Gute Bücher

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18.03.12
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In vielen Büchern offenbaren sich Parallelen zwischen dem eigenen Leben und dem gerade gelesenem Buch.
Ich kann nicht immer jedes Buch lesen und suche zur Zeit bewusst Bücher aus,die etwas persönlich mit mir zu tun haben.
Vieles was man in seinem Leben erlebt hat ,verschließt man ganz tief in sich und da sitzt es fest.
Durch meine wiederentdeckte Leselust möchte ich mich wieder besser kennenlernen,mich mit Dingen auseinandersetzen und darüber nachdenken.

Das Buch ,,Mut und Gnade" hat mich sehr ergriffen und berührt.Es ist eine Liebesgeschichte geschrieben wie ein Tagebuch ,einer krebskranken Frau und ihres Mannes.
Man nimmt teil an ihrer großen Liebe zueinander ,den Umgang mit der Krankheit und dem damit verbundenem Leiden,Leid und Tod.
Mich hat sehr beeindruckt,wie offen und ehrlich Ken Wilbert die eigenen Schwächen und Krisen beschreibt.

Dieses Buch ergreift mich deshalb so stark ,weil mein Mann und ich zwei Jahre lang gegen diese heimtückische Krankheit ankämpften.
Auch ich habe so eine LIEBE wie im Buch beschrieben erlebt.

Auszüge aus dem Buch!
Erstes Kennenlernen:,,er legte den Arm um sie und sie empfand etwas Unbeschreibliches,eine Art Wärme ,ein Schmelzen,ein Gefühl von Zusammenpassen ,Zusammenfließen ,vollkommenes Ereignis."
Ich liebte es,wie mein Geliebter ging ,redete,sich bewegte ,sich kleidete ,einfach alles.
Ken:,, als ich den Arm um sie legte ,schmolzen alle Trennungen und Distanzen dahin,es war ein Zusammenstrœmen.
Als gehörten wir schon immer viele Menschenleben zusammen.

So fühlt sich Liebe!
Das wirkliche Problem so beschrieb Ken Wilbert war nicht der Krebs,das unmittelbare Problem waren die Informationen,Operationen,Chemotherapie und Bestrahlungen.
Es beschrieb eine Albtraumreise durch die medizinische Hölle,die gekennzeichnet war durch Erschœpfung,Überanstrengung,Depressionen ,Zerrissenheit ,die die Krankheit mit sich brachte.

Doch ihre Liebe zerbrach nicht daran,sie fügte sich noch enger zusammen.
Auch ich erlebte es so!
Viel geweint habe ich als Treya die Worte sagte:,, Jetzt gehe ich!"Und in ihrem Tagebuch schrieb :,, Es braucht Gnade ,ja - und Mut!"
Als Ken Wilbert die letzten 48 Stunden mit seiner Treya beschrieb brach bei mir alles auf und ich weinte,weinte ,weinte.

Auch wir versprachen uns wiederzufinden ,egal wo.
Ken Wilbert schreibt über die letzten Augenblicke:,, Durch Treya sind keine Lügen mehr in meiner Seele .Und Treya ,Liebste ich verspreche ,dass ich dich immer und immer und immer wieder finden werde in meinem Herzen als das simple Gewahrsein dessen,was ist.

Dieses Buch ist so wahr ,lesenswert und vermittelt Mut,Hoffnung ,Zuversicht und macht uns bewusst,gemeinsam getragen von der Liebe ist man stark.

Liebe Grüße von Wildaster
 
Ach, für manche sind dicke Bücher einfach zu dick. Sie haben keine Zeit. Auch mir geht's manchmal so.

Eine einfache Lösung: Gedichte. Sie sind häufig kurz. Und es kann scheinen, als sei in ein paar Zeilen die ganze Welt enthalten. Oder ein großer Teil davon.

Also, mal zum Ausprobieren:

Franz Hohler: Vom richtigen Gebrauch der Zeit.
München (Luchterhand), 2006, 94 S.

(Hohler, 1943 in der Schweiz geboren, ist einer der berühmtesten Kabarettisten und Erzähler seines Landes.)

Das erste Gedicht:

Vom richtigen Gebrauch der Zeit

Ich habe dich
heute morgen
nicht zum Bahnhof begleitet
ich hatte soviel zu tun
und brauchte sie dringend
die halbe Stunde.

Doch kaum warst du weg
saß ich da
und war
eine ganze Stunde lang traurig.​

Eines aus der Mitte, ungefähr:

Im Jahre 1943

Am 13. Januar
starb in Zürich
fliehend aus dem besetzten Frankreich
die Malerin, Tänzerin, Träumerin
Sophie Täuber-Arp.
Sie heizte ihr kaltes Zimmer
mit Blättern
ihres Französisch-Wörterbuches
das sie nun nicht mehr brauchte
und vergiftete so
ihre Lungen.

Am 22. Februar
starb in München
jung, so jung
die Träumerin, Denkerin, Flugblattverteilerin
Sophie Scholl
durch das Fallbeil.
Sie hatte die Freiheit den Menschen
eingefordert in unfreier Zeit.

Am 1. März gebar meine Mutter in Biel
ihr zweites Kind.

Ich hoffe, es haben
Zuflucht gefunden
in meiner Seele
die zwei Sophies
spielend die eine
denkend die andere
beide träumend
von Freiheit
von Schönheiut
von Mut
und von Liebe.
Im letzten Teil des Bändchens finden sich italienische, französische, spanische, rumänische, bulgarische, russische und lateinische Gedichte - alle übersetzt ins Schwyzerdütsche.

Antonie Machado:
Sie säge . . .

Si säge, e Ma sig ke Ma
solang er si Name nid ghört her gha
von die Lippe vonere Frau.
Glaub i au.


Giuseppe Ungaretti:
Morge früeh

I lüüchte
vor Wyti.
 
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,,PAULA" von Isabell Allende

Leider bekam ich nicht mehr die gebundene Ausgabe mit dem Beiheftchen ,,Briefe an Paula".
In diesem Buch beschreibt Isabell Allende ,im Alter von 49 Jahren über die letzten Monate im Leben und Sterben ihrer Tochter Paula ,die an Porphyrie erkrankte.

Sie beginnt ihr Buch zu schreiben ,als ihre Tochter ins Koma fällt.
Es ist ein Rückblick auf ihr Leben und sie lässt uns teilhaben am Kampf um ihre Tochter Paula.
Beim Lesen spürt man den Schmerz und die immer größer werdende Verzweiflung und man bewundert gleichzeitig die literarische Verarbeitung ihrer Trauer.

Sie sieht ihr Kind in diesem Bett angeschlossen an ein halbes Dutzend Schläuche und Sonden ,unfähig ,ohne Hilfe zu atmen.
Es existiert nur noch der zeitlose Raum ,in dem beide sich eingerichtet hatten.
MUTTER und KIND.

Isabell Allende schreibt:,,Ich rufe dich,doch du hörst mich nicht,deshalb schreibe ich dir."
So verbringt sie die Zeit in den leeren Stunden dieses Albtraumes,immer in der Hoffnung ,dass es ihrer Tochter helfen wird ,wenn sie erfährt,was in der Zeit passiert ist ,während sie schlief.
Sie schreibt in diesen harten Wochen und Monaten voller Kummer und Angst,endlose Stunden.
Immer und immer wieder sprach Paula im Traum mit ihrer Mutter und bittet um Hilfe.
Isabell Allende schreibt:
,,Paula kam wieder heute Nacht ,ich fühlte es,rührend und anmutig leichten Schrittes ,bevor die Krankheit ihr Gewalt antat.
Sie setzte sich zu mir ans Bett.Hör zu Mama,wach auf,ich möchte nicht,dass du denkst ,du träumst.Ich komme dich um Hilfe bitten,ich will sterben und kann nicht.
Ich sehe einen hellen strahlenden Weg vor mir,aber ich kann den letzten Schritt nicht tun,ich bin gefangen......
Hilf mir Mama!
Aus dem Albtraum erwacht .....lächelt Paula von der Tür her mir lächelnd zu und winkt mir zum Abschied ,bevor sie sich über den Flur entfernt in ihrem weißen Hemd ,dass sie wie Flügel umschwebt ,während ihre nackten Füße kaum den Teppich Streifen."

Immer und immer wieder sprach Paula im Traum mit ihrer Mutter.

Als Paula noch gesund war und eines Tages schreiend aus dem Schlaf erwachte,schrieb sie einen Brief und übergab ihn ihrem Mann mit der Bitte,ihn nur zu öffnen,wenn sie nicht mehr lebte.
Paulas Brief an die Familie.
,,......vergesst mich nicht,und heitere Gesichter bitte ich mir aus!
Denkt daran,wir Geister können besser denen helfen ,begleiten und beschützen ,die fröhlich sind.Ich liebe Euch sehr!Paula

Die ganze Familie ist anwesend als Paula für immer die Augen schloss.
Das Buch endet mit diesen Zeilen
,,Leb wohl ,Paula,meine Tochter.
Sei gegrüßt ,Paula ,Geist."

Mich hat das Buch zutiefst bewegt ,es ist eine sehr traurige und persönliche Geschichte.
Ich spürte beim Lesen den Schmerz ,die Verzweiflung und das Hoffen von Isabell Allende.
Diese Gefühle hielten auch mich gefangen,als mein jüngster Sohn im Alter von 2 Jahren im Koma lag und es kaum Hoffnung gab.
Auch ich gab zu keiner Zeit auf und kämpfte wie eine Löwin um mein Kind.
Diese Zeit veränderte mich sehr und machte mich reifer und dankbarer.
Mein Sohn ist nun ein selbstbewusster junger Mann.

Ich liebe meine Kinder sehr!

Herzlichst Wildaster
 
Hallo Wildaster (#3),

zu "Paula" von Isabel Allende: den Titel des Beihefts hatte ich leider früher mal ungenau angegeben. Er heißt "Briefe für Paula" - nicht "an". Herausgegeben von irgendjemandem, mit einem langem Vorwort von Isabel Allende. Dieses Vorwort ist sehr wichtig, wenn man lernen will, wie Trauerarbeit tatsächlich geleistet wird.

Das Heft gibt es bei amazon.de noch und zwar antiquarisch ab 0.01 €, neu ab 7.90 €.

Alles Liebe
Windpferd
 
,,PAULA" von Isabell Allende

Paulas Brief an die Familie.
,,......vergesst mich nicht,und heitere Gesichter bitte ich mir aus!
Denkt daran,wir Geister können besser denen helfen ,begleiten und beschützen ,die fröhlich sind.Ich liebe Euch sehr!Paula

Die ganze Familie ist anwesend als Paula für immer die Augen schloss.
Das Buch endet mit diesen Zeilen
,,Leb wohl ,Paula,meine Tochter.
Sei gegrüßt ,Paula ,Geist."
:wave:
liebe Wildaster
Sehr berührend geschrieben - ein Schauer durchfuhr mich.
Das könnte ein Buch sein, dass wenn ich wieder mehr lesen kann auch mal kaufen werde - oder evtl. ist es sogar mal als Hörbuch erhältlich.
Buona notte:sleep:
HERZENSGRUESSE
KARDE
 
Liebe Karde:wave:
beim Googlen nach ,,Briefe für Paula" bin ich auf ein Interview mit Isabell Allende gestoßen,dass das Focus Magazin 1995 veröffentlichte.
Hier spricht sie über die Entstehung ihres Buches und was sie dabei empfand.
Das Interview endet mit diesen Worten von ihr.
,,Ich glaube ,der Wert dieses Buches liegt in dem Gefühl das es vermittelt ,nicht in seinem literarischen Anspruch": Isabell Allende

Ein tolles Interview und eine bemerkenswerte Frau.

Schlaf schön Karde:)
Liebe Grüße von Wildaster
 
Immer wenn ich leben will schreie ich
wenn das Leben von mir geht
klammre ich mich daran
ich sage - Leben
geh noch nicht

seine warme Hand in meiner Hand
meine Lippen an seinem Ohr
flüstere ich

Leben
- als wäre das Leben ein Geliebter
der gehen will -

ich hänge mich an seinen Hals
schreie

ich sterbe wenn du gehst

* * *​
. . . .
die Nacht war warm und weich
und als du mich erblicktest
in die Nacht gekleidet
da bliebst du stehen
von dieser Pracht bezaubert
sagtest leise
ich liebe dich
sagtest -
ich habe die Liebe gekauft
für eine Million
Himmelssterne

* * *​

ich schneide die Orange des Schmerzes auf
mit der Hälfte des Schmerzes nähre ich deinen Mund
so teilen die Hungrigen das Brot
die Durstigen das Wasser

ich bin arm - habe nur meinen Körper
Lippen vor Sehnsucht zusammengezogen
Hände - Blätter im Herbst
die nach dem Abflug Ausschau halten

ich schneide die Orange des Schmerzes auf
gerecht in zwei Hälften
mit dem bitteren Korn nähre ich deinen Mund

* * *​
. . . .
so sehr liebe ich dich
die Erde zerfurcht
golden blau golden
und plötzlich rot
wie eine geplatzte Ader
herausquellendes Blut
die Erde
so sehr liebe ich dich
ich legte meine Lippen an die Rinde
die rauhe Rinde
antwortete mit einer Liebkosung
Vogelküken
schrien auf in ihren Nestern
so sehr liebe ich dich
Schatten
scharfe Schatten
leere Straßen in der Stadt
Sterne singen
so sehr liebe ich dich

* * *​
. . . .
Er ist mit uns . . .
er widerspricht unseren Bewegungen
drückt uns zu Boden
mit dem Duft
mit der Wärme
hält er für immer
die vor Liebe Ohnmächtigen
auf der rauhen Erde - der Tod

* * *​
Halina Poswiatowska
Immer wenn ich leben will
Gedichte über Liebe und Tod​
München (Piper) 2002​


Halina Poswiatkowska, geboren 1935 in Czestochowa, war von Kind an schwer herzkrank. (Eine Infektion konnte infolge des Naziterrors nicht richtig ausgeheilt werden, so daß sich eine Herzmuskelentzündung mit Herzklappenfehlern ergab.) In Kindheit und Jugend las sie viel, fand in Dichtung ihre Zuflucht. (Polnischer Katholizismus und kommunistische Ideologie interessierten sie nicht.) 1957 erschien ihr erstes Bändchen Gedichte, durch die sie sofort berühmt wurde. Spenden ermöglichten ihr eine (damals extrem riskante) Operation am offenen Herzen in Massachusetts, die glückte. (Sie konnte wieder laufen usw.) Sie verliebte sich in einen anderen Herzpatienten; die Beiden heirateten nach wenigen Monaten. Beide wußten, daß ihre Prognose ungünstig war. Halinas Dichtung blühte. Nach zwei Jahren starb ihr Mann. Sie blieb noch in USA bis zu ihrem Studienabschluß - am selben College, drei Jahre nach Sylvia Plath, der (neben Ingeborg Bachmann) anderen großen Lyrikerin dieser Generation. (Wislawa Szymborska, die polnisch Nobelpreisträgerin, ist eine Generation älter.)

Dann kehrte sie nach Polen (Krakau) zurück, studierte und unterrichtete weiter Philosophie (Schwerpunkte Heraklit und Plato, die Spuren in ihrem Werk hinterließen) Sie schrieb noch drei weitere Gedichtbände (einer davon posthum veröffentlicht), einen autobiographischen Roman ("Briefe an einen Freund"), ein Theaterstück; ferner übersetzte sie u.a. Ezra Pound und Paul Eluard. 1967 wurde eine erneute Herzoperation notwendig; wenige Tage danach starb sie - mit 32 Jahren, nach gut zehn Jahren dichterischer Arbeit.

Sie ist in Czestochowa, ihrem Geburtsort, neben ihrem Mann begraben. In Krakau gibt es ein Denkmal aus Bronze in einem Park: Halina, lebensgroß, auf einer Bank sitzend. Sie muß - nach vielen Fotos im Internet zu schließen - außerordentlich schön gewesen sein.

Ihre Gedichte sind sehr privat, sehr subjektiv. Zentriert um das Gegeneinander und die Untrennbarkeit von Liebe und Tod. Als erste polnische Nachkriegsdichterin gestaltet sie Sinnlichkeit, Erotik, Sehnen. Deren existentiellen Sinn. Ein nennenswerter Teil ihrer Metaphern ist - naheliegend - deutlich herzbezogen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Eigentlich bin ich nicht so der Fan für Kurzgeschichten,doch das Taschenbuch

,,Geschichten der Eva Luna" von Isabel Allende,
fesselte mich sehr und einige Geschichten las ich mehrmals.

In 23 Kurzgeschichten taucht man ein in das Leben mit seinen Höhepunkten und Niederlagen,Freude und Schmerz,Humor ,Erotik und Leidenschaft aber auch Gewalt.
Mir persönlich gefiel dieser oft versteckte Humor von Isabel Allende.

Nachhaltig berührten mich diese Geschichten:

ZWEI WORTE

Es geht um zwei geheime Worte die Belisa verkaufte,die sehr begehrt waren.Sie verzauberte die Menschen damit,denn sie verschönte die Bedeutung der Träume,lieferte Verse zumGedenken,verkaufte Geschichten,aber keine ausgedachten,hatte ein geheimes Wort um die Schwermut zu vertreiben und das nur für diesen Menschen zutraf und fand durch zwei geheime Worte die Liebe.

KRÖTENMAUL

Hermelinda eine junge Frau schlug sich mitten in einem Ödland mit Phantasiespielen durchs Leben,denn ihr gefielen die Männer im allgemeinen und viele im besonderen und sie dachte nicht daran,diesen Ort zu verlassen.
Pablo war es leid ,wie ein Wolf herumzustreifen,aber ebenso lag ihm an friedlicher Hausarbeit.
So hatte er reden gehört,am Rande der Welt gäbe es eine Frau,die fähig sei,die Richtung des Windes zu verändern,und die wollte er mit eigenen Augen sehen.
Sie wurden Liebende die gemeinsam davonritten,mit einem neuen Ausdruck in den Augen.

WALIMAI

Bedeutet Wind ,ein Jäger aus dem Norden.
Hier erfährt man,dass manchmal der Tod mächtiger ist als die Liebe.
Man muss achtsam mit den Namen der Menschen und aller lebenden Wesen umgehen,denn wenn man sie dabei nennt,berührt man ihr Herz und dringt ein in ihre Lebenskraft.
So grüßen sie sich als Blutsverwandte.

BRIEFE EINER GETÄUSCHTEN LIEBE

Zwei Jahre dauerte der Briefverkehr zwischen zwei jungen Leuten und Analia lernte den Schreiber dieser Briefe lieben,denn das Geschriebene verzauberte sie und berührte ihr Herz und ihre Seele.
Von ihrer Hochzeitsnacht an verabscheute Analia ihren Mann,denn sie hatte sich in ein Trugbild verliebt.
Nach seinem Tod fand sie durch Zufall heraus wer die Briefe schrieb und suchte den Mann auf und erkannte ihn sofort und sie wusste,dass sie zusammengehörten.

Jede Geschichte ist lesenswert,einzigartig und berührt das Herz.
Viel Spass beim Lesen!

Liebe Grüße von Wildaster
 
Zuletzt bearbeitet:
Vor kurzem bekam ich ein schönes Buch geschickt,denn der Absender vertritt die Meinung,dass Bücher zum Lesen da sind und nicht um in Bücherregalen zu verstauben.
Über dieses Buch habe ich mich sehr gefreut.

Alice Sturiale ,,Vom Glücklichsein"
Das Tagebuch der Alice

Zitat:
,, Dieses Buch entstand weil es entstehen sollte.
Es entstand zum Wohle vieler,um die Verbitterung milde zu stimmen und die Schwachen zu stärken,um alte Menschen Erleichterung zu bringen und Kinder kindlicher werden zu lassen,um uns alle zusammen ein wenig geduldiger und weiser zu machen."

Alice Sturiale wurde am 18. November 1983 in Florenz geboren.Sie hat nur 12 Jahre gelebt .Am Morgen des 20. Februars 1996 ist sie plötzlich in ihrer Schulbank gestorben.
Alice hatte eine angeborene Krankheit die sie am Laufen hinderte,aber sie nahm mit einer großen Intensität und Freude am Leben Teil.Auf all ihren Bildern lacht sie.
Alice ist von Geburt krank und leidet an Spinaler Muskelatrophie.
Vom Rollstuhl aus verschlang Alice den Himmel mit ihren großen blauen Augen.
Obwohl sie unbeweglich war,konnte sie fliegen und andere auf ihre Reise mitnehmen.

Sie fängt mit 6 Jahren an zu schreiben und sagt von sich,,Ich bin glücklich".
In ihrem Buch nimmt Alice uns an die Hand und entführt uns in ihre Gedankenwelt,in eine Welt der Hoffnung ,der Freude und Freundschaft.
Es sind ihre Gedanken,Gedichte und Geschichten die ihren Eltern und den Menschen ,die sie kannten,Kraft gegeben haben,mit ihr glücklich zu sein,solange sie lebt.
Das Tagebuch erreicht das Herz und lässt erkennen,dass wir alle ein Teil dieses Buches sind.
Vorallem in dem Moment indem man glaubt,die Welt bricht gerade über uns zusammen.

EIN LIED

Es gibt so viele Dinge,
die du nicht nachahmen kannst,
es gibt so viele Dinge,
die du anschauen kannst,
so wie sie dich anschauen.

Wenn du dich umschaust,
wird die Sonne dort oben scheinen,
sie wird scheinen,wenn du feststellst,
dass es auf der Welt
eine andere liebenswerte Welt gibt.

( Dezember 1989,1. Klasse) von Alice

Alice sagt,dass man sich nicht dafür zu schämen braucht,dass wir lachen,dass wir weinen,dass wir leben,dass wir schreiben.

Liebe Grüße von Wildaster
 
Zuletzt bearbeitet:
Hallo,

ja, dieses Buch ist tatsächlich sehr ungewöhnlich. In Italien war's monatelang DER Renner, bekam - 1 Jahr nach dem Tod der Autorin - den Premio Rapallo Carige (einen der angesehensten italienischen Literaturpreise), einen der großen Verlage (Rizzoli, wenn ich mich richtig erinnere). Und in Deutschlang führte es ein Schattendasein (kleiner Verlag, der nicht viel für das Buch tun konnte). Tja, sagte die Verlegerin, in Deutschlang dürfen Kinder nicht sterben.

Der Hinweis auf das Buch habe ich übrigens von Susanna Tamaro ("Geh wenn du kannst" u.a.), deren jeder Text sehr lesenswert und zutiefst menschlich ist.

(Kleine Korrektur: dieses Mädchen heißt SturiaLe, nicht SturiaDe. Falls jemand googeln will. Es gibt in Florenz, ihrer Heimat, eine "Fondazione Alice", von ihrem Vater geleitet, die sich im Hilfe für die Opfer der progressivem Muskeldystrophie bemüht.)

Besonders berührt haben mich ihre Gedichte. Gegen Ende die ersten Liebesgedichte der 11-, 12-Jährigen. Und, ganz zuletzt ein Gedicht, das symbolisch - fast im ZEN-Stil - ihren Tod vorwegnimmt.

Und ihr Pragmatismus: Sie fuhr mit ihrem motorgetriebenen Rollstuhl durchs Zentrum ihrer Stadt und zeichnete für die Stadtverwaltung auf, welche Übergänge nicht rollstuhlgerecht waren.

Eine Antidepressive in Person. Ja, sie sei schon manchmal traurig, sagte sie. "Aber nicht länger als zwei Minuten."

Sie starb sehr schnell, als sie nach einer langwierigen Bronchitis über einen Witz eines Klassenkameraden lachte. (Diese Krankheit führt u.a. dazu, daß Schleim nicht mehr richtig abgehustet werden kann. Alice ist daran erstickt.)

Alles Liebe
Windpferd
 
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Ein Buch würde ich auch gerne empfehlen, mehr aus der Erinnerung heraus.

Die Legende vom Heiligen Trinker

Andreas ist ein Clochard in Paris. Er schläft unter den Seine-Brücken, statt einer Decke halten ihn alte Zeitungen warm. Und er ist ein Trinker, geradezu ein Säufer. Die Begegnung mit einem Unbekannten, der ihm zweihundert Franc leiht, setzt eine Kette von kleinen Wundern in Gang: ein warmes Essen, eine gründliche Rasur, eine Begegnung mit einer verflossenen Liebe und mit einem alten Freund - und immer wieder der Alkohol. Ein unorthodoxer Heiliger, eine melancholische und versöhnliche Legende, die Joseph Roth als sein Testament bezeichnete.

Hier als szenische Lesung




Es wurde mir mal von einem Freund ans Herz gelegt, der sagen wir mal, sehr seine Alkoholkultur pflegte, ansonsten sehr, sehr belesen war und alles, was er mir an die Hand gab, nachhaltig immer mal wieder in Erinnerung gerufen wird. Dieses Buch empfahl er mir dann immer, wenn ich wohl etwas streng mit ihm war.:)

Grüsse von Kayen
 
Schön, daß Ihr mich hier so verlässlich an meine Lieblingsbücher erinnert.

Die Legende vom heiligen Trinker, hab ich lang nicht mehr gelesen; jetzt liegt das Taschenbuch, ziemlich zerfleddert, vor mir. Aber noch ehe ich es wieder aufblätterte, war mir der Roth-Sound wieder gegenwärtig, ausreichend, um mich zu Tränen zu rühren - und der Schlußsatz (wohl der letzte Satz, den Roth geschrieben hat): "Gebe Gott uns allen, uns Trinkern, einen so leichten und so schönen Tod!"

Er starb kurz nach der Fertigstellung des Texts, 1939 (45-jährig), in Paris. (Vermutlich hätte er als bekannter Jude - seine Bücher waren im "Deutschen Reich" schon verbrannt worden - dort nicht lange üerlebt. Er hatte schon 1933 illusionslos vorausgesehen, was Hitler tun würde.) Die Erzählung wurde noch im selben Jahr in Amsterdam gedruckt, was Roth nicht mehr erlebte.

Sein Tod war nicht so "leicht und schön" wie der des Andreas in der Erzählung. Er starb nicht rasch an einem Gehirnschlag, sondern in einem Armenspital an einer Lungenentzündung, kompliziert durch Alkoholdelir (was extrem schrecklich ist) infolge unsachgemäßen Entzugs. Dennoch kann man sagen, dass er schreibend seinen Tod vorwegnahm. (Ähnlich wie Ingeborg Bachmann den ihren [durch Verbrennen]. Auch in ihrer Dichtung - sie ist eine Generation jünger - spielt ein fast mythisches "Galizien" eine Rolle.)

Sein Leben war eine fast ununterbrochene Folge von Katastrophen. Der Zusammenbruch des "Hauses Österreich", dem ein vielfacher Verlust der Heimat folgte (bis zum Abbruch des Hotels, in dem er lange in Paris gewohnt hatte). Vor allem der Verlust der geographischen Heimat in einem galizischen "Stetl", das zunächst zu Österreich, dann zu Russland gehörte - in dem eine friedliche Symbiose der unterschiedlichsten jüdischen und christlichen Traditionen bestand. Der Verlust des Vaters, der nach vielerlei Krisen im Wahnsinn versank, "sehr schön, unaufhörlich lachend, völlig unzurechnungsfähig", wie ihn ein Verwandter beschrieb. (Mit der Wirkung, dass die Mutter sich nicht scheiden lassen konnte - denn dazu hätte es der Einwilligung des Vaters bedurft.) Schließlich die Notwendigkeit, nach dem "Anschluß" Österreich zu verlassen.

Seine Frau, die nach kurzer Zeit des Glücks psychotisch wurde. (Damals wohl der Beginn von Roths Alkoholismus.) Sie kam in eine "Nervenheilanstalt", als Jüdin von vorne herein zur Ermordung bestimmt; ein Jahr nach dem Tod ihres Mannes wurde sie vergast. Roth war wohl lange Zeit sehr anziehend, auch für Frauen. Eine seiner Freundinnen beschrieb ihn als einen Menschen, "der einfach vor Traurigkeit in den nächsten Stunden stirbt . . . blicklos vor Verzweiflung . . . die Stimme wie verschüttet unter Lasten von Gram". Er scheint seine Beziehungen durch seine wahnsinnige Eifersucht ruiniert zu haben. (Er scheint wenig gewußt zu haben vom liebevollen Umgang mit einer Frau.) Tatsächlich begegnete er spät in Paris einer früheren Freundin, die sich erneut mit ihm einließ, von der er sich aber trennte, weil sie nicht mehr so jung und schön war wie frher. Er unterhielt auch freundschaftliche Beziehungen mit Schriftstellerkollegen, die ihm gelegentlich halfen.

"Die Legende vom heiligen Trinker" ist eine unbegreifliche Transformation dieser sogenannten Realität. Der Trinker ist gewissermaßen von Wundern und Gnade verfolgt. Von durchaus katholischer Gnade - die von der Heiligen Therese ausgeht. (Natürlich von Therese von Lisieux, der "kleinen" Heiligen Therese, nicht der "großen", Theresia von Avila.) Die erscheint ihm immer wieder in Gestalt einer jungen Frau. Er schuldet der Heiligen Geld - und die geplante Rückgabe scheitert immer wieder - an den Umständen, letztlich am Alkohol. Der Heilige Trinker ist überhaupt nicht eiferschtig, wie ausdrücklich betont wird! Mit leichter Hand verwandelt der Dichter die Realität immer wieder in ein Märchen. Vermutlich war der Alkohol dabei behilflich - aber auch der Glaube an Wunder, an DAS Wunder: "Andreas besaß selbstverständlich kein Gepäck. Aber weder der Portier noch der Liftboy . . . verwunderten sich darüber. Denn es war einfach ein Wunder, und innerhalb des Wunders gibt es nichts Verwunderliches." Dabei fast beständig hervorlugend das Bewusstsein der grausamen Realität und deren katastrophale Durchbrüche. Das letzte Wunder: dass er tatsächlich in Gegenwart der Heiligen Therese stirbt - und das Letzte ist ein Impuls, ihr das geschuldete Geld zurückzugeben und seine Anrede "Fräulein Therese!" (Ein Dur-Schluß ist das gewiß nicht; mir fällt nicht ein, welche Musik dazu gehören würde. Später Schubert?)

Das Buch gehörte sofort nach dem Wiedererscheinen (1949) zum unbeweifelten Kanon der deutschen Dichtung - ganz ähnlich wie Ilse Aichingers (einer anderen Seelenverwandten) "Spiegelgeschichte", Ingeborg Bachmanns "Der gute Gott von Manhattan" oder "Undine geht". Mehrfach verfilmt, v.a. durch Ermanno Olmi (vielfach preisgekrönt), für Theater und Hörspiel bearbeitet.

Während ich dies hier schrieb (und immer wieder in dem Büchlein blätterte), ist mir der Heilige Trinker immer gegenwärtiger geworden. Ein Gefühl wie nachhause zu kommen.

Herzlichen Dank und alles Liebe,
Windpferd
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Man muss den Mut haben ,auf das eigene Herz zu hören.....

,,Geh wohin dein Herz dich trägt" ist ein kleines Taschenbuch von Susanna Tamaro was einen sofort fesselt und schnell gelesen ist.
Auch nach dem Auslesen des Buches lässt einen der Inhalt des Buches nicht gleich los.

Es ist ein kleines Buch voller Weisheiten in dem eine 80-Jährige aus ihrem Leben erzählt.
Sie sieht ihr Leben zu Ende gehen und hält die Zeit gekommen,Fehler zuzugeben und schreibt für ihre Enkelin ein Brieftagebuch,was sie nie abschickt.
Ihre Tochter starb nach einem Autounfall und so zog sie ihre Enkelin auf,die sich zu Hause eingeengt fühlte und ihren Weg in Amerika suchte.

Dieses Buch wurde auch verfilmt.

Liebe Grüße von Wildaster
 
Heute mal kein Hinweis auf ein einzelnes Buch sondern auf ein ziemlich breites Regal von Büchern. Nämlich wird heute

Reiner Kunze​
80 Jahre alt.

Er stammt aus sehr bescheidenen Verhältnissen in der DDR, zeitweilig in materieller Not. Erhielt eine Gelegenheit, in Leipzig zu studieren. (Literatur und Geschichte, wenn ich mich richtig erinnere.) Auf der Promotion wurde nichts, mangels Linientreue. Er war kein lauter, kein Aufsehen erregender Rebell – sondern sich selber treu. Schloß sich den Protesten gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann an, gegen den Einmarsch des Warschauer Pakt in die CSSR 1968. (Auf den Prager Frühling hatte er Hoffnung gesetzt.) Er ließ Manuskripte, die in der DDR keine Druckerlaubnis erhielten, in den Westen schmuggeln, wo sie sehr erfolgreich waren – und natürlich über den Rundfunk in der DDR bekannt wurden. Wurde aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen, was faktisch Schreibverbot bedeutete. Schließlich stellte man ihm 1977 eine längere Gefängnisstrafe in Aussicht. Er beantragte eine Ausreisegenehmigung, die er innerhalb von drei Tagen erhielt – man war froh, ihn loszukriegen. In der BRD fand eine neue Heimat östlich von Passau, nahe am Dreiländereck CSSR-AU-D, mit Blick auf die Donau, nicht weit von der Gegend Adalbert Stifters.

Durch seine zweite Frau, eine Ärztin, mit der er nunmehr über 40 Jahre zusammenlebt und eine Tochter hat, bekam er Beziehung zur tschechischen Literatur, gewann Freunde in Tschechien und übersetzte sehr vieles aus dem Tschechischen. In Deutschland fand er nur schwer Anschluß bei der linken Literaten-Schickeria: er galt bei denen (die wenig Ahnung hatte vom Leben in der realen DDR) gewissermaßen als Abtrünniger.

Seine Lyrik: leise, lakonisch, verknappt, ganz auf’s Wesentliche beschränkt. („Zimmerlautstärke“, ein sein Schreiben kennzeichnender Titel.) Zuerst wurde er bekannt durch die Gedichtsammlung „Sensible Wege“, Es folgten „Der Löwe Leopold“ (ein bezauberndes Kinderbuch) und bald „Die wunderbaren Jahre“ (eine ironisch-bissige Beschreibung der Indoktrination der Jugend in der DDR); durch letzteres wurde seine Stellung drüben zunehmend unhaltbar. Von den vielen weiteren Titeln (schon im Westen geschrieben): „Auf eigene Hoffnung“, „Was macht die Biene auf dem Meer?" (auch ein Kinderbuch), „Eines jeden einziges Leben“, „Ein Tag auf dieser Erde“ und, das bisher letzte Bändchen, das ich besonders warm empfehle: „Lindennacht“.

Werke von ihm sind in ca. 30 Sprachen übersetzt. Auch mit der Form des japanischen Haiku (das aus drei Zeilen besteht, klassisch mit 5, 7 und 5 Silben) spielte er:

„Fünf Silben Demut.
Sieben Silben Einsamkeit.
Fünf Silben Sehnsucht.“​
Vielleicht die Quintessenz seines Lebens? Er machte gerne Lesungen in Japan, in Korea. Interessierte sich vor allem für die Menschen.

Und sonst -

„Wir werden, wenn die Stunde
naht, mit ihr
nicht hadern . . .“​
Immer wieder, häufig, doch unauffällig: „Wir“. Seine Gefährtin und er, sagt mein Empfinden.

„Der eine wird noch eine zeitlang
weiterleben müssen,
am schlimmsten wird es sein
in Zügen
zwischen Zielen
ohne Liebe.“​
Tiefe Gelassenheit. Klar. Dennoch rätselhaft. Niemals depressiv. Leise – das sei notwendig, damit etwas wachsen könne. Verbundenheit mit den Bäumen, den Tieren. Er sei „kein Stadtmensch“, sagte er selbst. Gelassenheit auch angesichts des Todes. Und auf den Fotos immer wieder ein verschmitztes (?) Lächeln.

Aber noch lebt er. In zwei Wochen wird er in einem kleinen Städtchen im Schwarzwald lesen.

Herzlich
Windpferd
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Danke Windpferd:):wave:

dass du uns an den tollen Schriftsteller Reiner Kunze erinnerst.
Wir ehemaligen DDR -Bürger verehren ihn sehr und seine Bücher waren und sind heiß begehrt.

Ja Windpferd:)in seinem Gesicht spiegelt sich Klugheit,Weisheit und eine gewisse Gelassenheit,was er verschmitzt lächelnd zum Ausdruck bringt.
Zu meinen Lieblingsbüchern zählen,Die wunderbaren Jahre.

Liebe Grüße von Wildaster
 
PS:
Heute, pünktlich zu Reiner Kunzes Geburtstag, ist, herausgegeben von Matthias Buth und Günter Kunert, ein Sammelband mit Texten für und über den Dichter erschienen: "Dichter dulden keine Diktatoren neben sich. Reiner Kunze. Ein Lesebuch", Verl. Ralf Liebe, Weilerswist.

Und die Süddeutsche von heute (S. 12) zitiert in einem ansonsten eher dürftigen Artikel noch zwei Texte:
Wesen bist du unter Wesen.
Nur daß du hängst am Schönen
und weißt, du mußt
davon.​
Und:
Vers zur Jahrtausenwende

Wir haben immer eine Wahl,
und sei's, uns denen nicht zu beugen,
die sie uns nahmen.​
Gute Nacht wünscht
Windpferd
 
Guten Abend!

"Habent sua fata libelli" (Bücher haben ihre Schicksale) - weiß nicht, welcher Römer das aus welchem Anlaß schrieb.

Unter anderem werden sie verbrannt. Oder eingestampft. Oder jahrelang in der Schublade versteckt. Oder unter Gefahr über Grenzen geschmuggelt. Oder sie werden niemals gedruckt.Oder, das Häufigste: sie verschwinden vom Markt, auch aus den Antiquariaten.

Vor einer Weile hatte ich ein m.E. "gutes" Buch besprochen: Anastasie Hoppe: "Poesie des Seins. Gedichte" Vielleicht eher vielversprechend als gut. Die Autorin sehr jung.

https://www.symptome.ch/threads/poesie-des-seins-von-anastasia-hoppe.97644/

Auch recht ansprechend aufgemacht - ein bißchen zu new-agy vielleicht. Wunderte mich, bei dem obskuren Verlag. (Holzhauer, einem typischen, "Bezahlverlag", von Eingeweihten sehr kritisch beurteilt; das formuliere ich extrem milde.) Bezahlverlag, das heißt praktisch in der Regel, der Autor trägt alle durch die Publikation entstehenden Kosten, Autorenhonorar gibt es von einer Hohen - faktisch nie erreichten - Auflage an. Und der Verlag tut nichts für das Buch, keinerlei Werbung, keine Organisation von Lesungen usw.

Nicht selten machen derartige Verlage Bankrott, erstaunlich überraschend oft. (Das hindert die Verleger nicht daran, immer noch dicke Autos zu fahren - die gehören inzwischen nämlich der Ehefrau.) Mit den verlegten Büchern ist es dann natürlich zu Ende. In diesem Fall hat die Autorin offenbar noch ein paar Restexemplare, die man bei Amazon ordern kann und die sie dann eigenhändig und auf eigene Kosten versendet.

Gibt auch prominentere Beispiele. Etwa das hervorragende Buch von Marion Tauschwitz: "Daß ich sein kann, wie ich bin. HILDE DOMIN. Die Biographie". Die Autorin war jahrelang Freundin, Sekretärin, Helferin der Dichterin und recherchierte für das Buch zwei Jahre - in Italien, in Südamerika, überall, wo die Domin eben war. Und, siehe da, auch dieser Verlag (Palmyra in Heidelberg) war "plötzlich" insolvent. Mühsam, auch juristisch, dann wenigstens die Rechte wieder zu kriegen, damit das Buch anderswo publiziert werden kann. Gegenwärtig plant die Autorin übrigens eine Biographie über Isolde Meerbaum-Eisinger, eine rumänische Jüdin, die mit sechzehn Jahren von den Deutschen ermordet wurde und um die 25 Gedichte hinterlassen hat. (Die freilich zu den bewegendsten ihrer Generation zählen.) Ein Wahnsinnsunternehmen - wenn man bedenkt, daß diese Subkultur völlig zerstört worden ist, wie schwer Zeitzeugen zu finden sind (manche wird sie inm Israel suchen müssen). Der neue Verlag (VAT) sammelt jedenfalls schon mal Spenden dafür.

Oder, noch bedeutender, Liane Dirks, Autorin der m.E. authentischsten Darstellungen und Bewältigungen sexueller Gewalt ("Die liebe Angst", aus der Perspektive des Mädchens, und "Vier Arten meinen Vater zu beerdigen" - eine umfassende Recherche des Lebens des Vaters von dessen Geburt an, unter der Frage: "Wie kommt es, daß ein Mensch . . .?" Gerade das letztgenannte Buch mind-blowing - wie heißt das auf deutsch? -, auch sprachlich). Nun, das war von Kiepenheuer & Witsch verlegt, die wurden nicht insolvent, aber verloren das Interesse an der Autorin. Bedeutet: daß die von ihrer Arbeit nicht mehr leben kann. Nun hält sie, wie viele andere, Kurse in "Creative Writing" (ausgezeichnete übrigens).

Also ein Buch, auch ein "gutes", ist nicht einfach da. Es kommt zustande durch einen gefährlichen Prozeß, der jederzeit abbrechen kann. Oder der gleich gar nicht anfängt. Natürlich ist es gut, daß nicht alles erscheint, was ehrgeizige Schreiber gern gedruckt hätten. Aber die Kriterien, nach denen dies entschieden wird - na ja.

Vielleicht erhöhen diese Umstände unsere Wertschätzung für Bücher, die es trotz allem bis in unsere Hände geschafft haben.

Herzlich
Windpferd
 
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Ein neuer Blick auf alte Freunde - das ist für mich der wunderschöne Bildband von Peter Wohlleben:

"DAS GEHEIME LEBEN DER BÄUME
WAS SIE FÜHLEN
Wie SIE KOMMUNIZIEREN"

Seit über drei Jahren besitze ich diesen wunderschönen Bildband und tauche regelmäßig in einen Wald ein, in dem erstaunliche Dinge geschehen.
Bäume, die miteinander kommunizieren. Bäume, die ihren Nachwuchs, aber auch alte und kranke Nachbarn liebevoll umsorgen und pflegen. Bäume, die Empfindungen haben, Gefühle, ein Gedächtnis.
Unglaublich? Aber wahr!

Der Förster Peter Wohlleben erzählt faszinierende Geschichten über die ungeahnten und höchst erstaunlichen Fähigkeiten der Bäume und schöpft sein Wissen aus seiner jahrzehntelangen Erfahrung als Förster und zeigt uns den Wald von einer völlig neuen Seite.

Es sind wunderschönen Aufnahmen aus der Natur und sie tun der Seele so gut!

Liebe Grüße von Wildaster


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