Schweden: Vor dem Einäschern die Zähne ziehen?

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Vor dem Einäschern die Zähne ziehen?

TAZ vom 18.07.2004

Schweden diskutieren den Verbleib giftigen Zahn-Quecksilbers. Keine zuverlässige Reinigungstechnik für Krematorien

STOCKHOLM taz Leuchtröhren und Amalgam sind in den meisten EU-Ländern die beiden größten Quellen von Quecksilberverunreinigung in der Natur. In Schweden, wo Amalgam mittlerweile verboten ist, wird für die nächsten zwei Jahrzehnte mit einer gestiegenen Freisetzung von Amalgam-Quecksilber deshalb gerechnet, weil die Jahrgänge mit einer hohen Anzahl von Amalgam-Plomben das Zeitliche segnen und sie deshalb in den Krematorien landen werden.

Die Schätzungen der Quecksilberlast in schwedischen Zähnen schwanken zwischen 3 und 30 Tonnen. Genug jedenfalls, um die staatliche Chemieaufsichtsbehörde aktiv werden zu lassen. Petra Ekblom von "Kemikalieinspektionen" gegenüber der Zeitschrift Ny Teknik: "Wir müssen das auf jeden Fall diskutieren. Auch wenn es natürlich keine leichte Frage ist" - die Entfernung von amalgamhaltigen Zähnen vor dem Einäschern.

Ekblom zieht eine Parallele zur Organspende. Ebenso wie man dort über einen Spenderausweis selbst festlegen kann, ob der Körper für Organspenden zur Verfügung steht, sollte man auch seine Zustimmung zur Amalgam-Entfernung im Falle des Ablebens geben können, meint die Expertin.

Rune Östberg, Friedhofschef in Sundsvall, ist skeptisch: "Bei einer Leiche Zähne herauszubrechen ist nicht einfach. Man muss den Kiefer aufbrechen und das verunstaltet das Gesicht." Doch das Quecksilberproblem sieht auch er, denn nicht einmal die Hälfte der schwedischen Krematorien hat Quecksilberreinigung. Nicht nur weil es teuer ist, sondern auch weil es nach einer aktuellen Untersuchung der Naturschutzbehörde immer noch keine zuverlässige Technik gibt. So entferne die gängigste Technik mit Kalk-Kohle-Rauchgasfiltern trotz angeblichen Reinigungsgrads von 98 Prozent bei genauen Messungen gerade einmal die Hälfte des Quecksilbers.

Die "Kemikalieinspektionen" hat jedenfalls nun von der Regierung den Auftrag bekommen zu untersuchen, ob und welche ethisch vertretbaren Möglichkeiten es gibt, Amalgam vor der Einäscherung unschädlich zu machen.

Quelle: TAZ
 
Hallo Mike

Interessanter Artikel.
Hast Du auch Quellen für die Tatsache, dass Amalgam in Schweder verboten ist?
Das würde ich mir in einem eigenen Thread gerne sammeln (mit anderen Ländern, wo das auch der Fall ist).

Gruss, Marcel
 
Ich schau mal ob sich die Information in einer mir bekannten Sprache auftreiben lässt. Mein Schwedisch ist ein wenig holprig... Ich habe den Text aus der TAZ 1:1 übernommen und bin davon ausgegangen das die Information so okay ist... aber das mit Schweden wird ja je nach Autor und Veröffentlichungstermin verändert. Die Fakten liegen irgendwo da draussen... wenn sich da nicht wieder die EU einmischt!
 
...ging das schnell und auch wieder die TAZ

Amalgam doch giftiger als gedacht

Schwedische Regierungsstudie fordert ein EU-weites Verbot von Zahnfüllung aus Amalgam. Das Quecksilber in der Legierung belaste den Körper schon in halb so großen Dosen wie bisher angenommen. Viele müssten mit Nebenwirkungen rechnen
aus Stockholm REINHARD WOLFF

"Die Anwendung von Amalgam sollte in der gesamten EU verboten werden." Dies ist das Fazit einer schwedischen Studie. Im Auftrag der schwedischen Regierung hatte Marths Berlin, Professor für Umweltmedizin an der Universität Lund, die verschiedenen Zahnfüllungsmaterialen untersucht. Professor Berlin kommt darin zu dem Schluss, dass viel geringere Mengen Quecksilber im Blut bereits schädlicher sind als bislang angenommen. Amalgam besteht zur Hälfte aus Quecksilber, den Rest der Legierung bilden Silber, Zinn, Kupfer und Zink.

Bisher gingen Mediziner allgemein davon aus, dass keine Gesundheitsschäden zu befürchten seien, solange sich im Urin weniger als 30 bis 50 Millionstel Gramm Quecksilber pro Liter nachweisen lassen. Doch Professor Berlin hält nach der Analyse neuerer Forschungsergebnisse lediglich 10 bis 25 Millionstel Gramm für tolerierbar. Das ist jedoch eine Ausscheidungsrate, die ein Mensch mit mehr als einem Dutzend Amalgamfüllung durchaus erreichen kann.

"Die meisten Menschen haben ja Amalgamfüllungen", räumt Professor Berlin ein, "und die meisten haben damit auch keine Beschwerden." Etwa ein Prozent aller Patienten aber, das zeigten schwedische Studien, sei besonders empfindlich gegen diese geringen Quecksilberwerte, die Hälfte hiervon könne wiederum von Nebenwirkungen geplagt werden.

Auf Deutschland übertragen wären den schwedischen Schätzungen zufolge rund 400.000 Menschen besonders sensibel und könnten - Amalgamfüllungen vorausgesetzt - schon bei niedrigen Werten mit Schäden an Nieren, Nerven oder Immunsystem rechnen.

Außerdem wirke sich Amalgam wachstumshemmend auf Hirnzellen und Föten aus, so die Studie. Daher sollten zumindest Kinder und junge Frauen auf keinen Fall Amalgamfüllungen der Zähne bekommen.

Auch der Umweltmediziner Bengt Järvholm von der nordschwedischen Universität Umeå verlangt eine Überprüfung der bisherigen Grenzwerte. Die Sicherheitsmargen seien vermutlich "geringer als bislang unterstellt", sagte er der Tageszeitung Dagens Nyheter. Viele Menschen müssten mit Beschwerden rechnen - auf eine Zahl wollte er sich, anders als sein Kollege, nicht festlegen. Es gebe noch sehr große Forschungslücken; das Vorsorgeprinzip lege aber nahe, kein Amalgam mehr zu verwenden.

Vorhandene Füllungen sollte man nach Ansicht von Professor Berlin allerdings nicht entfernen lassen, sofern keine deutlichen vom Amalgam ausgelösten Gesundheitsschäden vorhanden seien. Denn Zähne aufzubohren und eine eventuell erforderliche Wurzelbehandlungen seien für viele Patienten mit höherem Gesundheitsrisiko verbunden, als wenn sie die Füllungen behielten. Plombenträger sollen allerdings darauf achten, dass intensiver Kaugummigenuss zusätzliches Quecksilber freisetzt.

Schwedens Gesundheitsbehörden empfehlen bereits seit 1995, keine Amalgamfüllungen mehr zu verwenden. Seit 1999 werden diese auch nicht mehr von der staatlichen Krankenversicherung bezahlt, sind daher mittlerweile äußerst selten geworden und meist durch keramische oder Plastikfüllungen ersetzt worden. Aufgrund der EU-Gesetzgebung kann Schweden Amalgam nicht im Alleingang verbieten. Weshalb Professor Berlin, der auch schon für die WHO als Quecksilberspezialist gearbeitet hat, nun der Regierung empfiehlt, innerhalb der EU auf ein Verbot hinzuwirken. Außerdem "sollte jeder Arzt bei unklarem Krankheitsbild in Erwägung ziehen, dass Amalgam eine der Ursachen sein könnte".

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Quelle: TAZ

sollte die die Studie irgendwo online sein, dann finde ich die auch noch. Auf der Lund UNI habe ich den Fachbereich noch nicht gefunden. Das ist alles so schwedisch... und die englische Site von denen gibt nicht alles her was ich brauche.
 
Hallo Mike

Na, das ist doch was! Vielen Dank!

Gruss, Marcel
 
Nen Abend-Crashkurs an der VHS und schon findet man alles auch auf Svensk...

da isse (aber in english!) und braucht nicht mehr verzweifelt gesucht werden....

Mercury in dental-filling materials – an updated risk analysis in
environmental medical terms (Maths Berlin)


mehr aber in primär schwedisch unter www.dentalmaterial.gov.se

und unter "Totalförbud av kvicksilver utreds" gibts den aktuellen Stand der Dinge... tja, da kann dann mal eine anderer ran das zu übersetzen...!

Wenn ich das richtig verstanden habe im Text vom Lars Engqvist (Seit 1998 schwedischer Minister für Gesundheit und Soziales) in seinem Thesenpapier von 2002 www.uu.se/Adresser/X45_7.html und angegliedert an die Fachbereiche der Institutionen für Onkologie, Radiologie und klinische Immunologie. War so schon schwer genug und nagelt mich nicht fest wenn ich das falsch verstanden habe. Vielleicht kann ja mal ein Schweden-Korrespondent ran oder sowas wie ein Dolmetscher und uns da mal unter die Arme greifen. Nach der Personal Beurteilung (eine Person) scheint der Plan noch nicht umgesetzt.


[geändert von Mike am 07-27-05 at 09:00 PM]
 
Wie mir scheint gibt es auch hier wieder Hürden die scheinbar für die örtlichen Behörden unüberwindbar scheinen. In der Schweiz sieht es wohl so aus das chirurgische Eingriffe an einer Leiche durch das entfernen des Herzschrittmachers vor dem einäschern NICHT durch dem Bestatter sondern durch einen Arzt durchgeführt werden müssen. (BGE-Publikation – Urteil 65.11/2003 vom 12.3.03) Es handelt sich beim amtsfremden Eingriff durch den Bestatter wohl um eine "Einschränkung des Respekts" gegenüber einem Toten. Wobei sich hier die Frage stellt wo der Unterschied ist ob es ein Arzt oder ein Bestatter macht denn der Vorgang ist vorgeschrieben da dieser sonst im Ofen explodieren kann. Aber da werden schon lange vor dem Nutzen Paragraphen gekaut und Hürden aufgebaut die im nachhineinen wieder entfernt werden müssen. Sonst heisst es wieder einmal "aus Kostengründen ist das entfernen von A-Füllungen durch einen Amtsarzt nicht zu bewerkstelligen. Die Kommune kann die entstehenden Kosten (Entfernung/Entsorgung und Einlagerung nach neuem Recht) nicht tragen und es wird zu Lasten des Antragstellers gestellt." Das Ende von Lied kennen wir und durch die enorme Kostenlast hier in der BRD werden vielfach Einäscherungen im benachbarten Ausland vorgenommen. Die Kosten für die Einäscherung werden nach deutschen Tarif verrechner und der Bestatter lacht sich das Geld in seine Tasche, denn der Betroffe weiss es nicht und die Angehörigen erfahren es nie. Die Liberalisierung nach EU-Recht ist in diesem Rahmen wohl nicht unter 10 Jahren zu erreichen (wenn überhapt) und so rauchen die ungefilterten Schlote in den Niederlanden und Polen mächtig und die deutschen verstumen langsam. Alles eine Frage der Kosten und viellecht auch eine ethische die wir aber in diesem Gruselkabinett mal vernachlässigen wollen! Gewinnsucht und moderne "Lebensweise" sind der Untergang unserer aktuell produzierten "Zivilisation" die sich unter vielen Deckmäntelchen die Begriffe "Erfolgsquotienten" und "Bruttoinlandsprodukt" als höchstes Ziel auf die Stirn tätoowiert hat. Friedhöfe werden in Schadenklassen eingeteilt und Tote als untragbare Belastung den Bürgern auf die Steuern gerechnet. Wobei hier im Vorfeld die Quelle zu erkennen und zu vermeiden wäre.

Muss man immer warten bis das Fass überläuft ? Und noch viel schlimmer ist der Gedanke an die Tatsache das wir so geschickt sind immer ein "Workarround" zu "erfinden" das in der Regel den Schaden maximiert aber Paragraphengetreu abgehandelt wird. Der Kreativität sind an dieser Stelle kaum Grenzen gesetzt und so wird es demnächst eine Laichen Airline geben die Ihr Geld damit verdient diese im großen Stil für Pauschal 39,90€ nach Südamerika zu fliegen (Boardpersonal und Verpflegung entfallen schliesslich!)dort nach geltendem Recht für 21,99€ zu veräschern um Sie am nächsten Tag mit lebenden Pasagieren und ein paar Pulverdosen wieder nach Hause zu fliegen. Denn in der EU wurde im Jahr 2008 eine so festgefahrene Postion erreicht das die meisten Krematorien schliessen mussten. Das ist nicht krank, das ist REAL-Satire!
 
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