Coeruloplasmin- und Kupferstoffwechselstörungen (außer Morbus Wilson)

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Hallo Leute,

nachdem es hier einige Menschen zu geben scheint, die Symptome (vor allem neurologischer Art) und erniedrigte Coeruloplasmin- und Kupferwerte im Serum (oft in Kombination mit normalem oder gar erniedrigtem Urinkupfer haben), bei denen sich aber keine einfachen Erklärungen eines "normalen" ernährungs- bzw. organisch bedingten Kupfermangels findet, möchte ich dieses Thema hier starten.

Zuallererst wäre es natürlich schon wichtig, dass ein MW ausgeschlossen wird, vor allem bei entsprechender Symptomatik. Dazu sollte zumindest ein MRT des Gehirns, eine Untersuchung auf den Kayser Fleischer Kornealring, eine genaue Untersuchung der Leber (auch per Bildgebung) und eventuell nochmal ein Urinest gemacht werden. Ferner gibt es in unklaren Fällen auch Gentests, Leberbiopsien und einen Blutwert der sich REC (relativ austauschbares Kupfer) nennt.
Dazu findet ihr Informationen in der Morbus Wilson Rubrik.
Zum REC Bluttest: https://www.limbachgruppe.com/fuer-aerzte/rec/

Weiters ist wohl auch noch nicht genügend erforscht ob Genträger auf MW (mit nur einer Mutation) ebenfalls anfällig für diverse Symptome sind, ohne jedoch richtig oder gar bedrohlich zu erkranken.

Bei Verdacht auf Kupfermangel fände ich auch wichig, die Ernährung zu betrachten, wobei ein alimentärer Kupfermangel ohne sonstige Ursache hierzulande sehr selten sein soll. Es sei denn man ernährt sich sehr kupferarm, nimmt hohe Dosen Zink oder Molybdän (beides Gegenspieler von Cu) ein oder ist durch Umweltfaktoren damit belastet.
Zudem sollten Allgemeinerkrankungen der Leber, der Nieren, der Bauchspeicheldrüse und des Darms ausgeschlossen sein.
Hinweise auf eine allgemeine Malabsorption können z.B. andere Auffälligkeiten und Mängel wie eine Anämie, ein Eisen-, B12-, Zink- oder Proteinmangel im Blut sein. Man geht auch davon aus dass diese Mängel meist schon vor einem Kupfermangel ersichtlich sind, da diese auch viel schneller entstehen und auch allgemein häufiger auftreten.

Hier zum Kupfermangel und seine Folgen:



Nun gibt es aber immer wieder auch Fälle, in denen Betroffene neurologische Symptome (z.B. ähnlich eines MW) haben, ein MW aber eindeutig ausgeschlossen ist und auch ein alimentärer Kupfermangel eher unwahrscheinlich ist bzw. die Symptome nicht richtig dazu passen und/oder eine Kupfergabe keine Veränderungen bringt.

In diesen Fällen könnte es möglich sein, dass neben den bereits bekannten Kupferstoffwechselstörungen auch bis dato unbekannte Stoffwechselstörungen und -probleme vorliegen. Möglich wären auch gewisse Genträgerschaften, neben MW z.B. auch für das Menkes Syndrom (dürfte eventuell nur Frauen betreffen, da Männer mit dieser Krankheit in der Regel schwer krank sind und bereits im Kindesalter versterben) oder Aceruloplasminämie sowie weitere bisher nicht bekannte Syndrome.
Man kann wohl davon ausgehen dass diese Genträgerschaften, wenn sie in irgendeiner Weise in gewissen Fällen Symptome verursachen, mit einer sehr viel milderen Ausprägung eingehen, zumindest auch was organische Probleme betrifft.

Hier nun ein paar Links zu den betreffenden Stoffwechselerkrankungen:

Menkes Syndrom:



davon gibt es auch eine mildere Variante, eine Bindegewebserkrankung die man Okzipitalhornsyndrom oder auch Ehlers Danlos Syndrom Typ 9 nennt:


Auch mit einem ATP7A Gendefekt assoziert ist die sogenannte ATP7A abhängige Neuropathie
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31558336/ (hier finde ich leider nur eine englische Beschreibung)


Aceruloplasminämie (eigentlich eine Störung des Eisenstoffwechsels, bei der gar kein bis fast kein Ceruloplasmin vorhanden ist):



tps://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ajmg.b.32723
(Dieser Artikel ist englischsprachig, aber er beschreibt heterozygote Merkmalsträger der Aceruloplasminämie die neurologische Symptome ohne die sonstigen internistischen Auffälligkeiten der Vollbild-Erkrankung haben. Diese haben meist auch ein erniedrigtes, jedoch vorhandenes Ceruloplasmin.)

Weiters gibt es noch das MEDNIK Syndrom


sowie das Huppke Brendel Syndrom, welche mit dem Kupferstoffwechsel zusammenhängen, aber noch nicht so lange bekannt sind.

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31194315/ (der Link zum Huppke Brendel Syndrom ist in Englisch)

Abgesehen von diesen genetischen Erkrankungen die teilweise sehr dramatisch verlaufen und sehr selten sind, dürfte es eine viel höhere Anzahl an genetischen Überträgern als an Betroffenen selbst geben und eventuell ist die Dunkelziffer (leicht) symptomatischer Überträger höher als gedacht.

Auffällig ist jedenfalls dass sowohl diese genetischen Erkrankungen (auf MW gehe ich jetzt nicht so genauer ein, da diesbezüglich eine eigene Rubrik existiert), viel mit dem Gehirn und dem Nervensystem zu tun haben und man daneben auch immer wieder Fälle unerklärlicher neurologischer Störungen mit einem auffälligen Kupferstoffwechsel beschreibt, welche in keine Kategorie zu fallen scheinen.
Ob diese jetzt unbedingt mit Genträgerschaften bezüglich Ceruloplasmin, ATP7B oder ATP7A zusammenhängen oder eventuell sogar eigene Syndrome sein könnten, dürfte noch nicht genauer erforscht sein.

Hier findet man z.B. noch einige solcher Fallbeschreibungen welche nicht zugeordnet werden konnten: (alle auf Englisch)

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/19572946/ (Hypoceruloplasminämie-assozierte Bewegungsstörungen)



Ich hoffe dass ich euch ein bisschen mit Informationen versorgt habe und dass diese Problematiken damit auch etwas ins Bewusstsein gerückt sind.

Denn irgendwo scheint es auch abseits von MW einen Zusammenhang zwischen dem Kupferstoffwechsel, Ceruloplasmin und dem Nervensystem zu geben.

Dieses Thema soll nicht nur informieren, sondern auch dem Austausch unter Betroffenen/möglichen Genträgern bekannter sowie noch unbekannter (neurologischen) Störungen des Kupferhaushaltes sowie zur Selbsthilfe, Erfahrungsberichten und Bekanntmachung von möglichen Anlaufstellen dienen.

Probleme mit den englischen Texten übersetzte ich gerne.

lg catlady
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich verlinke mal einen alten Thread mit ähnlichem Thema, wo es aber nicht speziell um genetische Erkrankungen ging:


Gruß
Kate
 
Weil ich eben grad in dem Thema geschmökert habe, muss ich mir jetzt doch überlegen ob eine Vitamin C Infusion so eine gute Idee bei mir ist, wenn das wirklich den Kupferstoffwechsel beeinflusst...
Oder ob ich das nicht lieber erst dann machen sollte, falls mein Immunsystem mal schlapp machen sollte (davon bin und war ich immer schon weit entfernt) bzw. eine sonstige Indikation dafür da wäre.
 
So nun melde ich mich auch wieder mal. Kurze Beschreibung meines Falles (vielleicht finden sich ja noch weitere ähnlich Betroffene)

-weiblich, Mitte 30, Eltern nicht verwandt, ein Geschwister, das nicht betroffen ist

-bisherige Diagnosen: sonstige tgfr. Entwicklungsstörung, Angststörung mit Panikattacken, Verdacht auf Somatisierungsstörung, räumlich visuelle Störung, unklare kognitive Störung, unklare Bewegungsstörung, Kupfermangel, Histaminintoleranz durch DAO Mangel, rez. Tachykardie, CMD, hormonelle Migräne

-Ceruloplasmin und Kupfer: schwankt seit Jahren zwischen erniedrigt und niedrig normal, das Urinkupfer verhält sich ähnlich (erniedrigt bis niedrig normal)
Relativ austauschbares Kupfer liegt bei ca. 10 Prozent (Cut off für MW ist höher als 18,5 Prozent), MW so gut wie ausgeschlossen, bisher keine Gentests auf MW und sonstige Stoffwechselstörungen
-keine weiteren Nährstoffmängel (bis auf leichten Vitamin D Mangel im Winter), kein Proteinmangel oder dergleichen
-orale Kupfersubtitution bringt keine Unterschiede

Symptomatik:
-Schwangerschaft, Geburt: frühzeitige Wehen der Mutter, Geburt war dann aber nur ein paar Tage früher, geboren mit einem großen Hämatom am Kopf, obwohl die Geburt sehr einfach verlief

-Kindheit: Leistenbruch zweimal, fehlende Anlage von drei Zähnen, asperger-und ADHS-ähnliche Entwicklung, zeitweise Neigung zu Ängsten, Verstopfung und Bauchschmerzen, schon zeitweise Schlafstörungen und Alpträume, Neigung zu leicht hohem Puls aber Herz und Organe unauffällig, ansonsten gesund

-Jugendalter: körperliche Entwicklung, Pubertät usw..normal, psychische Veränderungen, Stimmungsschwankungen, erste Zwangsgedanken, Leistungsabfall, erste störende körperliche Beschwerden wie nervöser Magen etc..., Schlafstörungen,

-ab ca. 20: sogenannte vegetative Beschwerden, diffuse Haut- und Haarprobleme, eventuell damals schon Histaminintoleranz aufgetreten, zunehmende Unverträglichkeit von Kälte und Hitze, Neigung zu Hämatomen an den Oberschenkeln, schlaffer werdendes Bindegewebe

-ab Mitte 20: Einnahme von Eisen als Selbstversuch gegen Kreislaufbeschwerden und Kälteempfindlichkeit resultierte in einer längeren Zeit neuer gesundheitlicher Verschlechterungen und Beschwerden (Dauermüdigkeit, Oberbauchprobleme, Benommenheit, Ausbleiben der Periode, Nervenschmerz in den Fingern, Anfälle von Kurzatmigkeit). Keine eindeutigen Befunde, Ferritin normal, Serumeisen vorübergehend erhöht. Damals erste Bestimmungen von Ceruloplasmin (19-15-14 mg/dl) und Kupfer.

-Ungefähr zur Zeit der Erholung von diesen akuten Beschwerden dürfte langsam und schleichend auch die vermutlich degenerative Hirnentwicklung ähnlich eines Morbus Wilson, einer Eisenüberladung oder einer MS eingetreten sein. Dabei aber stets unauffälliges MRT und CT.

-visuelle Merkprobleme
-langsamer Verlust der geistigen und körperlichen Multitasking Fähigkeit
-Gefühl ungeschickter zu werden
-ständiges Benötigen von Routinen
-Verlangsamung bei allen abwechslungsreichen geistigen und körperlichen Vorgängen, während stereotype einfache Dinge nicht betroffen sind
-Vergesslichkeit
-spastisches Gefühl und immer wieder Verkrampfungen in Gliedmaßen und im rechten Kiefer

-Ab 30 dann noch spürbare Verstärkung und es zeigt sich in folgendenden Symptomen und Begriffen (Auszüge):

-Bradydiadochokinese beidseits
-Patellarsehnenreflexe gesteigert, Babinski negativ
-Reflexe in allen Etagen lebhaft auslösbar, dabei normaler Tonus und normale Trophik
-schwingt rechten Arm nicht mit, dieser körpernahe
-versteht viele Anweisungen erst nach mehrmaligem Erklären

-neuropsychologisch: Leistungsminderungen in der räumlich visuellen Wahrnehmungsorganisation und in der Fähigkeit in einem festen Kontext anhand vorgegebener Regeln zu planen
Beeinträchtigungen im visuellen Scanning, im visuell räumlichen Arbeitsgedächtnis und geteilter Aufmerksamkeit (Geschwindigkeitsaspekt), verbale Gedächtnisleistungen normal, jedoch mussten einige Aufgaben mehrmals erklärt werden


In den letzten zwei Jahren sind dann noch innere Zuckungen rechts dazugekommen, nur manchmal kurz sichtbar, die häufigen optischen Täuschungen und leichte Halluzinationen, Gleichgewichtsprobleme, muss mich noch mehr drauf konzentrieren was ich sehe und mache, ungewolltes Grimassieren, starrer Blick, Gehen fühlt sich anders an, alles wird beschwerlicher usw...

-Sonstiges: wahrscheinlich früher Beginn Perimenopause, vermutlich zeitweise Blutzuckerschwankungen, Orthopäde stellte kürzlich leichte Skoliose fest
 
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