Was soll auf meinem Grabstein stehen?

Ich finde das ist keine Thema mit dem man sich im Detail beschäftigen sollte. Ich wuerde einen Spruch wählen der das Leben aus meiner Sicht beschreibt.
 
Hallo Roger

Warum sollte man sich damit nicht beschäftigen?
Es führte uns genau an den Punkt, wo alles oberflächliche abfällt und das zum Vorschein kommt, was uns wirklich wichtig ist. Wenn es sich auch sonst im Alltag oder allgemein in unserem Denken nicht zeigt, so wird es damit regelrecht nach vorne gedrückt. Und es ist doch besser, dies früher zu wissen, als erst wenn es zu spät ist, um etwas in diese Richtung unternehmen zu können. ;)

PS: Nicht umsonst haben Bücher wie "10 regrets of the dying" so eingeschlagen.

Gruss, Marcel
 
Hallo Marcel,

es ist zumindest etwas mit dem ich mich nicht beschäftigen will. In solchen Büchern ist die Kernaussage ja das man das Leben nach seinen wünschen gestallten soll und den Komfort der Gewohnheit verlassen.
Ich persönlich finde es daher sehr mühsam über den Grabstein nachzudenken, die Energie investiere ich wo anders und lass meine Verwandten entscheiden, falls es doch vorher passiert :)

PS: Die Autorin wird allerdings auch kritisiert zu viel von ihrer Person und ihren Erfahrungen in das Buch hineingesteckt zu haben.
 
Da ich gerne in einem Friedwald oder ähnlich begraben werden möchte, stellt sich die Frage nach einem Grabstein nicht. Da wird es ein kleines Schildchen geben, sonst nichts. Und für mich ist das auch gut so ...

Grüsse,
Oregano
 
Last Minute Hinweis:


https://www.daserste.de/information...ben/sendung/urne-meer-oder-mit-lumpi-100.html

Wo wollen wir mal begraben werden? Wollen wir das überhaupt – ein Grab? Auf einem Friedhof liegen? Die Bestattungskultur erlebt gerade einen radikalen Wandel. Seebestattung, Friedwald oder Diamantpressung – die traditionellen Friedhöfe haben Konkurrenz bekommen. Und die Wünsche werden immer individueller und ausgefallener.

Auch der Wunsch, gemeinsam mit dem Haustier ein Grab zu teilen, ist weit verbreitet. Noch ist in Deutschland nicht alles erlaubt, was andernorts schon möglich ist. Warum eigentlich? Auch die Trauerfeiern werden zunehmend individueller gestaltet. Nach einer traditionellen kirchlichen Bestattungsfeier mit geistlichem Beistand verlangen zunehmend weniger Hinterbliebene. Welche Abschiedszeremonien treten an die Stelle der kirchlichen Rituale? Philipp Engel fragt: Wie finde ich heraus, welche Bestattung am besten zu mir passt? Auf welche Rituale lege ich Wert?

Grüße von Kayen
 
Ich bin mir je länger je unsicherer, ob das Thema Grab/Grabstein für mich überhaupt in Frage käme, gerade auch wenn ich Deine Zeilen lese.
Damals war ich über deine Zeilen sehr verletzt, lieber Marcel, denn es waren/ sind meine Gefühle zu diesem Thema und ich war mir sicher, dass ich mich dazu nicht mehr öffnen werde und kein Wort dazu schreibe.
Aber......
Mit Abstand kann ich es nun viel besser einordnen und nun ist alles in bester Ordnung!:)

Heute bin ich kilometerweit durch den Schnee gelaufen, hier rollt durch Schnee und Glätte noch nicht viel, um meinem "Geliebten" eine Rose auf das Grab zu legen und einen Wisky mit ihm zu trinken.❤️ Ich weiß, das hätte ich auch zu Hause gekonnt, aber für mich ist das nicht das Gleiche.
Als ich vor dem Grabstein stand und die Inschrift las, fiel mir wieder dieser Thread ein.
Es vergeht kein Tag und das mittlerweile seit 16 Jahren an dem ich nicht an meinen Mann denke und auch in meinen Träumen treffen wir uns oft. Mittlerweile ist um sein Grabstein ein kleines Naturparadies entstanden und umrahmt wunderschön die Inschrift , die nur aus den Daten und seinem Spitznamen besteht.

Meine Einstellung zu diesem Thema hat sich nicht geändert, im Gegenteil, nur noch mehr vertieft.👼

Liebe Valentinsgrüße von Wildaster🍀🌷
 
Zuletzt bearbeitet:
Gerade fühle ich etwas schmerzlich, wie mein Grabstein nicht aussehen sollte:
Ein Kartenreiter mit einer Nummer.
Menschen ohne Angehörige, also jeder der niemanden mehr hat und sich nicht zu Lebzeiten um eine Grabstätte gekümmert hat, ist dann in einem Reihengrab zu finden ohne Stein und ohne Namen, man ist dann sozusagen nur noch eine Nummer und auch diese verschwindet irgendwann.
Zu mehr fühlt sich das zuständige Amt nicht verpflichtet.
So habe ich nun eine frühere Kollegin vorgefunden, die schon vor einigen Wochen plötzlich umfiel und starb.
:cry:
 
Zuletzt bearbeitet:
So schlimm finde ich das nicht, wieso auch.
Deine Kollegin war ein wertvoller Mensch und das bleibt sie, wie alle anderen wertvollen, verstorbenen Menschen.

Mit oder ohne Grabstein, mit Nummer oder pompös mit allerhand Bimbaborium, das spielt für Gott überhaupt keine Rolle und wenn sie soweiso keine Angehörigen hatte, wird wohl kaum jemand vorbei kommen.
 
Wenn ich einem Menschen meine letzte Ehre geben möchte, finde ich es schon ziemlich schockierend, nur
auf eine Nummer zu schauen, egal ob die Person wertvoll bleibt.
Solange ich an die Person denke, lebt sie in mir weiter als ein Mensch, die einen Namen trägt und würdig zu
behandeln ist.
Nun bin ich auch keine Angehörige und war da und ich vermute, es werden noch mehr Menschen mit der
Zeit erfahren, was passiert ist und genau vor einer Nummer stehen, um die letzte Ehre zu erweisen.
Meine Begleitung fand das ähnlich "normal", ich habe dann nur noch gedacht:
Wäre ich bloß allein dort hingegangen.🥴
 
@Kayen ,
welche Rolle spielt ein Grabstein um einem Menschen die letzte Ehre zu erweisen?
Von einem schönen Grab hat der Verstorbene nichts, nur der Anspruch der Lebenden wird hier dargestellt, damit sie einfacher mit dem Verlust "scheinbar" umgehen können.

Du hast deine Gedanken, Erinnerungen, Gefühle an sie, die kann dir keiner nehmen und könntest das an einem anderen Ort alleine für dich selbst zelebrieren, das finde ich eine wunderschöne Vorstellung.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mein Mann (91 J) möchte ohne große Feier und ohne Aufwand verbrannt werden und entweder anonym oder in einem Friedwald verbleiben. Ich überlasse es meinen beiden Kindern, wie sie mich bestatten wollen. Sie müssen damit leben. Meine Tochter in den USA kann sich nicht um die Grabpflege kümmern. Mein Sohn wohnt in einer anderen Stadt. Ich selbst bin dann nicht mehr in der unbrauchbar gewordenen Hülle, sondern an einem besseren Ort. So ist jedenfalls meine Überzeugung. Das Grab meiner Eltern wurde nach Beschluss von uns vier Geschwistern aufgegeben. Sie leben in vier Kindern und 8 Enkeln und in der Erinnerung weiter.

Die Bedeutung einer aufwändigen Grabstätte war sinnvoll, als die Kinder und Enkel am selben Ort blieben. Heute sind sie oft weit verstreut im Land oder gar auf einem anderen Kontinent.
 
Wuhu,
Wenn ich einem Menschen meine letzte Ehre geben möchte, finde ich es schon ziemlich schockierend, nur
auf eine Nummer zu schauen, ...
Nun bin ich auch keine Angehörige und war da und ich vermute, es werden noch mehr Menschen mit der
Zeit erfahren, was passiert ist und genau vor einer Nummer stehen, um die letzte Ehre zu erweisen...

ja, es ist schon ziemlich befremdlich bis unmenschlich, wenn man bedenkt, wofür öffentlich sonst ziemlich viel (ebenso nicht für Lebende oder zur Zeit bzw eh schon immer für das Gegenteil, also kriegerisch-mordende Unterstützung usw usf) monetär so aufgewendet wird...

Es muss ja nichts pompöses oder normal großes @ Grabstein und nicht für "ewig" sein, so würde ja schon eine ganz simple Nischen-Abdeckung genügen (eine Glas- oder dünne Stein-Platte, auf welcher zumindest Name und Zeit-Daten aufgebracht werden können), wo dahinter die Urne zumindest für X Jahre ruhen darf, bevor sie ev aus zB Platzgründen mit so einer Register-Nummer in einen nicht mehr öffentlich betretbaren Raum eingelagert würde...

In dichtest besiedelten zB asiatischen Gegenden sind solche Kolumbarien zT auch wegen Kostengründen vorherrschend, in unseren Gegenden leider noch nicht standard...
 
Finde den Totenkult der Toraja sehr schön. Dort gehören die Toten zum Leben und werden alle Jahre ausgegraben, geeinigt usw.
Als Lebender, der sich irgendwie mit dem Tod früher oder später auseinandersetzen muss, würde mich dieser Kult "beruhigen". Man ist nicht aus dem Sinn und bleibt in der Familie eingebunden.

Klar, wenn man tot ist, wird es einen nicht mehr kümmern. Aber die Vorstellung weiter ein Teil im Leben zu bleiben, ist doch tröstend, oder?

Was ich übrigens heutzutage total daneben finde, sind Sterbeanzeigen, wo Kontonummern für Spenden angegeben sind, anstelle von Blumen. Macht man doch bei einer Geburt auch nicht, oder?
Ich finde, ein Toter sollte würdig und mit Blumen usw. verabschiedet werden.
Aber in unseren Breitengraden muss heutzutage selbst noch in der Sterbeanzeige eine Bankverbindung auftauchen.
 
Finde den Totenkult der Toraja sehr schön. Dort gehören die Toten zum Leben und werden alle Jahre ausgegraben, geeinigt usw.
Als Lebender, der sich irgendwie mit dem Tod früher oder später auseinandersetzen muss, würde mich dieser Kult "beruhigen". Man ist nicht aus dem Sinn und bleibt in der Familie eingebunden.
Mein Gefühl ist, dass der Kult zu idealisiert/schöngefärbt wird.
Das mit dem "ausgraben/reinigen" war mir nicht bekannt/stell ich mir schwierig vor - passt für mich auch nicht zu den Gräbern.

Soweit ich das dort mitbekommen habe:
Je nach Status bekommen die Verstorbenen eine bestimmte Begräbniszeremonie, die ihnen "zusteht". Daher zB für ein Kind, das noch keinen hohen Status "erwerben konnt", wird ev. nur 1 Huhn oder 1 Schwein geschlachtet und man feiert nur kurz. Begräbnis erfolgt recht schnell nach dem Todesfall, da man sich das eher leisten kann als Familie.

Am anderen Ende des Spektrums wäre ein sehr alter Adeliger - da können Zeremonien etliche Schweine und Büffel erfordern und tagelang dauern.

Also wird Wertigkeit/Status im Leben an erste Stelle gesetzt, um den Körper ein "entsprechendes" Begräbnis zu ermöglichen.

Das Dilemma ist, dass nicht jeder, der vom Status ein sehr umfangreiches Begräbnis "benötigt", die notwendigen Mittel hinterlassen hat.
Daher kann es Monate oder Jahre dauern, bis die Familie ihn "angemessen" beerdigen kann (also die entsprechende Anzahl von Büffeln und Schweinen geschlachtet werden kann und alle Verwandten auch dabei sein können). Und deswegen wird der Leichnam im Ortsverband gehegt und gepflegt, bis man endlich genug Geld für sein Begräbnis beisammen hat.

Ich war zB auf einem Begräbnis, da ist der verstorbene über 1 Jahr aufgebahrt gewesen. Da gab es eine extra kleine Hütte, in der er gelegen ist und eben, so wie in vielen Berichten beschrieben, quasi wie ein Teil der Familie weiter integriert war - laufend jemanden an seiner Seite hatte, quasi für die "Totenwache". Die Pflege dient schlichtweg dem Umstand, damit die Leiche nicht zu stinken beginnt oder Tiere anlockt. (wie auch immer sie das machen, die Leiche war quasi mumifiziert nach dem Jahr- also richtig eingetrocknet).
Sie sind sehr stolz auf ihre Zeremonien und zeigen gerne alles her, vA Touristen. (zumindest war das vor rund 20 Jahren so. Je mehr Touristen zu einem Begräbnis gekommen sind, desto "wertvoller").

Bei dem einen Begräbnis habe ich auch 2 junge Männer kennengelernt, die ihr Studium aufgegeben haben (es mussten, vermute ich), um zu arbeiten, damit man eben ihren Großonkel entsprechend beerdigen konnte. Daher: ihre Zukunftsplanung war "dahin", weil Onkel sehr wichtig war, aber die Familie nicht genug Geld hatte.
Für sie war das aber ohne Bedauern (zumindest mir gegenüber), sondern "normal", dass sie für ihre Familie dieses Opfer gebracht haben. Einige hatten mehrere Tage Reise hinter sich, da sie auf einer anderen indonesischen Insel gewohnt haben. Begräbniszeremonie + Wegzeiten hat sie ca. 3 Wochen gekostet.

Insgesamt war es wie ein großes Fest zu dem alle Angehörigen und auch das ganze Dorf eingeladen war. Es wurde viel getanzt, gelacht aber auch geklagt und geweint. Für die Jüngeren war es ein großes Abenteur. Auch für die Teenager war es ein tolles Erlebnis - eher wie ein Festival. (das erste Mal Alk, das erste Mal ein Kuss mit dem heimlichen Schwarm..)

Die Schlachterei war auch nicht ohne - viele Männer in einem Blutsee und dazwischen die toten Büffel und Schweine. In der Hitze hat das natürlich enorm gemüffelt.

Eine Station, in die ich gebracht wurde, war ein Haus/eine Hütte (alle Häuser/Hütten waren auf Pfählen und aus Bambus) - in der sich die Frauen versammelt hatten. Als ich eingetreten bin, waren fast alle Frauen sehr laut mit Wehklagen beschäftigt. Jene in der Mitte sehr laut, mit vielen Tränen und viel Gejammer. Jüngere am Rand haben tlw. eher nur so getan, als ob und miteinander getratscht.
In der Mitte dürfte die Ehefrau mit einigen ihrer Begleiterinnen gesessen sein. Kaum, dass sie mich gesehen haben, war das Wehklagen vorbei und sie haben sich super gefreut mich zu sehen - ich wurde dann quasi zu dem Zentrum "geschoben" und "runtergedrückt" (musste mich setzen) und bekam Tee und wurde mit allerlei gefüttert und - so wie üblich - in ländlicheren Gegenden/wo man weniger Touristen kannte/ angetapscht (meine Haare, meine Haut).
Auch die Witwe (oder Mutter) - auf alle Fälle eine wichtige Person in dem Ganzen, hat von einer Sekunde auf die andere auch umgeschaltet - super fröhlich, gelacht, mich geherzt/umarmt, mit super viel erzählt (ich hab 0 verstanden). Als ich dann endlich wieder raus durfte (Ausrede: WC) - ging das "Programm Klagen" wieder weiter - wie auf Knopfdruck.
Für die Männer gab es auch so eine "Trauerhütte". Da weiß ich aber nicht, was die gemacht haben.

(ich bin da "unabsichtlich" reingeraten. Ich hab ein 12/13jähriges Mädchen kennengelernt, das mir die Gegend gezeigt hat. Da man ohne "Guide" dauernd belästigt wurde auf Schritt und Tritt, war es mir nur recht, dass sie ihr "englisch verbessern wollte" (das sagten dort alle) und daher nicht von meiner Seite gewichen ist.
Damit war ich "ihre Touristin" und die anderen waren nicht so nervig, weil ich ja quasi "besetzt" war.
Alles sehr skurril - ich konnte keinen Schritt vors Hotel machen und schon "hatte" sie mich wieder gefunden. Ihr war es enorm wichtig, mir ihre Familie vorzustellen. Ich war davon ein wenig genervt, weil ich andere Pläne hatte und eigentlich weiter wollte. Bin dann aber am letzten Nachmittag mit ihr quasi "gnadenhalber" mit zu ihrer Familie (immer umringt zu sein, nie eine Minute in Ruhe, außer ich hab mich in meinem Zimmer eingeperrt, hat mich damals ziemlich an mein Limit gebracht).
Sie wollte nie zu Fuß gehen. Daher hat es mich nicht gewundert, dass wir ein "Bemo", ein Sammeltaxi genommen haben, um "ihre Familie in der Nähe" zu besuchen. Allerdings war die Familie "in der Nähe" auch nach 2 Stunden noch nicht erreicht. Nach Anbruch der Dunkelheit kamen wir dann endlich in einem Bergdorf an. Viele Stunden weg von meinem Hotel, mit halbwegs sauberem und gemütlichem Bett. (da mir alle versichert haben, dass ich keine Chance hätte zurück in den größeren Ort zu kommen, da alle Sammeltaxis, die zu dem Bergdorf fuhren auch für die ganze Zeremonie bleiben würden, war ich dann mitten drin im lange geplanten Begräbnis. War eine sehr interessante Erfahrung - mehrere Tage in diesem Bergdorf. Ohne Wechselgewand. Von Mücken zerfressen (rundherum Reisfelder). Auf dünner Bambusmatte geschlafen - immer dutzende nebeneinander - geschnarcht, viele Geräusche - das Huschen von Ratten und Mäusen. Ich war soooo gerädert. Konnte kaum einschlafen. Jeden Tag in einem anderen Haus "zu Gast". Keine Minute allein zum Verschnaufen. Immer umringt von Menschen, die an mir rumgerubbelt haben, um zu schauen, ob meine weiße Farbe runtergeht 😂)
Ich hab ein wenig gebraucht, um zu verstehen welche Chance ich da bekommen hatte, so etwas miterleben zu dürfen...

***
Auf einem anderen Begräbnis einer "sehr reichen Frau" - war es sehr professionell gestaltet. In der Umgebung wurde mit Zetteln Werbung gemacht für das Begräbnis. Wir Touris wurden auf der Straße angesprochen und mit extra Bus komfortabel hingekarrt. (nicht als "Touristenfalle", sondern um eben möglichst viele Touris dabei zu haben).
Dann hatten wir einen eigenen "-Touristen-Flügel" - extra hübsche Plastiksesseln. Alle andren saßen in der prallen Sonne. Uns haben sie Sonnenschirme aufgespannt. Und wir wurden von vorne und hinten bedient/richtig umworben.

Die Gastfreundschaft bzw. Bewunderung von "Nicht-Indonesiern, solang sie helle Haut hatten und nicht Chinesen waren", war dort war immens.

Ich hab auch mit einem Angehörigen gesprochen (was nicht schwer war - gefühlt alle 300 Leute waren "Angehörige" ("family") - und ohnehin eh alle wollten gefühlt mit mir reden. Ein Architekturstudent der auf der Hauptinsel (Jakarta) studiert hat und mit seinen Eltern und Geschwistern zum Begräbnis geflogen ist (jedes dieser Flutgtickets war ein Jahreslohn für "Normalos").
Ich sprach an, dass die Frau ja weder mich noch die anderen Touristen kannte. Warum es dann so erwünscht sei, dass wir "Touris" da dabei wären. Erklärung war - fremde Menschen (vA mit heller Haut) seien was Besonderes, daher wäre es der Familie so eine Ehre die dabei zu haben. (je mehr, desto besser)
Er selbst sah die Zeremonie (den vorgegebenen Umfang) aber auch durchaus kritisch. Meinte eben, dass es für ihn/seine Familie kein Problem sei, das zu finanzieren. Er aber Freunde hätte, die nicht heiraten könnten bzw. keine Ausbildung machen konnten, weil die Familie quasi nur dafür lebte, ein Begräbnis zu finanzieren.

Dort gab es richtig schön gedruckte Programm - und den Lebenlauf dieser Frau in verschiedenen Sprachen. Dazu hatten noch alle Tänzer und Schlachter ein T-Shirt mit dem Gesicht der Frau vorne drauf. (ihr Begräbnis war relativ bald nach ihrem Tod - sicher dennoch erst 2-3 Monate später, da viel zu organisieren war.)

Ich hab auch mehrfach gefragt, warum diese Frau so "important" war. Das konnte mir keiner der Gefragten beantworten. Standard war: "because she was very old". "because she was 100 years old".

Einer der Gäste/der family hat es dann so erklärt, dass keiner wisse, wie alt sie gewesen sei. Aber da sie viele Falten gehabt hatte und keine Zähne, war sie für die jüngeren "very old/100 years old". Warum sie so ein tolles Begräbnis hatte, wusste der aber auch nicht.
Von den Befragten schien sie keiner näher zu kennen.

Soweit ich gerade nachgelesen habe, versucht auch die Regierung diese teuren Begräbnisse zu behindern (um die Verschuldung, die teilweise Generationen belastet, abzuschaffen). Ich kann mir gut vorstellen, dass auch viele Jüngere es durchaus kritisch sehen/ihr eigenes Leben nicht mehr opfern wollen. (Jüngere Menschen außerhalb der Torajagegend, waren da ziemlich kritisch. Meinten zB sie würden sicher nicht da mit einheiraten wollen, sonst würden sie nur für die Toten arbeiten und sparen müssen).

Somit mein Fazit: sehr interessante Bräuche. Ich bin aber froh, dass der Tod meines Körpers meine Familie nie so belasten wird/dass wir in unserer Kultur andere, billigere Möglichkeiten haben.
(ich gehe davon aus, dass meine Essenz sich schnell von meinem Körper trennen wird. Ich werde sicher an vielen Stellen sein, zum Abschied. Aber nicht bei einem verwesenden Stück Fleisch, das mir nicht mehr dienlich sein kann. So meine Einstellung).

Ich freue mich, wenn Menschen, die mich kennen, sich nach meinem Tod für mich freuen, dass ich die "nächste Runde geschafft habe" und meine Energie/Essenz endlich wieder weiß, was "danach" passiert. Woher wir kommen, wo unsere Essenz/Seele auf ihre Seelenfamilie trifft, oder ins Universum driftet. Oder im Ursprungskörper wieder aufwacht. (So viele Optionen. Bin schon sehr neugierig!)

Für mich wäre es eine enorme Last, wenn ich meinen Hinterbliebenen so einen "Berg" an Schulden hinterlassen müsste. Wäre interessant, wie das ältere, ärmere Menschen im Torajagebiet wahrnehmen. (ob sie überhaupt an sowas denken. Einfach weil sie so sozialisiert worden sind).

Ich brauche keinen Grabstein - meine Asche verstreuen wäre prima. Oder (wenn das nicht geht) zB Asche unter einem Baum vergraben (das geht in Ö).
Für mich wäre auch ok, wenn mein Körper der Wissenschaft dient. (ich brauche ihn ja dann definitiv nicht mehr).
Als "Spruch", der nirgends stehen muss, scheint mir "WELCH EIN ERLEBNIS!!!" angebracht. ;)

lg togi
 
Zuletzt bearbeitet:
Was ich übrigens heutzutage total daneben finde, sind Sterbeanzeigen, wo Kontonummern für Spenden angegeben sind, anstelle von Blumen.
Als meine Mutter starb, kamen so viele Blumenspenden bei uns an, dass wir einen Lieferwagen besorgen mussten, um sie auf den Friedhof zu bringen. Andere wurden direkt auf den Friedhof geliefert. Wir verteilten viel davon dann auf Gräbern von Bekannten. Trotzdem hatten sie auf dem Grab der Mutter nicht genügend Platz und lagen übereinander. Die Tage drauf sortierten wir die verwelkten aus. und es waren immer noch genug. Als dann mein Vater starb, baten wir um Spenden an örtliche Hilfsorganisationen und sorgten selbst um angemessenen Blumenschmuck. Den örtlichen Blumengeschäften wäre es vermutlich lieber gewesen, wir hätten es nicht getan, obwohl wir von einem Geschäft hörten, sie wären beim Tod meiner Mutter am Limit gewesen. Beim Tod eines einsamen, kinderlosen Witwers hätte es das Problem nicht gegeben. Meine Eltern waren sehr bekannt und beliebt.

Was mir allerdings noch heute in Erinnerung ist, beim Begräbnis meiner Mutter war es am 12. Februar 1965 so warm, dass die Blütenpracht von einem Schwarm Bienen umsummt was.
 
ich bin nach wie vor darüber verärgert, dass aus dem Tod so eine riesen Geldmacherei in Deutschland betrieben werden darf. Wucher ist das.
Es sollte die Möglichkeit geben, für Leute, die es einfach und kostengünstig mögen, die Asche nach dem Einäschern mit heim zu geben, damit die Familie einen schönen Platz auswählen kann, die Asche im Winde verwehen zu lassen. Das würde die Umwelt nicht belasten; ich fände den Gedanken sehr schön, so würde ichs mir wünschen.
 
Ich würde überhaupt keinen Grabstein wollen.
es gibt doch heute zum Glück schon viel kreativere Möglichkeiten, seine letzte Ruhe zu finden. Eine Zeit lang hat mich die waldbestattung angezogen. Inzwischen gibt es auch dort Wartezeiten 😂
Diamant zu sein, fand ich auch ne zeitlang mal nett. Aber wer will sich mutter schon ins Regal stellen, um den Hals hängen oder an den Finger stecken 😱
das umliegende Ausland darf mit diesem ernsten Thema viel kreativer umgehen. So fand ich in den Niederlanden eine junge Firma, die die Asche wohl mit Erde vermischt, darauf ein Bäumchen pflanzt.
und nach einem Jahr dürfen die Angehörigen den Baum abholen, mitnehmen und im eigenen Garten unterbringe. Die Idee finde ich besonders schön.

Aaber letzten Endes sollen es die Hinterbliebenen entscheiden. Sie müssen schließlich damit leben 😉
 
Wenns heutzutage im Februar Bienen gäbe (falls du dich im Datum nicht geirrt hast @Locke 38 ) würden viele hysterisch von Klimawandel sprechen.
Das war auch damals ungewöhnlich. Danach ist es meiner Erinnerung nach wieder kälter geworden. Aber der Tag war so mild und freundlich, wie ihn sich meine Mutter gewünscht hätte, damit sich niemand wegen ihr erkältet. Das hätte zu ihr gepasst.
 
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