Eine gute Woche ist zu Ende gegangen.
Mein Beruf hat mir sehr viel Freude gemacht. Es gab ein, zwei Situationen, in denen ich in mein altes Muster des Selbstzweifels und der Angst zurück gerutscht bin, aber wirklich nur kurz. Einmal nachts habe ich sogar gemerkt, dass ich nicht mehr Angst vor Schwierigkeiten oder Versagen habe im Beruf habe, sondern dass es sehr, sehr
ungewohnt ist, mich auf den nächsten Tag zu freuen und mich in Sicherheit, dass ich genug kann, zu entspannen und gut zu schlafen....
Es gab auch tatsächlich ein, zwei Situationen mit Kindern oder vielmehr Kindergruppen, die nicht 1A waren. Aber - und dem gebe ich jetzt gerade viel Aufmerksamkeit und Zuwendung - es war mir sofort klar, dass ich mit der "inneren Schwarzseherlupe" schaute!

- Sofort war mir klar, dass sicher 95% des Unterrichts gut waren! - Das berührte mich seltsam!
Ja, das sind für mich magische Zahlen: 95 - 98 oder 99 % verläuft in der Regel gut bis sehr gut! - Mit wenigen Ausnahmen nach oben und nach unten. Aber mit der "inneren Schwarzseherlupe" kann ich mir perfekt mein Leben schwer machen.
Ich wende gerade mein "bestes Selbsthilferezept" an: Freundliche Selbstzuwendung und Annahme dieser Tatsache. - Mittlerweile braucht es nicht mehr so viel davon, bis mir sehr berührende, neue und hilfreiche Gedanken kommen, die auch andere, aufbauendere Gefühle auslösen:
1. Diese "innere Schwarzseherlupe" hat mir früher sehr geholfen mit absolut überfordernden und überwältigenden Gefühlen zurecht zu kommen. sie war auch ein Schutz vor Enttäuschung. (So seltsam sich das ev. lesen mag.)
2. Es war nötig, einen weiten Weg zu gehen, um an diesen Ort oder in diesen Moment zu kommen, wo ich das Muster loslassen kann. Ich brauche dessen Schutz nicht mehr. Falls ein absoluter Notfall kommt, kann ich sicher noch immer auf das Muster zurückgreifen.
3. Es ist ein wunderbares Gefühl, hinzuschauen, was alles gut läuft in meiner Arbeit!

- Sie macht mir Freude und ist abwechslungsreich. Ich kann sehr, sehr selbständig arbeiten, gleichzeitig ist Teamarbeit gefragt: mit den mir anvertrauten Kindern, mit meinen Kolleg/innen, mit anderen Fachpersonen, mit den Eltern der Kids. - Es gibt viele tiefe Begegnungen mit Menschen und viel gemeinsames Lachen, auch Tanzen.
4. Ich kann mittlerweile auch Erfolge anerkennen und meinen riesigen Strauss an beruflicher Erfahrung: Unterricht auf allen Stufen von Kindergarten bis zum 9. Schuljahr, heilpädagogische Arbeit, Familienarbeit, eigene Praxis, pädagogische Mitarbeit im Erziehungsdepartement, Erwachsenenbildung....
Dies habe ich durch die Schwarzseherlupe gesehen bis jetzt und war sehr unzufrieden, weil ich "nichts erreicht habe". - Jetzt kann ich die Erfolge sehen. Das tut gut.
Ich habe einen langen therapeutischen und persönlichkeitsentwickelnden Weg hinter mir und das Gefühl, langsam, aber sicher "ernten" zu können.
Nach der zweiten langen Traumatherapie bei einem guten Therapeuten war ich in einem depressiven Loch gewesen. Aus dem kam ich durch diese Therapie nicht raus. Dieser Thera hatte mir damals geraten, mich mal Zeit zu geben und zu kündigen. Das machte ich dann auch, ganz einfach, weil ich vor vier Jahren nicht mehr arbeiten
konnte und auch
auf diese Art nicht mehr wollte. Ich war sozusagen ausgebrannt - resp. kurz davor, völlig vor dem Stillstand zu sehen.
Damals habe ich mir 3-5 Jahre Zeit gegeben, um wieder eine selbständige Arbeit aufzubauen. Es wollte mir nicht gelingen. Meine Energie ist bei jeder Initiative zusammengefallen. Mein Mann und ich waren auch in einem intensiven Prozess mit unserem Sohn, der sehr schwierig war, dem wir das "Zimmer gekündigt hatten" und der unbedingt wieder zurück kommen wollte.
Wir liessen uns darauf ein und ich begann vor nun bald 3 Jahren nochmals mit den Sitzungen in einem interdisziplinären Zentrum. Die Sitzungen finden dort nur alle paar Wochen oder Monate statt. Zwischen den Sitzungen wird das Gelernte umgesetzt. Ich war damals enttäuscht, weil ich nicht direkt das Thema "Arbeit" angehen konnte, sondern mit dem Thema "Sohn" einsteigen musste. - Aber es war der richtige Weg. In der Familie entwickelte es sich gut bis sehr gut.
Nach einiger Zeit wohnte auch noch die arbeitslose Freundin bei uns. Sie hatte wirklich kein Daheim. Es gab keine andere "logsiche" Lösung, bei der wir hätten entspannt weiter unseren gemeinsamen Weg gehen können. Da ich ihr in unserem Haushalt Arbeit gab: Kochen, Reinigung, Garten etc. musste ich mehr aus dem Haus, auch das Geld für ihren Lohn verdienen.
Ich fand sofort diesen Job (innerhalb von einer Woche hatte ich den Vertrag!) - Aber ich war immer noch im Burnout-Zustand und musste so den anspruchsvollen Job beginnen!
Mit den begleitenden Sitzungen musste ich zuerst noch einen Nachbarschaftsstreit angehen. Erst dann konnte ich direkt auf das Thema "Arbeit" zugehen! .... - Rund 18 Monate brauche ich um dieses neue Grundgefühl zu entwickeln. Es ist für mich eine wunderbare Erfahrung!
Wenn ich das schreibe, taucht noch ganz wenig das "Schwarzsehergefühl" auf, das mich vor einer Enttäuschung schützen will. Aber ich kann es erkennen.
In dieses Muster bin ich mit rund 17/18 Jahren gekommen. Zuhause in meiner Herkunftsfamilie merkte ich damals so richtig, dass all mein "Opfer", das ich gebracht habe, für die Katze gewesen waren. - Meiner Mutter waren die Beziehungen zu meinem Vater und meinem Bruder wichtiger als die zu mir. Sie sagte mir, es sei besser, wenn ich ausziehen würde. - Klar war es auch mein Wunsch! Aber ich war tief enttäuscht.
Unbewusst begann ich überall, wo ich mit Menschen zu tun hatte mich mit der inneren "Schwarzseherlupe" zu schützen vor jeglicher Enttäuschung. Ich konnte anderen Menschen fast nicht nahe kommen und Freundschaften brachen plötzlich ab, gute Freundschaften sogar.
Nur in der Beziehung zu meinem Mann war das Muster nicht stärker.
Das Muster hatte sozusagen in mir gewuchert wie die die Dornen das Schloss von Dornröschen zugewachsen hatten. - Mein langer therapeutischer Weg (fast 30 Jahre!) führte mich an diesen Punkt und ich spüre nicht nur Dankbarkeit, sondern grosse Freude! - Das ist neu.