Hallo,
es freut mich, dass der von Uta begonnene Thread so ein Interesse gefunden hat. Andererseits ist es auch nicht verwunderlich, nachdem wir alle Gesundheitsprobleme haben, mit denen die Schulmedizin nicht viel anfangen kann...
@Binnie
Ich habe jetzt schon mehrere Parodontalbehandlungen hinter mir. Nach ein bis eineinhalb Jahren war es schlimmer als zuvor. Dabei pflege ich meine Zähne und putze wie ein Weltmeister. Die von mir erwähnte Bekannte, eine ehemalige Arbeitskollegin, riet mir (nach ihren Erfahrungen), konsequent die Zähne ziehen zu lassen. Das Problem ist, dass man bei deutschen Zahnärzten damit nicht durchdringt.
Inzwischen habe ich in Tschechien einen Zahnarzt gefunden, der bereit ist, mir die Zähne zu ziehen. Ich könnte auch in die USA fliegen und es dort machen lassen. Beides sind zivilisierte Länder (wenn man einmal von "Dschordsch Dabbelju Busch" absieht, der seine Familienfehde im Irak immer noch nicht beendet hat

). Hier ist es einfach so, dass der Satz "Money rules" höchste Priorität hat. Aber ich bin es leid, dass darunter meine Gesundheit in nicht mehr erträglichem Maße leidet.
Eine Tante von mir bekam erstmals im Alter von knapp 80 Jahren eine Zahnprothese, dafür aber eine Totale. Mit dem Ergebnis, dass sie diese nicht tragen kann. Die "Adaptionsfähigkeit" ist in disem Alter praktisch nicht mehr gegeben. In den USA erhalten massenweise 20- bis 30-Jährige Totalprothesen. Nach ein paar Monaten, in denen sich die Kiefer zurückbilden, hält die Prothese meist sehr gut.
Der herrschende Gesundheits- und Schönheitswahn kommt natürlich den Zahnärzten sehr entgegen. Implantate sind in. Nur, die Kontraindikationen, von denen es eine ganze Menge gibt, müssen beachtet werden - ganz zu schweigen von den Kosten. Ich kaufe mir lieber selbst ein Auto (nachdem mein Diesel inzwischen 325 000 Kilometer gefahren und 13 Jahre alt ist, wird es langsam nötig), anstatt meinem Zahnarzt einen Mercedes zu finanzieren

) .
Zudem mag ich keine Fremdkörper im Kiefer, wozu die Basis des Implantats zählt.
@Froschminister
Natürlich hast Du auch recht. Es gibt viele Menschen, die mit ihren Totalprothesen todunglücklich sind! Das stimmt sicher. Aber ich frage mich, woran das liegt. Zum einen wohl daran, dass die Zahnärzte keine Meister mehr auf diesem Gebiet sind (falls sie es in Deutschland je waren). In den USA gibt es "Denturists", die sich nur auf Zahnprothesen spezialisiert haben. Ihre Erfolge sind weitaus höher als die der übrigen Zahnärzte, die nur hin und wieder eine Prothese fertigen. Dann entscheidet auch der Zustand des Kieferknochens darüber. Wenn die Kieferkämme aufgrund rezidivierender Parodontitis über Jahrzehnte schon sehr weit zurückgebildet sind, ist der Prothesenhalt auch nicht mehr gut. Ganz klar. Ein ehrlicher Zahnarzt hat es mir einmal so erklärt: "Wir müßten eigentlich schon recht früh zu Prothesen raten, solange der Kieferknochen noch gut ist. Aber an den Universitäten wird der Zahnerhalt als höchstes Dogma gelehrt. Dazu kommt, dass sich die jüngeren Patienten, vor allem Frauen, aus psychischen Gründen mit einer (Total)prothese oft nur sehr schwer abfinden können. Nachdem die Kassen die Parodontalbehandlungen in relativ kurzen Abständen bezahlen, machen wir es halt."
Lieber Frosch, ich bin keinesfalls ein "Prothesenfetischist", aber ich habe miterleben müssen, wie mein Gesundheitszustand innerhalb von ein paar Jahren drastisch schlechter wurde. Ich selbst schiebe einen großen Teil auf meine Probleme mit Parodontitis (neben anderen Einflüssen, wie Elektrosmog aufgrund eines Mobilfunkmasts im Nahbereich unserer Wohnung).
Ich weiß, dass es keine Garantie gibt, dass mit der Entfernung aller Zähne eine Besserung eintritt. Es gibt Fälle, in denen das so ist, aber auch welche, die dann noch ein Problem (nämlich das der Zahnlosigkeit) hinzubekommen.
Aber vielleicht sind neben der zu geringen Erfahrung der meisten Zahnärzte auf totalprothetischem Gebiet auch die Erwartungen der Patienten zu hoch gesteckt. Eine Prothese ist immer nur ein unvollkommener Ersatz. Gute eigene Zähne sind sicher besser. Aber eben "gute" Zähne, wozu auch das Zahnfleisch gehört.
Ich verstehe Deine Skepsis durchaus. Aber einige Mitglieder des Forums sind vermutlich (wie ich auch) der Ansicht, dass es so nicht weiter gehen kann. Wenn ich mich zu einer Extraktion aller Zähne entschließen sollte (gegebenenfalls mit Ausfräsen der Alveolen) , weiß ich immerhin, dass es an den Zähnen nicht mehr liegen kann. Ein Problemfeld weniger in meinem Körper.
Zur Einwilligung in von Ärzten begangene Körperverletzungen:
Es kann mir niemand begründen, wieso in die Extraktion aller Zähne, die gegebenenfalls den Körper von Störherden entlastet, nicht vom Patienten wirksam eingewilligt werden kann.
In der Schönheitschirurgie (und ich meine wirklich diese und nicht die notwendige kosmetische Chirurgie nach entstellenden Brandverletzungen, Geburtsdefekten oder großen Narben) ist die Schwelle für eine wirksame Einwilligung viel niedriger! Jede Frau kann sich ihre Brüste vergrößern, Fett absaugen, die Nase verändern, mit einem Gift (Botulinumtoxin, eines der stärksten bekannten Gifte, vgl.
Botulinumtoxin - Wikipedia) ihre Augenfalten unterspritzen lassen und so fort. Und das, obwohl an Schönheitsoperationen immer wieder eine ganze Anzahl von Mensch sterben.
Hier mißt man wirklich mit zweierlei Maß!
@Anne
Ich denke auch, dass es sich dabei um wenige Fälle handelt. Natürlich muss sich der Zahnarzt absichern können. Aber dazu ist notwendig, dass auch von Gerichten die Einwilligung des Patienten nach umfassender Aufklärung Rechtsgültigkeit besitzt. Ich könnte mir eine Klausel denken wie:" Es gibt keine Garantie, dass nach Extraktion folgender (bzw. aller) Zähne die gesundheitlichen Probleme geringer werden oder gar verschwinden."
@Uta
Wenn es nach der Schulmedizin ginge, bin ich pumperlgesund. Insofern kann ich Deine Einwände nur zu gut verstehen.
@alle
Lasst uns einen "Club der Hypochonder" gründen

. Wahrscheinlich ist es nur die "unerträgliche Leichtigkeit des Seins" an der wir leiden.
Viele Grüße an alle Mitposter/innen
Jürgen