@ Heather
ich habe überlegt den Kontakt abzubrechen, aber das möchte ich dann doch nicht. Ich habe es zumindest auf ein Minimum reduziert.
Viel lieber würde ich gerne mal ausführlich mit meinen Eltern besprechen, was ich denke und fühle, was ich vermisst habe und vermisse, warum ich meiner Meinung nach so geworden bin wie ich bin, was sie meiner Meinung nach falsch gemacht haben/machen. Aber das kann ich nicht.
Da meldet sich dann auch wieder die kleine Stimme in meinem Kopf "Sei nicht so egoistisch. Deine Eltern haben Fehler gemacht, aber sie haben Dich groß gezogen. Willst Du ihnen jetzt Schuldgefühle einreden? Sie haben es nicht besser gewusst. Lass die Vergangenheit ruhen."
Ich gehe wahrscheinlich den Weg des geringsten Widerstandes. Um den Kontakt abzubrechen müsste ich mich ja mit ihnen auseinandersetzen und außerdem möchte ich das meiner Schwester nicht antun.
@ Horaz
Danke. Genau das wünsche ich mir auch vom Universum. Einene Mentor, einen Lehrer (ich denke,d as war der Grund, warum ich mich mit 14 unsterblich in meinen Lehrer verliebt habe - ich habe nach einem Retter gesucht).
@ Erika
Was Du beschreibst, kann ich sehr gut nachvollziehen. ich denke, so war es bei mir auch. Ich habe andere Ansichten, hinterfrage. Du hast bestimmt Recht damit, dass meine Familie überfordert war/ist. Deshalb konnte sie mich auch nicht fördern. Ich hab nicht gelernt, etwas durchzuziehen, etwas konsequent zu trainieren zum Beispiel. Ich hatte als Kind null Hobbies, wie Sportvereine oder Instrument lernen oder sowas. Ich hab immer zuhause gespielt, mal mit meiner Schwester, mal mit Freundinnen, hab gemalt, später geschrieben. Aber sonst nix. Ich hab mal zu meinen Eltern gesagt, ich hätte gern Gesangsunterricht, das wurde als lächerlich abgetan. Ich wollte Gitarre lernen und mein Vater hat mir sogar ne Gitarre geschenkt, allerdings mit einem Computerprogramm zum Selberlernen. Dass man so keine Gitarre lernt (wenn man nicht hochbegabt ist) ist klar und so hab ich dann auch ein paar Tage später wieder aufgegeben. Da wurde nicht hinterfragt, warum ich nicht dranbleibe. Es war eher so "Sie hat gemerkt, dass sie kein Talent hat".
Mit 21 hab ich dann angefangen Klavierstunden zu nehmen, weil ich das endlich so gerne wollte. Aber es fiel mir echt schwer, dranzubleiben mit dem Üben. 3 Jahre hab ich durchgehalten und ein bißchen kann ich spielen. Aber es ärgert mich, weil ich denke, dass ich besser sein könnte, wenn ich als Kind mal zu Musikunterricht "gezwungen" worden wäre. Ein bißchen mehr Fördern, Unterstützung.
Aber ich denke, sie wussten es einfach nicht besser. Keiner aus meiner Familie spielt ein Instrument. Ich habe jetzt das Gefühl, meinem Vater geht es ähnlich wie mir. Jetzt, mit 60, wo er mit seiner neuen Lebensgefährtin in einer anderen Stadt wohnt, hat er viele neue Freunde in der Kirchengemeinde gefunden, und er singt im Kirchenchor! Früher als er bei uns gewohnt hat, hat er neben seiner Arbeit nix weiter gemacht, außer viel am Computer zu häüngen wenn er denn mal zu Hause war. Und jetzt - befreit von uns - lebt er richtig auf, er schafft sich Hobbies an, hat den ganzen tag zu tun. Er hatte mal angedeutet dass er das früher ja nicht machen konnte. Ich frage mich, warum. Es wäre soviel besser für uns KInder gewesen, wenn der Vater auch Hobbies hat. Stattdessen hat man richtig das Gefühl, dass er es bereut seine Zeit so verschwendet zu haben und wie gesagt, jetzt endlich richtig aufblüht. Seine Lebensgefährtin hat auch 5 Enkelkinder, die zu ihm Opa sagen und irgendwie ist das jetzt seine neue Familie, mit der er so glücklich ist. Und wenn meine Schwester und ich dann vorbeikommen wie dieses Wochenende, dann sind seine Freunde von der Kirchengemeidne da, und alles sind alte Leute, und meine Schwester und ich sitzen dann da und sind eigentlich nur Deko.
Genauso hab ich mich gefühlt, als Deko. Als Zeichen, dass die Tochter da ist, aber großartig Gespräche führen - nö. Und worüber hätt ich mich auch unterhalten können? Die Themen kreisten um Kirche, Saufabende, Anekdoten und Schwanks aus der Jugend etc. Meine Schwester und ich waren fehl am Platz. Und wie gesagt, wir haben beide das Gefühl, dass es meinem Vater jetzt so viel besser geht und dass er es bereut seine Zeit mit unserer Familienzeit damals vergeudet zu haben. Da fallen dann auch immer so Sticheleien gegen meine Mutter.
Bei seinen "Enkelkindern" kümmert er sich dann wieder sehr, als ob er jetzt alles nachholt. Er sorgt sich dass sie soviel fernsehen, bastelt mit ihnen Vogelhäuser usw. Für meine Schwester un dmich hat er immer viel Geld ausgegeben, uns Geschenke gemacht, teure Reisen unternommen. Aber ich kann mich nicht erinnern, dass er sich wirklich mal mit uns beschäftigt hat. Stattdessen hat man immer mitbekommen dass er sich nicht mehr wohl fühlt in der Ehe.
Was mir noch einfällt von diesem Wochenende. Ich wurde natürlich auch gefragt von den Leuten die da waren, was ich so mache. Na ja, Magisterstudium abgeschlossen, keine Ahnung was ich jetzt machen werde, war alles nicht das Richtige, hat mich nie interessiert. Da kommen dann natürlich auch Fragen wie man etwas studieren kann was einen nicht interessiert,w arum man sich da früher keine Gedanken drum gemacht hat usw. So dass man wieder Komplexe kriegt, ja, warum hab ich nicht früher vernünftig drüber nachgedacht, ganz schön doof von mir. Und mit 25 Jahren weiß ich immer noch nciht was ich will.
Mein Vater hat dann (nach etlichen Schnap und Bier) dem Bruder seiner Lebensgefährtin von mir erzählt. Das war so ne seltsame Situation. Als ob mein Vater nicht mit mir reden kann, also redet er mit jemandem über mich - direkt vor meiner Nase.
"Ja, sie ernährt sich ja auch...wie heißt das gleich...veganisch." Ich hatte ihm schon mehrmals gesagt dass es vegan heißt und ich hatte ihm sogar eine Mail geschickt mit mehren Links zu dme Thema (weil er nachgefragt hatte), aber ich wette er hat keinen dazu gelesen. Der Bruder seiner Lebsngefährtin schaut dann mich an und sagt "Ach, da hab ich schonmal von gehört...warte...das heißt, keine tierischen Produkte verwenden oder so, ne?"
Es war so eine Sitution, als ob mein Vater jemandem, einem Therapeuten oder sowas, von mir erzählt, dass ich ja so anders bin.
Und weiter, mein Vater: "Und sie interessiert sich für Buddhismus."
"Und andere, nach dem Abitur, wollen sich ja gerne ne Auszeit nehmen...das wollte sie ja auch..." in dem Moment klingelt es aber an der Tür und sein Gesprächspartner muss gehen. Das war dann der einzige Moment wo mein Vater irgendwie über mich gesprochen hat und die Themen, die mir nahe liegen. Aber er spricht damit nicht mit mir, man hat schon gemerkt, dass es eine andere Welt für ihn ist.
Die Gesprächssituation war jetzt schwierig darzustellen, ich fand das Ganze nur sehr grotesk.
Ich will mich aber auch nicht mit meinem Vater unterhalten wenn er getrunken hat. Und das tut er einfach immer, wenn wir uns sehen. Wenn wir uns treffen, zu Feiern oder Anlässen, wir natürlich immer gesoffen und dann beklagt er sich in anderen Emails oder so darüber dass wir uns nie mal richtig unterhalten. Meine Schwester hat sich angepasst, die trinkt immer ordentlich mit, aber ich werde nur gereizt, als einzig Nüchterne unter lauter Säufern, die nicht mal einen Abend ohne Alkohol verbringen wollen. Und dann wundern sie sich warum ich nur still da sitze.
So. Jetzt hab ich aber nochmal was abgelassen

Tut aber wirklich einfach gut, kann ich nur jedem empfehlen. Einfach schreiben, bißchen reflektieren, "abgeben" an das Papier, damit der Kopf frei ist.
Heute gehts mir auch schon wieder besser.