Klasse: Mammalia (Säugetiere)
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Eva Hejda
Ordnung: Artiodactyla (Paarhuftiere)
Familie: Camelidae (Kamele, Lamas und Vikunjas)
Gattung: Vicugna (Vikunjas)
Art: Vicugna vicugna
Verbreitung: Zentralanden Südamerikas
Lebensraum: Grasland und Ebenen in Höhenlagen von 3.700 bis 4.600 Meter
Maße und Gewichte: Körperlänge (Männchen): 1,60 m
Gewicht: 45 - 55 kg
Schulterhöhe: 85 - 95 cm
Schwanzlänge (Männchen): bis 24 cm
Fortpflanzung: Die Paarungszeit der Vikunjas fällt in die Monate März und April. Nach einer Tragezeit von etwa 11 Monaten bringt das Weibchen ein Junges zur Welt. Der Nachwuchs wird etwa 10 Monate lang gesäugt und nach Ablauf von 12 bis 18 Monaten selbständig. Vikunjas werden in freier Wildbahn bis zu 20 Jahre alt.
Vikunjas bewohnen das sogenannte Altiplano, ein trockener und kalter Lebensraum ab 3.700 Meter über dem Meeresspiegel. Das Altiplano liegt immer oberhalb der Baumgrenze und reicht bis zur Schneegrenze. Es regnet recht wenig in dieser häufig von heftigen Stürmen geplagten Region der Anden. Wasser entsteht hier hauptsächlich durch den Niederschlag nächtlicher Nebel, denn obwohl mit den Kamelen der asiatischen und afrikanischen Wüsten eng verwandt muß ein Vikunja täglich trinken. Eine Besonderheit der Tiere ist das Herz-Kreislaufsystem. Durch die Höhenlage ist der Sauerstoffdruck im Altiplano gering. Entsprechend ist das Herz eines Vikunja im Schnitt 50% größer als das Herz eines vergleichbar großen Flachlandtieres.
Vikunjas leben überwiegend in Familiengruppen mit fünf bis fünfzehn Mitgliedern. Diese Gruppen setzen sich in der Regel aus einem erwachsenen Männchen, drei erwachsenen Weibchen und deren noch abhängigen, also weniger als ein Jahr alten Kindern zusammen. Vikunjas sind sehr standorttreu. Das ganze Jahr über halten sich die Tiere in ihren im Schnitt 18 Hektar großen Territorien auf. Nachts ziehen sich die Tiere in ein "Schlafterritorium" zurück. Dieses Areal liegt ein paar Kilometer vom eigentlichen Aufenthaltsgebiet weg und befindet sich im allgemeinen an einer erhöhten Stelle wie etwa einem Hügelrücken. Dadurch sind die Vikunjas des Nachts recht gut vor Überraschungsangriffen ihrer Fressfeinde - hauptsächlich Pumas - gut geschützt.
Die Beziehungen von Mensch und Vikunja sind seit langer Zeit recht zwiespältig. Einst ein sehr häufiges Säugetier im Altiplano jagten bereits die frühen indianischen Andenvölker die Tiere. Auch die Nutzung von Leder, Wolle und Dung als Brennstoff war ein fester Bestandteil der frühen südamerikanischen Kulturen. Eine echte Bedrohung stellte diese Nutzung für die Vikunjas allerdings nicht dar. Mit dem Vordringen der Spanier im 16. Jahrhundert änderte sich diese stabile Situation schlagartig. Die nachhaltige Nutzung der Indianer wurde durch unkontrollierte Bejagung ersetzt. Die durch die Europäer eingeführten Rinder und Schafe machten den Vikunjas die Weidegründe streitig. Mitte des 20. Jahrhunderts befürchtete man das baldige Aussterben der Tiere und rief Schutzprogramme ins Leben. Der Staatengründer und Befreier Perus, Simon Bolivar, erließ sogar bereits 1825 das erste Gesetz zum Schutz der Vikunjas. Obwohl immer noch als gefährdete Tierart eingestuft, leben heute wieder schätzungsweise 80.000 Tiere in freier Wildbahn. Die meisten davon leben im Pampa-Galeras-Reservat in Peru, einige tausend auch im San-Guillermo-Reservat in Argentinien.