Giersch

James

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Erwähnt man vor Gartenbesitzern den Giersch (Aegopodium podagraria [lat. Gicht heilend] ), erweckt schon die Nennung des Namen unfreundliche Emotionen.
Er gehört neben Quecke und Löwenzahn zu den unbeliebtesten Pflanzen im Garten, da sich aus jedem kleinen Rest abgerissener Wurzeln in windeseile neue Pflanzen entwickeln. Deshalb entsteht der Eindruck, dass er sich je heftiger man ihn bekämpft er um so schneller ausbreitet. Häufig wird er mit Rosenpflanzen in den Garten eingeschleppt. Nicht umsonst entstand das Sprichwort „Unkraut vergeht nicht“.

Dabei unterliegt der Gartenfreund jedoch einem schweren Irrtum!

Giersch ist in Wirklichkeit ein wohlschmeckendes Wildgemüse mit Heilwirkung. Gerade die ersten Blätter im Frühjahr sind besonders wertvoll. Sie enthalten einen bis zu 13 mal höheren Mineralstoffgehalt als der schon als mineralstoffreich bekannte Grünkohl und hat ein Vierfaches an Vitamin C gegenüber Zitronen. Keine seiner Teile sind giftig. Am häufigsten werden seine jungen Blätter - man entfernt meist die zähen und leicht bitteren Stiele - roh als Salat oder gedünstet wie Spinat sowie in Smooties oder als Pesto verwendet. Die älteren Blätter werden nach der Blüte härter, faserig und intensiver im Geschmack.. Erntezeit ist vom Frühjahr bis in den Spätherbst. Durch regelmäßiges Ernten wachsen immer wieder junge Blätter nach. Früher gehörte in jeden Klostergarten ein üppiges Gierschbeet zur Grundausstattung. Selbst die Samen fanden frisch oder getrocknet als Gewürz Verwendung. Die weißen Blütendolden eignen sich gut als essbare Dekoration.

Je nach Region kennt man eine Vielzahl anderer trivialer Bezeichnungen für den Giersch, u.A.
Ackerholler, Bodenholunder, Dreiblatt, Erdholler, Geißblatt, Geißfuss, Gichtkraut oder Zipperleinkraut.

Um Verwechslungen mit ähnlichen Wildpflanzen zu vermeiden muss dringend beachtet werden dass Giersch einen dreieckigen Blattstiel besitzt. Durch diesen unterscheidet er sich von giftigen Doppelgängern wie den Wiesenbärenklau.
In der Natur findet man ihn an Flussufern, feuchten humösen Laubwäldern, Waldrändern und Gärten.
Wenn man ihn anbauen möchte sollte dafür Tröge nutzen oder frei ausgepflanzt mit tiefgründiger Wurzelsperre arbeiten.

Er wirkt antibakteriell, amtimykotisch, entgiftend, entsäuernd, entzündungshemmend, harntreibend (diuretisch), krampflösend und kräftigend.

Traditionell wurde Giersch bei Gicht eingesetzt. Selbst als Umschlag helfen die Blätter bei Gicht, Ischias und Gelenkschmerzen. Er lindert auch Blasenentzündungen, hilft bei Erkältungen, Hämorriden, Hexenschuss, Insektenstiche, Ischias, Rheuma, Schnittwunden,Verbrennungen, Verstopfung und Würmer.

Giersch ist auch ein gutes Mittel gegen Frühjahrsmüdigkeit.

Im Giersch findet man neben ätherischen Ölen auch Beta-Carotin, Bor, Cumarine, blutbildendes Eisen, Flavoglykoside, Harze, Kalium, Kalzium, Kupfer, Magnesium, Mangan, Saponine, Titan, Vitamin A und C.
Welche seiner Inhaltsstoffe oder deren Verbindungen die medizinischen Wirkungen erzeugen ist bis heute nicht bekannt.

Schon bei den Germanen fand Giersch neben anderen Kräutern (Brennnesseln, Brunnenkresse, Bärlauch, Gundermann, Gänseblümchen, Melde und Wegerich) zu „Ostara“ als Suppe traditionell Verwendung die noch heute in einigen Regionen als „Gründonnerstags-Suppe“ bekannt ist und neben Zwiebel, Öl, Mehl und Sahne aus bis zu 9 verschiedenen Wildkräutern besteht.

Das Rezept ist einfach:
Die Zwiebel würfeln, in 2 EL Öl anschwitzen, 1 EL Mehl hinzufügen und mit 1 L Gemüsebrühe ablöschen. Gut durchrühren um Klumpenbildung zu vermeiden. Dann die gehackten Kräuter ohne die zur Deko gedachten Gänseblümchenköpfe zugeben und mit dem Pürierstab mixen. Unter Rühren aufkochen und ca. 5 Minuten köcheln lassen. Je nach Geschmack mit Salz, Pfeffer und Sahne verfeinern.

Giersch eignet sich auch zur Pesto-Herstellung, als Füllung für Maultaschen, auf Pizza oder mit Spiegelei an Stelle von Spinat oder als Tee.

Giersch Tee:

2 TL frisch gehackte Giersch-Blätter oder 1 TL getrocknetes Kraut
250 ml kochendes Wasser 5-10 Min ziehen lassen.
durch Sieb schütten
3xtägl 1 Tasse bis zum Abklingen der Beschwerden

Umschläge/Badezusatz
10 EL frisch gehackte Giersch-Blätter oder 2 EL Trockenmasse
1 Liter kochendes Wasser
10 Min ziehen lassen
durch Sieb schütten.
Der Sud wirkt schmerzstillend bei Gicht, Rheuma und Ischias

Roh als Salat gegessen oder als Smootie getrunken lindert er ebenfalls schmerzende Gichtknoten.
Um Insektenstiche zu behandeln kann man auch den frischen Stängelsaft benutzen. Er beruhigt juckende Insktenstiche.

Ich möchte jedoch nicht weiter vorgreifen denn ich vermute, dass einige Mitglieder von uns eigene Erfahrungen oder Rezepte um das Thema Giersch gesammelt haben. Es würde mich freuen Eure Berichte zu lesen.

Quellen:
https://www.kostbarenatur.net/anwendung-und-inhaltsstoffe/giersch/
https://www.kraeuter-buch.de/kraeuter/Giersch.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Giersch

Gruß
James
 
Hallo James,

danke für Deine Informationen über den Giersch, der wirklich eine sehr "durable" Pflanze ist.
Ich gebe ihn roh zu Salaten dazu, und so ab und zu gibt es Giersch als Spinat-Ersatz, vor allem mit den jungen Blättern. Meine Mutter hat öfters mal eine "gebrannte Mehlsuppe" mit viel Giersch gekocht, die mir immer gut geschmeckt hat.

https://www.smarticular.net/giersch...-sammeln-verarbeiten-zubereiten-kochen-salat/

Grüsse,
Oregano
 
sehr schön James,


ich esse Gierschblätter schon lange; habe (leider) sehr viel in meinem Garten.
Das mit den Blüten und Samen kannte ich bisher nicht - werde es mir merken, danke


:wave:movo
 
Hallo miteinander:
Ich habe auch viel Giersch, der vom Nachbar her in meine Rabatte gewachsen ist. Die ersten Blättchen habe ich auch schon entdeckt. Er ist nicht zubändigen, trotzdem ich gerade im Frühjahr viel davon pflücke, um ihn auf den Salat zu streuen.
Ich habe vor einiger Zeit gelesen, dass man die Blätter in die Schuhe stecken soll, wenn man müde Füße beim Wandern hat. Früher sollen dies eben die Soldaten gemacht haben, um weiter marschieren zu können ohne Fußschmerzen. Ich habe es aber noch nicht selbst ausprobiert. :rolleyes:

Segensgrüße
sidisch
 
Giersch Limonade:
Eine große Handvoll frischen Giersch in 1l Apfelsaft geben, 2 Stunden stehen lassen, mit Mineralwasser aufgießen, eventuell noch Zitronenscheiben hinzufügen. Diese Limonade schmeckt erfrischend und wird von großen und kleinen Kindern geliebt.
 
Lieber James,


das werde ich mal versuchen - hoffentlich wächst er endlich. :D...Dies ist das 1. Jahr, in dem ich mit Sehnsucht nach den Gierschblättern Ausschau halte.....:D


ciao, movo
 
Von der Jahreszeit her kommt er jetzt aber...

Ich habe gestern erstmals ein kleines Tütchen voll im Wald gesammelt, vorzugsweise die leckeren kleinen Blättchen, die noch etwas "zusammengefaltet" sind. Als Rohkost auf dem (Buchweizen-Knäcke-)Brot eine super Sache. Oder über die Gemüsepfanne gestreut.

Gruß
Kate
 
ja Kate, ich habe ja schon welchen - aber minimal. D.h. heute habe ich noch nicht geschaut - in einer Woche kann da schon viel wachsen bei dem Wetter.....
Gruß, movo
 
Ich habe gestern auch so 2 Hände voll gesammelt und dann aufs Gemüse getan !!

Super !!

LG uriela
 
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