Vollprothesen oder Totalprothesen im zahnlosen Kiefer

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Nachdem ich schon mal versucht habe, einen damals für mich noch eher theoretischen Thread über Zahnprothesenwerkstoffe anzuschieben,
https://www.symptome.ch/vbboard/zahnmedizin-zahnprobleme-allgemein/13782-zahnersatz-prothesen.html
www.symptome.ch/vbboard/zahnmedizin-zahnprobleme-allgemein/13782-zahnersatz-prothesen.html
versuche ich hier einen Thread über das Leben mit Prothesen für Zahnprothesenträger ins Leben zu rufen, insbesondere mit Vollprothesen oder Totalprothesen im gänzlich zahnlosen Kiefer. Ohne den ersten Thread mit über 100 Beiträgen abwerten zu wollen, soll dieser eher den tatsächlichen Umgang mit Prothese und Zahnlabor zum Thema haben.

2007 bis 2008 habe ich mich nach Quecksilber, Wurzelfüllungen, Wurzelspitzenresektionen und Goldkronen von allen Zähnen verabschiedet, die mit Metall behandelt worden waren. Das hat zu einer deutlichen Verbesserung bei meinen Beschwerden geführt. Ende 2013 waren die übrigen Restzähne ohne jede Behandlung und ohne jede Schmerzen auch abgestorben. Sie sind inzwischen ebenfalls entfernt worden. Während sich die Sehschärfe spürbar verbessert hat und der Blutdruck sich normalisiert hat, hat der Kaukomfort doch sehr gelitten. Auch 10 Wochen nach der letzten Extraktion kann ich mit den Ersatzteilen kaum etwas schmerzfrei essen.


Gerne würde ich von anderen Vollprothesenträgern wissen:
(a)
wieviel Zeit lag zwischen der letzten Zahnextraktion und der ersten Vollprothese? Wie oft wurde die Prothese nachgebessert, bis sie gepasst hat und wie lang hat das gedauert? Wie viele Restzähne sind bei der letzten Extraktion auf einmal entfernt worden?
(b)
Nach welcher Zeit habt Ihr das erste Mal mit Gebiss öffentlich Nahrung aufgenommen?
(Kantine oder Restaurant)?
(c)
In welchem Umfang habt Ihr Haftmittel verwendet und wie lange?
(d)
Was für ein Prothesentyp seid ihr? („So oft wie möglich raus damit“ oder eher „gehört zu mir – bleibt auch nachts drin“)
(e)
Könnt Ihr und falls ja nach welcher Zeit konntet Ihr wieder Nüsse, Mandeln, rohe Möhren, Kohlrabi essen?


Meine eigenen Antworten sind:
(a)
3 Wochen, aber das erste Gerät hat aber überhaupt nicht gepasst. Nach Nachbesserung konnte ich nach vier Wochen zumindest öffentlich damit sprechen. Bis jetzt kann ich nicht damit kauen. Es sind 8 OK und 10 UK Zähne im Abstand von einer Woche entfernt worden, die alle keine Reaktion mehr im Vitalitätstest zeigten. Im histopathologischen Befund der Knochentrümmer war von Osteomyelits die Rede.
(b)
Nach 9 Wochen, es war aber so weich gekocht, daß ich es einfacher, schneller und schmerzfreier ohne Prothese hätte essen können.
(c)
Hilft nicht wirklich.
(d)
So oft wie möglich raus! Sprechen geht besser mit.
(e)
bis jetzt geht Rohkost nur als Smoothy


Gehört von anderen habe ich schon:
(a)
sofort bis 7 Monate
(b)
(c)
Von den mir bekannten Haftmitteln ist nur Protefix Haftpulver ist frei von Kunststoffen und Zink (reines Alginat). Danke an Mingus. Sein Hinweis hat meine Recherche spürbar abgekürzt.
(d)
Daunderer hat seine Prothesen nur getragen, wenn er Fremde beim Sprechen nicht erschrecken wollte. Anne S. und Sylvia P. berichten ähnliches. Die Schwiegermutter nimmt sie auch nachts nicht raus.
(e)
Eine Frau (allerdings nur mit OK Prothese) berichtet, sie könne sogar wieder Äpfel und Brötchen abbeißen.
 
Meine Erfahrungen:
(a) Im OK war 2012 nur noch eine Brücke über den 6 Schneidezähnen vorhanden. Die beiden mittleren fehlten. Die beiden links und rechts davon als Brückenträger wackelten inzwischen so, daß ein Beißen kaum mehr möglich war. Zuerst war ein Zahnersatz über 6 Implantate angedacht, den ich jedoch bald nicht nur wg. den Kosten von ca. 17.000 €, bei denen ich 7.000 € selbst tragen sollte, verworfen habe. Die Risiken eines baldigen Verlustes und Behandlungsfehler, wie Anbohren der Nerven und einer erhöhten Entzündungsgefahr waren mir doch zu hoch. Ich entschied mich für eine Vollprothese, die 1.500 € kostete.
Der Abdruck wurde mit der noch vorhandenen Brücke genommen, damit ich nicht eine Woche lang ohne Zähne im OK herumlaufen sollte. Das Zahnlabor hat die Brücke im Modell herausradiert und neu modelliert. Es wurde also eine Vollprothese angefertigt, obwohl noch Zähne verhandeln waren.
Beim nächsten Termin bei der ZÄ wurde mir der wackelige Rest herausgezogen. Ich habe mir seit 30 Jahren keine Spritze mehr vom ZA geben lassen, selbst bei Wurzelbehandlungen nicht. Den kurzzeitigen Schmerz konnte ich durch eine Art Selbsthypnose /Ablenkung wunderbar aushalten.
Unmittelbar nach dem Entfernen der Brücke wurde mir die Prothese eingesetzt. Da keine Betäubung vorhanden war, konnte ich kleinere Druckstellen sofort erkennen, die die ZÄ gleich nachbearbeitete. Es saß wie angegossen.
(b) Bereits am nächsten Tag. Ich hatte aber nur solche Nahrung aufgenommen, die ich vorher mundgerecht zerkleinern konnte. Nach ein paar Wochen könnte ich bereits wieder ungeniert zubeißen. Allerdings mit einer neuen Technik. Über die Schneidezähne ist es heute noch schwierig. Da beiße ich lieber über die Eckzähne zu, damit das Gebiß nicht wackelt. Hat bis heute noch niemand gemerkt.
(c) Haftmittel waren nach einigen Tagen angesagt, da sich die Felge nach dem Zahnziehen etwas zurückgebildet hatte. Das hatte mir die ZÄ klugerweisen bereits mitgegeben und mir erklärt, daß das Gebiß nach ein paar Wochen aufgefüttert werden sollte. Nach einen Monat wurde ein neuer Abdruck gemacht, das Gebiß morgens abgegeben und abends wieder eingesetzt. Den Tag über bin ich im Wald ohne Gebiß wandern gegangen, da ich nicht recht reden konnte. Da mir aber am Nachmittag nach einem Kaffee war, habe ich mutig in einer Waldgaststätte einen Kaffee bestellt. Ich hätte der Bedienung besser als Stummer outend einen Zettel mit der Bestellung hinhalten sollen. Ich muß wohl so was wie Aaffeee o. ä. gemurmelt haben, das sie total verwirrte.
(d) Die Prothese bleibt immer drin. Das hat mir die ZÄ dringend empfohlen. Morgens gründliche Reinigung, auch den Mund und je nach Bedarf und Möglichkeit mehrmaliges Ausspülen am Tag. Besonders nach dem Essen, da sich ab und zu geringe Essensreste unter die Gaumenplatte schieben können.
(e) Kann wieder alles essen, nach Nüssen evtl. ausspülen.
Bleibt noch ergänzend das Sprechen nach der neuen Prothese. Viele haben da erst mal Probleme. Bei mir gab es keinerlei.
Wahrscheinlich habe ich eine besonders gute ZÄ erwischt, die bei ihrem Vater gelernt hat, bei dem ich 30 Jahre zur vollen Zufriedenheit in Behandlung war und das mit meinen ewigen Problemzähnen.
Die Prothese ist für mich inzwischen so selbstverständlich wie die Schuhe, die ich anhabe. Sie müssen nur von einem guten Schuhmacher kommen.
 
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