgt 400 Millionen, davon 100 auf die DHU.
Arzneimittelhersteller finanzieren einen Journalisten, der die Kritiker ihrer Produkte anschwärzt - bei jedem herkömmlichen Pharmakonzern wäre dies ein Skandal. Zu berücksichtigen ist der Pressekodex: "Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, daß redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch solche des Journalisten beeinflußt werden. . . . Wer sich für die Verbreitung oder Unterdrückung von Nachrichten bestechen läßt, handelt unehrenhaft und berufswidrig."
Fritzsche betreibt neben CAM-Media.Watch-Blog noch andere Seiten, z.B. psychophysik.com: Online-Magazin fr Bewusstsein & bewusst sein (esoterische Phänomene, u.a. Geist- und Fernheilung), Neuraltherapie.Blog und Null Toleranz bei Cyber-Kriminalität. Informationen über Esowatch.com.. Die Seiten sind geschickt miteinander verlinkt, um ihr Google-Ranking - und damit die Wirksamkeit des Rufmords -zu erhöhen.
Ständiger Gast bei Fritzsche ist Harald Walach, seit 2010 Leiter des "Instituts für transkulturelle Gesundheitswissenschaften" an der Universität Viadrina. Dieses fiel kürzlich durch eine Magisterarbeit auf, in der über einen Versuch berichtet wurde, mittels eines eigens konstruierten Geräts neben dem Kontakt mit Außerirdischen und Verstorbenen auch Hellsehen zu erleichtern. Walachs Stiftungsprofessur wird finanziert von der Fa. HEEL, s.o. Der Blog seines Instituts verweist seinerseits auf Fritzsches CAM-Media.Watch-Blog, s.o. (Freilich wird dieses Institut voraussichtlich bald geschlossen - anscheinend war es den Kultusministern doch zuviel.)
Die Konzerne sehen auf Anfrage keinerlei Problem mit ihrem Sponsoring. Für Fritsche sei die volle redaktionelle Unabhängigkeit gewährleistet. Man habe keinerlei wirtschaftliche Vorteile durch Fritzsches publizistische Tätigkeiten. Wie lange wohl die Konzerne Fritzsche noch "sponsern" würden, wenn er plötzlich auf die Idee käme, Homöopathie-Kritiker zu loben?
[Persönliche Nachbemerkung: Ich würde wünschen, daß mögliche Effekte jenseits des bisherigen Wissens - gerne auch solche der Homöopathie - endlich mal nicht nur behauptet sondern verfiziert würden. Soweit rein methodologisch Verfikation überhaupt möglich ist. Die Gewinne der o.g. Firmen würden für große Studien nach den Regeln der Kunst - randomisiert, doppelblind usw. - durchaus reichen. Daß die Konzerne stattdessen Kritiker - ja sogar Wissenschaftler mit unerwünschten Ergebnissen - diffamieren, läßt leider darauf schließen, daß sie an eine derartige Möglichkeit selbst nicht mehr glauben und stattdessen nur noch ihre Geschäfte im Auge haben. Überzeugender könnten sie ihre eigenen Behauptungen gar nicht falsifizieren.]
Windpferd
Ein mehrfach preisgekrönter Journalist, Max Rauner, hatte in DIE ZEIT ein Porträt über Ezard Ernst veröffentlicht. Ernst ist Professor für Alternativmedizin an der University of Exeter und kam - wie viele Forscher vor ihm - zu dem Ergebnis, daß Homöopathika nicht besser wirken als Placebo.
Daraufhin erschien im Blog des Deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte (DZVhÄ) ein Artikel "Max Rauner glänzt mit Halbwissen über Ezard Ernst" von Claus Fritzsche (www.claus-fritzsche.de): Rauner habe schlecht recherchiert und seine Sorgfaltspflicht als Journalist verletzt. (Kritisiert jemand Fitzsche, so bastelt dieser daraus gleich die nächste "Nachricht".) Fritzsche ist Betriebswirt (BA) und verfügt nach eigenen Angaben über langjährige Berufserfahrung in der Vermarktung von erklärungsbedürftigen Industrieprodukten.
Für die DZVhÄ ist er für das Anschwärzen von Kritikern der Homöopathie zuständig. (Für Menschen, deren Glaubwürdigkeit ihr Kapital ist, beispielsweise Journalisten oder Wissenschaftler, ist dieser digitale Rufmord besonders verheerend.) Seine Tätigkeit wird von der Homöopathie-Lobby und von Homöopathika-Produzenten unterstützt. Der DZVhÄ sowie mehrere Hersteller bestätigten, daß sie die teilweise von Fritzsche selbst angebotenen, teils von ihm als "Chefredakteur" verantworteten und betexteten Blogs finanziell fördern. Ein Sponsoring seines CAM-Media.Watch-Blog durch die DHU und durch HEEL gab Fitzsche 2011 zu. Weitere Sponsoren sind Staufen Pharma, WALA, Weleda, Hevert - 43.000 Euro / Jahr von diesen Firmen. Der Gesamtumsatz der Sponsoren beträgt 400 Millionen, davon 100 auf die DHU.
Arzneimittelhersteller finanzieren einen Journalisten, der die Kritiker ihrer Produkte anschwärzt - bei jedem herkömmlichen Pharmakonzern wäre dies ein Skandal. Zu berücksichtigen ist der Pressekodex: "Die Verantwortung der Presse gegenüber der Öffentlichkeit gebietet, daß redaktionelle Veröffentlichungen nicht durch private oder geschäftliche Interessen Dritter oder durch solche des Journalisten beeinflußt werden. . . . Wer sich für die Verbreitung oder Unterdrückung von Nachrichten bestechen läßt, handelt unehrenhaft und berufswidrig."
Fritzsche betreibt neben CAM-Media.Watch-Blog noch andere Seiten, z.B. psychophysik.com: Online-Magazin fr Bewusstsein & bewusst sein (esoterische Phänomene, u.a. Geist- und Fernheilung), Neuraltherapie.Blog und Null Toleranz bei Cyber-Kriminalität. Informationen über Esowatch.com.. Die Seiten sind geschickt miteinander verlinkt, um ihr Google-Ranking - und damit die Wirksamkeit des Rufmords -zu erhöhen.
Ständiger Gast bei Fritzsche ist Harald Walach, seit 2010 Leiter des "Instituts für transkulturelle Gesundheitswissenschaften" an der Universität Viadrina. Dieses fiel kürzlich durch eine Magisterarbeit auf, in der über einen Versuch berichtet wurde, mittels eines eigens konstruierten Geräts neben dem Kontakt mit Außerirdischen und Verstorbenen auch Hellsehen zu erleichtern. Walachs Stiftungsprofessur wird finanziert von der Fa. HEEL, s.o. Der Blog seines Instituts verweist seinerseits auf Fritzsches CAM-Media.Watch-Blog, s.o. (Freilich wird dieses Institut voraussichtlich bald geschlossen - anscheinend war es den Kultusministern doch zuviel.)
Die Konzerne sehen auf Anfrage keinerlei Problem mit ihrem Sponsoring. Für Fritsche sei die volle redaktionelle Unabhängigkeit gewährleistet. Man habe keinerlei wirtschaftliche Vorteile durch Fritzsches publizistische Tätigkeiten. Wie lange wohl die Konzerne Fritzsche noch "sponsern" würden, wenn er plötzlich auf die Idee käme, Homöopathie-Kritiker zu loben?
[Persönliche Nachbemerkung: Ich würde wünschen, daß mögliche Effekte jenseits des bisherigen Wissens - gerne auch solche der Homöopathie - endlich mal nicht nur behauptet sondern verfiziert würden. Soweit rein methodologisch Verfikation überhaupt möglich ist. Die Gewinne der o.g. Firmen würden für große Studien nach den Regeln der Kunst - randomisiert, doppelblind usw. - durchaus reichen. Daß die Konzerne stattdessen Kritiker - ja sogar Wissenschaftler mit unerwünschten Ergebnissen - diffamieren, läßt leider darauf schließen, daß sie an eine derartige Möglichkeit selbst nicht mehr glauben und stattdessen nur noch ihre Geschäfte im Auge haben. Überzeugender könnten sie ihre eigenen Behauptungen gar nicht falsifizieren.]
Windpferd
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator: