Das Konzert war spannend. Das Orchester war gut besetzt und spielte gut. Vor allem war es super geleitet. Der Dirigent hat eine ausserordentliche Ausstrahlung und die Fähigkeit, seine Begeisterung an die Musiker/innen weiter zu geben. - Auch sie begannen immer mehr zu strahlen. - Dass ich ihm am Schluss persönlich gratulieren konnte, war ein besonderes Erlebnis.
Zuhause spürte ich dann ein starkes Kratzen im Hals und nahm Ceres Sambuccus Tropfen. Sie haben mir diesen Winter schon mehrmals geholfen, einen Infekt abzuweisen. - Doch dieses mal scheint es nicht zu wirken... - :schlafend: - Gegen Morgen bin ich mit starken Hals- und Kopfschmerzen aufgewacht und konnte nicht mehr einschlafen. Jetzt habe ich einen halben Liter Tee getrunken.
Ob ich an den Geburtstag der Enkelin gehen kann, werde ich noch sehen. Ich möchte gehen. Das ist klar. Meine Tochter ist manchmal etwas ängstlich, dass ihre Tochter sich ansteckt. Kann gut sein, dass sie nicht möchte, dass ich komme. - Oder lieber nicht. - Das wäre für mich ok. , denn mein Verstand sagt mir eigentlich auch, dass ich besser im warmen Haus, resp. Bett bleiben soll... - Mal sehen.
Bisher wurde ich in ähnlichen Situationen öfters mal krank: Ich bin aktiv und "es" legt mich ins Bett. In der Regel habe ich das dann so verstanden, dass ich mich übernommen habe und Ruhe brauche... - Dieses Mal sehe ich es mehr als Muster, das mir nicht mehr hilft. Mein Körper und meine Seele reagieren noch so. Es ist eher eine Art Rückfall. Das gibt es und damit ist zu rechnen. Auch dieser Infekt geht vorbei und ich erlaube mir nachher wieder, die vielen Dinge zu unternehmen, nach denen ich Lust habe und die mir Freude machen...
Und ich erlaube mir auch, krank zu werden, mache mich nicht mehr selber fertig deswegen, beschimpfe mich nicht (Ist ja wirklich nicht angemessen!) - Ganz vorsichtig kann ich spüren, dass ich trotz Kopf- und Halsschmerzen keine Schuldgefühle habe und mich auch nicht anders wie schlecht fühle, wie es für mich "normal" war. - Diesem neuen Gefühl gebe ich mal Raum und lasse mich von ihm berühren. -
Diese letzte Sitzung im ZIS hat sehr viel bewirkt. Ich durfte einen wunderbaren Prozess zu sehr viel mehr Lebensqualität machen. Ich bin mir aber bewusst, dass dies nicht allein auf diese Sitzung zurück zu führen ist, sondern dass diese sehr viel Vorarbeit brauchte. Mein ganzes Leben war irgendwie nötig, um an diesen Punkt zu kommen.
Diese versöhnlichen Gedanken berühren mich sehr. Auch andere Gedanken, die für mich neu sind, tauchten in den vergangen Wochen in mir auf: Die Erkenntnis, dass ich all meine innere Arbeit mache, damit es mir besser geht, damit ich mein Leben aus allen Zügen leben kann, damit ich dieses Geschenk "Leben" annehmen kann wirklich als Geschenk, damit ich Selbstbewusstsein entwickle und Selbstvertrauen.
Lange Jahre war ich zu innerer Arbeit wie getrieben. Dieser ganze Heilungsprozess "stiess mir zu" - wie auch die früheren Traumatisierungen. Ich fühlte mich sozusagen als "Opfer" dieses Weges. Dieses so tief eingegrabene, alles überschattende und beeinflussende Gefühl des "nicht Genügens" liess mich viel Therapie machen, um "perfekt" zu werden. - Ein hoffnungsloses Unterfangen. - Kein Wunder hörte ich völlig depressiv, müde, energie- und antriebslos mit der Traumatherapie auf. Dies war vor dreieinhalb Jahren.
Nach über sechs Jahren Therapie hatte ich zwar viel bearbeitet, viele Symptome der komplexen PTBS hatten sich zurückgebildet, wurden für mich händelbar oder lösten sich sogar ganz auf. - Nur eben diese lähmende Depression wurde ich damals nicht los... - Ich kündigte meine Arbeit, war auch darüber deprimiert, weil ich nicht mehr wusste, was ich mit meinem Leben anfangen sollte. - Der Therapeut war der Meinung, dass ich eben etwas tun sollte, das mir mehr Freude bereitet als der damalige Job. - Ich konnte es aber nicht.
Ein halbes Jahr später meldete ich mich deshalb in diesem Zentrum an. Dort bearbeiteten wir aber zuerst die Beziehung zu meinem Sohn, die äusserst schwierig und belastet war. - Nachdem diese sich sehr positiv entwickelte, belastete mich ein Konflikt mit meinen Nachbarn sehr stark. Also bearbeitete ich diesen, meinte dann, jetzt.... geht es mir gut, jetzt brauche ich nur noch zu wissen, was ich beruflich will.
Das funzte aber nicht! - Dieser Glaubenssatz, dass ich "nicht gut genug bin", dass ich überfordert bin, dass ich es nicht verdiene, glücklich zu sein etc. hinderten mich. - Alles Symptome einer Depression... - Also zwei, drei weitere Sitzungen. In diesem Prozess öffneten sich innerlich weitere Türen...
Mehr und mehr lernte ich diese Symptome als das zu sehen, was sie sind: Symptome der Krankheit Depression - Und dadurch entdeckte ich auch Tools, die mir halfen, mich zu entspannen, aus dem Gedankenkarussell auszusteigen, zu schlafen, mich selber zu anerkennen. - Mehr und mehr merke ich aber, dass ich all die vorangehenden Jahre ebenfalls schon an diesen Ort unterwegs war. Schon damals habe ich immer wieder gute, sehr gute und schöne Zeiten erlebt, wenn auch immer wieder behindert durch diese Muster von Antriebslosigkeit, Müdigkeit, Angst, Panik, Unsicherheit.
Auch jetzt rechne ich noch mit Rückschlägen und schlechteren Zeiten, aber ich habe eine neue Lebenslust und Neugier auf meine Erfahrungen entdeckt. Dass ich morgens Lust auf den kommenden Tag haben kann, ist neu für mich. - Ich freue mich auf viele weitere solche "neuen Dinge".
Eins kommt mir gerade eben in den Sinn: Manchmal habe ich keine Lust ins Bett zu gehen und muss mich trösten, dass morgen ein neuer Tag ist, an dem ich die Dinge tun kann, die ich eigentlich vor dem Schlafen noch machen möchte...

- Wenn ich das mit der bleiernden Müdigkeit vergleiche mit der ich mich früher nach Schlaf gesehnt habe, damit ich mich nicht spüren muss! - Da ist wirklich sehr viel passiert und ich bin sehr dankbar dafür!