In dem Zentral-Organ der deutschen Zahnärzte, das jeder Zahnarzt automatisch erhält, solange er seinen Beruf ausübt und Mitglied einer Zahnärztekammer ist, den Zahnärztlichen Miteilungen vom 16. 3. 2006 war ein Artikel veröffentlicht (Verfasser nur mit dem Kürzel ck angegeben), der sämtliche Erkenntnisse und Erfahrungen der Complementärmedizin widerlegt und Amalgam als absolut unschädlich einstuft.
Der Artikel beginnt mit der Feststellung: Amalgam belastet weder die Gesundheit noch vergiften Reststoffe bei uns die Umwelt - das bestätigt die Forschung bekanntlich seit Jahrzehnten.
EU-Politiker streben ein Verbot des Amalgams an und das ist Anlaß für einen polemischen Artikel, der ohne jedwede Differenzierung des Menschentypus' sowie des aktuellen Krankheitsgeschehens eines Menschen folgende Behauptungen in die Welt - angeblich durch Studien belegt - entläßt:
* Amalgam als Füllstoff ist ungefährlich und weist keine Nebenwirkungen auf
* Gamma-2-freie Amalgame als Füllungsmaterial lösen keine toxischen Reaktionen im Mund aus
* Elektrochemische Vorgänge in der Mundhöhle spielen keine wesentliche Rolle bei klinischen Symptomen
* Über Amalgamfüllungen wird weniger Quecksilber aufgenommen als mit der täglichen Nahrung und diese Konzentrationen sind unbedenklich
* Eine Allergie in Folge von Amalgam kommt äußerst selten bis gar nicht vor (Zusatz des Autors: Was ist das für eine unwissenschaftliche Formulierung!)
Jeder Zahnarzt weiß:
* Amalgam hat gegenüber Kompositen unschlagbare Vorteile
* Es gibt schlichtweg kein Füllmaterial, das 20 Jahre und länger hält. Gerade im Seitenzahnbereich muß eine Füllung zweifelsohne extremer Belastung standhalten. Derzeit und auch in nächster Zukunft ist aber kein Füllmaterial in Sicht, das die Stabilität von Amalgam erreicht und alle Indikationsbereiche komplett abdeckt. Alles in allem gibt es keinen vergleichbaren Ersatz für Amalgam
* Es ist billig
* Der Behandler kann Amalgam schnell einbringen und braucht keine Hilfsstoffe
Und dann kommt noch der Satz: Kein Füllungsmaterial wurde weltweit so oft und intensiv auf mögliche Risiken hin untersucht wie Amalgam. Namhafte Toxikologen, Allergologen, Physiker, Hautärzte, Zahnärzte und Arbeitsmediziner widerlegten immer wieder, daß Amalgam im Mund für Menschen schädlich ist.
Aber irgendein Hinweis oder eine Literaturangabe, die diese Behauptungen bekräftigt, sucht der kritische Leser vergeblich.
Im Radio hörte ich neulich von einer Untersuchung amerikanischer Ärzte an ca 5000 Jugendlichen, ob Kinder mit Amalgamfüllungen gegenüber Altersgenossen ohne Amalgamfüllungen intelligenzmäßig benachteiligt wären. Das Ergebnis war: Kein Unterschied.
Das besagt aber noch nichts über die Langzeitwirkung über viele Jahre hinweg.
Bevor Gegenargumente aus complementärmedizinischer Sicht aufgeführt werden, muß aus dem Artikel noch ein zugegeben heikler Aspekt betrachtet werden. Es ist dies die soziale Komponente.
Sozial Schwach sind nicht in der Lage sich teure Ersatzmaterialien wie Keramik oder Gold zu leisten.
Originaltext Zahnärztliche Mitteilungen: "Vor allem Patienten aus dem sozialen Brennpunkt profitieren von den Vorteilen des Füllwerkstoffs. Hier macht eine Amalgamversorgung Sinn."
Und ein paar Sätze weiter: "Diejenigen, die Mundhygiene und Zahnpflege öfter schleifen lassen, sind mit Amalgam bestens bedient." Danach: "Auch Versicherte mit wenig Geld im Portmonee erhalten mit Amalgam eine gute zahnmedizinische Versorgung."
Hier geht man ganz salopp mit ethisch-moralischen Prinzipien um.
Um dies genauer differenzieren zu können, sollte man zwei Dinge bei normalen Patienten auseinanderhalten:
1. Es gibt Menschen, die ihr Gebiß regelrecht verkommen lassen und keinerlei Anregungen zur Prophylaxe annehmen. In solchen Fällen kann kein Zahnarzt gezwungen werden, mehr als nur eine Notversorgung auf Kosten der Allgemeinheit durchzuführen. Teure Behandlungen scheiden aus, da diese in keinster Weise geschätzt und gewürdigt werden.
2. Auf der anderen Seite gibt es Patienten, die vieles innerhalb ihrer (auch geringen finanziellen) Möglichkeiten tun und offen sind für Alternativ-Materialien. Ihnen muß man zumindest eine Chance geben und eine Beratung zukommen lassen.
Eines ist klar, eine generelle Verteufelung des Amalgams - diesmal aus rein krankenkassentechnischer Sicht - würde die ohnehin strapazierten Budgets der gesetzlichen Versicherungen völlig platzen lassen.
Es ist extrem schwierig, für diese Problematik einen Ausweg zu finden.
Es kann aber nicht hingenommen werden, daß der Vorsitzende der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Fedderwitz, behauptet: " Eine aufwendigere
Kompositfüllung zum Amalgam-Preis wird es nicht geben können. Wer davon träumt, kann gleich die Barfuß-Füllung einführen!"
Solche Behauptungen untergraben das Bemühen, nach sozial verträglichen Lösungen zu suchen.
Soweit zu den Argumenten der Amalgam-Befürworter und der sozialen Problematik.
Es ist ein schweres Unterfangen, in einem einzigen Artikel die oben aufgeführten Behauptungen zu widerlegen. Daher sollen einige Aspekte aus naturheilkundlicher Sicht aufgelistet werden und einige Punkte, bei denen sich selbst der hartnäckigste Amalgam-Befürworter kaum den Argumenten verweigern kann, es sei denn, er wollte sämtliche Gesetze der Physik für ungültig erklären.
·Einer der Hauptpunkte, die jedem Laien einleuchten, auch wenn er gesundheitlich noch so desinteressiert ist, ist die Auflage der Amalgam-Abscheidung in den Zahnarzt-Praxen.
Ausgebohrtes Amalgam mit seinen Hauptbestandteilen Quecksilber und Silber darf nicht ins Grundwasser geleitet werden. Warum wohl? Doch etwa nicht, weil es ungefährlich ist.
Dabei hat das Wasser einen weitgehend neutralen pH-Wert.
Im Mund aber herrscht oft, besonders nach dem Verzehr von Süßem, ein saures Milieu, manchmal in einem beträchtlichen Ausmaß. Säuren sind immer aggressiv. Wenn dann noch verschiedene Metalle im Mund sind, dürfte ein lebhafter Ionen-Fluß die Folge sein - man denke nur an eine Autobatterie. Und dann sollte Amalgam ungefährlich sein?
· Faßt man die Erkenntnisse der Homöopathie, der Iris-Diagnostik und der daraus resultierenden Konstitutionstypen-Lehre zusammen, so ist hinlänglich bekannt, daß für eine Reihe von Menschen (es sind die zumeist blauäugigen Lymphatiker) das homöopathisierte Quecksilber Mercurius solubilis eine Art Konstitutionsmittel ist. Daraus folgt, daß das Quecksilber bzw. seine Salze in ihrer Reinform für diese Menschen besonders gefährlich sind.
· Immer wieder sieht man, obwohl es eigentlich eine auch offiziell anerkannte Kontraindikation ist, daß Amalgamfüllungen direkt neben einer Goldversorgung liegen. Im wässrigen Milieu, besonders wenn eine Acidose vorliegt, reagieren diese Metalle unter Abgabe von Quecksilber-Ionen, diese werden mit dem Speichel verschluckt und landen irgendwo im Darm mit allen Folgen für die intestinale Flora.
· Quecksilber ist ein Neurotoxin. Bevor man leichtsinnigerweise irgendwelche Neuro- und Psychopharmaka gibt, wäre zu überprüfen, ob nicht eine Amalgam-Intoxikation vorliegt. Auf die Probleme hinsichtlich der Hypophyse und des Hypothalamus, die zentrale Steuerungsorgane sind, bin ich in meinem Buch "Amalgam-itäten" ausführlich eingegangen.
· Es gibt eine Reihe von Autoimmunerkrankungen, deren "Ursache" bislang nicht immer eindeutig geklärt ist. Ich denke besonders an die Multiple Sklerose. Bei meiner Praxistätigkeit habe ich bislang eine Reihe von Patienten gesehen, bei denen die Diagnose MS auch klinisch feststand. Bei allen Patienten, besonders den jüngeren, war immer eine eindeutige Quecksilber-Belastung vorhanden, teilweise waren sämtliche Quadranten mit Amalgamfüllungen versehen bzw. es lagen bimetalläre Effekte vor, d.h. es war Gold und Amalgam zusammen im Mund. Sollte das ein Zufall sein.
Abschließend sei gesagt, es ist verständlich, wenn jemand aus Sorge um die generelle Bezahlbarkeit von zahnärztlichen Füllungstherapien durch die Sozialversicherungsträger gegen die Alternativ-Behandlungen wettert und zu Felde zieht.
Aber diese Argumentation sollte sachlich sein und die Erkenntnisse und Erfahrungen in seine Überlegungen einbeziehen.
Dieser Artikel in den Zahnärztlichen Mitteilungen strotzt nachgerade von haltlosen Allgemeinplätzen und zeigt, daß dieser Autor entweder noch nie einen Patienten behandelt hat, seine Ausführungen aus Veröffentlichungen sich wissenschaftlich gebärdender "Experten" bezogen hat und sich nie die Mühe gemacht hat, ein Blick in Erfahrungsberichte von naturheilkundlich tätigen Zahnärzten, Ärzten und Heilpraktikern zu werfen.
Die Spätschäden, die aus amalgammäßiger Sorglosigkeit entstehen, sind leider statistisch nie erfaßt worden bzw. schwer erfaßbar.
Wer also bedenkenlos zu weiterer Amalgam-Füllungstätigkeit aufruft, muß sich fragen lassen, ob er nicht an einer Reihe von Quecksilber-Folgen mitverantwortlich ist.