Hier wurden in mehreren Jahren ja schon unterschiedliche Punkte angesprochen, auch z.B. der Unterschied zwischen Nahtod-Erlebnissen und außerkörperlichen Erfahrungen. Hier oder in anderen Threads wurden auch Bücher zu diesen Themen schonmal genannt. Ich selber kenne "nur" eine außerkörperliche Erfahrung, schon vor vielen Jahren war das. Da war ich schon auf der Sinn-Suche und hatte spontan so ein Erlebnis, meinen Körper von außen zu sehen, ich, mein Ich, war über diesem Körper, nicht mit diesem verbunden, das war deutlich getrennt: Ich und Körper, den ich eben von außen gesehen habe und m-Ich nicht in diesem Körper erlebt, gespürt habe. In einem Buch von Werner Zurfluh "Quellen der Nacht" fand ich jetzt einen Hinweis auf einen Vortrag von Rudolf Steiner "Exakte Erkenntnisse der übersinnlichen Welten im Sinne der anthroposophischen Geisteswissenschaft". Ein Vortrag, den er vor 100 Jahren in London gehalten hatte. Hier im Thread war schon mehrmals Thema, ob man Berichte von Nahtoderlebnissen irgendwie wissenschaftlich nachweisen, belegen, erklären kann. Dazu mal der Anfang dieses Vortrags:
Es ist zweifellos, daß sich in der Gegenwart eine große Zahl von Menschen danach sehnt, etwas zu wissen von den geistigen, von den übersinnlichen Welten, und selbst Männer der Wissenschaft haben sich ja in der neueren Zeit vielfach damit befaßt, Wege zu finden, durch die man zur Erkenntnis der übersinnlichen Welt kommen kann. Allein bei allen diesen Versuchen, in die übersinnliche Welt hineinzukommen, stellt sich dem modernen Menschen ja immer das in den Weg, was aus der modernen Wissenschaft heraus als Urteilsfähigkeit folgt, was an Autorität aus dieser modernen Wissenschaft heraus vorhanden ist. Und gegenüber so mancher Quelle, aus der man zu schöpfen glaubt für die Erkenntnis der übersinnlichen Welt, macht sich das Urteil geltend: Ja, aber eine exakte Erkenntnis, wie wir sie gewöhnt sind in der Wissenschaft zu entwickeln, eine exakte Erkenntnis der übersinnlichen Welten kann es doch nicht geben, denn all das hält nicht stand.
Das Problem ist also nicht wirklich neu. Für Steiner aber nur der Anfang von etwas, was er dazu zu sagen hat.
Demgegenüber strebt jene anthroposophische Geisteswissenschaft, von der ich Ihnen heute und in den nächsten Tagen mir erlauben werde zu sprechen, eine wirklich exakte Erkenntnis der übersinnlichen Welt an. Eine exakte Erkenntnis nicht dadurch, daß in demselben Sinne, wie für die Wissenschaft der äußeren Welt, Experimente gemacht werden, sondern so, daß innere Fähigkeiten der Seele, die sonst im alltäglichen Leben und in der gewöhnlichen Wissenschaft im Menschen nur schlummern, auf eine solche Art entwickelt werden, daß bei all dieser Entwickelung die menschliche Besonnenheit so aufrechterhalten bleibt, wie das nur in der exakten Wissenschaft geschieht.
Es geht deutlich um einen Unterschied, einerseits die Wissenschaft der äußeren, materiellen Welt, andererseits um eine Entwicklung von inneren Fähigkeiten der Seele.
Während man also in der exakten Wissenschaft sein Bewußtsein so behält, wie man es im gewöhnlichen Leben hat, und dann sich in den Methoden exakt verhält bei der Untersuchung der äußeren Welt, verfährt man in der anthroposophischen Geisteswissenschaft so, daß man sich eines Tages unterwirft dem, was ich nennen möchte intellektuelle Bescheidenheit, indem man sich sagt: Du warst einmal Kind, du hast damals Fähigkeiten gehabt, die nicht im entferntesten an diejenigen Fähigkeiten heranreichen, die du jetzt als erwachsener Mensch hast, und die du dir angeeignet hast durch Erziehung, durch das Leben. - Gerade so, wie man von der Kindheit auf gewisse Fähigkeiten entwickelt hat, die vorher eben nicht da waren, so kann man sich sagen, gibt es vielleicht auch im erwachsenen Menschen Fähigkeiten, die bei ihm schlummern, so wie seine jetzigen Fähigkeiten geschlummert haben in der Seele des Kindes.
Und man kann durch gewisse Methoden diese Fähigkeiten aus der Seele herausholen.
Zuletzt steht da nicht mehr vielleicht. Steiner hat selbst diese Fähigkeiten, die er da andeutet, und er hat in vielen anderen Vorträgen und Büchern einen Weg zu so einer Entwicklung beschrieben. Wer also seine Geistes-Wissenschaft mit natur-wissenschaftlichen Methoden überprüfen oder auch kritisieren wollte, wäre auf einem anderen Weg, wahrscheinlich auf einem falschen Weg. Und das ist ja alles nur ein kleiner Anfang bis hierher ....
Nun müssen bei der anthroposophischen Geisteswissenschaft, die hier gemeint ist, diese Fähigkeiten auf eine solche Art aus der Seele herausgeholt werden, daß die Methoden, die man dann, bevor man an eine Erkenntnis geht, auf seine eigene Entwickelung anwendet, eben in dieser eigenen Entwickelung exakt vor sich gehen. Man präpariert sich also für das Schauen in die höhere Welt hinein so, daß die Präparation, die man auf sich selber anwendet, eine exakte Methode voraussetzt. Deshalb kann man, wie ich mir schon erlaubte, bei meinen letzten Vorträgen hier in diesem Saale zu sagen, auf diese Art zu einer exakten Clairvoyance, zu einem exakten Hellsehen kommen. Es ist auf eine exakte Weise erworben, wie man sonst mit den gewöhnlichen Erkenntnissen eben auf exakte Weise die Natur erforscht.
Vielleicht mag das jemand weiter verfolgen, wie Steiner das sehr genau beschreibt, was Hellsehen oder Clairvoyance bedeutet. Man muss dabei Naturwissenschaft nicht vergessen, überhaupt nicht, aber man sollte sie auch nicht immer wieder so in den Vordergrund stellen, als wäre sie alles auf der Welt, oder als wenn man damit eben alles in der Welt erklären könnte!
Nur noch ein paar weitere Stellen, insgesamt sind das 20 Buchseiten Text.
... das geschieht durch diejenigen Methoden, die ich, wie gesagt, heute weniger erörtern will, durch die Methode der Meditation in Gedanken, der Konzentration auf Gedanken, der Selbsterziehung und so weiter.
Wenn wir in uns selbst hineinschauen, finden wir, daß wir eigentlich nur dasjenige wissen im gewöhnlichen Leben, was wir durch die Sinne aufgenommen haben. Wir wissen von unserem eigenen Inneren durch unmittelbare Wahrnehmungen nichts. Wir können durch das gewöhnliche Bewußtsein nicht hineinschauen in unsere innere Organisation. Wenn wir ein Selbstbewußtsein im reinen Denken erwerben, dann lernen wir ebenso nach innen schauen, wie wir sonst nach außen schauen können.
Dann fühlen wir etwa das Folgende: Wenn wir sonst nach außen schauen, muß die Sonne oder ein Licht da sein, welches seine Strahlen wirft auf die Gegenstände um uns her. Durch dieses Licht, das außer uns ist, sehen wir die Gegenstände um uns her. Wenn wir uns bewußt werden in diesem zweiten Dasein im reinen Denkprozesse, der aber dann ein Anschauungsprozeß ist, der so farbig und intensiv ist wie sonst die Sinneswahrnehmung, dann empfinden wir gewissermaßen - ja, nicht nur gewissermaßen, sondern im eigentlichen Sinne, nur ist der Sinn geistig gemeint -, wir empfinden ein inneres Licht, ein Licht, durch das wir in unser eigenes Inneres so hineinleuchten, wie wir sonst die Gegenstände beleuchtet bekommen durch die äußeren Lichter.
Nicht unbedingt nur leicht nachzuvollziehen, aber ich denke, man kann da schon einiges verstehen, worum es geht, und warum es auch immer wieder schwierig ist, sich mit "normalen" wissenschaftlich denkenden und argumentierenden Menschen zu verständigen. So wie mancher viele Jahre bestimmte Fächer studiert, so kann man natürlich auch einen Weg gehen, wie er hier beschrieben wird, je nachdem auch viele Jahre, denn wer sagt, dass man nach 20 oder 200 Buchseiten, oder auch nach 20 Büchern zum Thema schon genug weiß, um solche Erkenntnisse selber zu überprüfen, oder eben auch zu kritisieren!
Der Link dazu
fvn-archiv.net/PDF/GA218.pdf dort Seite 180 - 201.