Fitness für das Immunsystem. Leistungssteigerung durch pflanzliche Wirkstoffe.

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Das Immunsystem stärken, körperliche und geistige Fähigkeiten erhöhen – und das alles mit einem pflanzlichen Arzneimittel – ist das möglich? Ohne Doping versteht sich!
In der Tat gibt es zwei pflanzliche Wirkstoffe, die für die genannten Anwendungsbereiche eingesetzt werden können und zugelassen sind. Dabei handelt es sich um die Ginsengwurzel und um die Taigawurzel.
Beides sind pflanzliche Arzneimittel, die von medizinischen Institutionen wie vom europäischen Dachverband der nationalen Gesellschaften für Phytotherapie (ESCOP) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) um ihren Einsatz positiv bewertet wurden (1; 2; 3; 4).

In der meisten Literatur zu Heilpflanzen werden die Effekte der Ginsengwurzel und Taigawurzel als „adaptogen“ bezeichnet, was mit einer verbesserten Anpassung an Stresssituationen übersetzt werden kann.

Was bedeutet das konkret?

Nach einer langen und vielleicht schweren Krankheit kommt es oft vor, dass die persönliche Leistungsfähigkeit vermindert ist, z. B. nach einem grippalen Infekt oder – schlimmer noch – nach einer Lungenembolie. Die erniedrigte Leistungsfähigkeit kann sowohl die körperlichen als auch die kognitiven Fähigkeiten betreffen. Man fühlt sich schlapp, müde und kann sich schlecht konzentrieren.

Aber auch ein stressiger Alltag, sowohl im Beruf als auch privat, oder das gefürchtete „Übertraining“ ambitionierter Sportler können dazu führen, dass die persönliche Leistungsfähigkeit tendenziell schlechter werden kann.
Sowohl die Ginsengwurzel als auch die Taigawurzel sind keine „Zaubermittel“, die die Leistungsfähigkeit auf physischer und psychischer Ebene positiv beeinflussen können. Sie greifen vielmehr regulierend in den Stoffwechsel ein und stärken nachweislich das Immunsystem (5; 6). Dadurch wird im Grunde der „Normalzustand“ der persönlichen Leistungsfähigkeit wiederhergestellt.

Da wir jedoch ständig inneren und äußeren Einflüssen ausgesetzt sind, die unseren Stoffwechsel und unser Immunsystem beeinflussen, kann das Optimum nur schwer erreicht werden. Die Ginsengwurzel und die Taigawurzel verhelfen also zu einem „optimierten Normalzustand“, weswegen man sich durch die Einnahme der Wirkstoffe körperlich fitter und konzentrierter fühlt und auch die Reaktionsfähigkeit zunehmen kann.
Generell wird davon abgeraten wahlweise die Ginsengwurzel und die Taigawurzel länger als 3 Monate anzuwenden, weil Langzeituntersuchungen fehlen. Es bietet sich also der kurmäßige Gebrauch an. Nach 3 Monaten könnte man den jeweiligen Wirkstoff wechseln.

Inhaltsstoffe

Verantwortlich für die Wirkungen beider Heilpflanzen sind ihre Inhaltsstoffe.
In der Ginsengwurzel sollen es sogenannte Triterpensaponine sein, auch Ginsenoside genannt, die sich aus vielen verschiedenen Einzelverbindungen zusammensetzen und in ihrer Gesamtheit die erwünschten Wirkungen auslösen können (7; 8).
Ähnlich ist es auch bei der Taigawurzel. Der Inhaltsstoff-Cocktail wird zusammenfassend als Eleutheroside bezeichnet und setzt sich aus Lignanen, Kaffeesäureabkömmlingen und Polysacchariden zusammen(9).

Wirkungen

Sowohl in der Ginsengwurzel als in der Taigawurzel würde eine einzelne Komponente, also ein isolierter Inhaltsstoff, vermutlich keinen Effekt auslösen. In ihrem Zusammenspiel verringern die Inhaltsstoffe beider Wirkstoffe jedoch nachweislich die geistige Ermüdung (zentral aktivierende Wirkung).
Gleichzeitig erhöhen sie die Aufmerksamkeit, die Reaktionszeit sowie die Koordinationsfähigkeit(10). Zu guter Letzt verbessern die Inhaltsstoff-Mischungen die Stressresistenz und simulieren das Immunsystem, sodass die Anfälligkeit gegenüber Infekten, wie z. B. einer Erkältung, vermindert werden können(11).

Begründet werden diese Effekte (zumindest teilweise) durch die Wirkungen auf das Immunsystem, denn beide Wirkstoffe stärken die erworbenen Abwehrkräfte (spezifische Abwehr) (11; 12). Besonders beeindruckend sind hierbei die Wirkungen auf zwei Gruppen von weißen Blutkörperchen: die B- und T-Lymphozyten. Die Hauptaufgaben dieser Blutbestandteile bestehen darin, bekannte Krankheitserreger abzuwehren und „abnormale“ Zellen zu zerstören, etwa Krebszellen (13).

Außerdem fördern die Wirkstoffe den ersten Schutzschild gegenüber eindringenden Krankheitserregern (unspezifische Immunabwehr)(9). Diese Eigenschaft ist bei der Ginsengwurzel und der Taigawurzel jedoch zweitrangig, weswegen bei akuten Infekten Wirkstoffe wie das Purpursonnenhutkraut oder die blassfarbige Sonnenhutwurzel besser geeignet sind.
Neben den Effekten auf das Immunsystem verfügen die Ginsengwurzel und die Taigawurzel außerdem über bemerkenswerte Eigenschaft auf das Gehirn. Beide Heilpflanzen können eine gesteigerte Produktion verschiedener Botenstoffe bewirken, die auch als Neurotransmitter bezeichnet werden(7; 6).

Besonders spannend ist in diesem Zusammenhang die Eigenschaft des Dopamins. Der Neurotransmitter entfaltet seine Wirkung auf das Belohnungssystem im Gehirn. Wird es ausgeschüttet, fühlen wir uns glücklicher und können dadurch leistungsfähiger werden.

Ginsengwurzel für Ausdauersportler – Taigawurzel für starke Abwehrkräfte

Leistung im Leistungssport erhöhenAuf Präparaten mit Ginsengwurzel und Taigawurzel ist häufig zu lesen, dass die Produkte zur allgemeinen Stärkung oder bei nachlassender Leistungsfähigkeit eingesetzt werden können.
Insbesondere sollen von den Effekten der Wirkstoffe Personen profitieren, die nach einer Krankheit schneller zu ihrer vorangegangen Leistungsfähigkeit zurückkehren wollen, z. B. nach einer langwierigen Erkältung. Die Wirkstoffe sind aber auch für alle Menschen geeignet, die einen sehr stressigen (Arbeits-)Alltag haben und ein hohes Maß an Konzentrationsvermögen mitbringen müssen, wie z. B. Ärzte und Pflegepersonal(14; 15).

So sehr sich die Eigenschaften der Ginsengwurzel und der Taigawurzel ähneln; im Detail gibt es einige Unterschiede. Personen, die regelmäßig und ambitioniert Ausdauersport betreiben, sollen von der Ginsengwurzel besonders profitieren können. Untersuchungen mit Läufern die regelmäßig Ginsengwurzelextrakte eingenommen hatten ergaben, dass die Muskulatur der Sportler länger mit Sauerstoff versorgt wurde. Sie konnten länger auf ihre Energiereserven zurückgreifen und der Herzschlag wurde unter Belastung verlangsamt. Außerdem konnte eine Verringerung der Milchsäurewerte im Blut (Blutlaktat) festgestellt werden(16; 17).

Zwar können Sportler ebenfalls von den Wirkungen der Taigawurzel profitieren. Die Effekte des Wirkstoffes scheinen jedoch weniger ausgeprägt zu sein, als bei der Ginsengwurzel(18). Hier liegt der Nutzen vor allem auf der Verbesserung der körpereigenen Abwehrkräfte, was zu einer besseren Widerstandsfähigkeit gegenüber physischen und psychischen Stress führen kann, aber auch eine sinnvolle Vorbeugung gegenüber viralen Infektionen darstellen könnte(19; 7).

Vorsicht

Insgesamt sind sowohl die Ginsengwurzel als auch die Taigawurzel arm an unerwünschten Wirkungen.
Bei beiden Wirkstoffen sollte die Anwendungsdauer nicht länger als 3 Monate betragen, was bei der Ginsengwurzel durch nicht auszuschließende hormonartige Wirkungen begründet ist. (Ginsengwurzelextrakte können die körpereigene Kortisonbildung verstärken)(20; 3).

Zu der Taigawurzel liegen noch keine Langzeitstudien vor.
Als weitere Probleme wurden bei der Einnahme der Ginsengwurzel mögliche Blutdrucksteigerungen, Unruhezustände, Schlaflosigkeit und Libidosteigerung berichtet(21).
Als Nebenwirkungen können Magenschmerzen, Übelkeit und Durchfall auftreten.

Personen die an Bluthochdruck leiden, sollten vor der Einnahme der Taigawurzel besser einen Arzt konsultieren(22).

Wichtig: die Dosierung!

Die Wirkungen der Ginsengwurzel sind eng an die Dosierung und die Qualität des Wirkstoffes geknüpft. Sie sollten pro Einnahmedosis, z. B. Kapsel, mindestens 100 mg ethanolisch-wässrigen Trockenextrakt oder 250 mg Ginsengwurzelpulver enthalten(7; 23).
In billigen Ginseng-Zubereitungen sind die Ginsenoside häufig unterdosiert. Bei Unterdosierungen bleibt die Einnahme der Wurzel daher wirkungslos(7).
Gleiches gilt für Taigawurzelextrakte. Die tägliche Einnahmedosis des Trockenextraktes der Taigawurzel sollte zwischen 65 und 195 mg betragen(1).

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Hinweis zu diesem Text: Bitte beachten Sie, dass dieser Artikel niemals einen fachlichen Rat – beispielsweise durch einen Arzt ersetzen kann.

Literaturverzeichnis

1. ESCOP. The Scientific Foundation for Herbal Medicinal Products. 2nd edition, Supplement. Stuttgart, New York : s.n., 2009.
2. WHO. WHO Monographs on Selected Medicinal Plants – Volume 2. Geneva : WHO, 2004.
3. —. WHO monographs on selected medicinal plants. Vol. 1. Geneva : World Health Organization, 1999.
4. ESCOP. ESCOP Monographs: The Scientific Foundation for Herbal Medicinal Products. 2003 : Thieme Verlag, Stuttgart.
5. Wagner, H, Norr, H and Winterhoff, H. Plant adaptogens. Phytomedicine. (1):63-76, 1994.
6. Betti, G. Taigawurzel (Eleutherococcus senticosus) – das pflanzliche Adaptogen zur Steigerung der psychomatorischen, mentalen und physischen Leistungsfähigkeit. Journal of Pharmacology and Experimental Therapeutics. 6(11):167-178, 2002.
7. Schilcher, H, Kammerer, S and Wegener, T. Leitfaden Phytotherapie, 4. Auflage. München : Elsevier GmbH, 2010.
8. Adrapharm. Pharmacopée française. Paris : s.n., 1996.
9. Wagner, H et al. Immunstimulierend wirkende Polysaccaride (Heteroglykan) aus höheren Pflanzen. Arzneimittel-Forschung. (345):659-661, 1984.
10. Schönfelder, I and Schönfelder, P. Das neue Handbuch der Arzneipflanzen. Stuttgart : Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2004.
11. BGA/BfArM (Kommission E). Ginseng radix (Ginsengwurzel). Heilpflanzen-Welt. [Online] 1991. [Cited: September 7, 2012.] http://www.heilpflanzen-welt.de/1991-01-Ginseng-radix-Ginsengwurzel/.
12. Minkova, M and Topalova, S, Tenchova, V. Peripheral blood changes in Eleutherococcus-pretreated mice exposed to acute gamma radiation. Radiobiology-Radiotherapy. (23):675-678, 1982.
13. Reuter, P. Springer Lexikon Medizin. Berlin * Heidelberg * New York : Springer Verlag, 2004.
14. Hallstrom, C, Fulder, S and Carruthers, M. Effect of ginseng on the performance of nurses on night duty. Comparative medicine East and West. (6):277-282, 1982.
15. Brekhman, II and Dardymov, JV. Pharmacological investigation of glycosides from ginseng and Eleutherococcus. Lloydia. (31):46-51, 1969.
16. Forgo, I and Kirchdorfer, AM. On the question of influencing the performance of top sportsmen by means of biologically active substances. Ärztliche Praxis. (33):1784-1786, 1981.
17. —. The effect of different ginsenoside concentrations on physical work capacity. Notabene medicine. (12):721-727, 1982.
18. MCNaughton, L et al. A comparison of Chinese and Russian ginseng as ergogenic aids to improve various facets of physical fitness. International Clinical Nutrition Reviews. (9):32-35, 1989.
19. Klumpner, U. Effektive Immunmodulation mit antiviraler und adaptogener Wirkung. Eleutherococcus senticosus. Journal of Pharmacology and Experimental Therapeutics. 10(5):168-169, 2001.
20. ESCOP. ESCOP Monographs: The Scientific Foundation for Herbal Medicinal Products. Stuttgart : Thieme Verlag, 2003.
21. Schulz, V and Hänsel, R. Rationale Phytotherapie. 5. Auflage. Berlin : Springer Verlag, 2004.
22. Aicher, B, Gund, HJ and Schutz, L&A. Eleutherococcus senticosis: Therapie bei aktuen grippalen Infekten. Pharmazeutsche Zeitung online. [Online] 2001. [Cited: September 3, 2012.] http://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=titel_41_2001.
23. Scaglione F et al. Immunomodulatory effects of two extracts of Panax ginseng C.A. Meyer. Drugs, experimental and clinical research. (6):33-35, 1990.

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Dr. Nadine Berling-Aumann

Ökotrophologin

Autorin im Bereich Phytopharmazie (Heilpflanzenkunde) und Ernährung

2000 - 2004: Ökotrophologiestudium an der Fachhochschule Osnabrück
2001 - 2009: Projektarbeit in Indien und Nepal zu Tibetischer Medizin
2004 - heute: Ernährungsberatung in Deutschland (und Indien)
2005 - 2008: Promotion zum Doctor rerum medicarum (Dr. rer. medic) an der Humboldt-Universität zu Berlin zu Tibescher Medizin in Indien
Januar 2012: Gründung der Ernährungspraxis Dr. Berling-Aumann in Cloppenburg

Ein Kommentar in “Fitness für das Immunsystem. Leistungssteigerung durch pflanzliche Wirkstoffe.

Borrelia Juni 14, 2013
Vielen Dank Dr.Berling-Aumann für diesen sehr interessanten Artikel! Mein Mann (Projektmanager-> viele Überstunden und anstrengenden Dienstreisen) leidet sehr unter seinem stressigen Job und ist mittlerweile andauernd müde, lustlos und manchmal auch gereizt.Ich werde ich ihm vorschlagen, Ginsengwurzel einzunehmen. Und ihr Buch kaufe ich gleich! LGBorrelia

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