L-Thyroxin: Verfälschte Laborergebnisse bei gleichzeitiger Anwendung von Biotin u.a.

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10.01.04
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... das BfArM* informiert (1):
  • Vor Durchführung von Schilddüsenfunktionstests sollten Patienten nach der Einnahme von Biotin gefragt werden.
  • Patienten sollten den Arzt und/oder das Laborpersonal über die Einnahme (auch eine kurz zurückliegende) von Biotin informieren.
  • Bei der Interpretation der Testergebnisse sollte eine mögliche Interferenz mit Biotin bedacht werden, insbesondere wenn diese nicht mit der klinischen Symptomatik und/oder Ergebnissen anderer Untersuchungen übereinstimmen.
  • Bei Anwendung von Biotin sollte das Labor informiert und ggf. dort alternative Tests zur Bestimmung des Schilddrüsenstatus verwendet werden (1).
Betroffen sind Immunoassays, die auf einer Interaktion zwischen Biotin und Streptavidin basieren. Dieses Prinzip wird je nach Hersteller auch bei der Untersuchung anderer Laborwerte verwendet (z. B. Hormone, Herz-, Tumor-, Infektionsmarker) (2;3). Biotin wird auch als Vitamin H, Vitamin B7 oder Vitamin B8 bezeichnet und kommt in zahlreichen Arzneimitteln und Nahrungsergänzungsmitteln vor (1).

Weitere aktuelle Änderungen der Produktinformation L-Thyroxin-haltiger Arzneimittel betreffen Interaktionen mit
  • Johanniskraut: reduzierte Serumkonzentration von L-Thyroxin möglich;
  • Protonenpumpeninhibitoren (PPI): verringerte Absorption von Schilddrüsenhormonen möglich; regelmäßige klinische und laborchemische Überwachung der Schilddrüsenfunktion und ggf. Anpassung der Schilddrüsenhormondosis empfohlen; Vorsicht auch beim Absetzen von PPI (4). ...

Mehr über Immunoassays:

Bei mir wurde shcon öfters Schilddrüsenwerte betimmt, es hat mich aber noch nie jemand gefragt, ob ich u.a. Biotin oder PPIs oder Johaniskraut einnehme ...

Grüsse,
Oregano
 
Vor ein paar Wochen wurde bei mir ein endokrinologisches Blutbild gemacht (Schilddrüsenhormone, Testosteron, Cortisol u. a.), ca. 24 Stunden zuvor hatte ich 5 mg Biotin eingenommen.

Auf die Blutwerte kann man da nichts geben, wie ich mittlerweile erfahren habe, allerdings hatte der Endokrinologe nichts dazu gesagt und sich nach den Werten gerichtet (T4 zu hoch, Testosteron verglichen mit früheren Bestimmungen, deutlich höher).
 
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Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) weist auf eine Interferenz hin, die für die Labormedizin relevant ist. Die Einnahme von Biotin kann L-Thyroxin-Werte verfälschen, wenn diese mit bestimmten Immunassays gemessen werden. Das Risiko von zu hohen oder zu niedrigen Ergebnisse steige mit der Dosis von Biotin.

Testergebnisse von L-Thyroxin werden unter anderem herangezogen, um die Arzneimitteldosis anzupassen. Verfälschte Testergebnisse können daher dazu führen, dass Patienten unangemessen therapiert werden.

Kommunikation und Aufklärung

Vor einem Schilddüsenfunktionstest sollten Ärzte Patienten routinemäßig nach der Einnahme von Biotin fragen. Patienten sollten auch über eine kurz zurückliegende Biotin-Einnahme informieren.
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Bei einer Hochdosis‐Biotin‐Therapie, bei Patienten mit Niereninsuffizienz, Neugeborenen, Kindern und schwangeren Frauen ist besondere Vorsicht geboten. ...

Grüsse,
Oregano
 
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