Hallihallo,
wenn ich mir die „Gegen(Insekten)argumente“ anschaue, kommt mir einiges davon „an den Haaren herbeigezogen“ an. Andere Argumente machen nachdenklich und müssen imho noch näher angeschaut werden.
Gegenargumente, die ich in der Form nicht als Alarmzeichen wahrnehme:
- Parasiten: sofern das Produkt ausreichend erhitzt wird, seh ich nicht, wie die zum Problem werden sollten. (sofern es bei kontrollierter Aufzucht überhaupt dazu kommen sollte). Auch unsere lieben Kühe, Hühner, Schweine... sind sicher nicht immer frei von Parasiten. Speziell die Bio-/Freilandprodukte. Sushi/Sashimi halte ich diesbezüglich für viel risikoreicher, als verarbeitetes, erhitzes Insektenprotein.
- Pathogene Mikroorganismen (Bakterien...) - siehe Parasiten
Gegenargumente, die man imho im Auge behalten sollte/noch näher recherchieren sollte:
- Chitin: betrifft wohl nur Insekten mit härterer Aussenhülle (also Mehlwürmer und Co sind diesbezüglich kein Thema).
Ich lese, dass Chitin für die Biegsamkeit und Flexibilität der Panzer veranwortlich ist. Außerdem dient es als Ausgangsprodukt für Glucosamin (das ich immer wieder gern als NEM nehme).
Wir Menschleins produzieren ein Enzym, dass es abbaut/“unschädlich macht“? Lese da jetzt nicht unbdingt raus, dass wir Menschen das gut verstoffwechseln können?
Hmmm, das wär für mich die wichtigste Frage: wie viel kann man bedenkenlos davon essen, ohne dass man seinen Organismus massiv beim Abbau stresst (Enzymbildung kostet ja auch Energie).
Alternativ bleiben ja genug chitinfreie Eiweißquellen aus der Wusel-/Krabbelwelt (die meisten Würmer sind lt. Recherche chitinfrei).
- Allergiker: wie viele wären denn potenziell betroffen von einer entsprechenden Allergie? (1:XXX...?)
Wie wird das generell gehandhabt, wenn sich bei einem Produkt die Rezeptur ändern? (mir ist zB mal passiert, dass in einem Eiweißriegel, den ich bis dahin gut vertragen habe, das Eiweiß von Whey auf Soja geändert wurde. Damit war er dann für mich nicht mehr verträglich. Meine Reaktionen sind aber vergleichsweise milde. Will mir nicht vorstellen, wie echte Allergiker dann drauf sind. Aber die haben ja ihre Notfall-Pens. Oder?)
- „heimliche“ Beimischung: da versteh ich die Empörung sehr gut. Geht imho gar nicht, dass da „klammheimlich“ einfach insekteneiweiß irgendwo mit reingemischt wird/mitgebacken/mitfritiert wird.
Allein von der Psycho-neurologischen Komponente her ist das ein „no-go“ (wenn man draufkommen sollte, dass man sein längerem „sowas“ gegessen hat und es nicht wusste. Geht gar nicht). Somit gut, dass das Thema diskutiert wird. Bin gespannt, ob es auch groß in den Medien rauskommt, oder so wie andere „unerwünschte Themenblöcke“ einfach untergeht.
- Schadstoffe: großes Thema. Gibt es da wirklich keine Kontrollen und Grenzwerte, bevor es als Nahrungsmittel verkauft wird? Kann ich mir nicht vorstellen. uU wurde ja nicht speziell bezügl. Schadstoffen was reingeschrieben, da der Punkt durch andere, übergeordnete Regelungen abgedeckt ist? Und bei der Indoorzucht stell ich mir das vergleichsweise einfach(er) vor, die schadstoffärmer zu züchten (im Vgl. zu Tieren, die alle geimpft sind, Medikamente bekommen...). So oder so – da müsste man ein Aug drauf haben, wie das geregelt wird/letztlich dann gelebt wird. (da würde ich - nach dem was für Macheloikes da immer wieder laufen, auch nicht "einfach so" drauf vertrauen, dass "schon passen wird")
Wie schon geschrieben, sehe ich Eiweiß aus diesen Quellen generell positiv. Ich hab mich auch mal schlau gemacht, wie es wäre meine eigene kleine „
Mehlwurmfarm“ zu betreiben. Ursprünglich um meine (noch nicht besorgten) Wachteln damit füttern zu können, aber auch, um im Falle des Falles autark, günstig und schnell Eiweiß für uns Indoor produzieren zu können (sobald man ein paar Würmer hat, geht das problemlos – die Boxen/eher flache Laden kann man gut stapeln und somit „in Generationen“ züchten, mit Bio-Abfällen füttern. Nur wie ich die dann in – für uns - essbare Form bekommen hätte ohne sie in irgend einer Form „handeln“ zu müssen, ist mir noch ein Rätsel. Aber in der Not...). Werden sicher brauchbare DIY Tutorials rauskommen in den nächsten Jahren/Jahrzehnten.
Ergänzend zu meinem vorigen Post bezügl. Verbreitung von Insekten als Nahrungsmittel, noch ein Beispiel aus dem Tierreich:
Affen im Zoo bekommen (in Wien – im Zoo) uA auch div. Insekten und Würmer in ihr Futter untergemischt (sieht man als BesucherIn - deren "Gemüse/Körner/Nuß-Samenteller" haben viel Leben in sich. Und – suchen sich die – je nach aktuellem Bedürfnis des Körpers – auch gezielt raus.
Lt. Zoomitarbeiterin, die ich diesbezüglich mal gefragt habe, merken sie am geänderten Ernährungsverhalten, dass ein Affe (gibt es da weibl. Form? Äffin?) schwanger ist, schon lang bevor sie es sonst sehen. (uA eben daran, dass die sich richtig auf die Eiweißquellen stürzt. Sie erhöhen dann auch entsprechend deren Eiweißration/stellen mehr zur Verfügung).
Und die futtern das „Kleingetier“ lebend bzw. grad erst getötet. (und es scheint gut zu bekommen). Wäre interessant, ob und wenn ja wie viel Chitin Affen pro Tag im Schnitt oder als Maximum zu sich nehmen... (und ob sich das irgendwie negativ auf ihre Gesundheit auswirkt).
Und ja, ich verstehe jeden, dem es beim Gedanken daran graust. Aber ev. legt sich ja der Ekel ein wenig, wenn man ein wenig drüber geschlafen hat (war bei mir so). Ich wollte mein Kind "offen für alternative Eiweißquellen" erziehen, da ich glaube, dass es in Zukunft nicht ohne gehen wird... Kann ich knicken. Die Ameisen hab ich damals - als gutes Vorbild - dann allein mit seiner Kindergartenfreundin gefuttert. Kindi konnte ich damit nicht locken. Außer mir ist in der Familie niemand, der das (aktueller Stand) freiwillig probieren würde.
Wobei bei mir zwischen der theoretischen Begeisterung und der praktischen, ekelfreien Verwendung noch Welten liegen... (aber pulverisiert... müsste schon gehen. Ev. kann man sich ja steigern. Mit 1% Mehlwurmmehl starten und dann langsam Dosis steigern...).
Nachtrag: wer hat schon mal reife Kirschen genussvoll direkt vom Baum gegessen?
Die gibt es auch nicht ohne "Eiweißzugabe"...
lg togi