Borreliose? Erythromylalgie?
Hallo, ich bin wieder da aus Erlangen, und hier kommt nun der ausführliche Bericht:
Zuallererst muß ich einmal festhalten, daß die Erlanger Ärzte, Schwestern, Putzfrauen.... alle ohne Ausnahme sehr nett und hilfreich waren. Meine Panik vor Krankenhäusern ist ein gutes Stück geschrumpft.
Was dort passiert ist:
1. Untersuchungen im Rahmen der Studie zur Erythromelalgie + abschließendes Gespräch mit einem Schmerztherapeuten
2. hämatologische Untersuchung
3. kardiologische Untersuchung
4. neurologische Untersuchung auf Polyneuropathie
5. dermatologische Tests
zu 2. und 3.:
Mein Blutbild und auch das Herz waren ok.
Blutbild sollte man bei Erythromelalgie 1x jährlich checken.
Herz wurde nur überprüft, um zu schauen, ob ich die Medikamente zur Symptombekämpfung der Erythromelalgie vertragen würde.
zu 4.:
Das war eine ganz normale Untersuchung beim Neurologen. Die geprüften Nerven waren alle etwas lahm, aber komplett im Normbereich.
Die Neurologin sagte, ebenso wie schon mein Neurologe hier zuhause: Sie haben keine Polyneuropathie.
zu 1., die Studie:
Es wurde erst mechanisch die Sensibilität und Schmerzempfindlichkeit der Haut getestet, danach die Temperaturempfindlichkeit und -wahrnehmung.
Bei mir war die Empfindlichkeit gegen Wärme etwas erhöht.
Zuletzt haben sie durch 1-2 Quadratzentimeter Haut Stromimpulse geschickt und geschaut, was passiert. Die Haut wird dadurch gereizt. Am Oberschenkel hat sie bei mir ungefähr normal reagiert: es hat sich ein roter Kreis um die gereizte Stelle gebildet. Das kennt ja jeder: wenn einen jemand doll kneift, dann wird es auch drumrum rot, nicht nur exakt da, wo man gekniffen wurde.
Hier erklärt man das so: der Stromimpuls wird von den feinen Nervenenden unter der Haut auch in die benachbarten Hautareale geleitet, die also mitgereizt werden.
Am Fuß dagegen gab es GAR KEINEN roten Kreis. Das bedeutet, daß die feinen Nervenenden dort nicht normal reagieren - sie sind in irgendeiner Form gestört.
Bei Erythromelalgie müßte der Kreis eigentlich größer werden als normal, denn bei dieser Krankheit sind die Nerven ja übererregbar.
Das Ergebnis bei mir deutet eher in Richtung Polyneuropathie.
Mir wurde erklärt, es seien auch in Skandinavien schon Mischformen zwischen Erythromelalgie und Polyneuropathie gefunden worden.
Bei der normalen neurologischen Untersuchung können die ganz feinen Nervenfasern nicht überprüft werden. Daher dort der Normalbefund.
Leider ist diese Überprüfung der feinen Nervenfasern bisher keine Standardmethode, sondern eher noch im Forschungsstadium.....
Aber es gibt eine andere Möglichkeit, einen Hinweis darauf zu bekommen, ob es eher Erythromelalgie oder Polyneuropathie ist:
zu 5.: die dermatologischen Tests:
- Gecheckt wurde wegen meiner "Sonnenallergie", meine Empfindlichkeit auf UV-A und UV-B-Strahlung. Heraus kam nur eine leichte Empfindlichkeit gegenüber UV-B im normalen Bereich.
- Dann mußte ich ein ansteigendes Fußbad machen, bei dem die Temperatur langsam erhöht wurde. Nun, daß das juckt und brennt und pink wird, wußte ich. Zusätzlich zeigte sich, daß meine Füße durch die Temperatur ziemlich anschwellen.
Entscheidend war folgendes: Pink wurden meine Füße nur exakt bis zur Wasseroberfläche. Bei Erythromelalgie wäre zu erwarten gewesen, daß die Rötung hochsteigt, evtl. sogar bis zu den Knien.
Leider sind meine Füße jetzt immer noch deutlich empfindlicher als vor dem Fußbad..... aber es war doch ein wichtiger Versuch.
Sie haben die Temperatur so lange erhöht, bis die Rötung ganz deutlich war, und die Trennlinie zwischen Rötung und normaler Haut scharf zu sehen. Bei mir bis auf 42 Grad.
Das Ergebnis haben sie fotographiert.
FAZIT:
- Die 5 Kriterien, die für Erythromelalgie gelten:
rot, heiß, brennend, Verbesserung bei Hochlagern und Kühlung,
treten auch bei anderen Erkrankungen auf.
Und zwar vor allem bei Polyneuropathie und Morbus Sudeck.
Morbus Sudeck ist aber immer einseitig, d.h. dürfte nur einen Fuß betreffen. Scheidet bei mir also aus.
- Da ich irgendwo zwischen Erythromelalgie und Polyneuropathie, aber mehr in Richtung Polyneuropathie angesiedelt bin, wurden bei mir die starken Medikamente gegen die Symptome der Erythromelalgie nicht getestet. Kein Mexiletin und keine Prostaglandine.
- Meine Sonnenempfindlichkeit hat ihre Ursache offenbar in einer Empfindlichkeit gegen Wärme. Ich denke, stärkere Sonnenstrahlen erhitzen die Haut lokal stark, und das vertrage ich nicht. Auch nicht, wenn die Luft an sich relativ kühl ist.
- Ich soll mir einen Schmerztherapeuten suchen, mit dem ich gut kann, und mit ihm verschiedene Antidepressiva testen. Antidepressiva können bei Nervenschmerzen Linderung verschaffen. Das ist aber reine Symptombekämpfung. (Und hat nichts mit einer Depression zu tun.) Und zum Glück machen wohl nicht alle Antidepressiva dumpf im Hirn.
Zusätzlich kann ich Magnesium versuchen. Hilft sehr selten auch, sagten sie.
- Über die Ursache konnte mir keiner etwas sagen.
Aber ich soll "die Borreliose im Auge behalten".

Na, das werd ich tun.
Soweit schon mal. Ich hab bestimmt irgendwas wichtiges vergessen und die Berichte sind auch noch nicht alle da. Also gibts vermutlich später noch einen Nachtrag.
Ich finde, es hat sich grundsätzlich gelohnt, denn durch die etwas veränderte Diagnose kommen nun andere Medikamente in Betracht. Außerdem kann ich nun leichter erklären, warum ich eine Borreliosetherapie versuche. Denn daß Borrelien Polyneuropathien auslösen können, das weiß man ja.
Allerdings konnte ich wegen Erlangen die Borreliose-Therapie erst fast 2 Monate später starten. Ob diese Entscheidung richtig war, das weiß ich noch nicht.
Zum Thema Magnesium: habe ich Laboruntersuchungen veranlasst. Die Ergebnisse hab ich aber noch nicht.