TAGESSPIEGEL Artikel zu CFS / ME

Ein weiterer Bericht über eine CFS-Erkrankte.
Gut und detailgenau geschrieben soweit ich das beurteilen kann.
Vielleicht bietet nun Corona eine Chance, dass mehr geforscht wird.


Nun gibt es Hinweise darauf, dass eine Corona-Infektion zu ME führen kann, sich Covid-19-Patienten nicht mehr erholen. Daten früherer Epidemien stützen die These. Von 233 Hongkonger Krankenhaus-Sars-Überlebenden, die vier Jahre nach dem Ausbruch untersucht wurden, berichteten gut 40 Prozent über ein chronisches Erschöpfungsproblem, bei 27 Prozent wurde ME/CFS diagnostiziert.

Wir wissen, dass bei einer schweren Infektion, bakteriell oder viral, ein bestimmter Prozentsatz infizierter Personen mit einer ME/CFS-ähnlichen Erkrankung zurückbleibt“, sagt Scheibenbogen.
Derzeit werden viele Kranke in ihrer Verzweiflung zu ihren eigenen Ärzten, doktern an sich herum. Foren im Internet sind ihr Sprechzimmer und ihr Labor. Nora versucht es mit Nahrungsergänzungsmitteln. Sie sollen die Mitochondrien ankurbeln, die Zellkraftwerke, in denen Adenosintriphospat produziert wird, der Energieträger für alle Zellen. Sie schluckt Pillen aus dem Drogeriemarkt, fühlt sich erst besser – und landet in der Notaufnahme.
Die Eigenbehandlung bringt sie womöglich auf die Palliativstation
Später testet sie LDN. Niedrig dosiertes Naltrexon, das früher für Opiatentwöhnung eingesetzt wurde, nun bei Morbus Crohn und Multipler Sklerose. Es bewirkt, dass Nora länger sitzen kann. Gleichzeitig wirkt es gefäßerweiternd. Nicht gut bei POTS. Der Selbstversuch hat womöglich den Zusammenbruch ausgelöst, der sie auf die Palliativstation gebracht hat.
Zurzeit nimmt sie Tavor, das bei Angstzuständen und Schlafstörungen verschrieben wird. Sie kann sich damit länger konzentrieren, länger sprechen, sagt Nora. Aber sie verträgt es nicht, bekommt davon Magenschmerzen. Kopf oder Bauch. Nora hat sich für den Kopf entschieden.
"Das war, als wäre ich schon aufgewacht und die Krankheit schläft noch"
Der sagt ihr manchmal, dass alles gut werden könnte, eines Tages. Dass der Körper doch funktionieren kann, wenn alle Rädchen richtig eingestellt sind. Vor einigen Wochen sei Nora früher aufgestanden als sonst, ins Bad gegangen, habe sich die Zähne geputzt und der Topfpflanze Wasser gegeben und ins Wohnzimmer geschaut. Habe sich für eine halbe Stunde normal gefühlt. „Das war, als wäre ich schon aufgewacht und die Krankheit schläft noch“, sagt sie.
„Die Krankheit hatte einen Anfang und sie wird ein Ende haben“, sagt ihr Mann. „Ich bin ihr Pfleger“, sagt er. Wenn er Nora früher ein Glas Wein gebracht hat, bringt er ihr jetzt die Waschschüssel. Nora hat Pflegestufe 2, ihr Mann bekommt 316 Euro im Monat für die Versorgung. Während Nora Gedanken an frühere Zeiten schmerzen, bauen sie ihn auf. „Wir hatten so viel. Viel gemeinsame Zeit für uns, für die Kinder. Reisen.“ Als er mit den Kindern allein die USA-Reise antrat, sei er noch überzeugt gewesen: Beim nächsten Urlaub ist Nora wieder dabei. In diesen Ferien ist er mit den Kindern an die Ostsee gefahren. „Ich bin jetzt alleinerziehend“, sagt er. Es ist eine Feststellung. Für die Kinder gebe es zwei Prämissen: Die Eltern dürfen sich nicht scheiden lassen und nicht sterben. Mit allem anderen lässt sich leben, irgendwie.


Hier der ganze Artikel und ich würde ich von Anfang an lesen . . .


 
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