Neues Buch - Bist du noch Opfer oder vergibst du schon?

Wen du mit der Vergangenheit kämpfst, dann verlierst du. Also mache dir keine Schuldgefühle, dass du die Schuldgefühle nicht angesprochen hast.
....
Eigentlich? Hast du wirklich verziehen?
Danke für Deine Antwort, chiron. Es sind nicht wirklich Schuldgefühle. Es ist eher ein wenig Traurigkeit. Schuldgefühle hatte ich aus anderen Gründen. Und da habe ich im Nachhinein wahrscheinlich die Rechnung noch mal aufgemacht, obwohl sie erledigt schien. Wegen der Schuldgefühle. So nach dem Motte: wenn er Schuld hat, brauche ich mich im Gegenzug nicht schuldig fühlen. So verrückt kann man sein!
Da ist noch nicht alles verziehen.
Tja, was ich nicht weiß, kann ich nicht verzeihen. Es gibt Dinge, da sind Hinweise zutage getreten, aber ich weiß nichts, ich kann mich nicht erinnern. Das sind die Verhaltensweisen, die mein Vater dann im gebrechlichen Zustand zeigte...Ich habe mich abgegrenzt, klar, aber sie haben mich wohl mehr verunsichert, als ich dachte. Eine Therapie, in der ich meinen Abgrenzungsproblemen mal auf den Grund gehen wollte (zu Anfang waren sie mir nicht mal bewußt) brachte es mit sich, in der Vergangenheit rumzukramen.

Seine Gewaltausbrüche, die ich in der Kindheit und Jugend erlebte, habe ich verziehen. Die Verunsicherung entstand aus unausgesprochenen Erwartungen, doppelten Botschaften, Vereinnahmungsforderungen und sonderbaren Wünschen. Diese Verhaltensweisen waren aktuell da, als ich erwachsen war und er alt, ich habe sie in diesem Moment nicht mit Erlebnissen aus der Kindheit verbunden.
Ich werde mir erst jetzt über das Ausmaß der Verunsicherung und des Drucks klar, der da unterschwellig herrschte.

Inzwischen finde ich die unterschwelligen Botschaften, die damals, als mein Vater alt war, vorhanden waren und sicher auch schon in meiner Kindheit, belastender als die offenen Wutausbrüche.

Das ist wahrscheinlich ein Grund dafür, dass ich für unterschwelligen Botschaften Riesenantennen habe.

Wie soll mir da "Verzeihen" helfen? Ohne Klarheit ist Verzeihen schwer möglich. Ich habe aber keine Lust, weder noch tiefer in der Vergangenheitskiste zu buddeln, noch jedesmal die gleichen oder ähnliche Dramen in meinem Leben zu erleben oder gar unbewußt hervorzurufen. Es ist eher die Angst, dass ich dieselben Runden immer wieder drehe und vielleicht noch andere mit da hineinziehe. Ich will diesen Kreislauf beenden, ein für alle mal!

chiron schrieb:
Nein, hättest du nicht, sonst hättest du es getan. Kämpfe nicht mit der Vergangenheit, sonst bringt sie dich um.
Guter Tip, was tun? Es geht mir vielleicht auch nur darum, aus der Vergangenheit zu lernen. Das ist wahrscheinlich das Loslassenmüssen. Nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart. Es ist ja wie die Angst vor der Angst. Da ist dann keine Freiheit mehr da.

Auch dein Vater hatte Gründe sich so zu verhalten wie er sich verhalten hat.
...
Du wirst nie alle Informationen haben, um deinen Vater zu verstehen. Nicht einmal er selbst hatte alle Informationen, um sich selbst zu verstehen. Der grösste Teil in unserem Leben verläuft unbewusst - sagen zumindest einige Wissenschaftler.

Wenn du aber verstehst, dass er aufgrund "seiner Informationen" also auch den unbewussten, immer das Beste gemacht hat, dann wird das Verzeihen völlig natürlich sich ergeben.
Das sehe ich nicht so. Einiges kann ich nicht als das "Beste" erkennen, für ihn vielleicht, aber nicht für mich. Ich bin ihm nicht mehr böse, er war ein einsamer, alter Mann und vielleicht auch nicht mehr ganz klar, er hat in seiner Trauer nur sich gesehen. Darüber kann ich ihm nicht böse sein, auch nicht im Nachhinein.

Ich habe da in der Tat eher Mitgefühl. Nur damals in der Situation war es eben offenbar so schwierig für mich, so dass ich ihn einen Tag vor seinem Tod nicht mehr besucht habe, auch nicht mehr angerufen habe. Das war es, was ich mir nicht verziehen habe, lange nicht.

Und jetzt ist mir klar, dass ich deshalb bereit war, in der Therapie nochmal die alten Rechnungen hervorzuholen. Ich denke, jetzt sind sie wirklich erledigt. Ich bin darüber traurig, dass ich den Traum, der mich auf seinen Tod hinwies, nicht verstand und mich dadurch nicht von ihm verabschiedete.

Es ist aber Vergangenheit, er ist mir nichts schuldig. Und wenn ich meine, ich war ihm etwas schuldig, kann ich mir nur selbst verzeihen. Vielleicht geht es jetzt sogar, ich konnte hier einiges verarbeiten.

Danke Euch!

Liebe Grüsse
Kassandra
 
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Hallo alle miteinander,

jetzt scheint es wieder richtig spannend zu werden.

Kassandra, ich ziehe den Hut. So würde ich nicht aus dem "Nähkistchen" plaudern wollen. Aber es ist lehrreich auch für mich. Deshalb Danke!

Eins wird mir immer klarer hier, Verzeihen ist nicht, was einfach so mal eben geht. Es ist ein schwieriger emotionaler Prozess und er ist ohne Emotionen nicht zu machen.

Mit schönreden ist es nicht getan, wahrhaftig nicht. Ohne die Emotionen hochkochen zu lassen, können sie nicht gesehen, nicht verstanden werden. Verzeihen ist also offensichtlich ein Weg der Erkenntnis. Wahrscheinlich nicht der einzige.

Mit Sühne ist es ebenfalls nicht zu machen. Siehe Kassandra
Kassandra schrieb:
Schuldgefühle hatte ich aus anderen Gründen. Und da habe ich im Nachhinein wahrscheinlich die Rechnung noch mal aufgemacht, obwohl sie erledigt schien. Wegen der Schuldgefühle. So nach dem Motte: wenn er Schuld hat, brauche ich mich im Gegenzug nicht schuldig fühlen. So verrückt kann man sein!

Tröste Dich, Kassandra, so verrückt bist Du nicht alleine. Für die Erfordernis der Sühne bedeutet es aber, sie ist kontraproduktiv! Sie setzt das Rad Schuld - Opfer - Schuldige - Opferstatus - Schuldgefühle - Opfer.....nur endlos fort.

Kassandra schrieb:
Es geht mir vielleicht auch nur darum, aus der Vergangenheit zu lernen. Das ist wahrscheinlich das Loslassenmüssen. Nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart. Es ist ja wie die Angst vor der Angst. Da ist dann keine Freiheit mehr da.

Ich gebe Dir Recht: da kann keine Freiheit mehr sein! Die in einen Krieg oder Bürgerkrieg verwickelten Menschen haben keine andere Chance, als das was war und ist, anzuerkennen, zu verzeihen und auch sich selbst zu verzeihen. Ich weiß, es gibt Beispiele, die funktionieren. Falls ich einen Link dazu finde, setze ich ihn noch hier herein.

Darum muss auch Dir zum Teil Recht geben, chiron, Verzeihung (aller Beteiligten) bedeutet, dass da keine Schuld mehr ist. Einseitiges Verzeihen mag ein Anfang sein. Es reicht aber nicht.

Lieben Gruß
LieberTee
 
Hallo Kassandra,

ja, nicht mit der Vergangenheit kämpfen, du kannst sie nicht mehr ändern. Nehme sie an. Es ist gut, dass du nicht unterdrückst! Ich finde du machst das prima! Erkenne, warum du so gehandelt hast, dann findet ein Prozess namens Lernen statt. Es ist gut diese Dinge zu betrachten, wenn sie dich beschäftigen. Betrachte einfach, wie unbeteiligt. Dann siehst du nicht Kassandra, die vielleicht hätte anders handeln müssen, sondern du siehst eine Frau, die vielleicht nicht anders handeln konnte? Loslassen geschieht über das Annehmen. Aber nicht aus Verzweiflung, sondern aus Liebe und Dankbarkeit. Das JA zum Leben, ist die beste Medizin.
 
Ich habe leider das Gefühl hier doch noch etwas schreiben zu wollen.

Mir geht es nicht darum Recht zu haben, ich habe hier kein Ego. Doch was hier geschieht, finde ich einfach gefährlich. Hier ist jemand sehr geschickt darin, mit Worten zu spielen und nicht alles was gesagt wird ist falsch, doch das macht es noch gefährlicher.

Ich habe mich hier auch zurückgezogen, weil ich vermeiden wollte, dass gesagt wird, was da noch schlummert. Ich würde mich hier gerne einfach an der Diskussion beteiligen, in Liebe. Aber es scheint mir nicht möglich. Denn es ist so, wie Oregano schreibt, hier geht es nur um eins: um das Buch.

So bin ich an einem Punkt angelangt, wo mir eigentlich nur noch die kompromisslose Konfrontation einfallen würde. Es wäre verletzend also lieber Rückzug.

Es würde vermutlich auch nichts ändern, denn der Autor lässt nichts an sich heran. Lotuseffekt.

Hier wird vorgegaukelt, ein Lösungspatent für tiefste, persönliche wunde Punkte der Menschen zu haben, weil glaubt wird, dass Verdrängen funktioniert.

Sorry!
 
Ich weiss, dass du mich für diese Worte nicht lieben wirst. Aber vielleicht kannst du mir verzeihen. Ganz sicher kannst du das;)

Schmunzel, nein meine Liebe zu den Menschen hat selten mit deren Worte zu tun, eher mit der Art und Weise, wie sie die Worte brauchen. Und da bist du direkt ... und das gefällt mir.

Nochmals schmunzel... beim Schreiben habe ich über mich geschmunzelt, dass mir genau das, was du schreibst vorgeworfen werden könnte... :)

Erstaunt bin ich nur, dass das bei dir so viel auslöst. Und bestätigt bin ich, dass ich es persönlich es vorziehe bei solchen Themen, ganz beim Austausch von Erfahrungen zu bleiben... *herzlich über mich selber lache* ... Anscheinend gibt es auch noch eine andere Seite in mir, die auch eine andere Auseinandersetzung sucht... - Wieso nicht?

Ich habe nichts zu verzeihen, den mir ist nichts angetan worden. Vielleicht kannst du dir das nicht vorstellen, aber ich bin gefoltert worden und habe es zu einem grossen Teil verarbeiten können. Auf jeden Fall so weit, dass ich ein erfüllendes Leben leben kann. Dazu gehört, Geschriebenes und Gesagtes als Ausdruck eines Menschen zu nehmen und mir selber zu verzeihen, wenn ich mal "Recht haben möchte" oder etwas anderes mache, das "man" nicht macht (etwas aufzeigen und es selber auch machen) ... *nochmals über mich selber und das Leben schmunzle*.

Liebe Grüsse fauna
 
Doch was hier geschieht, finde ich einfach gefährlich. Hier ist jemand sehr geschickt darin, mit Worten zu spielen und nicht alles was gesagt wird ist falsch, doch das macht es noch gefährlicher.
...
Es wäre verletzend also lieber Rückzug.
...
Hier wird vorgegaukelt, ein Lösungspatent für tiefste, persönliche wunde Punkte der Menschen zu haben, weil glaubt wird, dass Verdrängen funktioniert.

Hallo Akim,

ich bin ehrlich gesagt erschrocken über Deinen Beitrag. Wem unterstellst Du da was? Inwiefern spielt der Autor geschickt mit Worten, weil er glaubt, dass Verdrängen funktioniert?

Sind das nicht Vermutungen, die Du da anstellst? Vermutungen in den Raum zu stellen, den eigenen Rückzug damit begründen, ich verstehe es nicht.

Du hast das Recht, Dich von einem Thread zurückzuziehen. Niemand ist gezwungen, hier zu schreiben.

Ich bin der Ansicht, jeder, der hier schreibt ist erwachsen und kann auf sich selbst achtgeben. Sind Deine Vermutungen nicht etwas übertrieben? Für mich entbehren sie der Grundlage, ich kann nichts Gefährliches hier erkennen, auch wenn ich nicht in allem einer Meinung mit dem Threadstarter bin. Das ist auch nicht erforderlich.

Lieben Gruß
LieberTee
 
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Tja, was ich nicht weiß, kann ich nicht verzeihen.

Vorsicht mit solchen Glaubenssätzen. Wissen ist keine Bedingung.

Ich werde mir erst jetzt über das Ausmaß der Verunsicherung und des Drucks klar, der da unterschwellig herrschte.

Ja, das ist oft so, wenn man sich tiefer in die Thematik einarbeitet. Den meisten ist aber dieser Druck gar nicht bewusst. Deshalb sind sie dann auch überrascht, wenn sie "über Nacht" schwer krank werden.

Inzwischen finde ich die unterschwelligen Botschaften, die damals, als mein Vater alt war, vorhanden waren und sicher auch schon in meiner Kindheit, belastender als die offenen Wutausbrüche.

Interessante Erkenntnis.

Ohne Klarheit ist Verzeihen schwer möglich.

Für mich ist klar, dass alle Menschen Engel sind. Manche haben das nur vergessen und manchmal vergesse ich das auch selbst. Doch sobald ich mich ärgere, mache ich mir das wieder klar und verzeihen passiert dann einfach.


Ich habe aber keine Lust, weder noch tiefer in der Vergangenheitskiste zu buddeln,

Manchmal hilft es auch zu wissen, dass das Verprügeln von Kinder früher einfach normal war.

Die geprügelte Generation: Kochlöffel, Rohrstock und die Folgen

Das macht das Geschehene nicht besser, aber vielleicht verständlicher.

Wer weiss, vielleicht werden in 50 Jahren die nachfolgenden Generationen auch entrüstet den Kopf schütteln, über was wir getan haben. Z.Bsp. dass wir sehenden Auges unseren Planeten verschmutzen und solche Dinge.

Ich kann es schon hören. Ihr hättet es wissen müssen. Weshalb habt ihr nicht gehandelt. Aha, die anderen haben auch nichts getan und das soll jetzt eine Entschuldigung sein? usw.usw.

Guter Tip, was tun? Es geht mir vielleicht auch nur darum, aus der Vergangenheit zu lernen. Das ist wahrscheinlich das Loslassenmüssen. Nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart. Es ist ja wie die Angst vor der Angst. Da ist dann keine Freiheit mehr da.

Es bleibt die Freiheit, das Geschehene neu zu bewerten. Ich meine damit nicht, dass es nicht so gewesen sei, wie man sich erinnert. Ich meine nur, dass es nicht aus Bosheit geschehen ist, sondern aus Ueberforderung, Verdrängen usw.

Das sehe ich nicht so. Einiges kann ich nicht als das "Beste" erkennen, für ihn vielleicht, aber nicht für mich.

Ich bin überzeugt, dass er "aus seiner Sicht" auch das Beste für dich gewollt hat. Mehr ging einfach nicht, sonst hätte er es getan.

Ich glaube, dass das für alle Menschen gilt, auch wenn es nicht so aussehen mag. Diese Sicht hilft natürlich auch Allen Alles zu verzeihen, ja ich glaube, es ist sogar die Bedingung dafür.

Es ist aber Vergangenheit, er ist mir nichts schuldig. Und wenn ich meine, ich war ihm etwas schuldig, kann ich mir nur selbst verzeihen. Vielleicht geht es jetzt sogar, ich konnte hier einiges verarbeiten.

Dann hat dieser Thread doch einen Sinn. Vor zwei Tagen war ich mir da nicht so sicher.

Liebe Grüsse

chiron
 
Ich habe mich hier auch zurückgezogen, weil ich vermeiden wollte, dass gesagt wird, was da noch schlummert. Ich würde mich hier gerne einfach an der Diskussion beteiligen, in Liebe. Aber es scheint mir nicht möglich. Denn es ist so, wie Oregano schreibt, hier geht es nur um eins: um das Buch.

Zu dieser Unterstellung gibt es auch Fakten, nämlich die Buchverkäufe. Diese werden vom Verlag täglich erfasst. In den letzten Wochen wurde ein knappes Dutzend verkauft. Finanziell ist das also alles andere denn lohnenswert.

Ich werde dir Akim auf Verlangen gerne Benutzernamen und Passwort zusenden. Dann kannst du die Buchverkäufe ganz genau verfolgen und sehen, ob deine Befürchtung auch eine reale Grundlage hat.

Hier wird vorgegaukelt, ein Lösungspatent für tiefste, persönliche wunde Punkte der Menschen zu haben, weil glaubt wird, dass Verdrängen funktioniert.

Verdrängen funktioniert nicht. Das war auch nie meine These. Die Texte kann jeder gerne überprüfen. Sie sind ja noch da.

Liebe Grüsse

chiron
 
Hallo,

Ich hatte geschrieben, dass ich Links zu dem Thema Versöhnung hereinstelle. Sehr viel Versöhnliches habe ich aber leider nicht gefunden.
Allerhöchstens taugt es dazu, die Entsetzen des Krieges darzustellen.

Wer sich vertiefend mit dem Thema beschäftigen will, hier zwei Links, die vielleicht über die oberflächliche Betrachtung hinausführen:

Frieden machen - Politische Perspektiven - Verhandlungen - Politische*Mediation - Burundi

https://zeitschrift-ip.dgap.org/de/article/getFullPDF/15385(Hier muss ich gestehen, dass ich nicht herausfinden konnte, um welche Zeitschrift es sich handelt.)

Da der zweite Link eine PDF ist, die erst geöffnet werden muss, habe ich einen Ausschnitt daraus kopiert, ich hoffe, das ist in Ordnung, da ja oben die Quelle angegeben ist.

Vergebung
Auch dies ist ein relativ neuer – und umstrittener – Aspekt in der Auseinandersetzung mit Post-Konflikt-Gesellschaften. Zuweilen wird dieser Begriff kritisiert, weil er in einer Weise religiös konnotiert sei, die nicht allgemeingültig ist. Andere verstehen Vergebung als Versuch, die Täter straffrei ausgehen zu lassen.

Wenngleich der Begriff erst jüngst wieder in die Debatte gebracht wurde, so hat sich schon Hannah Arendt kurz nach dem Zweiten Weltkrieg damit befasst. „Vergebung“, schreibt Arendt, „ist das genaue Gegenteil von Vergeltung, die den ursprünglichen Übergriff ahndet –
wobei dann den Folgen der ersten Straftat keineswegs ein
Ende gesetzt wird, sondern ganz im Gegenteil jedermann in
diesen Prozess eingebunden bleibt.

“ Direkte Vergeltung treibt den Kreislauf der Gewalt also nur an, so Arendt. Folglich ist eine Vergebung notwendig, die „nichts weiter“
verlangt als einen Verzicht auf persönliche Rache, um so einen Neuanfang und einen konstruktiveren Umgang mit dem Geschehenen zu finden. Vergebung erfordert eine aktive, zuweilen öffentliche Anerkennung der Verbrechen, die geschehen sind; sie lässt überdies den Opfern die Möglichkeit offen, Entschädigung für das ihnen zugefügte Unrecht zu verlangen oder auch auf einer Bestrafung
der Täter zu bestehen.

Auf dieser Grundlage steht Vergebung eben nicht im Gegensatz zu einer
Bestrafung durch ein Tribunal – sie setzt aber voraus, dass jeder Akt persönlicher Rachenahme ebenso ausgeschlossen ist wie weitere Rufe nach Vergeltung, nachdem die Täter bereits bestraft wurden. Vergebung ist auch nicht mit Versöhnung zu verwechseln, die ja eine aktive Form der Interaktion voraussetzt.

Vergebung ermöglicht es, Differenzen zu einem Grad auszuräumen, der eine erneuerte Interaktion erlaubt, aber sie zwingt niemanden dazu, Umgang mit einer anderen Gruppe der Gesellschaft zu pflegen.

Entscheidend ist nur der Verzicht auf den Wunsch nach persönlicher Vergeltung.

Ich fand diese Betrachtungsweise, die zwischen Vergebung und Versöhnung unterscheidet und den Verzicht auf persönliche Vergeltung herausstellt, bemerkenswert.

Lieben Gruß
LieberTee
 
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Es ist eher die Angst, dass ich dieselben Runden immer wieder drehe und vielleicht noch andere mit da hineinziehe. Ich will diesen Kreislauf beenden, ein für alle mal!

Es geht mir vielleicht auch nur darum, aus der Vergangenheit zu lernen. Das ist wahrscheinlich das Loslassenmüssen. Nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart. Es ist ja wie die Angst vor der Angst. Da ist dann keine Freiheit mehr da.

Liebe Kassandra,

ich muss doch noch etwas zu Deinem Beitrag schreiben. Er hat mir die Augen geöffnet. Nochmals Danke!

Du hast hier meines Erachtens etwas ganz Entscheidendes erkannt!

Und ich finde es außerordentlich wichtig: Du fühlst Dich schuldig, weil Du denkst, Du ziehst andere Menschen in Deinen Kreislauf herein. Kann das sein?

Verabschiede Dich davon. Jeder Mensch ist für sich selbst verantwortlich!

Man kann sicher auch sagen, alle Menschen sind Engel, wie es chiron formuliert. Mir ist es etwas zu einfach, aber es kommt natürlich auch hin, wenn man es etwas vertieft.;)

Für meine Begriffe hast Du erkannt, dass Du keine Lösung für Dich findest, wenn Du Dir selbst die Schuld gibst. Du beendest den Kreislauf dadurch nicht, wie Du richtig erkannt hast. Verzeihe Dir selber, wenn Du meinst Dich schuldig zu fühlen. Lege es ab.

Dann benötigst Du auch keinen Schuldigen mehr. Dann kannst Du Dich befreien.

Sonst würdest Du weiter ein inneres Ping-Pong spielen. Ich glaube auch, es würde Dich krankmachen. Niemand hat Schuld, auch Du nicht! Das Leben ist so, es ist kompliziert und doch einfach.

Ich wünsche Dir aus ehrlichem Herzen, dass Du Deinen inneren Konflikt wirklich loslassen kannst und frei bist.

Lieben Gruß und alles Liebe
LieberTee
 
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Na ja, ich bin trotzdem froh, dass es raus ist.
Und habe dabei gelernt,
dass ich mir so was in Zukunft sparen kann.
Wer versteht, der möge verstehen.
 
Zu dieser Unterstellung gibt es auch Fakten, nämlich die Buchverkäufe. Diese werden vom Verlag täglich erfasst. In den letzten Wochen wurde ein knappes Dutzend verkauft. Finanziell ist das also alles andere denn lohnenswert.

Ich werde dir Akim auf Verlangen gerne Benutzernamen und Passwort zusenden. Dann kannst du die Buchverkäufe ganz genau verfolgen und sehen, ob deine Befürchtung auch eine reale Grundlage hat.

Das hört sich so an, Akim als gehörst Du zu dem "knappen Dutzend" Käufer;)

Ok, nach der "Empfehlung" spare ich es mir. Obwohl ich schon neugierig wäre, ob das Buch mehr "Tiefgang" hat. Sorry, chiron, den kleinen Seitenhieb konnte ich mir jetzt nicht verkneifen.

Lieben Gruß Euch allen
LieberTee
 
Und ich finde es außerordentlich wichtig: Du fühlst Dich schuldig, weil Du denkst, Du ziehst andere Menschen in Deinen Kreislauf herein.
Ja, genauso scheint es zu sein. Als ob irgendetwas an mir haftet, was Unglück bringt. Als ob ich selbst nicht in Ordnung sei.
LieberTee schrieb:
Jeder Mensch ist für sich selbst verantwortlich!
Man kann sicher auch sagen, alle Menschen sind Engel, wie es chiron formuliert. Mir ist es etwas zu einfach, aber es kommt natürlich auch hin, wenn man es etwas vertieft.;)
Ja, ich versuche es, so zu sehen. Auch so ein blöder Glaubenssatz, dass ich meine, immer bin ich verantwortlich für andere. Ich male mir groß auf den Spiegel: ich bin nur für mich selbst verantwortlich! Mir war gar nicht so bewußt, welche Schuldgefühle ich selber habe.
LieberTee schrieb:
Für meine Begriffe hast Du erkannt, dass Du keine Lösung für Dich findest, wenn Du Dir selbst die Schuld gibst. Du beendest den Kreislauf dadurch nicht, wie Du richtig erkannt hast. Verzeihe Dir selber, wenn Du meinst Dich schuldig zu fühlen. Lege es ab.
Dann benötigst Du auch keinen Schuldigen mehr. Dann kannst Du Dich befreien.
Es ist verrückt, heute (ach nein, es war ja gestern, der Wundschmerz läßt mich nicht schlafen) wurde mir eine Zahn gezogen, ganz real meine ich, und ich hatte das Gefühl, es hat eine Bedeutung, dass sich diese alte Entzündung immer weiter verbreitet im Kiefer. Jezt hast Du es geschafft, mir diesen Zahn auf der seelischen Ebene noch einmal zu ziehen.

Danke dafür! Ich glaube, diese Wunde kann jetzt endlich heilen. Diesen "Makel" werde ich los werden und muß ihn auch nirgendwo mehr sehen. Es ist befreiend.
LieberTee schrieb:
Sonst würdest Du weiter ein inneres Ping-Pong spielen. Ich glaube auch, es würde Dich krankmachen. Niemand hat Schuld, auch Du nicht! Das Leben ist so, es ist kompliziert und doch einfach.
Ich wünsche Dir aus ehrlichem Herzen, dass Du Deinen inneren Konflikt wirklich loslassen kannst und frei bist.

Lieben Gruß und alles Liebe
LieberTee
Ich werde lernen. Ich bin ja schon dabei. Ich kann alle Verletzungen loslassen und muss auch niemanden verletzen. Danke für die Hilfe. Allen hier danke ich! Ich wünsche allen, dass ihre Wunden heilen mögen.

Liebe Grüße und guts nächtle:)
Kassandra
 
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Das hört sich so an, Akim als gehörst Du zu dem "knappen Dutzend" Käufer;)

Ok, nach der "Empfehlung" spare ich es mir.

Frag ihn doch, ob er es gelesen hat. Ich glaube es nicht.

Obwohl ich schon neugierig wäre, ob das Buch mehr "Tiefgang" hat. Sorry, chiron, den kleinen Seitenhieb konnte ich mir jetzt nicht verkneifen.

Das Buch basiert auf vielen Geschichten. Theorie wie hier kommt kaum vor. Insofern muss ich dich also enttäuschen. Mehr Tiefgang kannst du vom Buch nicht erwarten.

Liebe Grüsse

chiron
 
Zitate zum Thema Vergebung als Inspiration

Wir sollten immer verzeihen: Dem Reuigen um seinetwillen, dem Reulosen um unseretwillen. Marie von Ebner-Eschenbach

Sich zu entschuldigen, ist nicht demütigend, sondern ein Zeichen von Reife und Aufrichtigkeit! Norman Vincent Peale

Der erste Schritt zur Vergebung ist der Wille, zu vergeben. Marianne Williamson

Vergeben bedeutet nicht, jemanden einen Gefallen tun. Das tut man für sich selbst und seine Gesundheit. Desmond Tutu

Vergebung ist keine zeitweilige Angelegenheit, Vergebung ist eine gleichbleibende Haltung. Rev. Dr. Martin Luther King, Jr.

"Eine Analyse der frühen Kindheit verdeutlicht, woher unsere Kontroll-Dramen stammen; ist der Grund für die Entstehung der Dramen einmal verarbeitet und vergeben, können wir auch den tieferen Grund für unsere Anwesenheit in unserer Familie erkennen. Redfield/Adrienne, Die Erkenntnisse von Celestine"

Vergebung bedeutet nicht, das, was geschehen ist, gutzuheißen. Wenn du Vergebung anbietest, dann kannst du auch dazu sagen, dass das, was geschehen ist, falsch war und du niemals zulassen wirst, dass es noch einmal geschieht - dass du sogar dein Leben einsetzen würdest, damit einem anderen Menschen nicht noch einmal ein solches Leid angetan wird. Jack Kornfield

In gewisser Weise bedeutet Vergebung bisweilen einfach, dass wir beschließen, den Hass in unserem Inneren nicht länger mitzuschleppen, weil wir begriffen haben, dass er uns vergiftet. Jack Kerouac

Verzeihen ist die schwerste Liebe. Albert Schweitzer

Der Schwache kann nicht verzeihen. Verzeihen ist eine Eigenschaft des Starken. Mahatma Gandhi

Wer die Augen offenhält, dem wird manches im Leben glücken. Doch noch besser geht es dem, der versteht, eins zuzudrücken. Johann Wolfgang von Goethe
 
Zitat von chiron
Wenn du zu 100 Prozent verziehen hast, wird das Ereignis so schwach wie die Erinnerung an ein Essen von einem durchschnittlichen Tag. Es ist noch da, aber völlig belanglos.


Hallo Hansruedi,

w e m konntest Du selber w a s vergeben, verzeihen, dass Du es so allgemein sagen kannst?

Gruß Gerd

Hallo Chiron,

ich persönlich empfinde es ein wenig schade, dass Du diese Frage zu Deiner "Essenserinnerung" so ganz unbeantwortet lässt.

Ganz einfach deswegen, weil man durch eine persönliche Schilderung/persönliche Erkenntnisse erst als "Person" wahr genommen wird und Dich auch verstehen kann und nicht nur den "Buchverkäufer" mit so dahingesagten Aussagen sieht.

Allgemeinheiten, wie diese Zitate, bringen mir da nicht viel, schöne Worte die im allgemeinen jeder kennt, an der Umsetzung fehlt es aber.

Es gibt natürlich auch Erlebnisse, die man hier nicht schildern möchte, da habe ich absolutes Verständnis für, nur das könnte man doch schreiben.

Keine Antwort lässt vieles im Unklaren, bzw. ich werde Dich nicht persönlich nehmen und damit auch nicht Dein Buch.

Liebe Grüße
Kayen
 
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Frag ihn doch, ob er es gelesen hat. Ich glaube es nicht.
Ich gebe zu, ich habe es bisher auch nicht gelesen. Ich habe lediglich die Rezensionen bei Amazon gelesen.

Ich wäre jedoch selber an einem Rezensionsexemplar interessiert. Siehe PN.

chiron schrieb:
Das Buch basiert auf vielen Geschichten. Theorie wie hier kommt kaum vor. Insofern muss ich dich also enttäuschen. Mehr Tiefgang kannst du vom Buch nicht erwarten.
Nun bin ich tatsächlich neugierig geworden. Fließen diese Geschichten lediglich in das Buch ein, oder basiert es nur darauf?

Theoretie bedeutet für mich nicht "Tiefgang". Ich denke da eher an persönlichen Hintergrund, Erfahrungen, selber Erlebtes, Selbsterfahrungen im weitesten Sinne des Wortes.

Nicht in dem Sinne, dass die eigenen Erfahrungen detalliert preisgegeben werden müssen. Das ist von keinem Autor zu erwarten, es sei denn, er entschließt sich dazu. (Das kann dann in Selbstbeschau ausarten und muss nicht unbedingt hilfreich sein. Es sollte dann als Selbsthilfelektüre, bzw. Biographie gekennzeichnet sein. Dann wäre das für den Leser klar und er erwartet keine Lösungsmuster.)

Sie sollten aber erkennbar einfließen, im Sinne von Lebenserfahrung - man mag es auch "Weisheit" nennen. Das hat nichts damit zu tun, dass man sich selbst noch aktuell im Strudel der jeweiligen Emotionen befinden muss, keineswegs.

Ein Weg aus den eigenen Verstrickungen sollte schon erkennbar sein, wenn man Lösungen anbietet, sonst bleibt es in der Tat flach.

Aber wie gesagt, meine Neugierde ist geweckt.

Lieben Gruß
LieberTee
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
ich persönlich empfinde es ein wenig schade, dass Du diese Frage zu Deiner "Essenserinnerung" so ganz unbeantwortet lässt.

Mein Name ist bekannt. Deshalb halte ich mich mit Aeusserungen zu meiner Person zurück. Das empfehlen doch alle Personalberater.

Ganz einfach deswegen, weil man durch eine persönliche Schilderung/persönliche Erkenntnisse erst als "Person" wahr genommen wird und Dich auch verstehen kann und nicht nur den "Buchverkäufer" mit so dahingesagten Aussagen sieht.

Ist es wahr, dass du mich nur als Person wahr nimmst, wenn du meine Geschichte kennst?

Allgemeinheiten, wie diese Zitate, bringen mir da nicht viel, schöne Worte die im allgemeinen jeder kennt, an der Umsetzung fehlt es aber.

Wie wärs mit dieser Geschichte. Eindrücklicher geht es wirklich nicht. Vergebung für einen Teufel

Keine Antwort lässt vieles im Unklaren

Ich hatte direkt per PN geantwortet.

Liebe Grüsse

chiron
 
Mein Name ist bekannt. Deshalb halte ich mich mit Aeusserungen zu meiner Person zurück. Das empfehlen doch alle Personalberater.

Ist es wahr, was die Personalberater empfehlen?
Oder passt es jetzt gut, als Ausrede.

Ist es wahr, dass du mich nur als Person wahr nimmst, wenn du meine Geschichte kennst?

Ich lese gerne Bücher, wo die persönlichen, unmittelbaren Erfahrungen und Erkenntnisse des Autors mit einfließen, damit komme ich besser mit dem Buch und auch mit einer darin enthaltenen Hilfestellung oder auch Lösungsmöglichkeit in Kontakt.

Warum sollte ich einem Menschen/Autor glauben,

der "vielleicht" nicht durch seine eigene Überprüfung zur Erkenntnis gelangt ist.

Davon gehe ich erstmal aus, wenn ein Autor nicht bereit ist, sich zu öffnen.

Weiterhin würde ich mich doch sehr mit diesen "Äußerungen" wie

Zitat von chiron
Wenn du zu 100 Prozent verziehen hast, wird das Ereignis so schwach wie die Erinnerung an ein Essen von einem durchschnittlichen Tag. Es ist noch da, aber völlig belanglos.

zurückhalten, falls nicht selbst erlebt und keine eigene Erfahrung vorhanden bzw. eine selbst empfundene Darstellung für Dich nicht möglich ist.

Mein momentanes Lieblingszitat:

Glaubt nicht dem Hörensagen und heiligen Überlieferungen,
nicht Vermutungen oder eingewurzelten Anschauungen,
auch nicht den Worten eines verehrten Meisters;
sondern was ihr selbst gründlich geprüft und als euch selbst und anderen zum Wohle dienend erkannt habt, das nehmt an.
Siddhartha Gautama

Liebe Grüße
Kayen
 
Zuletzt bearbeitet:
Ist es wahr, was die Personalberater empfehlen?
Oder passt es jetzt gut, als Ausrede.

Dir ist es offenbar nicht möglich zu vertrauen, dass ich es so meine, wie ich es schreibe. Dann bringt es auch nichts, noch mehr zu schreiben.

Warum sollte ich einem Menschen/Autor glauben, der "vielleicht" nicht durch seine eigene Überprüfung zur Erkenntnis gelangt ist.

Du sollst nicht. Niemand verlangt das. Tue es oder tue es nicht. Vertrauen kann man nicht erzwingen.

Davon gehe ich erstmal aus, wenn ein Autor nicht bereit ist, sich zu öffnen.

So ist es mit den Vorurteilen. Du gehst davon aus, dass....
Aber wissen kannst du es nicht.

Weiterhin würde ich mich doch sehr mit diesen "Äußerungen" zurückhalten, falls nicht selbst erlebt und keine eigene Erfahrung vorhanden bzw. eine selbst empfundene Darstellung für Dich nicht möglich ist.

Dann wars das jetzt wohl.

Liebe Grüße

chiron
 
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