Vier Wirkstoffe im Test
Deshalb haben Lee und ihre Kollegen die mögliche Wirkung von vier solcher sogenannten Senolytika auf Covid-19 nun im Tierversuch getestet. Dazu gehörten die pflanzlichen Wirkstoffe Fisetin und Quercetin, sowie die Mittel Navitoclax und Dasatinib, die bereits in der Krebstherapie eingesetzt oder in klinischen Studien dafür getestet werden. Im Experiment infizierten die Forschenden ihre Versuchstiere erst mit SARS-CoV-2, einen Tag nach der Infektion verabreichten sie dann das jeweilige Senolytikum.
Das Ergebnis: Alle vier Substanzen – zum Teil allein, zum Teil in Kombination – erwiesen sich bei den Hamstern und Mäusen in unterschiedlichem Maße als wirksam. Sie bremsten die Entzündungskaskade und den Cytokinsturm und verringerten die Lungenschädigung. Besonders effektiv wirkte dabei die Kombination von Dasatinib mit Quercetin: „In dieser Gruppe überlebten alle Tiere, zeigten keine Krankheitsanzeichen und keinen oder kaum Gewichtsverlust“, berichtet das Team. Ergänzende Daten aus klinischen Studien mit Quercetin legten zudem nahe, dass vor allem dieses Senolytikum auch beim Menschen das zelluläre Seneszenzprogramm hemmen könnte.
„Großes Potenzial“ gegen Covid-19
Diese Ergebnisse wecken Hoffnung auch auf eine Wirksamkeit dieser Mittel gegen schwere Verläufe von Covid-19. „Diese Ergebnisse sind sehr ermutigend“, sagt Seniorautor Clemens Schmitt von der Charité. „Die entzündliche Überreaktion frühzeitig mit spezifischen Wirkstoffen zu unterbrechen, hat in unseren Augen großes Potenzial, eine neue Strategie zur Behandlung von Covid-19 zu werden.“
Allerdings: Bevor es soweit ist, müssen noch eine Reihe von Fragen geklärt werden, wie Schmitt betont: „Wie alle Wirkstoffe können die Senolytika aber Nebenwirkungen haben. Bevor man sie für eine Behandlung von Covid-19 in Betracht ziehen könnte, sind deshalb noch viele Fragen zu klären: Welche Dosis ist wirksam? Wann und für wie lange müssten die Substanzen verabreicht werden? Welche Nebenwirkungen sind damit verbunden?“
Auch ob ältere Menschen anders auf die Senolytika reagieren als jüngere müsse erst noch geklärt werden. „Denn mit dem Älterwerden stehen zunehmend mehr Zellen kurz vor dem Eintritt in die Seneszenz“, so Schmitt. Erste klinische Studien zu diesen Fragen sind bereits in Vorbereitung.