Hi Oregano,
mir ging es nicht um "kontra Brei" sondern um pro kindliche, eigenständige Entwicklung.
Also weniger WAS sie als Beikost bekommen, sondern WANN gestartet wird.
Man sagt, dass ein menschliches Baby um 3 Monate zu früh auf die Welt kommt (einfach weil wir aufgrund unserer aufrechten Körperhaltung nicht in der Lage sind die Minis länger zu tragen).
Daher die ersten 3 Monate sind quasi die Fortsetzung der Schwangerschaft.
Und selbst wenn das so nicht stimmt/nicht erwiesen ist.
Ein Mini in dem Alter hat 0 Bedürfnis nach fester Nahrung. Die Zwerge stecken zwar alles mögliche in den Mund, aber da geht es ums sensorische Erfahren, nicht um Sättigung/Nahrungsaufnahme.
Bei den Affen läuft es so:
irgendwann wird der Mini Affe neugierig und stibizt aus Mamas Mund das eine oder andere - meist schon vorgekaute Nahrungsstück (also schon gut eingespeichelt inkl. Enzyme).
Das ist mal ein Bröckerl hier, mal ein Bröckerl da, dient aber keineswegs der Sättigung.
Später beginnt der Mini dann selber -nicht vorgekaute - Nahrung aufzunehmen - wiederum in Mini Mengen - also Großteil Muttermilch und mal hier oder da ein wenig kosten.
Und mit der Zeit wird der Anteil an fester Nahrung immer Größer und der Anteil an Milch immer kleiner.
Der Mini Affe darf das steuern/entscheiden.
Bzw. wenn sie schon recht groß/selbständig sind, kommt es schon immer öfter vor, dass die Mutter die Brust verweigert (weil sie grad was anderes tun mag).
Beim Menschen sollte es m.M. nach genau so ablaufen. Ergo - der Mini weiß am besten was er wann braucht.
Er startet mit erbsengroßen Magen ins Rennen. Der Magen vergrößert sich langsam.
Merkt man deutlich an der Trinkmenge und an den Intervallen - beide werden immer größer sind aber nie konstant.
Wenn ein Wachstummsschub da ist, hängt der Zwerg dann teilweise (gefühlt) non-stop an der Brust. Das dauert 1-3 Tage. Da geht es um eine "Milchbestellung" - das Signal ist: hey liebe Brust, Du must die Produktion hochfahren, ich brauche mehr. Danach ist man dann wieder bei den alten, längeren Intervallen von mehreren Stunden (je nach Größe/Phase).
Der meinige hatte z.B. unter Tags recht kurze Trinkintervalle. Das hat gut gepasst, da er dauernd aktiv war - also hat er das so gebraucht.
In der Nacht war er recht schnell auf 4 Stunden+
Auch gut nachvollziehbar - im Schlaf braucht man weniger Energie.
Irgendwann wird die Nahrung der Eltern immer interessanter. Der Zwerg beginnt zu kosten (und kann auch "ohne Zahn" bzw. mit sehr wenigen Zähnen) so ziemlich alles essen (Fleisch wird z.B. bekaut und ausgesaugt und dann nicht geschluckt, aus Melone lässt sich prima Saft rausquetschen usw..)
"Aus dem Mund klauen" hab ich ausgelassen, da meine Mundflora eine Drama ist.
Brei ermöglicht ja nur, dass der Mini es runterschlucken kann - aber da fehlt komplett das Einspeicheln - somit ist das m.E. nicht so prickelnd für den Verdauungstrakt (im Urwald steht auch kein Püriergerät rum

).
Merkt man auch an den "Beikoststühlen" - da ist es "normal", dass die plötzlich stinken wie :schock: (klar, das Essen ist einfach nicht gut verdaut).
Das war für mich der Hauptgrund die Brei Strategie fallen zu lassen.
Somit hat mein Zwerg selber tun dürfen - ich glaub so mit 5/6 Monaten das erste Mal etwas gekostet. Und danach hat er seine Mahlzeiten "vernichtet" (im Sinne von matschen, werfen, schmieren, schauen wie viel ins Ohr passt...) und satt geworden ist er dann noch monatelang durchs Stillen.
Ich hab es pragmatisch gelöst: Duschvorhang auf den Boden. Seinen Sessel drauf und nach der Mahlzeit den Duschvorhang in die Badewanne gekippt/abgeduscht. Speisereste mit Sieb aufgefangen. Vorhang trocken lassen und fertig.
Ich glaub ein Hund wär in dieser Zeit sehr praktisch gewesen. Als "Staubsauger"
Im Umfeld waren etliche dabei, die erst mit 9-15 Monaten begonnen haben "zu kosten". Meiner Wahrnehmung nach: je angeschlagener die Verdauung (Ekzeme, Allergieneigung, Impfschäden...) desto später hatten die Kinder das Bedürfnis feste Nahrung zu kosten. Gscheite Kinder.
Aber auch jene, die "nach Plan" an Beikost gewöhnt wurden. Dabei ein Zwerg der wirklich arm ist. Pupse/Stuhl riecht enorm ekelhaft (sauer, richtig ätzend. Ich hätte mir vorab nie gedacht, dass ein Mensch sowas produzieren kann).
Die Mutter zieht beim Windeln wechseln Gummihandschuhe an, da sie meint der Stuhl verätzt ihre Haut. "Geholfen" wird von der Ärztin mit Abführmitteln. Entwicklung verzögert sich immer mehr. Da ist natürlich nicht die frühe Beikost schuld, aber ein Teil des Problems.
Und Gluten, Milch und Co probatorisch meiden ist natürlich Schwachsinn. Da gibt es keinen wissenschaftlichen Background usw....
Irgendwann hat es mir gereicht mit Stillen - da war meiner noch längst nicht so weit 100% mit fester Nahrung auszukommen.
Da war ich dann auch froh eine "Kunstmilch" nehmen zu können. (Nicht optimal aber eben für meine individuelle Situation hat es gut gepasst und ich bin froh, dass es sowas gibt).
Und sein Flascherl ist noch lang seine Lieblingsmahlzeit geblieben. Ich glaub so mit 3-3,5 ist es dann "eingeschlafen". Irgendwann hat er einfach drauf vergessen.
Da hab ich aber bewusst drauf geschaut die "erste Milch" zu kaufen. Es gibt da ja eine ganze Palette für immer ältere Kinder (mit immer mehr Stärke, damit sie länger schlafen/länger satt sind). Muttermilch ändert sich auch nicht indem da immer mehr Stärke drinnen ist. Also hab ich es auch bleiben lassen da "Folgemilch" zu nehmen (bei der "Erstlingsmilch" sind die Auflagen auch am strengsten).
Die "Kinderarzt"/mach es richtig Variante läuft meiner Beobachtung aktuell so ab: es gibt die Info ab ca. dem 4 Monat zu starten und z.B. möglichst früh Gluten einzuführen, da sonst höhere Allergiegefahr besteht (jawoll, offizielle Ernährungsberatung)

Auch wenn Ärzte das so meist nicht sagen - mit den Babygläschen bzw. in div. Ratgebern gibt es eigene Essenspläne - in welcher Reihenfolge welche Milchmahlzeit durch Brei ersetzt wird.
Und das waren bei uns wahre Spielgruppendramen (meist Mütter mit erstem Kind). "Er/sie nimmt mir nur ein paar Löffeln. Was stimmt mit ihm/ihr nicht".
Da war dann garantiert die eine Mami, die sagen konnte: meiner isst das GANZE Gläschen auf. Jawoll! (neiderfüllter Blick der restlichen Mamis

)
Dann gab es die Tipps und Tricks der erfahrenen Mütter: wenn man den Brei so und so in den Mund schmiert wird der Schluckreflex ausgelöst. Hereka, Problem gelöst :bang:

))
Und ich verstehs - man ist in der Zeit äh meist übermüdet und dann noch stundenlang warten bis der Zwerg den einen oder anderen Löffel in sich reinschieben lässt... Da sucht man verzweifelt nach Lösungen (der Fliiieeeeger kommmt - Mund weeeeit aufmaaaachen. Brrrrrmmmmmm)
Insofern war es für mich auch MEINE Psychohygiene beim Brei-/Fütterungswahn nicht mit zu machen. Ich hab hergerichtet/weggeräumt. Dazwischen war der Mini lang glücklich beschäftigt seine Experimente durchzuführen und ich konnte halbwegs in Ruhe essen.
Und den Trend: aufs Kind vertrauen, es "machen" lassen finde ich schön. Im Flow sein. Erlauben...
Im Gegenzug fand ich eben den Artikel mit "Brei am 3. Monat" sehr gruselig, weil es ein Schritt zurück ist.
Kinder muss man nicht 100x fragen ob sie Hunger haben, Pipi müssen... Man muss ihnen essen nicht beibringen. Sie schaffen das ganz allein
@blunsi: US hat ja das verschärfte Problem, dass Mütter nur 14 Tage nach der Geburt daheim bleiben dürfen. Also muss es sich eine Mutter erst mal leisten können, ihr Kind zu versorgen statt arbeiten zu gehen.
Viele starten damit Milch abzupumpen, aber das stresst dann halt nochmal zusätzlich und deshalb halten es die wenigsten mehrere Monate durch.
Also ist es natürlich schick den Müttern den Rücken zu stärken in dem man ihnen sagt: hej, Fertigfutter ist super. Nestle und Co wissen schon was sie tun. Die besten Wissenschaftler. etc...
Wär doch noch toller, sich da auf die WHO berufen zu können...
Ist doch viel einfacher/freundlicher für die Wirtschaft, als ihnen z.B. mehr Zeit mit ihren Kindern zu ermöglichen.

Allein die Aussage in dem von Dir verlinkten Artikel, dass man Kunstmilch aufgrund von Mangelernährung der Mütter braucht....

Manchmal kann ich gar nicht so viel essen wie ich gern speiben würd.. :schock:
Da die Mütter zu unterstützen, damit sie NICHT in Armut leben, damit sie AUSREICHEND und HOCHWERTIG ernährt sind und nicht Geld für Kunstmilch rausschmeissen müssen (was die wenigsten tun, wenn Geld fehlt, bekommen die Zwerge Kuhmilch)...
Mich erinnert der Trump-Sager an Maria Antoinette - Wenn sie kein Brot haben, sollen sie doch Kuchen essen... :schock:
Naja, Trump eben...
lg togi