Zuviel Histamin:Ursache lang anhaltender allergieähnlicher Beschwerden
Unklare Beschwerden können Folge von Histamin-Unverträglichkeit sein ...
(Hamburg) - Lang anhaltende unklare Beschwerden, die einer Allergie ähneln, können die Folge einer Histamin-Unverträglichkeit sein. Diese so
genannte Pseudo-Allergie führt zu Durchfall, Müdigkeit, Hautrötungen oder Herzrhythmusstörungen. Darauf machen der Ärzteverband Deutscher
Allergologen und die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie in Hamburg aufmerksam.
Die Unverträglichkeit sei nur schwer zu diagnostizieren. Histamin werde im menschlichen Körper gebildet, komme aber auch in Fisch, Käse, Salami,
Sauerkraut, Rotwein oder Bier vor. Bei Menschen, die unter der Unverträglichkeit leiden, funktioniere der Mechanismus im Darm, der den Stoff
abbaue, nicht ausreichend, so die Experten. Nur sofortiges Weglassen aller histaminreicher Lebensmittel könne die Krankheit in Schach halten.
Danach sollte durch vorsichtige Tests ermittelt werden, welche der Speisen tatsächlich für die Reaktionen verantwortlich sind und welche weiter
verzehrt werden können.
Was ist Histamin ?
Histamin ist eine einfache chemische Substanz. Es wird vom Menschen selbst produziert, in Blut und Gewebszellen (Mastzellen) gelagert und
steht zur sofortigen Freisetzung zur Verfügung. Darüber hinaus kann Histamin auch durch Essen und Trinken von histaminhaltigen Speisen und
Getränken in den Körper gelangen. Histamin alleine ist nicht so gefährlich, sondern das Fehlen der entsprechenden Abbaumechanismen
(Diaminoxidase).Zwischen Allergie und nahrungsmittelinduzierter Histaminose besteht ein gravierender Unterschied: Bei allergischen Erkrankungen
löst körpereigenes Histamin als Mediator (= Entzündungsstoff) das Krankheitsbild aus.(z.B. Heuschnupfen, Asthma)
Bei nahrungsmittelinduzierter Histaminose wird über die Nahrung aufgenommenes, körperfremdes Histamin aktiv. Jene Nahrungsmittel, die einen
Reifeprozess, bei denen Bakterien eine Rolle spielen, durchmachen, haben naturgemäß einen hohen Histamingehalt.
Histamin macht bei Allergien mehr als vermutet
DAVOS (ple). Histamin, der Hauptmediator der Anaphylaxie, greift offenbar weit mehr in die Immunregulation ein als bisher vermutet. Es verstärkt
offensichtlich die Unterdrückung eines von zwei wichtigen T-Helferzell-Typen. Durch dieses Ungleichgewicht entstehen allergische Reaktionen,
weil allergiefördernde Zytokine verstärkt ausgeschüttet werden.
Bei allergischen Reaktionen kommt es zu einem Ungleichgewicht zwischen der Aktivität der T-Helferzellen vom Typ 1 und vom Typ 2 - kurz als Th1
und Th2 bezeichnet. Charakteristisch für Th1-Zellen ist die Ausschüttung der Zytokine Interleukin (IL)-2, IL-12, IL-18 und Interferon-alpha und
-gamma. Th2-Zellen dagegen sezernieren vor allem die Interleukine IL-4, IL-5, IL-13 und IL-6.
Th2-betontes Zytokinmuster bei allergischem Asthma
Wird das von anderen Zytokinen aufrechterhaltene Gleichgewicht zwischen diesen T-Helferzelltypen gestört, etwa durch Supprimieren des einen
Th-Typs, kommt es zur allergischen Reaktion. Beim allergischen Asthma und bei der Rhinokonjunktivitis zum Beispiel dominiert das Th2-betonte
Zytokinmuster, bei Neurodermitis dagegen ist eher ein stadienabhängiges Wechselspiel zwischen den beiden Zytokingruppen zu beobachten.
Damit es nicht zum Ungleichgewicht kommt, halten normalerweise IL-10 und TGF-beta (transforming growth factor beta) die beiden Th-Typen in der
Waage. Ohne diese beiden Zytokine kommt es zu einer gesteigerten Zellvermehrung. Dies läßt sich unter anderem dadurch belegen, daß sie mit
Hilfe von Antikörpern weggefangen werden. Und: Histamin verstärkt die zellunterdrückende Wirkung von TGF-beta, wie Professor Kurt Blaser vom
Schweizer Institut für Allergie und Asthmaforschung in Davos auf dem 18. Fortbildungskongreß "Fortschritte der Allergologie, Immunologie und
Dermatologie" in Davos berichtet hat.
Histamin-Rezeptor-2 sitzt vor allem auf Th2-Zellen
Das biogene Amin und das Zytokin kooperieren also bei der T-Zellsuppression. Und weil diese Suppression von Zellen über den Histamin-Rezeptor
vom Typ 2 gesteuert wird, der vorrangig auf Th2-Zellen sitzt, wird das vor Allergien schützende Th1-Th2-Gleichgewicht empfindlich gestört.
Ärzte Zeitung, 11.09.2002
Was ist eine Histaminintoleranz ?
Bei einer Histaminintoleranz wird über die Nahrung aufgenommenes, körperfremdes Histamin aktiv und löst eine Vielfalt von Störungen aus. Jeder
von uns hat irgendwann schon einmal mehr oder weniger auf die Wirkung von Histamin reagiert. Ob der schmerzende Wespenstich (Wespengift
verursacht die Aussschüttung von körpereigenem Histamin), das unangenehme Brennen nach der Berührung einer Brennessel, Quaddeln und
Kopfschmerzen infolge eines Sonnenbrandes.All dies sind histaminbedingte Reaktionen.
Bei einer Histaminintoleranz genügt die sorgfältige Auswahl von Speisen und Getränken für das Wohlbefinden. Histamin ist quasi allgegenwärtig.
Zahlreiche Nahrungsmitteln wie z.B. Tomaten, Käse, Sauerkraut, Wein etc. weisen teilweise einen sehr hohen Histamingehalt auf.
Schon kleine Mengen Histamin in der Nahrung können die verschiedensten Beschwerden hervorrufen wie Kopfschmerzen,
Herzrhythmusstörungen, Asthma, Hypotonie, Rhinitis, Colitis, Diarrhö und Menstruationsbeschwerden.
Dazu muss man wissen, dass von außen zugeführtes Histamin normalerweise im menschlichen Darm mit Hilfe der "Diaminoxydase" abgebaut
wird. Diese DAO-Aktivität wird jedoch durch Risikofaktoren reduziert, beispielsweise durch verschiedenste Arzneimitteln, verdorbene
Nahrungsmitteln mit erhöhtem Gehalt biogener Amine, Alkoholzufuhr, genetische Prädisposition sowie durch bestimmte Magen- und
Darmerkrankungen.
Infolge ungenügendem Abbau gelangt Histamin in den Blutkreislauf und verursacht oben genannte akute Beschwerden. Bedenkt man, dass mehr
als 20% unserer Bevölkerung ständig Medikamente einnehmen und dadurch verminderte DAO-Aktivität aufweisen, ist nach Auffassung von
Medizinern Histamin in Nahrungsmitteln ein Thema höchster Brisanz.
Erschwerend kommt hinzu, dass die überwiegende Mehrheit der Betroffenen das Histamin-Risiko überhaupt nicht kennt. Die tatsächliche Größe
der betroffenen Risikogruppe ist schwer zu schätzen. In Deutschland leben derzeit rund 4 Millionen Menschen, die infolge histaminhaltiger Nahrung
Histaminintoleranz-gefährdet sind. Die Tendenz ist steigend.
HISTAMIN ein Lebensstoff mit Januskopf
Der Mensch kann ohne Histamin in den Geweben und im Blut nicht leben. Normalerweise ist es in gewissen weißen Blutzellen und den
Blutplättchen, aber auch in GewebeSpeicherzeIlen sowie in Nervenzellen enthalten - also auch im Gehirn. Histamin wird zeitlebens neu gebildet
und andererseits ausgeschieden. Die Veranlagung bestimmt,wie sehr mit Histamin angereichert ein Individuum ins Leben tritt. Die Lebensumstände
und -ereignisse (auch Krankheiten) modulieren die Veranlagungen. Wie viel und wie rasch ein Mensch von seinem gegebenen Histamin verliert, ob
einer viel oder wenig in einem bestimmten Moment seines Lebens aufweist, ist ein Teil des Spiels der Natur.Der "doppelköpfige" Charakter von
Histamin zeigt sich nun darin, dass es lebensnotwendig ist und doch anscheinend entgiftet werden muss. Unter idealen Verhältnissen
liegt Histamin gespeichert in den genannten Zellen und Geweben. Bestimmte Signale im und am Körper (vor allem allergisierende Reize) bewirken,
dass es freigesetzt wirdm und die typischen unerwünschten Zeichen hervorruft: Jucken, Rötung der Haut und eventuell der Schleimhäute,
Übererregung im Magen, Verkrampfung der Atemwege (Asthma) und anderes. Wir wissen nicht, was wäre, wenn Histamin nicht freigesetzt
würde; vielleicht ist es ein das Leben schützender Vorgang. Unerwünscht ist aber, wenn Histamin auf jeden geringen Reiz hin und ungebremst
seine Wirkung entfaltet Jeder der schon unter schwerem Juckreiz gelitten hat, kann darüber ein Lied singen!). Die Speicherzellen können je nach
Gesamtverfassung des Organismus ihr Histamin leichter oder schwerer freilassen, und man kann somit behaupten, die allgemeine Verfassung
trage zum speziellen Wohl- oder Missbefinden bei. Jede Zellmembran im Körper ist stabil oder labil abhängig von der Qualität der Bausteine und des
Kitts. Sind die feinsten Fettkörperchen, aus denen die Membranen aufgebaut sind, ungenügender Qualität so zerfallen sie leichter. Im Kitt dieser
Membranen spielen Aminosäuren, Vitamine, Mineralien und Spurenelemente, sei es zur Funktion, sei es zum Schutz, eine entscheidende Rolle
(Kalzium, Mangan, Selen, Vitamin E, Vitamin D). Wir versuchen also, zur Stabilisierung labiler Verhältnisse die Ausrüstung der Histamin
enthaltenden Zellen mit sogenannten Nährstoffen zu verbessern. Ist Histamin zu sehr frei geworden, so sollte es möglichst wirkungsvoll
abgebunden und ausgeleitet werden. Nach allen theoretischen Überlegungen und praktischen Erfahrungen sind hierzu die Nährstoffe Vitamin C,
Methionin (eine schwefelhaltige Aminosäure), Vitamin B12 und Kalzium besonders geeignet. Doch Histamin prägt auch, weil es wichtig im Gehirn
und im weiteren Nervensystem ist, das Verhalten und sogar die Gefühle. Etwas verallgemeinernd kann man sagen, dass eine erblich hohe Gabe
an Histamin den Menschen zu Zielstrebigkeit, Durchsetzungskraft, aber auch zu Borniertheit, Zwanghaftigkeit und sogar zu
Selbstzerstörungsneigung in Form von Süchten und zu Depression veranlagt. Ein Mangel an Histamin lässt eher das Zerfahrene, Weitschweifige,
Inkonsequente in einem Charakter hervortreten, in günstigeren Fällen mit Einfallsreichtum und Eigenständigkeit gepaart, unter krankhaften
Umständen aber unbestimmte Ängste, Grandiositätsgefühle, Argwohn oder gar Beziehungswahn hervorbringend. Sehr vereinfacht mag gelten: bei
Histaminüberschuss zu viel Ernst, bei Mangel zu viel Oberflächlichkeit, Humor so oder so nicht ausgeschlossen. Nun ist wohl gut zu bedenken,
dass die meisten Menschen irgendwo in der Mitte angesiedelt sind und demzufolge, je nach Umständen, von beiden Seiten abgeschwächt et-
was verspüren können. Viele haben ja etwas Zwanghaftes oder eben Zerfahrenes in ihrem Wesen und leben trotzdem glücklich und, wie man so
sagt, normal.
Histapenie (Histaminmangel)
Wir haben in Ihrem Blut einen niedrigen Histaminwert festgestellt. Patienten mit wenig Histamin sind meistens Übererregt: die Gedanken jagen ihnen
durch den Kopf und machen ein normales Denken schwierig. Kinder mit wenig Histamin sind überaktiv, aber im übrigen oft gesund. Die
Serum-Kupferwerte bei diesen Patienten können abnormal hoch sein. Da Kupfer das Gehirn stimuliert und Histamin zerstört, erklärt der erhöhte
Kupferspiegei im Serum - und wohl auch im Gehirn - wahrscheinlich viele Symptome einschließlich des niedrigen Histaminspiegels. Bei hohem
Kupferwert findet sich meist auch eine ausgeprägte Depression. Da Sie also ein Typ mit wenig Histamin sind, verwenden wir ein spezielles
Korrekturprogramm, welches diese biochemische Störung zu verbessern vermag. Dieses Programm besteht aus der Verabreichung von Zink,
Mangan, Vitamin C, Vitamin B3 (Niacin rsp. Niacinamid), Vitamin B12 und Folsäure. Die Folsäure, zusammen mit Vitamin B12-
Injektionen, erhöht das Histamin im Blut und verringert Ihre Symptome. Zink ermöglicht die normale Speicherung von Histamin in den weißen
Blutkörperchen und im Gehirn. Zink und Mangan, zusammen mit Vitamin C, vertreiben Kupfer aus den Zellgeweben,insbesondere aus der Leber
und den Muskeln. Dadurch kann in der ersten Zeit das Kupfer im Blutserum zunehmen und unangenehme Symptome verstärken. Falls dieser
negative Effekt eintritt, sollte die Zinkdosis verringert werden, da dieser "Ausspüleffekt" dadurch weniger stark wird. Patienten mit Histaminmangel
erfahren auch eine Verschlechterung durch Multivitaminkapseln, welche zuviel Kupfer enthalten.
Histadelie (Histaminüberschuss)
Wir haben in Ihrem Blut einen hohen Histaminwert festgestellt, ein Zeichen für sog. Histadelie (der Wert kann ev. durch größere Virusbelastung
oder massiven Stress "künstlich" erniedrigt sein, obwohl Sie ein Histadelie- Typ sind - wir haben noch andere Kriterien zur Beurteilung dieser
Störung mit einbezogen). Die Begleiterscheinungen sind gewöhnlich ausgeprägte Depression, Gefühl eines leeren Kopfes, Zwänge, ev. Rituale
und möglicherweise abnormale Ängste oder Befürchtungen. Die Histadelie spricht auf Maßnahmen an, welche die Histaminwerte im Blut und den
Zellgeweben des Patienten absenken. Dies sind die tägliche Einnahme von KalziumsaIzen, der Aminosäure Methionin (welche Histamin umbaut)
und ev. von Vitamin B12, das der natürliche Folsäure-Antagonist (-Gegenspieler) unseres Körpers ist sowie in sehr schweren Fällen von
Phenytoin, einem Antikrampfmittel, das ebenfalls Antagonist der Folsäure ist. Patienten mit Histaminüberschuss erfahren eine Verschlechterung
durch Multivitamin-Präparate, welche zuviel Folsäure enthalten. Diese sollten vermieden werden. Das Ansprechen des Patienten mit
Histaminüberschuss auf diese Therapie ist langsam, aber sicher, z.B. können 6 bis 9 Monate erforderlich sein, um Obsessionen, Rituale und
Phobien zu korrigieren. Eine Depression bekommt man oft in 4 bis 6 Wochen weg. Diese biochemische Störung kehrt gewöhnlich zurück, wenn das
Zusatzernährungsprogramm (mit Kalziumsalzen, Methionin etc. abgebrochen wird).
Antihistaminika
Antihistaminika heben die Wirkung des allergieauslösenden Botenstoffs Histamin auf, indem sie den Histaminrezeptor blockieren. Antihistaminika
wirken vor allem bei Heuschnupfen recht gut. Sie werden häufig auch lokal als Nasenspray oder Augentropfen eingesetzt, meist als Ergänzung zu
einer antiallergischen Grundtherapie.
Im Gegensatz zum Heuschnupfen sind Antihistaminika beim allergischen Asthma nur schwach wirksam.
Schleimhautabschwellende Medikamente
Alle Nasensprays können nur wirken, wenn Sie auch dorthin gelangen, wo sie wirken sollen. Oft ist es deshalb notwendig, zuerst die Nasen mit
schleimhautabschwellenden Nasensprays (Olynth, Otriven) frei zu machen. Die Anwendung dieser abschwellenden Nasentropfen sollte allerdings
auf einige Tage beschränkt bleiben, da sich hier schnell eine Gewöhnung einstellen kann und auf Dauer die Nasenschleimhaut geschädigt wird.
Bei der allergischen Bindehautentzündung bessern diese Medikamente Rötung und Fremdkörpergefühl sehr rasch. Zu beachten ist allerdings, dass
während der Behandlung mit den verschiedenen Augentropfen Kontaktlinsen meist nicht getragen werden dürfen.
Bronchienerweiternde Wirkstoffe bei allergischem Asthma
Gegen asthmatische Beschwerden können auch so genannte "Sympathomimetika" eingesetzt werden. Diese erweitern die Äste der Luftwege
(Bronchien) und wirken krampflösend. Bei einem Asthmaanfall bringen die nur kurz wirksamen Präparate (Salbutamol, Terbutalin) schnelle
Besserung. Bronchienerweiternde Mittel mit langer Wirkungsdauer (Formoterol, Salmeterol) sind für den akuten Asthmaanfall nicht geeignet, da ihre
Wirkung zu spät einsetzt. Sie werden vor allem zur Vorbeugung nächtlicher Asthmaanfälle eingesetzt und wirken etwa 8 bis 12 Stunden lang.
Nach neueren Empfehlungen sollten die langwirkenden Sympathomimetika erst eingesetzt werden, wenn die Wirkung von kortisonhaltigen Sprays
nicht mehr ausreicht.
Bei leichtem bis mittelschweren Asthma werden außerdem auch sogenannte Anticholinergika (z. B. Ipratropriumbromid) als Spray eingesetzt.