Niemals Gewalt!

Weiermann

Hallo allerseits

Passend zum Thema Familie und Erziehung, aber auch vorzüglich passend zur Jahreszeit und überhaupt sehr gut passend, möchte ich Euch auf eine Rede von Astrid Lindgren hinweisen, die sie 1978 hielt, als sie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels entgegennahm:
Astrid Lindgren: "Niemals Gewalt!" | Kultur | ZEIT ONLINE

Die Rede geht über drei Seiten und es heisst darin zum Beispiel:

"Müssen wir uns nach diesen Jahrtausenden ständiger Kriege nicht fragen, ob der Mensch nicht vielleicht schon in seiner Anlage fehlerhaft ist? Und sind wir unserer Aggressionen wegen zum Untergang verurteilt? Wir alle wollen ja den Frieden. Gibt es denn da keine Möglichkeit, uns zu ändern, ehe es zu spät ist? Könnten wir nicht vielleicht lernen, auf Gewalt zu verzichten? Könnten wir nicht versuchen, eine ganz neue Art Mensch zu werden? Wie aber sollte das geschehen, und wo sollte man anfangen? Ich glaube, wir müssen von Grund auf beginnen. Bei den Kindern."

"Es sind immer auch einzelne Menschen, die die Geschicke der Welt bestimmen. Warum aber waren denn nicht alle gut und besonnen? Warum gab es so viele, die nur Gewalt wollten und nach Macht strebten? Waren einige von Natur aus böse? Das konnte ich damals nicht glauben, und ich glaube es heute auch nicht. Die Intelligenz, die Gaben des Verstandes mögen zum großen Teil angeboren sein, aber in keinem neugeborenen Kind schlummert ein Samenkorn, aus dem zwangsläufig Gutes oder Böses sprießt. Ob ein Kind zu einem warmherzigen, offenen und vertrauensvollen Menschen mit Sinn für das Gemeinwohl heranwächst oder aber zu einem gefühlskalten, destruktiven, egoistischen Menschen, das entscheiden die, denen das Kind in dieser Welt anvertraut ist, je nachdem, ob sie ihm zeigen, was Liebe ist, oder aber dies nicht tun."

Ich wünsche allen eine friedliche, gute Zeit!

Weiermann
 
Auf der Website von Alice Miller (Alice Miller - Kindesmisshandlung Kindesmissbrauch),
der bekannten Kindheitsforscherin und Autorin von zahlreichen Büchern zum Thema Kindheit und die Folgen für das spätere Leben, gibt es nebst vielen Artikeln, Interviews und Leserbriefen auch verschiedene Flugblätter, die man ausdrucken und verteilen darf.

Eines dieser Flugblätter heisst "Die Wurzeln der Gewalt sind NICHT unbekannt" und ein anderes "Die Wurzeln der Gewalt": Alice Miller

Dies noch als Ergänzung zur Rede von Astrid Lindgren.
 
Endlich WALTEN lernen

Bei den Kindern beginnen ist schon der Anfang von Gewalt.
Bei sich selbst beginnen, da beginnt Gewaltverzicht.

Der gute Mann, die gute Frau, der gute Vater, die gute Mutter, die gute Lehrerin, der gute Lehrer,...... denkt an sich selbst zuerst.

Wenn wir unser eigenes Lebens bewältigen, können die Kinder an unserem Beispiel sich orientieren und lernen.

Bei meinen jahrzehntelangen Recherchen für die Ich-kann-Schule habge ich immer wieder beobachtet, dass Erwachsene von etwas reden und etwas verlangen, was sie selbst nicht können.
Sie predigen Wasser und trinken Wein.
Kein Wunder, wenn das Unbewusste - die Instanz, die die Lebensfunktionen lenkt - in den Kindern sagt: Da machen wir nicht mit.

Oft sind Erwachsene gerade dann besonders gewalttätig, wenn sie es besonders gut meinen: Man tut doch alles für dich!

Wenn die Lehrerin / der Lehrer z.B. selber keine Beziehung zum Schreiben hat, dich aber darin unterrichten muss, ist das alles andere als begeisternd sondern vielmehr geisttötend. Man nennt diese Gewaltakte dann pädagogischen Eros.

Die Samenkörner im Menschen, die Begabungen sind weder (für) gut noch (für) böse. Es sind Wachstumspotentiale für PERSÖNLICHE Fähigkeiten.

Die Pädagogik ist dumm genug, sie als SACHLICHE Fähigkeiten zu nehmen.

Sie trainiert die Sache und lässt die Persönlichkeit verhungern. So bleiben die besten Talente auf der Strecke.

Es ist uns gar nicht bewusst, wie GEWALTTÄTIG wir mit solcher Pädagogik sind.

Wir alle sind mit GEIST begabt, um alles in Frage zu stellen.
Es war nicht klug, dass wir uns dafür bis zuletzt aufsparen.
Wenn wir endlich WALTEN lernen würden, sähe es mit der GeWALT ganz anders aus.

Ich grüße freundlich.

Franz Josef Neffe
 
Ich möchte noch ein weiteres Buch zum Thema des Threads empfehlen. Es trägt den Titel "Bitte... keine Gewalt!" und ist von Frau Dr. Anke Diehlmann. Sie ist praktizierende Ärztin und hat es in ihrer Praxis immer wieder mit ehemaligen Opfern von Misshandlungen in der Kindheit zu tun.

Gemeinschaftspraxis Dr. W. und A. Diehlmann - Bücher

Schöne Grüsse
Weiermann
 
Wer ein Kind schlägt, hinterlässt in ihm die blinde Wut, die sich Sündenböcke sucht. Der vergreift sich an dem Schwachen. Und rächt sich für das Unrecht, das an ihm begangen wurde, als er selber ein Kind gewesen ist. Das Schlagen eines Kindes ist der Ausdruck der Lüge, dass Gewalt nicht schadet.
Alice Miller

Das ist für mich einleuchtend und erklärt auch, daß Menschen, die in der Kindheit mit Gewalt aufgewachsen sind, selbst wieder gewalttäig werden, obwohl sie doch erlebt haben, wie scheußlich das ist.

Grüsse,
Oregano
 
Das ist für mich einleuchtend und erklärt auch, daß Menschen, die in der Kindheit mit Gewalt aufgewachsen sind, selbst wieder gewalttäig werden, obwohl sie doch erlebt haben, wie scheußlich das ist.
Wobei ja nicht jeder Mensch, der Gewalt erlebt hat, diese später weitergibt.
Und da entstand für mich die tiefere Frage: warum tut es der eine, der andere nicht, obwohl beide Helfer hatten (den rettenden Zeugen, den Miller immer wieder erwähnt) oder beide den nicht hatten?

Antworten habe ich gefunden in einem Buch einer tibetisch-buddhistischen Lehrerin, Tara Springett.
Sie erklärt das Stufenmodell des Bewusstseins.
Nach dem jeder Mensch, aber auch ganze Völker auf gewissen Bewusstseinsstufen angekommen sind, oder stehen.
Beginnend mit: Unschuldsstufe, weiterführend dann: Dominanzstufe, Gehorsamsstufe, Ehrgeizstufe, Mitgefühlsstufe, Verantwortungsstufe, Liebesstufe, Glückseligkeitsstufe, Erleuchtungsstufe.

Gewalt und Tendenz zur Gewalttätigkeit herrscht auf Bewusstseinsstufen beginnend mit der Dominanz weiterführend zur Gehorsamsstufe. Ab der Ehrgeizstufe, so sie voll verankert ist, hört das auf. Der Mensch wendet sich Konkurrenzverhalten ohne (direkte körperliche) Gewalt, Ehrgeizspielen ohne (direkte körperliche) Gewalt zu.
Man kann den "Stairway to heaven" - also das Hinaufklettern auf der Leiter des Bewusstseins in einem Leben oder in mehreren, vielen Leben gehen.

Und natürlich kann man durch Ereignisse oder nicht verabschiedete psychologische innere Giftkisten, ab und an auch diese Bewusstseinsstufe, die man vielleicht schon erreicht hat, wieder hinunter rutschen.
Jede Bewusstseinsstufe hat ihre eigenen Weltsichten, Sichten auf Gott, das Göttliche, Sichten auf die Sexualität, Sichten auf Gesundheit und Heilweisen, Beruf etc. und jede hat ihre eigenen Qualitäten. Wir alle müssen diesen Weg gehen, dürfen ihn gehen, sind ihn zu gewissen Teilen bereits gegangen.
Jede drückt sich anders aus, zeigt sich anders. Besonders im Zwischenmenschlichen Bereich.

Das Buch trägt den etwas verwirrenden Titel im Deutschen: Das Leben ist ein Spiel (analog zum Leiterwürfelspiel)
Im Englischen finde ich es passender: Stairway to heaven.
Falls ich es richtig erinnere: Die Treppe zum Himmel. = Erleuchtung. Himmelstreppe

Leider nur auf amazon erhältlich. Die Buchmaterialqualität lässt etwas zu wünschen übrig.
Tara Springett schreibt halt Bücher für eine recht kleine Gruppe.
Ich denke, das ist eine Geldfrage.

Den Inhalten tut das aber keinen Abbruch.
Wer also psychologische, vor allem aber auch spirituell gesehen Antworten darauf finden möchte, warum der eine ein Killer wird, der andere mit gleichem Vorschicksal aber ein Heiler oder Psychologe, der findet dort Anregungen.

Für mich eines der wichtigsten Bücher zum Verständnis für Lebensgeschichten und Reaktionsweisen der Menschen, mir selbst und auch den Ereignissen in den Völkern und der Welt.
 
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daß Menschen, die in der Kindheit mit Gewalt aufgewachsen sind, selbst wieder gewalttäig werden, obwohl sie doch erlebt haben, wie scheußlich das ist.

Wobei ja nicht jeder Mensch, der Gewalt erlebt hat, diese später weitergibt.
Mein Leitspruch war immer schon - NIEMALS GEWALT!

Ich habe Missbrauch und Gewalt erlebt und habe diese schlimmen Erfahrungen nicht weitergegeben - im Gegenteil.
Mein Ventil war, ein ganzes Leben für Kinder da zu sein, die meine Hilfe benötigten. Ich konnte mich in ihnen hineinversetzen und fand so einen Zugang zu ihnen und es half , auch wenn es oft nur dieses " Dasein/Hinhören" war. Meine Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen erfüllte mich.

Meine eigenen Kinder sind mit viel Liebe aufgewachsen.
Wildaster
 
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Ich habe Missbrauch und Gewalt erlebt und habe diese schlimmen Erfahrungen nicht weitergegeben - im Gegenteil.
Ich denke, je bewusster ein Mensch ist, desto besser gelingt es ihm die traumatischen Kindheitserfahrungen zu verarbeiten und muss diese deshalb nicht weiter geben.

Was auch viel ausmacht ist der Freundeskreis und alles mit was ich meinen Kopf, meine Gedanken und meine Seele beschäftige.

Weiterhin der Wille.

wie Wildaster schrieb, sie wollte eine gute liebevolle Mutter sein - das ist eine wunderbare Vorraussetzung.

Ich bin mit psychischer und manchmal auch physischer Gewalt von meiner Mutter aufgewachsen, sie hat das nur heimlich gemacht, wenn mein Vater nicht da war - ich habe gebetet, das hat mir schon damals geholfen.

Der Wille eine gute, liebevolle Mutter zu sein steckte auch tief in mir und auch wenn mir manchmal nicht danach war, habe ich einfach so getan. Beim "einfach so tun" bin ich dann wieder auf die Bahn gekommen einer liebevollen Mutter.
Manchmal ist es mir dennoch schwer gefallen mit meinen Kindern zu Kuscheln, das war ein Lernprozess.
Ich fands auch schön, dass meine beiden Töchter oftmal miteinander gekuschelt haben. Als sie noch klein waren, lagen sie oft morgens miteinander im Bett, sie haben sich lange das Kinderzimmer geteilt...

Mara
 
Tara Springett hat viele Bücher geschrieben:


Das Buch „Das Leben ist ein Spiel“ finde ich dabei nicht :rolleyes:!?
Unter „Stairway to Heaven“ findet sich ganz was Anderes:


Grüsse,
Oregano
 
Zuletzt bearbeitet:
Hier ist es, wenn man es extra eintippt. Warum es dort nicht mit dabei ist, weiß ich nicht.
Schlamperladen. :D
Hm. Den Link kann ich auch nicht einfügen. Seltsam.
Dann eben über die Homepage.
Durch das Verständnis dieser neun Stufen des Bewusstseins wird uns das Leben wie ein Spiel erscheinen und durch dieses Buch erhalten wir die “Spielregeln”, um dieses Spiel in der erfolgreichsten und glücklichsten Art zu spielen.
Mir erscheint das Leben manchmal auch wie ein Spiel, aber halt längst nicht immer.
So weit bin ich einfach nicht.
 
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Schuldgefühle festigen die Bindung zu den Eltern, denn sie geben dem Kind die vermeintliche Hoffnung, es könne aus eigener Kraft die Beziehung zu den Eltern verbessern.
Arno Gruen aus „Wider den Gehorsam"
Dieses Zitat habe ich bei family.lab.de gefunden.
Es zeigt, daß es Kindern in den allermeisten Fällen gar nicht möglich ist, ihre Situation mit gewalttätigen Eltern aus eigener Kraft zu ändern. Insofern ist es wichtig, beim Verdacht auf Gewalt in Familien genau hinzusehen.





Grüsse,
Oregano
 
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