Zusammenhang zwischen Bewegung und Lernen

Themenstarter
Beitritt
10.01.04
Beiträge
72.704
... Der motorische Kortex ist eine Hirnregion, die dafür bekannt ist, die willkürlichen Bewegungen des Körpers zu steuern. Wie eine neue neurowissenschaftliche Studie der TU Dresden aktuell zeigt, kann der motorische Kortex auch dabei helfen, Wörter einer Fremdsprache leichter und schneller in die eigene Muttersprache zu übersetzen. Die Studie wurde in der renommierten Fachzeitschrift “Journal of Neuroscience” veröffentlicht.
...
Die Ergebnisse

Aus der Studie lässt sich erkennen, dass der motorische Kortex zur Übersetzung des fremdsprachlichen Vokabulars nach einer relativ kurzen Zeit des gestenbasierten Trainings beitrug. Dieses Ergebnis deutet daraufhin, dass der Einsatz von Gesten ein wertvolles Hilfsmittel sein kann, um eine Fremdsprache schneller zu lernen. "Interessanterweise trat dieser Effekt sowohl bei konkreten Wörtern wie „Geige“, als auch bei abstrakten Wörtern wie „Demokratie“ auf. Augenscheinlich hängt unser Gedächtnis für kürzlich gelernte Fremdsprachenwörter von dem sensomotorischen Kontext ab, in dem die Wörter während des Lernens erlebt wurden", fasst Erstautor Brian Mathias zusammen. "Viele häufig verwendete Lehrmethoden zum Erlernen neuer Fremdsprachenvokabeln stützen sich ausschließlich auf auditive oder visuelle Informationen, wie z. B. das Auswendiglernen von Vokalbellisten. Unsere Ergebnisse liefern den neurowissenschaftlichen Beleg dafür, warum Lerntechniken, die das motorische System des Körpers einbeziehen, häufiger zum Einsatz kommen sollten.“ ...

Noch mehr Punkte, die Bewegung und Lernen zusammen bringen:
... Die Zeit, die Schüler mit Sport oder in Bewegung verbringen, ist mehr als gut investiert. Denn Bewegung regt nicht nur den Stoffwechsel an, sondern liefert dem Gehirn auch mehr Sinnesreize, um Inhalte zu verknüpfen – die beim Lernen besser gespeichert und abgerufen werden können. Vor allem aber führt körperliche Aktivität zur Anregung des Herz-Kreislauf-Systems, das Gehirn wird folglich besser mit Sauerstoff versorgt und die kognitive Leistungsfähigkeit so gesteigert. Ein Zusammenhang zwischen Motorik und Kognition gilt heute entwicklungs- und lernpsychologisch als unbestritten. Mehr noch: Forscher konnten sogar die positive Auswirkung von Bewegung auf die Hirnentwicklung nachweisen. ...

Gerade in Zeiten, in denen u.a. Kinder zu Hause bleiben und nicht in die Schule können, ist das besonders wichtig und sollte in den Alltag eingebaut werden.

Grüsse,
Oregano
 
Zuletzt bearbeitet:
als ich jung war, wußten die leute es anscheinend alle noch. jedenfalls waren die kinder immer draußen (auch in den ferien, es war also von schule unabhängig), haben ball gespielt oder räuber und gendarm oder sind auf bäume geklettert und schlittschuh gelaufen usw. usw.
egal, wo ich gewohnt hab, ich hatte immer sofort genug spielkameraden und es waren immer alle da, also waren die kinder wohl auch weniger krank.
 
Hallo sunny,

mir geht es um die Möglichkeiten, Kiinder, die heute lernen und durch Corona besondere Schwierigkeiten dabei haben können, dabei zu unterstützen. Die Kindheit heute sieht doch ganz anders aus als damals.

... Experten sehen in der zunehmenden Bewegungslosigkeit der nachwachsenden Generation einen der Gründe für die schlechten Ergebnisse der PISA-Studie. „Kinder und Jugendliche waren körperlich noch nie so inaktiv wie heute", heißt es in der Resolution von Sportmedizinern und Kinderärzten. In Deutschland haben nach ärztlichen Schätzungen 20 Prozent der Kinder Übergewicht, 60 Prozent leiden an Haltungsschäden, 40 Prozent haben Koordinationsprobleme und 25 Prozent leiden an Herz- und Kreislaufschwächen.

Die Sportmediziner und Kinderärzte kritisieren die stiefmütterliche Behandlung des Sportunterrichts in der Schule. Bewegungsaktivitäten müssten in unserer Gesellschaft einen höheren Stellenwert bekommen. In Kindergärten und Schulen müssten tägliche Bewegungszeiten Teil des Stundenplans werden. „Eltern müssen mit ihren Kindern wieder mehr spielen und toben", fordern die Experten. Auch Sportwissenschaftler schlagen Alarm: Die Kinder in Deutschland haben eine zunehmend schlechtere Kondition. „Unsere Kinder werden immer schlapper", sagte der Leiter des Instituts für Trainingstherapie und medizinisches Gesundheits-management „Physiotec", Harald Maier, der Deutschen Presse-Agentur (dpa) in Frankfurt. ...

...
b) Bewegungspausen
  • - Aufstehen, kreuz und quer durch den Klassenraum gehen und zu seinem Platz zurückkehren. Dabei wird nicht gesprochen (oder: es darf geflüstert werden).
  • - Auf der Stelle gehen:langsam bis schnell.
  • - Die Arme in Vorhalte, Seithalte, Hochhalte nach oben, unten, seitwärts ... füh- ren oder kreisen (auch gegengleich). Dabei mit den Fingern „Klavier spielen“, mit den Händen „Luft pumpen“ oder nach „Luft greifen“.
  • - Etwas (Tücher, Säckchen) mit Fuß, Hand oder Kopf balancieren.
  • - Balljonglieren:MiteinerPappe(Buch)einenBalllangeinderLufthalten.
  • - Tücherjonglieren.
  • - Auf Seilen balancieren: Springseile im Klassenraum auslegen und darauf ba- lancieren. Die Seile sollen so gelegt werden, dass sie miteinander verbunden sind.
  • - Balancieren auf Zehenspitzen, einem Bein, zu zweit mit Handfassung auf ei- nem Bein ...
  • - Im Kreis im Hocksitz sitzen.
  • - Entspannen: Mit den Händen den eigenen Körper vom Kopf bis zu den Beinen
    ausstreichen.
  • - Entspannen: sich gegenseitig den Rücken abklopfen.
  • - Stille schätzen: sich von seinem Platz erheben und sich nach eigener Einschätzung nach 20 Sek. Oder 1 Min. wieder hinsetzen. Der Spielleiter schaut auf die Uhr und merkt sich, wer dicht an der Zeitvorgabe dran war.
  • - Fußmassage mit Noppenbällen.


    - Aufwachen: Bis auf ein Kind stehen alle Kinder mit geschlossenen Augen im Raum. Das sehende Kind geht geräuschlos herum und tippt Kinder an, diese öffnen die Augen, gehen ebenfalls im Raum herum und wecken andere Kinder auf.
    - Klammerkampf: Klammern hinten am Rücken anbringen, zu zweit gegenüber- stehen, versuchen, Farbe zu erraten
    - Fotograph und Kamera: Ein Kind führt ein anderes Kind, das die Augen verbunden hat, durch den Raum. Wenn es auf die Schulter klopft, wird die Kamera ausgelöst und das blinde Kind darf kurz die Augen öffnen und sofort wieder schließen. Insgesamt 3 Aufnahmen, dann muss die „Kamera“ die Aufzeichnungsorte wiederfinden.
    - Kreisfangen/ Dreiecksfangen: Einer ist der Fänger, die anderen bilden einen Kreis und fassen sich an, Rücken nach innen. Der Fänger versucht ein Kind im Kreis zu fangen, die anderen im Kreis versuchen, es zu schützen. Klappt gut mit einem Dreier- oder Vierer-Kreis, ansonsten zwei Fänger oder mehrere Kreise bilden.
    - Schere, Stein, Papier: Es wird zu zweit am Platz Schere, Stein, Papier gespielt – Spieler müssen Tisch /Buch o.ä. des Gewinners als Erste/r berühren
    - Paarlauf: Zwei Schüler sind durch einen Gegenstand (z.B. Stift zwischen Fin- gerspitzen, Buch zw. Rücken) verbunden und gehen so gemeinsam durch den Raum, steigen über Stühle etc.
    - Tischtennis: auf Schultischen spielen - anstatt Schlägern Becher, Hände, Buch o.ä. verwenden
    - Pustewettbewerb: Tischtennisbälle oder Watte zupusten, auf dem Tisch halten
    - ProgressiveMuskelentspannungSchrittfürSchrittmitdenSchülernüben
    - Ball zuwerfen: Ball zuwerfen in der Gruppe, mehrere Durchgänge immer in der gleichen Reihenfolge (aber nicht im Kreis) – beim zweiten Durchgang anfan- gen, dabei durch den Raum zu laufen
    - Wegdrücken: Spiel zum Kräfte messen – gegenseitiges Wegdrücken mit den Händen (z.B. auch über eine Linie kommen)
    - Sevenup:Alle Schüler bis auf sieben sitzen am Platz,legen ihren Kopf auf den Tisch, so dass sie nichts sehen und heben einen Arm hoch. Die sieben Schüler gehen langsam durch den Raum und tippen jeder einen Schüler an, gehen danach nach vorne. Auf ein Signal dürfen alle wieder schauen, die angetippten Schüler setzen sich auf den Tisch und dürfen erraten, wer sie angetippt hat. Wenn sie richtig raten, sind sie mit Antippen dran.
    Die für diese Spiele benötigten Kleingeräte können in einer Klassenspielkiste zusammengestellt werden, so dass das Material sofort zur Verfügung steht. ...

Sicher gibt es auch für zu Hause viele solcher spielerischer Übungen. Man muß sie nur einführen und regelmäßig durchführen.

Grüsse,
Oregano
 
.
und was spricht dagegen, daß die kinder nachmittags draußen mit anderen kindern spielen und da mehr bewegung bekommen als wenn sie zuhause am pc oder vor dem fernseher sitzen ?

es gibt mittlerweile auch untersuchungen, die zeigen daß die zunehmende kurzsichtigkeit u.a. auch daran liegt, daß die kinder nicht mehr genug draußen im natürlichen licht sind.

und allein zuhause übungen zu machen hat auch nicht die wirkung des draußen mit anderen spielens, das u.a. auch der sozialen entwicklung dient, die sehr wichtig ist, damit sie als jugendliche und erwachsene z.b. keine autorennen in der stadt veranstalten und ihnen völlig egal ist, daß dabei schon etliche menschen schwer verletzt und getötet worden sind usw. usw. usw.

außerdem wird wohl keiner zuhause allein jeden tag mehrere stunden bewegungsübungen machen.

Diese Sehgewohnheiten fördern die Entwicklung von Kurzsichtigkeit:

  • Zu viel Aufenthalt in Innenräumen (zu wenig Licht).
  • Sehr viel und langandauernde Naharbeit (z.B. Lesen, Smartphonenutzung bei weniger als 30 cm Abstand)

Diese Sehgewohnheiten hemmen die Entwicklung von Kurzsichtigkeit:

  • Aufenthalt im Freien (mindestens eine, am besten zwei Stunden täglich)
  • Blick in wechselnde Entfernungen, z.B. beim Sport




lg
sunny
 
Bitte beim Thema „Bewegung und Lernen’“ bleiben. Es geht hier nicht um Kurzsichtigkeit.

Grüsse,
Oregano
 
Hallo Oregano, ein sehr wichtiges Thema!(y)

Als ich letztens las, dass ein Kind/ Jugendlicher Ende der 9. Klasse ca. 1200 Stunden sitzend in der Schule und ca. 1600 Stunden vor dem Bildschirm verbringt, dachte ich an meine Enkelkinder, an ihren Stundenplan und Hausaufgaben. Gefühlt würde ich sagen, dass da noch viel mehr Stunden zusammenkommen.

Da müssen wir alle mitdenken und etwas verändern, Regierung, Schule, Elternhaus, Großeltern ....
Wie oft fallen die Sportstunden aus, kein Bewegungsangebote in den Pausen, wenige Sportvereine die gefördert werden und so vieles mehr, was mich schon seit Jahren stört.

Im Studium habe ich viel von Pestalozzi gelernt z.B. - " Lernen mit Kopf, Herz und Hand".
Als Schulkind haben wir oft mit dem Lehrer vor dem Unterricht ein paar Gymnastikübungen gemacht, was immer viel Spaß machte und hatten wir nicht auch mehr Sportstunden?

In meiner Berufszeit konnte ich oft bei den Kindern beobachten, wie sich in der 4. - 6. Unterrichtsstunde die Unterrichtsstörungen häuften, die Kinder unruhig und nervöser wurden und die Konzentration rapide nachließ, aber nach dem Sportunterricht wurden die Leistungen wieder besser.

Sunny, natürlich war früher alles anders, aber nun haben wir 2021 und wo kannst du in einer Großstadt deine Kinder draußen spielen lassen? Da kann ich dir eine Menge Gründe aufzählen, warum nicht.
Ich kann mich auch an meine Zeit auf der Straße erinnern, an das Herumtoben und an meinen Sportverein, aber dass wir nach der Schule stundenlang Hausaufgaben machen mussten, daran nicht.
Auch gibt es kein vielfältiges Sportangebot mehr und auch die Beiträge sind sehr hoch.

Keine Schuld suchen sondern Lösungen, im Interesse unserer Kinder, das ist unsere Aufgabe. ❤️

Herzliche Grüße von Wildaster💞
 
...
IN-FORM.de: Wie viel Bewegung brauchen Kinder und Jugendliche?

Prof. Ungerer-Röhrich: Idealerweise sollten Kinder und Jugendliche täglich mindestens 60 Minuten körperlich aktiv sein. Es schadet ihnen aber nicht, wenn sie sich mehr bewegen. Etwa 10.-12.000 Schritte täglich sieht eine aktuelle Empfehlung für Kinder und Jugendliche vor. Neben konditionellen Aspekten sollten aber auch die Koordination, die Beweglichkeit und eine allgemeine Kräftigung im Fokus stehen. Einen Teil der erforderlichen Bewegungsaktivität in organisierter Form bekommen Kinder in Kita und Schule. Wichtig sind aber auch frei wählbare und gestaltbare Bewegungsaktivitäten und vor allem auch Bewegung im Alltag. ---

Selbst in unserem kleinen Ort bringen viele Mütter und Väter ihre Kinder mit dem Auto zum Kindergarten bzw. zur Schule. Andere Kinder kommen mit der S-Bahn.
Schade um die vergebenen Möglichkeiten, sich zu bewegen...

Grüsse,
Oregano
 
wo kannst du in einer Großstadt deine Kinder draußen spielen lassen?

hier (rel. ruhige seitenstraße in einem stadtteil mit überwiegend eingewanderten bewohnern ) spielen die kinder teils noch auf der straße (hinkeln u.ä. auf dem gehweg) und teils in einem gr. hinterhof (fußball usw.).

außerdem gibt es hier überall in der stadt (großstadt) etliche spielplätze und große wiesen in den parks, aber die sind fast immer leer, weil die meisten kinder nur noch am pc bzw. handy rumhängen und das nicht wegen der schulaufgaben.

eine frau (anfang 30) , mit der ich beruflich zu tun habe, ist realschullehrerin und versucht etwas gegenzusteuern.
an dieser ganz normalen realschule muß eh niemand stundenlang hausaufgaben machen, es sei denn, er trödelt rum und ist die meiste zeit mit handy und pc beschäftigt, die normalen hausaufgaben sind jedenfalls schnell erledigt.

im sportverein (es gibt hier etliche und in anderen großstädten auch) liegen die beiträge für kinder und jugendliche bei 65 bis 90 euro pro jahr (je nach alter) also sehr wenig, wobei es für sozialhilfeempfänger auch noch zuschüsse gibt.


in turnvereinen mit eingeschränktem angebot (nur bodenturnen, gymnastik, volleyball usw.) liegt der monatsbeitrag z.b. in köln (also großstadt) für kinder bei 3 - 4 euro, je nach alter.


kinder, deren eltern harz4 oder wohngeld beziehen bekommen auf antrag einen bildungszuschuß (s.o.) , der für sport und kultur 10 euro pro monat beträgt, also wesentlich mehr als der beitrag im turnverein kostet.
das reicht also auch noch für neue turnschuhe, wenn die alten zu klein geworden sind.


das sind die

Lösungen, im Interesse unserer Kinder


irgendwer sagte mal:



früher war es sehr viel schwieriger die wege zu finden, ging aber auch (einiges, z.b. den bildungszuschuß gab es aber vor 60 jahren noch garnicht) und heute mit inet (google weiß alles) ist es total einfach.



lg
sunny
 
Oben