Tempo runter, Achtsamkeit rauf

ory

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……Serotonindusche an: Zunächst wirkt das geradezu paradox: Wir leben in einer Welt, die derart mit Information, Meinung, Erregung, Angst, Lärm, Gleichzeitigkeit, Krise und Katastrophe überfüllt ist, dass die Vokabel „Achtsamkeit“ wie ein zynischer Treppenwitz klingt.

Die Gesellschaft, so scheint es, hysterisiert sich täglich.
Die Angst scheint immer mehr Diskurse zu beherrschen. Eine Angst, die sich in Hass übersetzt, in immer primitivere Weltbilder, in falsche Bilder und Regressionen.

Und genau das ist der Grund für die Bedeutung der Achtsamkeit.

Achtsamkeit schaut nach innen, ohne das Außen zu vernachlässigen. Nein, wir müssen nicht alles glauben, was uns jeden Tag, jede Minute um die Ohren fliegt.

Achtsamkeit entwickelt sich in den Schnittmengen von Kognitionspsychologie, System wissen und Spiritualität. Anders als im klassischen Buddhismus ist das Ziel nicht die Auflösung des Ich, sondern die Wiederentdeckung des Selbst.

Mindfulness ist der Trend der Stunde. Aber was bedeutet Mindfulness eigentlich ?
Wenn du „Mindfulness“ googelst ,erhältst du laut Info 34 Millionen Treffer, auch hat Achtsamkeit es auf die Titelseiten großer Magazine geschafft: Mindfulness prangte auf dem Cover des Time Magazine, ganze Zeitschriften widmen sich dem Thema (Happinez, Flow), es gibt Mindful-Apps, -Buchreihen und –Studios.
So beschrieb es eine große deutsche Tageszeitung:
Wenn selbst Mercedes seinen Mitarbeitern Mail-Zwangspausen und digitalen Urlaubs-Absentismus verordnet, dann ist das Thema Achtsamkeit in der Mitte der Wirtschaft angekommen. Der Pharmakonzern Genentech startete unlängst ein ehrgeiziges Mindfulness-Programm für seine Mitarbeiter. Intel und SAP erhöhten mit einem ähnlichen Versuch die seelische Zufriedenheit ihrer Mitarbeiter. Bei diesen Programmen geht es nicht nur um Yoga oder Rückengymnastik. Es geht um die kognitive Selbst-Wirksamkeit. Wir dürfen gespannt sein, wann Google vom Googeln abrät.
https://compassioner.com/allgemein/...-der-wichtigste-begriff-fuer-die-zukunft-ist/

Mindfulness bedeutet, dem Moment in größter Achtsamkeit zu huldigen. Zielgerichtete, nicht wertende Aufmerksamkeit auf Gedanken, Gefühle, Körper und Umgebung. Mindfulness schließt auch ein, über die eigenen Gedanken und Gefühle nicht zu urteilen, ihnen kein richtig oder falsch zuzuordnen. Für die einzelne Person bedeutet es darüber hinaus auch eine Steigerung des Selbstvertrauens, mehr Fokus auf aktuelle Situationen und somit gesteigerte Effizienz.

Nimm dein Tempo raus und begegne dem Leben einfach mal mit mehr Achtsamkeit !

Gruß ory
 
Achtsamkeit schaut nach innen, ohne das Außen zu vernachlässigen.
Wir leben in einer Welt, in der wir nur noch nach „draußen“ agieren und interagieren, das ist mittlerweile für uns total normal.
Das Handy piepst, es leuchtet eine Nachricht mit einem grünen Symbol auf. Da wird auf dem Tablet oder Laptop durch den blauen Newsfeed gescrollt und sich durch Videos, Bilder und Nachrichten geklickt. Und selbst wenn das Handy nicht piepst, fällt der Blick ständig darauf.
Verbunden sein mit der Außenwelt ist heutzutage das was man will, das dabei aber die Verbundenheit, die Achtsamkeit mit sich selber immer mehr verloren geht, wird nicht wahrgenommen oder einfach ignoriert, nicht für "so" wichtig gehalten.
Denn alles, was mit unserem „Inneren“ zu tun hat, verschweigen wir lieber, ist nicht so Gesellschaftsfähig, das soll lieber "drinnen" bleiben.

Und so laufen wir durch den Alltag und die Welt und verhalten uns, wie es gesellschaftlich als „in Ordnung“ eingestuft wird.....und doch hat fast jeder ein kribbeln im Bauch wenn ihn Schlagzeilen erreichen die Angst aufkommen lassen.
Diese ganzen Nachrichten die wir tagtäglich zu hören bekommen suggerieren uns im großen und ganzen meistens tatsächlich nur Angst und es wird immer schwieriger damit umzugehen, Aggressivität ist oftmals mittlerweile die einzige Reaktion sich zu entladen.

Sich auf sich besinnen, sich um mehr Achtsamkeit mit sich selber umgeben, sollte tatsächlich wieder mehr "gelebt" werden.

Gruß ory
 
Nun habe ich die Wiederentdeckung des Selbst mal 2 Wochen erprobt.:rolleyes:

Je mehr ich über Achtsamkeit nachdachte, je mehr Achtsamkeit ich auf Gefühle, den Körper, die Gedanken, die Bedürfnisse richte, je chaotischer präsentiert sich mir die „Achtsamkeit".:schock:
Achtsamkeit (selber) erlernen und dann praktizieren ist linde ausgedrückt Schwerstarbeit.

Achtsam mit sich umgehen, „bewusst“ auf sich aufpassen, ist sicherlich keine alltägliche jedermanns Sache, vor allem nicht für Frauen im Berufsleben, als Mutter und Familienorganisatorin.
Wenn immer nur für andere gesorgt wird und nie für sich selbst, ist es fast normal einzustufen, das gerade diese Frauen kaum Zeit haben sich zusätzlich noch mit sich selbst zu beschäftigen, leider bleiben gerade diese Frauen oftmals gleich zweimal auf der Strecke liegen, seelisch und körperlich!

Durch mehr Achtsamkeit alles nicht so nah an sich herankommen zu lassen, um noch am Abends gut abschalten zu können, hat schon etwas verlockendes, bleibt zum innehalten/abschalten, den Moment Gefühle mit aufrichtige Aufmerksamkeit schenken aber einfach keine Zeit übrig, produziert das Stress pur.

Eine Art der Achtsamkeit; „ alles, was mir nicht gut tut, streiche ich aus meinem Leben“, ist sicherlich leichter gesagt/geschrieben als getan, aber trägt wohl (das muss ich zugeben) auch einen nachvollziehbaren Sinn in sich.
Wird darauf geachtet das die unmittelbare Umgebung frei von „Störfelder“ ist, geht es im eigenen Leben ohne Zweifel einfach friedlicher zu, das ist einfach so. ;)
Aber NUR „Störfelder“ eliminieren/streichen, ist kaum machbar, es sind einfach global zu viele im Umlauf, mit denen man konfrontiert wird.
Sich einfach abwenden, den Kopf in den Sand stecken, klappt nicht wirklich (immer).:eek:)

Den Dingen Achtung schenken, die einen umgeben, die mit einem geschehen, die man empfindet, riecht oder schmeckt, all das nicht vorbei sausen lassen, sie bewusst wahrnehmen, erzeugt automatisch mehr Aufmerksamkeit.....allerdings (für mich), in einer anderen Richtung die eigentlich angestrebt wird.
Die Zeit/den Moment wirklich einzufangen, um bewusst wahr zu nehmen, ist meistens im wirklichen entscheidenden Moment einfach nicht vorhanden.

Dinge wahrnehmen um sie dann zu vergessen/verstauen ist auch keine Lösung, wahrscheinlich zeigt sich dann irgendwann eine körperliche mißempfindliche Störung und auch hier ist zusätzlicher Stress nicht mehr allzu weit entfernt.

MMn gehört zu mehr Achtsamkeit für sich ein ganz wichtiger Punkt, “ich muss die Dinge tun können, die mir allein wichtig sind, die mir Freude machen und die mich erfüllen, vorprogrammiert ist dann allerdings, das die allgemeine nötige Achtsamkeit in der unmittelbaren Umgebung den Bach runter geht.

An sich selber Achtsamkeit zu praktizieren „im Moment“ Gefühlen aufrichtige Aufmerksamkeit zu schenken ist kein Zuckerschlecken, sondern eine große Herausforderung.

Gruß ory
 
Zuletzt bearbeitet:
Der von mir sehr geschätzte Psychologe Kopp-Wichmann hat sich Gedanken über Achtsamkeit gemacht:

... Kennen Sie Ihren Resetknopf?

Manchmal bin ich überladen, gestresst, werde langsamer, ruckle so vor mich hin.

Genauso wie mein PC.

Der hat einen Resetknopf. Und nach einem Neustart geht alles wieder leichter, weil Dateimüll, überflüssige Sachen und so weiter entsorgt wurden.

Wäre doch schön, wenn es sowas auch für Menschen gäbe. Gibt es nicht? Gibt es doch.
"Fast alles wird wieder funktionieren, wenn Sie den Stecker für ein paar Minuten ziehen, auch Sie selbst." (Anne Lamott)

Der Resetknopf für Menschen ist Achtsamkeit.
Geht ähnlich schnell wie beim PC.
Hinsetzen. Augen schließen. Auf den Atem achten. Alles andere vorbei ziehen lassen. ...
Quelle: Sonntagsperlen von ...

https://www.youtube.com/watch?v=UrTAm4On90k

Grüsse,
Oregano
 
Der Resetknopf für Menschen ist Achtsamkeit.
Geht ähnlich schnell wie beim PC.
Hinsetzen. Augen schließen. Auf den Atem achten. Alles andere vorbei ziehen lassen. ...
Den Rest-Knopf anschalten, damit wir abschalten.
https://www.google.com/search?rlz=1.....1..gws-wiz.......0i71.M-zbFue9f8Y#kpvalbx=1
Es wird allgemein viel zu viel (unnützes):eek:) gedacht, obwohl nicht unbekannt ist, das "nicht jeder Gedanke der Wahrheit entspricht".

"Egal welche psychische Störung
wir uns anschauen,
sie würde nicht existieren,
würden wir nicht denken."
(Ron Siegel)

Gruß ory
 
Ich selbst verstehe nicht, warum das Wort "Achtsamkeit" nun in diesem Zusammenhang die Bedeutung "Meditation", "Entspannung", "Ruhe" etc. haben soll. Ich selber habe irgendwie keine Lust, da umzudenken.

"Achtsamkeit" heißt für mich eine Art konzentriertes Aufpassen, dass alles gut gelingt, was ich tue, dass ich nicht stolpere oder mich steche. Aber es soll ja nun was Spirituelles sein und dass man dadurch zur Ruhe kommt. Ich denke, man wollte meditative Techniken einfach mal anders benennen, damit man was Neues verkaufen kann - Kurse, Bücher etc.

Wenn man überbeschäftigt ist - also zu viel Stress hat und keine Ruhe mehr in sich spürt - dann hilft eigentlich nur, Beschäftigung abzubauen. Jede Aktivität hinterfragen, ob sie notwendig ist oder einem Freude bereitet und wenn nicht, ob man es einfach lassen kann.
 
Ich selbst verstehe nicht, warum das Wort "Achtsamkeit" nun in diesem Zusammenhang die Bedeutung "Meditation", "Entspannung", "Ruhe" etc. haben soll. Ich selber habe irgendwie keine Lust, da umzudenken.
Wobei die Achtsamkeit auf das innerliche sowie auch auf das äußerliche gerichtet werden kann.
Die Achtsamkeit in der Meditation ist ja eher innerlich, die äußerliche Achtsamkeit die der amerikanischen Biologen Jon Kabat-Zinn meint, ist wohl die bekannteste Technik „Achtsamkeitsbasierte Stressreduktion“, kurz MBSR (Mindfulness-Based Stress Reduction) genannt.

Gruß ory
 
Hier mehr zu MBSR:

https://www.achtsamleben.at/anwendung/mbsr/

... Als er damals die Krankenhausadministration überzeugen konnte, ergänzend zur regulären Behandlung, Schmerzpatienten ein auf Achtsamkeitsmeditation und Yoga basierendes Trainingsprogramm anzubieten, war der Grundstein für die heute äußerst renommierte Stress-Reduction-Clinic gelegt.

Das MBSR-Programm wird inzwischen in über 240 Kliniken auf der ganzen Welt angeboten. In zahlreichen Studien konnte die Wirksamkeit bei unterschiedlichen Patientengruppen nachgewiesen werden. Eine Metaanalyse bezieht sich auf 20 von damals insgesamt 64 vorliegenden Studien (Grossman 2004).

Ein „klassischer“ MBSR-Kurs ist ein intensives, achtwöchiges Trainingsprogramm mit wöchentlichen 2 1/2 -stündigen Gruppensitzungen und einem ganztägigen Schweige-Retreat etwa in der 6. Woche. Drei Arten von formalen Übungen bilden den Kern des Programms:

traditionelle Sitzmeditation
sanfte und achtsam ausgeführte Yoga-Übungen
Body Scan, dabei wird der Körper mit wohlwollender Aufmerksamkeit systematisch von innen „abgetastet“
Bei allen drei Formen spielt der Atem für die Verankerung der Aufmerksamkeit in der Gegenwart eine zentrale Rolle.
...

Grüsse,
Oregano
 
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