Opfer die den Freitod wählen

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Ich bin sehr traurig über ein Geschehen, von dem ich erst heute erfuhr. Mit Marianne hatte ich nach ihrem Artikel im Beobachter jeweils ab und zu Kontakt, und wir tauschten uns über so allerlei aus was das Leben mit Fibromyalgie und CFS/ME belastet und was uns auch hilft oder helfen könnte.
Manchmal hörten wir uns auch nur einmal im Jahr, dann wieder öfters.


Sie wählte mit Hilfe einer Organisation letzten September den Freitod


Hier ein Artikel über sie im Beobachter vom 2005

https://www.beobachter.ch/geld-sicherheit/artikel/rechtsstreit_am-ende-ihrer-kraefte/

Sie konnte einige Jahre nach dem Artikel ihr Elternhaus übernehmen und da wohnen. Als ihr früherer Nachbar Ernst der im Artikel erwähnt wurde sehr schwer krank wurde, nahm sie ihn zu sich und er starb bei ihr.

Die ganzen Kämpfe mit den Behörden und Versicherungen dauerten aber an und sie hatte wohl einfach keine Kraft mehr.
 
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Ich kenne das Gefühl nicht mehr zu wollen, zu können, sich zu erlösen, ab einem gewissen Schmerzgrad ist es auch nachvollziehbar.
Ich glaube jedoch, dass ich das Leben geschenkt bekommen habe und es auch der es mir schenkt das letzte Wort haben soll.
Trotzdem kann ich Leute verstehen, die sich von Gott und der Welt verlassen fühlen und es nicht packen, ich war auch schon so oft dran, aber meine Glaube ist das Schmerzen auch sein Sinn hat, den wir uns stellen sollen, egal wie aussichtslos alles ist. Den Sinn werden wir erst im Rückblick vestehen, auch wenn es erst nach dem natürlichen Tode ist.
Ich bete, dass Gott sie trotzdem trösten wird und für alle die es nicht mehr aushalten zu leben.

Es gab Menschen die es geschafft haben dies bis zum Tode durchzustehen, vor denen verbeuge ich mich Marthe Robin
 
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Hallo relaxfirst
Danke für Deine Antwort - ich finde es sehr wichtig, dass man sich über das Geschehene austauscht. Allenfalls auch um anderen Betroffenen sowie den Betreuern aufzuzeigen, wo es evtl. Schritte gäbe, die unterlassen wurden und die man in Zukunft verbessern könnte.
Ich kenne das Gefühl nicht mehr zu wollen, zu können, sich zu erlösen, ab einem gewissen Schmerzgrad ist es auch nachvollziehbar.
Ich glaube jedoch, dass ich das Leben geschenkt bekommen habe und es auch der es mir schenkt das letzte Wort haben soll.
Ja, auch ich kenne das und bete darum, dass ich die Kraft weiterhin habe es so zu sehen und bete auch für andere, dass sie die Kraft dafür haben.

Trotzdem kann ich Leute verstehen, die sich von Gott und der Welt verlassen fühlen und es nicht packen, ich war auch schon so oft dran, aber meine Glaube ist das Schmerzen auch sein Sinn hat, den wir uns stellen sollen, egal wie aussichtslos alles ist. Den Sinn werden wir erst im Rückblick vestehen, auch wenn es erst nach dem natürlichen Tode ist.

Für mich ist es einfach fast nicht fassbar, wie es bei uns Betroffenen immer wieder Jahrelange Probleme mit den Aemtern gibt, die Menschen mit Stressintolleranz wirklich alle Kraft rauben und die Beschwerden ins unerträgliche ankurbeln. Gelder die nicht kommen, Rekurse und Beschwerden etc. bis ins unendliche.
Ich telefonierte einem Menschen aus der betroffenen Gemeinde und sprach mit ihm über das Geschehen - er will sich über den Fall nochmals mit seinen Kollegen unterhalten, um allenfalls in Zukunft bessere/konkretere Hilfe anzubieten. Man verstand die Frau in ihrem Leiden nicht - ihre Krankheit kannte man ja auch nicht. Werde ihm bei Gelegenheit auch was über das Krankheitsbild zusenden lassen, dann gibt es immerhin ein Mensch mehr, der schon darüber etwas weiss. Erzählte ihm auch aus meinem Leben, da konnte er vieles fast nicht glauben, verstand aber wohl ansatzweise wie der ganze Stress Marianne zusetzte und sie zu diesem Schritt, ihr Leben zu beenden, brachte.

Ich bete, dass Gott sie trotzdem trösten wird und für alle die es nicht mehr aushalten zu leben.

Danke - ich auch.

Es gab Menschen die es geschafft haben dies bis zum Tode durchzustehen, vor denen verbeuge ich mich Marthe Robin

Menschen schaffen es in meinen Augen, wenn sie von Anfang an Mitfühlende Wesen um sich haben, die sie unterstützen, ihnen die Möglichkeit geben ihre Talente zu verwirklichen und ihnen allenfalls helfen, wo sie Hilfe brauchen.
Als Massstab gilt der Betroffene - um ihn geht es und nur er weiss wirklich was ihm gut tut oder nicht.
Bei Gelegenheit werde ich noch eine andere Person kontaktieren, um noch genaueres zu erfahren und mit ihr darüber zu sprechen was zum Schluss passierte.

Herzensgrüsse:wave:
Béatrice
 
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Marianne hatte ja ihr Teologiestudium infolge Krankheit abgebrochen, sie schrieb auch 2 Bücher
https://books.google.ch/books/about...nd_Freikirch.html?id=s5kBSQAACAAJ&redir_esc=y
https://books.google.ch/books/about...ormierten_Pf.html?id=Ct7CSAAACAAJ&redir_esc=y
aber auch Menschen aus der Kirchgemeinde nahmen sie zu wenig ernst.

Vor allem wird ja in jeder "Gemeinschaft" aktiver Austausch gewünscht, das kann jemand mit diesem Krankheitsbild einfach nicht, hoffe dass das nun einige begriffen haben.
 
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Liebe Abendschein
es geht mir um CFS/ME, es gab einen guten Artikel hier im Forum dazu, werde ihn nachträglich noch einstellen.
Es ist einfach so, dass wohl jeder der CFS hat gut auf seine innere Stimme hören sollte, damit er jeden Moment spürt was für ihn angesagt ist. Aber das geht so wie ich es erlebte nur, wenn man eine Zeit lang (lange..) auch ohne belastende Kontakte ist sowie alles was die Körperfunktionen stark aktiviert. Ich empfinde es einfach wirklich so, dass irgendwann aus unerklärten Gründen der Filter im Hirn, der all die Eindrücke die von aussen oder innen auf einem Einprallen nicht mehr funktioniert, so zu sagen die Steuerzentrale im Hirn ihren Dienst nicht mehr macht. Darüber sprach ich auch mit einem CFS/ME Arzt und der fand, dass sie auch Hinweise dazu hätten und deshalb ist es wichtig jede Anstrengung zu vermeiden, und was Anstrengung ist, das sollte jeder einzelne für sich herausfinden und es sollte von Aerzten und Pflegepersonen respektiert werden.

Stell Dir vor, dass wir in jeder Sekunde unzählige Eindrücke aufnehmen - übers Hören, Sehen, Fühlen, Riechen - da gibt es im Hirn eine Stelle die da rausfiltert was in unser Bewusstsein gehen soll und was nicht - der Rest bleibt unbewusst, weil der Mensch sonst überfordert wird. In meinen Augen ist es dieser Filter der zu viel ins Bewusstsein lässt und dann prallen einfach zu viele Eindrücke auf mich ein - da gehen allerlei Körperfunktionen auf Amok.

Mir half der Brustgurt der mir meinen Herzschlag anzeigte (obwohl man das Pochen ja spürt, ist es eine Bestätigung wenn man es sieht - auch für andere), wenn mein Morgenpuls zu hoch war, dann war mehr Ruhe angesagt. Leider kann auch ich das nicht konsequent durchziehen - die extremen unnötigen Belastungen durch die Aemter und die Vermieterin sind Stress pur für mich. Auch wenn ich erfahren durfte, dass ich Dinge die ich viele Jahre nicht mehr konnte zeitweise wieder machen kann, gibt es Rückfälle die auf Anstrengung folgen.

Im Moment kann ich es nicht anders erklären, aber auch wenn als ausschlaggebende Faktoren von CFS/ME verschiedene Infekte und allerlei anderes waren, bleibt irgendwann einfach die extreme Stressintolleranz. Für mich gibt es da nur den Weg von "Grenzen ausdehnen, ohne Anstrengung" und "Aktivität und Ruhe im Ausgleich halten".

Schönen Tag und liebe Grüsse
Béatrice

hier der Link
https://www.symptome.ch/threads/me-cfs-bemerkenswertes-kontrastprogramm.117517/
 
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Ich konnte noch nicht, wie ich eigentlich schon längst wollte, ein Telefongespräch mit einer Person machen, die Marianne bis zum Tod pflegte. Darum weiss ich auch nicht was dann nach unserem Telefongespräch im Juni alles passierte, jedenfalls ging es ihr damals nicht gut und sie hatte Angst, da die Krankenkasse verschiedene Medikamente die sie seit langem nahm und auch vertrug nicht mehr zahlen wollte.

Für CFS/ME Patienten sind Medikamentenwechsel immer sehr riskant, da viele Stoffe schlecht vertragen werden, und andere anders "als normal" wirken.
 
Am Sonntag telefonierte ich mit der Schwester von Marianne.

Ausschlaggebend für diese Tat war anscheinend, dass sie im Spital war und man ihr empfahl in ein Pflegeheim zu gehen.

CFS/ME - Fibromyalgie = Unheilbar/chronisch Krank

So konnte sie den Freitod wählen und der Wunsch wurde respektiert.

Wie kann man einem Menschen die Hilfe, die er braucht um weitherhin zuhause zu leben einfach verweigern - und ihn in ein Pflegeheim abschieben.

Leider weiss ich auch, wie schwer es ist überhaupt etwas zu organisieren wenn man schwer CFS/ME hat, dann kann man leider nur noch von Ueberleben sprechen und nichts mehr machen.

"Friede ihrer Seele"
 
Liebe 'karde'
Ich danke Dir fuers Teilen dieser Informationen. Ein lieber Mensch aus meinem Umfeld ist an inzwischen schwerer M.E./CFS erkrankt und moechte um die Moeglichkeiten wissen, den Freitod waehlen zu koennen, wenn keine Kraft mehr da ist. Weisst du welche Sterbehilfeorganisation den Wunsch von Marianne respektiert hat?

Im Moment lebt diese Person zuhause und wird von Angehoerigen gepflegt. Ich wuerde ihr fest wuenschen, dass der Entscheid zu sterben nicht davon abhaengt, dass sie zuerst die leidvolle Erfahrung einer Verschiebung in ein Spital mit anschliessender Empfehlung auf Pflegeheim machen muss... Weisst Du, ob man bei Marianne M.E.-CFS diagnostiziert hat (Diagnose als wesentlicher Punkt fuer eine Sterbehilfeorganisation)-und wie?

Meine besagte Person hat bisher noch keine Diagnose von einem Arzt erhalten, obschon der Fall klar scheint. Wir sind auf der Suche (und froh um Tipps) nach einem Arzt, welcher sich mit M.E. auskennt und Verstaendnis hat: Ein MRI mit gefaehrlichen Nebeneffekten zu machen, nur um evt. eine Diagnose zu erhalten macht in der jetztigen Situation kaum Sinn.
Ich danke Dir fuer Deine Antwort
 
ja ,wer macht sowas ? freitod für ärzte ? könnt mir 16-stunden-arbeitstag sehr gut vorstellen ,sieben tage die woche als ehrenamt .!!
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Für was ich mich einsetzen möchte, ist, dass Menschen mit starkem CFS/ME nicht durch zusätzliche Reize die ihr Hirn gar nicht mehr verarbeiten kann, ausgeliefert werden.

So ist auch die ganze Körperpflege oft zu viel.

Freitod sollte nicht der Ausweg sein, der angestrebt wird, auch wenn ich es verstehe.


@1circle
wo wohnt denn deine Bekannte?

Im Moment habe ich ja sehr Probleme, da ich per Ende Monat hier aus der Wohnung muss, da mir sonst die Zwangsräumung durch die Polizei droht. Es tut mir leid, dass ich nicht mehr schreiben kann.

Alles Gute und falls die Diagnose gemacht werden kann, dann ist schon mal eine Hürde genommen, aber erst muss wirklich alles abgeklärt werden.

Herzensgrüsse
Béatrice
 
Danke Tiga - es macht mich traurig und auch wütend. Von ganzem Herzen hoffe ich, dass sich die Situation für uns ME/CFS Betroffene bald ändert.

Bei mir ist auch wieder eine Meldung bei der Vormundschaftsbehörde eingegangen und ich muss da über meine Situation vorsprechen, ich habe den Termin verschoben. Warum wird uns nicht geholfen, sondern Sozialarbeiter können uns einfach in die Psychoschine abschieben? Es braucht einfach viel zu viel Kraft sich immer wieder zu rechtfertigen, ich habe es im Moment echt satt.
Herzliche Grüsse
Béatrice
 
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