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Servus miteinander,
hier mal etwas zur Therapie (mit ABs), von einem der sich anscheinend auskennt:
Therapieschema
Wie ist eure Meinung dazu?
Gruß
Rübe
hier mal etwas zur Therapie (mit ABs), von einem der sich anscheinend auskennt:
Nach derzeitigem Stand der Kenntnisse dürfte daher eher eine Wiederholung der Therapie als eine noch längere Therapiedauer erfolgversprechend sein.
Grundsätzlich sind nach in-vitro-Untersuchungen (Tests mit Borrelien in Kultur ?im Reagenzglas?) Tetracycline, Doxicyclin, Erythromycin, Amoxicillin, Cefotaxim und Ceftriaxon am wirksamsten. Die MHK90-Werte liegen zwischen 0,05 und 1 mg/l. Für Penicillin G wurden dagegen Werte bis 8 mg/l gemessen. Auch im Tierversuch waren die Ergebnisse mit Penicillin und Erythromycin enttäuschend (Literatur: PREAC-MURSIC). Daher ist heute Penicillin nicht mehr das Präparat der Wahl, zumal vermehrt über die erfolgreiche Anzucht des Erregers auch nach hochdosierter Penicillintherapie berichtet wurde (Literatur: PREAC-MURSIC, JOHNSON).
Erythromycin hat trotz hervorragender in-vitro-Werte bisher klinisch und im Tierversuch enttäuscht, was an unzureichenden Gewebespiegeln liegen könnte. Das neuere Makrolid Azithromycin konnte in einer größeren Studie (STRLE) dagegen überzeugen.
Bei der Therapieplanung ist immer zu berücksichtigen, daß eine systemische Infektion therapiert werden muß. Das Verschwinden einer Hautläsion beweist keinesfalls die Heilung der Krankheit. Hier gibt es wichtige Parallelen zur Syphilis, wo ebenfalls Spätmanifestationen bei vermeintlich ausreichend therapierten Patienten beobachtet wurden.
Die verwendeten Antibiotika dürfen nicht unterdosiert werden. Es ist mit Sicherheit sinnlos, eine Lyme-Arthritis mit 100 mg Doxicyclin oral täglich therapieren zu wollen. (zum Vergleich: Cefotaxim, Erythromycin und Doxicyclin haben eine vergleichbare Aktivität gegen Borrelien; im Fall des Cefotaxim werden 6000 mg täglich gegeben, also wesentlich höhere Spiegel erreicht!) Bei 200mg Doxicyclin oral als Einzeldosis erreicht man Serumspiegel von etwa 3-4 mg/l. Dies reicht nicht aus, um auch Keime in schlecht zugänglichen Geweben zu erreichen.
Viele vermeintliche Therapieversager dürften lediglich auf erhebliche Unterdosierungen zurückzuführen sein! Es ist auch sicher nicht sinnvoll, bei Versagen eines "optimalen" Regimes auf ein minder wirksames auszuweichen.
Stadium 3 (Spätmanifestationen > 6 Monate):
Cefotaxim (Claforan“) 2x3 g/die über 15-21 Tage
Ceftriaxon („Rocephin“) 4g über 14-21 Tage
Reserve : Doxicyclin iv, Imipenem
Makrolide (auch Azithromycin!) sind im chronischen Stadium
grundsätzlich nicht geeignet
Bei Versagen der Therapie Wiederholung mit evtl noch höherer Dosierung (z.B. 3x4 g Cefotaxim). In den wenigen wirklich therapierefraktären Fällen kann der Versuch einer "gepulsten" Hochdosistherapie mit Cefotaxim gemacht werden (Lit: Hassler).
Circa 80 % der Patienten im chronischen Stadium lassen sich mit einem Therapiezyklus sanieren, von den verbleibenden 20% benötigen 2/3 einen zweiten, einige wenige einen dritten oder gar vierten Zyklus. Läßt sich kein Therapieeffekt erzielen, sollte das auch Anlaß sein, das verwendete Therapieregime und auch die Diagnose kritisch zu überprüfen! Gerade in solchen Fällen sollte immer wieder der Versuch gemacht werden, eine Erregerpersistenz auch tatsächlich zu beweisen (kulturell oder mit PCR).
Therapieschema
Wie ist eure Meinung dazu?
Gruß
Rübe