Hallo Meike,
ich habe mir heute einmal deinen ganzen Bericht durchgelesen

...und ich möchte dir sagen, dass du dich gefühlsmäßig sehr gut mitteilen kannst und trotzdem es dir zu Zeit so doll schlecht geht, du eine tiefe innere Stärke "ausstrahlst"
Ich kann wohl noch nicht so richtig darüber sprechen, aber ich habe auch eine sehr schlimme Erfahrung mit einem Therapeuten gemacht...ich weiß aber nicht, ob man das bei mir auch Trauma nennen kann...hmm.
Mir geht es die letzten Jahre psychisch sehr schlecht und im März 2006 habe ich dann beschlossen, in eine Klinik zu gehen...der Aufenthalt hat mir wirklich sehr geholfen, ich habe endlich wieder Licht am Ende des Tunnels gesehen.
Damit es mir auch auf Dauer wieder besser geht, habe ich zuhause eine Psychoanalyse angefangen, die zuerst ganz gut anfing.
Ich hatte das Gefühl, der Therapeut versteht mich, ich habe mich getraut, mich immer etwas mehr zu öffnen, obwohl ich schon von vorn herein immer Angst habe, verletzt zu werden...aber ich habe mich immer mehr getraut.
Nach 3 Monaten Therapie, wo ich wirklich zu jeder Sitzung gekommen bin, bekam ich eine sehr heftige Migräne, die 3 Tage anhielt...ich konnte nicht aufstehen und leider habe ich immer erst am jeweiligen Tag abgesagt, weil ich immer dachte....ach heute wird es schon besser....das war wohl sicher nicht richtig von mir, aber er reagierte am Telefon dann nach der 3.Absage sehr heftig
Er meinte, dass ich die Therapie nicht ernst nehme, er wurde laut, was mir sehr große Angst machte, er meinte, dass ich alles nicht ernst nehme und er die Therapie nun am liebsten beenden wollte....das war ein großer Schlag für mich, weil ich sowieso immer die Angst habe, dass man mich mit meinen Problemen nicht aushält und ich habe das dann als große Zurückweisung empfunden.
Ich dachte dann, dass er vielleicht einen schlechten Tag hatte und hoffte, dass wir das Beide in der nächsten Stunde klären konnten...allerdings wurde daraus nichts, denn er fing sofort an laut zu werden, meckerte mich an und ich bekam in dieser Stunde einen Panikanfall. Ich lag auf der Couch, konnte ihn nicht sehen und hatte solch eine Angst vor ihm, dass ich mich nicht rühren konnte.
Die Therapie abbrechen wollte und konnte ich aber nicht, da ich mich dann erst recht, als Versager gefühlt hätte und immer so wie du gedacht habe:" da wo meine Angst ist, muss ich lang".
Die nächsten Stunden wurden dann ruhiger, aber ich hatte seitdem ständig so eine Angst vor ihm, etwas Falsches zu sagen, hatte Angst, krank zu werden.
Er kam mir so furchtbar autoritär und angsteinflößend vor.
Diese "Ausbrüche" von ihm kamen dann noch ein paar Mal wieder.
Einmal war es sehr schlimm, als er meinte, dass er einfach nicht zu mir durchdringt und ich meine Maske nicht ablege, ich mich nicht öffne, mich nicht öffnen "will", nichts tue, um hier herauszukommen, dabei wurde er wieder seht laut...das war einfach sehr schlimm, denn ich konnte meine Maske einfach nicht vor ihm ablegen, weil mein Vertrauen zu ihm gebrochen war, dazu bekam ich große Schuldgefühle, weil ich meine seelischen Probleme einfach nicht überwinden konnte.
...warum ich die Therapie nicht abgebrochen habe, lag auch daran, dass ich immer weniger Kontakt zu mir selbst und meinen Gefühlen hatte und daher auch nie wusste, ob ich alles nur übertrieben sah oder nicht, ob es an mir liegt, dass ich einfach zu sensibel bin etc....das Ganze ist nun 2 Jahre her und ehrlich gesagt, bin ich mir da immer noch nicht sicher....ich weiß nicht, ob sich das Alles nicht vielleicht total lächerlich anhört und ich mich ja nur anstelle...

Irgendwann wurden all meine seelischen Symptome so schlimm,...ich wurde mir immer fremder, wurde immer depressiver, bekam Panikattacken....als ich dann auch immer stärkere lebensmüde Gedanken bekam, brach ich die Therapie dann nach letzendlich 10 Monaten ab.
Ich sprach ihm mitten in der Nacht auf den Anrufbeantworter, weil ich Angst hatte, er könnte rangehen und sich wieder aufregen und sagte ihm, dass es mir sehr schlecht geht und ich eine Woche aussetzen wollte.
Dann schrieb ich ihm einen sehr langen Brief und traf mich dann mit ihm nocheinmal...ich hoffte, dass er mich in dem Brief ein wenig verstanden hatte, dass ich große Angst vor ihm habe, dass mir das Vertrauen leider fehlt....das Alles schrieb ich sehr sehr vorsichtig...
Er ging jedoch nicht darauf ein, er meinte, ich würde vor meinen Problemen davon laufen und nun alle Schuld auf ihn abwelzen, dass ich Selbstmordgedanken habe, glaube er nicht....das war das dann das Ende...ich konnte nicht mehr und musste die Therapie abbrechen....
....es ging mir danach so schlecht wie noch nie in meinem Leben, ich bekam immer stärkeren Selbsthass, wurde mir immer fremder, konnte gar nicht mehr weinen, fühlte wie versteinert, bekam schlimme Zwangsgedanken...und ich erlebe wie du die Menschen als gefährlich...
seit nun einem halben Jahr bin ich allerdings wieder in Therapie, da ich auch merkte, dass ich es alleine nicht schaffe.
Ich habe einen sehr lieben Therapeuten gefunden. Er ist sehr einfühlsam und gibt sich Mühe, mich zu verstehen. Sogar wenn er in den Urlaub fährt,
kann ich mich per Email bei ihm melden...das finde ich wahnsinn und ich hätte nicht gedacht, dass es so einen Therapeuten überhaupt gibt.
Ich merke aber, dass ich einfach noch so "dicht" bin, dass bei mir auch immer noch keine Träne übers Gesicht gelaufen ist, obwohl ich spüre, wie unendlich viel Trauer in mir steckt...aber ich schaffe es noch nicht...zu verletzlich traue ich mich noch nicht zeigen....es fehlt mir einfach noch zu viel Sicherheit...auch merke ich, wie wachsam ich immer bin,...wenn er etwas sagt, wodurch ich mich nicht so sehr verstanden fühle,...bekomme ich immer noch sehr große Angst und will schnell die Flinte ins Korn werfen...:schock:
aber ich denke, dass es mit der Zeit gaaaaaanz langsam aufwärts geht....das hoffe ich zumindest sehr!!!!
Liebe Meike, ich wünsche dir sehr viel Kraft und hoffe, dass sie dir in der Klinik helfen können.
Ich weiß nicht, ob dir mein Bericht hilft...vielleicht fühlst du dich ein bißchen weniger allein....wünsche dir eine gute Nacht:wave: