Funklöchern in Deutschland den Kampf ansagen

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Ärztearbeitskreis digitale Medien Stuttgart

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Dr. Jörg Schmid, Herweghstraße 7, 70197 Stuttgart

Mail: [email protected]


Herrn
Minister Andreas Scheuer– persönlich-
Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur
Invalidenstraße 44
D-10115 Berlin
28.08.2018

OFFENER BRIEF

Betreff: Ihre Kampfansage gegen Funklöcher

Sehr geehrter Herr Minister Scheuer,

die von Ihnen am 2.4.2018 öffentlich angekündigte Absicht, „den Funklöchern in Deutschland den Kampf anzusagen“ und noch in diesem Jahr „einen Funklochmelder an den Start zu bringen“, veranlasst uns umweltmedizinisch tätigen Ärztinnen und Ärzte, Ihnen unsere Sorgen zu diesem hochaktuellen Thema bezüglich der Auswirkungen auf das Leben unserer elektrosensiblen Patienten darzulegen:

Seit Einführung der drahtlosen Kommunikationstechniken Mitte der neunziger Jahre des letzten Jahrhunderts zeigt sich aus unserer ärztlichen Sicht eine immer dramatischere, sich überstürzende Entwicklung: Zu den bereits installierten zahlreichen Dauer-Funkemittenten (GSM, UMTS, der Ausbau öffentlicher W-LAN-Netze, LTE, M2M-Kommunikation) soll nun der Bevölkerung noch weitere, ununterbrochene Hochfrequenz-Expositionenzugemutet werden:

· das geplante 5 G Netz mit einer unübersehbaren Flut von neu zu installierenden Sendern
· und der Pflichteinbau von Smart Meter-Installationen in alle Haushalte

Dies ungeachtet der erdrückend hohen Anzahl von Forschungsergebnissen, welche die Mobil*funkstrahlung neben vielen anderen physischen und psychischen Gesundheitsgefahren nach
allen wissenschaftlichen Erkenntnissen für gentoxisch und „möglicherweise krebserregend“ (WHO 2011) einstufen! Mittlerweile wird von schwedischen Wissenschaftlern aufgrund neuester beunruhigender Erkenntnisse bereits eine Hochstufung zu „gesichert krebserregend“ gefordert![1]


Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass die erste Studie, die Wirkungen der 5G-Frequenz untersucht hat, besorgniserregende Effekte gefunden hat und die Wissenschaftler warnen: "We are raising a warning flag against the unrestricted use of sub-THz technologies for communication, before the possible consequences for public health are explored."[2] Diese Studie untermauert die eindringliche Forderung des von mehr als 200 Wissenschaftler unterschriebenen 5-G-Appells, dass 5-G ohne Nachweis einer Gesundheitsverträglichkeit nicht eingeführt werden darf.[3] Auch die Vereinigung der Schweizer Umweltärzte fordert ein Moratorium für 5G.[4]
Wir möchten Sie zusätzlich darauf hinweisen, dass drei aktuelle große Studien, die NTP-Studie der US-Regierung[5], der ATHEM-Report[6] der österreichischen AUVA-Versicherung und die Studie des Ramazzini- Instituts[7] das kanzerogene Potential bestätigt haben. Auch die geplante lückenlose WLAN - Versorgung wird vielfältigegesundheitsschädliche Auswirkungen haben. Drei aktuelle Reviews zur Forschungslage bestätigen dies.[8]
Der Review
„Biologische und pathologische Wirkungen der Strahlung von 2,45 GHz auf Zellen, Kognition und Verhalten" (Wilke 2018) dokumentiert mehr als 100 Studien und kommt zu dem Schluss: "Die geltenden Grenz- und SAR-Werte schützen nicht vor den gesundheitlichen Risiken der WLAN-Strahlung."[9]
Der Review
dokumentiert schädigende Wirkungen auf das EEG und Gehirnfunktionen (12 Studien), auf die Fruchtbarkeit (18), die DNA und die Krebsentwicklung (29), auf das Herz (5), die Schilddrüse (3), die Genexpression (5),die Apoptose (9),die Leber (4) und das Zellwachstum (4). 41 Studien weisen als Schädigungsmechanismus oxidativen Zellstress nach, 22 Studien negative Wirkungen auf Kognition, Lernen, Aufmerksamkeit und Verhalten. Die lückenlose WLAN-Befeldung der Städte, Bildungseinrichtungen, Behörden und der öffentlichen Verkehrsmittel macht elektrosensiblen Menschen Mobilität und Teilhabe nicht mehr möglich.

Die Europäische Akademie für Umweltmedizin (EUROPAEM-Euro*pean Academy for Environmental Medicine) hat 2016 die"EUROPAEM EMF‐Leitlinie 2016 zur Prävention, Diagnostik und Therapie EMF‐bedingter Beschwerden und Krankheiten" auf Englisch und Deutsch veröffentlicht. Die Leitlinie stellt den aktuellen Stand der Forschung zu den Risiken der niederfrequen*ten und hochfrequenten elektro*mag*ne*tischen Felder (EMF) und zur Elektrohypersensitivität (EHS) dar. [10]

Wir Umweltärzte/innen erfahren die gesundheitlichen Auswirkungen dieser zunehmenden, fast schon ubiquitären Dauer-Massenbestrahlung sehr drastisch durch einen immer größeren Zustrom von sogenannten elektrohypersensiblen Patienten in unsere Sprechstunden. Derzeit leiden circa 6-8 % der Bevölkerung unter diesem Mikrowellensyndrom. Die Dunkelziffer liegt weit höher.
Diese Patienten haben in hochfrequenten Feldern viele der folgenden, meist ununterbrochen sie
belastenden Symptome zu ertragen wie
  • zermürbende Dauerkopfschmerzen
  • Migräne
  • Schwindel
  • Sehstörungen
  • Tinnitus
  • Epilepsien
  • Schlaflosigkeit
  • Denk-, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
  • Nervosität, Aggressivität
  • Depressionen
  • restless legs
  • Herzrhythmusstörungen
  • Hochdruck
  • Schmerzzustände
  • vermehrte Infektanfälligkeit
Es ist längst wissenschaftlich bewiesen, dass diese und viele weitere Symptome durch die Funkstrahlung ausgelöst bzw. verschlimmert werden können. Jedoch die meisten derer, die unter obengenannten Symptomen leiden, können die Ursache nicht erkennen. In der Regel dauert es jahrelang, bevor Patienten den direkten Zusammenhang ihrer Beschwerden zur hochfrequenten Dauerbestrahlung entdecken, oftmals erst mit der Erfahrung, dass ihre Symptome in funkarmen Gebieten sich deutlich bessern oder gar vollkommen verschwinden.
Von Politik und Gesellschaft werden diese Patienten weder wahr- noch ernstgenommen. Sie befinden sich ständig in der Gefahr, dass ihr Organismus diese Dauerbelastung nicht mehr kompen*sieren kann und sie somit erwerbslos, hilfsbedürftig und schließlich wider Willen abhängig von sozialen Auffangnetzen werden oder/ und dass sie wegen eines ihnen angedichteten Verfolgungswahns psychiatrisiert werden.
Diese chronisch Kranken sind ständig auf der Flucht, auf der Suche nach weniger belasteten Wohnungen und Regionen, ja eine nicht unerhebliche Anzahl unserer Patienten versucht in Kellern oder in einsamen, funkarmen Gebieten und Tälern in Autos, Wohnwägen und Hütten wenigstens nachts wieder ausreichend Schlaf zu finden oder dauerhaft unter oft menschenunwürdigen Bedingungen dort zu (über)leben, bis sie von Polizei oder Förstern dann des Ortes verwiesen werden.
Wir mussten miterleben, dass mehrere unser verzweifelten, einer Heimat beraubten elektrohyper*sensiblen Patienten nur noch einen Ausweg aus ihrem Leiden im Suizid fanden. Dies in einem demokratischen Land, wo die Unverletzlichkeit der Wohnung im Grundgesetz garantiert wird!

Es ist uns daher ein großes Anliegen, diese andere, Ihnen wahrscheinlich unbekannte, aber höchst alarmierende Seite des ununterbrochenen Mobilfunkausbaus vor Augen zu führen. Diese ubiquitäre
Dauerfunkbelastung ist mittlerweile für einen empfindlichen Teil der Bevölkerung zum Albtraum
geworden und jede zusätzliche funktechnische Einrichtung wird - gemäß unseren bisherigen Erfahrungen – die Anzahl elektrohypersensibler chronisch Erkrankter exponentiell ansteigen lassen!
Wir sehen momentan den Beginn einer politisch erzeugten innerdeutschen Flüchtlingsbewegung, die jedoch von den Verantwortlichen nicht wahrgenommen wird und sich selbst überlassen bleibt.

Wir Umweltärztinnen und -ärzte können und wollen diese fatale Entwicklung von zunehmend aus der Gesellschaft Ausgestoßenen und Unversorgten nicht länger tolerieren!

Wir wollen mit Ihnen - analog den gesellschaftlich anerkannten und geschätzten Naturschutz*gebieten - über die zukünftige Ausweisung von funkfreien sogenannten „weißen Zonen“ sprechen,
denn ein halbwegs menschenwürdiges Leben,
ja Überleben für diese chronisch Erkrankten
ist nur mit dem Erhalt von funkfreien Lebensräumen zu gewährleisten

wie dies in Schweden bereits seit Jahren praktiziert wird.
Jedoch nicht nur Elektrosensible sind betroffen, auch (noch) gesunde Organismen reagieren auf die schädigende Wirkung der Funkstrahlung mit Schwächung des Immunsystems und des Zellenergiestoffwechsels. Deshalb ist es dringend notwendig, funkfreie Bereiche in allen sozialen und medizinisch-therapeutischen Einrichtungen zu gewährleisten, ebenso in Kindergärten, Schulen und Universitäten, in Behinderten- und Altenheimen, in Zügen und im öffentlichen Nahverkehr!

Wir wählen die Form des offenen Briefes, weil wir der Meinung sind, [FONT=&quot]dass die zunehmende
Gesundheitsgefährdung durch Hochfrequenzstrahlung, Elektromagnetfelder und andere Bereiche des "e-smog"s alle Bürger dieses Landes angeht. Wir sehen in der galoppierenden Ausbreitung dieser drahtlosen Kommunikationstechnologie eine Gesundheitsbedrohung der ganzen Bevölkerung und eine Ursache für die Zunahme des Krankenstandes einschließlich chronischer Krankheiten wie Krebs und degenerativer Nervenkrankheiten.
Bei allen bisher erwiesenen biologischen Schäden des menschlichen Organismus
weit unterhalb der jetzigen Grenzwerte halten wir den hemmungslosen und überstürzten Ausbau dieser Technologien für unverantwortlich.


Es ist höchste Zeit, den seit Jahren gewaltig zunehmenden Ausbau dieser gesundheitsgefährdenden Technologie zu stoppen und zu reduzieren, denn unseres Erachtens ist mit flächendeckender Glasfaserversorgung die Kommunikationstechnologie problemlos und mit weit geringerer Strahlung realisierbar.

Wir bitten Sie daher, Herr Minister Scheuer, uns Gelegenheit zu geben, Ihnen die genannten Problemfelder in einem persönlichen Gespräch darzustellen, damit gemeinsam nach dringend nötigen Lösungen gesucht werden kann.

Im Voraus herzlichen Dank!
Mit freundlichen Grüßen



Barbara Dohmen
Fachärztin für Allgemeinmedizin, Umweltmedizin
Murg-Hänner

Dr. med. Wolf Bergmann
Allgemeinmedizin, Homöopathie
Freiburg

Folgende Ärzte des Arbeitskreises unterstützen diesen offenen Brief:
Dr. med. Harald Banzhaf, Facharzt für Allgemeinmedizin,Umweltmedizin, Bisingen
Dr. med. Werner Geist, Facharzt für Psychiatrie / Psychotherapie, Stuttgart
Dr. med. Reiner Grobler, Zahnarzt, Umwelt-Zahnmedizin, Stuttgart
Dr. med. Ekkehard Hilt , Facharzt für Innere Medizin, Naturheilverfahren, Umweltmedizin, Stuttgart
Dr. med. Markus Kiefer, Facharzt für Psychiatrie/Psychotherapie, Stuttgart
Dr. med. Andrea Leute, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Psychotherapie, Überlingen
Dr. med. Wessel von Loe, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Maulbronn
Dr. med. Andrea Lusser, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Naturheilverfahren, Freiburg
Dr. med. Cornelia Mästle, Fachärztin für Innere Medizin und Psychotherapie, Winterbach
Dr. med. Heinz Möller, Praktischer Arzt, Naturheilverfahren, Homöopathie, Stuttgart
Dr. med. Joachim Mutter, Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin, Konstanz
Dr. med. Claudia Rashied, Fachärztin für Innere Medizin, Diabetologie, Naturheilverfahren, Herrenberg
Dr. med. Werner Rusche, Facharzt für Allgemeinmedizin, Mannheim
Dr. med. Dagmar Schmucker, Fachärztin für Innere Medizin und Umweltmedizin, Stuttgart

Dem offenen Brief des „Ärztearbeitskreises digitale Medien Stuttgart“ schließen sich folgende weitere Ärztekollegen an:
[FONT=&quot]Dr. med. Christine Aschermann, Fachärztin für Neurologie und Psychotherapie, Leutkirch
[FONT=&quot]Dr. med. Horst Eger, Facharzt für Allgemeinmedizin, Naila
[FONT=&quot]Dr. med. Michaela Kammerer, Fachärztin für Allgemeinmedizin, Murg
[FONT=&quot]Dr. med. Markus Kern, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Kempten
[FONT=&quot]Dr. med. Monika Krout, Allgemeinärztin, Homöopathie, Aachen
[FONT=&quot]Dr. med. Gabriele Röttgers, Fachärztin für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren, Überlingen
[FONT=&quot]Dr. med. Achim Schneider, Facharzt für Innere Medizin, Überlingen
[FONT=&quot]Dr. med. Jeannette Teeuwen, Fachärztin für Frauenheilkunde, Murg
[FONT=&quot]Dr. med. Cornelia Waldmann-Selsam, Praktische Ärztin, Bamberg

[1] Siehe dazu die Analyse der Arbeitsgruppe um Prof. Lennart Hardell, abrufbar unter:
https://www.diagnose-funk.org/publikationen/artikel/detail&newsid=1268

[2] Noa Betzalel, Paul Ben Ishai, Yuri Feldman (2018): The human skin as a sub-THz receiver – Does 5G pose a danger to it or not?, Environmental research, 163, 208-2016, https://doi.org/10.1016/j.envres.2018.01.032

[3] https://www.diagnose-funk.org/publikationen/artikel/detail?newsid=1220,
https://www.5gappeal.eu/signatories-to-scientists-5g-appeal/

[4] https://www.diagnose-funk.org/publikationen/artikel/detail&newsid=1247

[5] Wyde ME et al.: Report of Partial Findings from the National Toxicology Program Carcinogenesis Studies of Cell Phone Radiofrequency Radiation in Hsd: Sprague DawleyR SD rats (Whole Body Exposures). 26.06.2016
https://biorxiv.org/content/biorxiv/early/2016/05/26/055699.full.pdf

[6] ATHEM-2: Untersuchung athermischer Wirkungen elektromagnetischer Felder im Mobilfunkbereich, AUVA Report-Nr.70; Hrsg. Allgemeine Unfallversicherungsanstalt, Osterreich, 2016

[7] Falcioni, L. et al: Report of final results regarding brain and heart tumors in Sprague-Dawley rats exposed from prenatal life until natural death to mobile phone radiofrequency field representative of a 1.8 GHz GSM base station environmental emission, Environmental Research (2018), https://doi.org/10.1016/j.envres.2018.01.037

[8] NAZIROGLU M, AKMAN H (2014): Effects of Cellular Phone - and Wi-Fi - Induced Electromagnetic Radiation on Oxidative Stress and Molecular Pathways in Brain, in: I. Laher (ed): Systems Biology of Free Radicals and Antioxidants, Springer Berlin Heidelberg, 106, S. 2431-2449
WILKE I (2018): Biologische und pathologische Wirkungen der Strahlung von 2,45 GHz auf Zellen, Fruchtbarkeit, Gehirn und Verhalten. Review: umwelt・medizin・gesellschaft 2018 Feb 31(1) Pall ML (2018): Wi-Fi is an important threat to human health. Environmental Research 164, 405–416

[9] WILKE I (2018): Biologische und pathologische Wirkungen der Strahlung von 2,45 GHz auf Zellen, Fruchtbarkeit, Gehirn und Verhalten. Review: umwelt・medizin・gesellschaft 2018 Feb 31(1)

[10] EUROPAEM EMF Guideline 2016 for the prevention, diagnosis and treatment of EMF-related health problems and illnesses. Von: Belyaev I, Dean A, Horst Eger H, Hubmann G, Jandrisovits R, Kern M, Kundi M, Moshammer H, Lercher P, Muller K, Oberfeld G, Ohnsorge P, Pelzmann P, Scheingraber K, Thill R. Erschienen in: Rev Environ Health, 2016 Sep 1;31(3):363-97 DOI 10.1515/reveh-2016-0011
 
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