Nach dem Abschluss meiner Arbeit anfangs Juli bin ich sofort auf eine lange Radtour gestartet. Eigentlich sollte es von Kopenhagen ans Mittelmeer gehen.
Es war aber einfach zu heiss. Durchfall setzte uns lahm. Meine Recherchen unterwegs zeigten mir auch, dass es sehr schwierig ist, das Rad wieder nach Hause zu bringen. Deshalb entschied ich mich kurz vor Salzburg mit dem Zug nach Hause zu fahren.
Mittlerweile bin ich ja wieder gut zu Hause angekommen, bin schon seit zwei Wochen von meiner Radtour zurück. Aber ich hole sie immer wieder mal hoch, denn auch schöne Erfahrungen wollen verarbeitet sein. Und diese Wochen unterwegs waren eine sehr dichte Erfahrung - wunderschön, aber intensiv! Deshalb will ich ihr auch immer wieder mal Raum geben, damit sie sich integrieren kann. Deshalb dieser kurze Reisebericht:
Die Radtour war super! Die ersten Tage in Kopenhagen mit meinem Mann war ich etwas hibbelig, wäre gern sofort losgefahren. Aber die Stadt hat mir super gut gefallen. Sie strahlt Lebensfreude und Freundlichkeit aus. Noch nirgends habe ich so viele Fahrräder gesehen... - Einfach toll!
Die ersten 10 Tage war ich alleine unterwegs. Es war noch nicht so heiss und die Landschaft der Ostsee entlang toll. Für mich war die Freiheit, genau das zu tun, was mir entspricht so toll: Tempo, Rasten, Fotohalte, Essen etc. - Mit keinem/r war eine Absprache nötig. Gleichzeitig hatte ich ein klares Programm mit einem Etappenziel. Es war toll!
Mich haben auf dieser Strecke vor allem die Hügelgräber aus der Jungsteinzeit beeindruckt. Cool fand ich auch die unterschiedlichen Verbindungen zwischen den Inseln von Dänemark: Brücken, Dämme, Fähren...
Die Mecklenburgsche Seenplatte war landschaftlich anders, aber auch mit viel Wasser. Schön fand ich, dass ich mich wieder mit den Menschen besser verständigen konnte. Mein Englisch ist nicht soooooo wahnsinnig gut. Es genügt, um das Alltägliche zu sagen und zu verstehen, aber nicht mehr...
Die Fahrt an den Kanälen und Seen auch durch die Wälder war sehr schön. Rheinsberg gefiel mir sehr gut! Auch die Landschaft an der Havel. Eine Ziegelei, die auch ein Arbeitslager in der ehemaligen DDR war, beeindruckte mich sehr. Das ehemalige KZ Sachsenhausen liess ich dann doch aus, obwohl ich es besuchen wollte. Schon am Eingang war ich von den überschwappenden Gefühlen überwältigt. - Auch das beeindruckte mich tief.
In Spandau hatte ich dann eine schöne Begegnung mit einer Frau. Von dort an war dann mein Mann mit auf der Tour. Zuerst musste ich mich so richtig daran gewöhnen, nicht mehr allein zu sein. Ein wenig schien ihn das zu verletzen, dass ich mich nicht so sehr nach ihm gesehnt hatte. Aber er war auch froh... -
Die Strecke bis Wittenberg war sehr dünn besiedelt. Auch Fichtenwald spürte ich sehr bedrückend... - Die Landschaft an der Elbe bis zur tschechischen Grenze war dann eher bequem, weil so schön flach und mit vielen Infrastrukturen (Restaurants, Dörfer, Städte, Fähren etc.) Ein paar schöne kleine Städte und natürlich Dresden. Dresden gefiel mir auch sehr gut, die Ausstrahlung vor allem...
Die Veränderung der flachen Landschaft in die Sächsische Schweiz war toll, auch die Strecke von der Mündung der Moldau an bis Prag fand ich berührend schön! Prag selber war mir zu sehr eine Touristenstadt. Erst beim Losfahren und Durchfahren der Vororte bekamen wir wieder das "normale" Tschechien zu sehen... - Das fand ich dann wieder interessanter. Ich war froh, dass in Tschechien mein Mann mit dabei war, denn dort konnte ich ja nicht mal eine Speisekarte lesen... geschweige denn verstehen... Wir sprachen mit den Menschen wie früher als junge Frau in Griechenland. Ok. in Tschechien konnten viele Menschen Deutsch und / oder Englisch.
Der Moldauradweg war im Gegensatz zur bisherigen, sehr flachen Strecke anstrengend, aber viel weniger befahren, fast schon etwas einsam, aber sehr, sehr schön! Zwei Städte haben uns auch besonders gefallen.
Aber ich war wieder froh, in Österreich wieder gut mit den Menschen sprechen zu können. Von der Menge Radfahrender auf der Strecke zwischen Linz und Passau waren wir fast erschlagen... Der Innradweg war dann wieder anstrengender und er ist auch weniger bekannt. Entsprechend weniger Leute befahren ihn.
Auch wenn wir dann die letzte Strecke, auf der die Hügel wieder höher werden und die Landschaft bergig wird bis Innsbruck mit dem Zug machten, weil mein Mann so starken Durchfall hatte, war der Wechsel der Landschaft beeindruckend.
Ich würde sofort wieder losziehen auf eine Radtour. - Nur lieber von zu Hause aus, denn der Aufwand mit dem Flieger finde ich nicht so schön... - Und Wegfahren und am Schluss, die gefahrene Strecke mit den ÖV zurückfahren und merken, wie weit ich gekommen bin, finde ich irgendwie schöner!
Ein Wunsch für alle hier im Forum, die immer wieder an emotionalen Tiefs leiden oder gerade mit Depris oder PTBS kämpfen: Ich wünsche euch, dass ihr alle auch diese Erfahrung machen dürft, dass PTBS/Depression völlig unwichtig wird, dafür das Leben überhaupt ganz wichtig!