Es war einmal - vor mehr als 60 Jahren

Na ja, es ist natürlich auch etwas eigenartig, wenn da ein Lehrer in den 60er Jahren Grundschulkinder über Kriegserlebnisse der Eltern schreiben lässt, ohne vorher vielleicht zu fragen, wer alles überhaupt mit den Eltern darüber sprechen konnte. Und welche Eltern überhaupt Antworten gegeben haben.
Ich habe so eine Aufgabe in der Volksschule (wie sie in den 60er Jahren in d D'land hieß) nie bekommen, auch später nicht. Von einer Nichte, Enkelin meiner Eltern, hörte ich, dass sie einmal auch für die Schule ihren Opa, meinen Vater, nach seiner Kriegszeit und Gefangenschaftszeit fragte. Viele Antworten hat sie da auch nicht bekommen, und das war schon in den 80er bis 90er Jahren.

Gerd
 
Nur hatte ich kürzlich auf versch. Sendern im TV, zum Jahrestag der Befreiung des Lagers Bergen-Belsen, eine ältere KZ-Überlebende gesehen, die interviewt wurde und währenddessen ein Fotoalbum sehr langsam blätterte, so dass man die Fotos darin kurz zu sehen bekam.

Da sah ich unzweideutig zwei Fotos, die meine Familienangehörigen zeigten und die auch in meinem Elternhaus in Postergröße an der Wand hingen. Deshalb komme ich überhaupt nur auf das Thema.
Was vermutest Du denn, philia, könnte es eine Familienangehörige sein, oder eine Freundin Deiner Eltern? Sie müssen sich ja auf jeden Fall gekannt haben.

Wenn Du noch wüsstest, welcher Sender diesen Film gezeigt hat, könntest Du vielleicht dort etwas dazu erfahren.

Gerd
 
Es wäre also zum Beispiel die Frage an Gerold, was er in welchem Alter im 2. Weltkrieg erlebt hat.

1940 geboren, habe ich als vierjähriges Kind die beiden nächtlichen Bombenangriffe auf Dresden miterlebt, später in Mährisch-Ostrau den Einmarsch der Roten Armee, dann die Internierung der Deutschen in einem Lager durch die Tschechen mit Beschlagnahme des Eigentums, wobei alle Deutschen zuzuschauen hatten, wie die Tschechen einen Deutschen totgeschlagen und dessen Leichnam anschließend in die von den Deutschen genutzte Latrine geworfen haben, schließlich die Vertreibung aus der Heimat gleichfalls durch die Tschechen, wobei ich in Prag Schießereien sowie das Abführen eines deutschen Mädchens durch Soldaten der Roten Armee zur Vergewaltigung und deren Rückkehr miterlebt habe: Noch nie in meinem Leben habe ich einen Menschen so weinen sehen.

Alles Gute!

Gerold
 
@ Gleerndil

Beim ersten Mal, als ich die besagte Szene gesehen hatte, war ich zunächst zwischen völlig verdutzt und nahezu in Schockstarre.

Den Sender, den ich gerade laufen hatte, weiß ich leider nicht mehr, es könnte PHOENIX gewesen sein. Es liefen aber die Tage darauf weitere Sendungen aus Anlass des Jahrestages von der Befreiung von KZ-Lagern auf anderen Sendern (ARD?, ZDF?). Jedenfalls hatte ich zu PHOENIX E-Mail-Kontakt aufgenommen. Dabei hatte ich den Namen der Frau erwähnt, da er kurz eingeblendet gewesen war, während die Szene lief.

Beim Durchsuchen meines E-Mail-Kontos jetzt fand ich die Mails Mitte April 2015. Die Sendungen müssen also ab April gelaufen sein. PHOENIX schrieb, dass in einer Sendung auf einem anderen Sender etwas wiederholt wird. Zu dem Namen dieser Frau konnten sie mir allerdings nichts sagen (vielleicht tun sie es ja extra nicht, um sie zu schützen, und es war ein Pseudonym). Ich hatte die anderen Dokumentarfilme auch angeguckt. Da war aber diese Szene nicht mehr drin, auch in keiner der anderen Sendungen, die dann mehr allgemein gehalten waren (Geschichte von Anne Frank) und auch von anderen Lagern.

Da der Name dieser Frau mir aber nicht bekannt ist, ich sie auch nie zuvor gesehen hatte und ich mich nicht erinnern kann, dass irgendjemand aus meiner Familie über sie gesprochen hat, halte ich es für unwahrscheinlich, dass es eine Freundin der Familie gewesen sein könnte.
 
Zuletzt bearbeitet:
Na ja, es ist natürlich auch etwas eigenartig, wenn da ein Lehrer in den 60er Jahren Grundschulkinder über Kriegserlebnisse der Eltern schreiben lässt, ohne vorher vielleicht zu fragen, wer alles überhaupt mit den Eltern darüber sprechen konnte. Und welche Eltern überhaupt Antworten gegeben haben.

Gerd

Meine Mutter hatte nie auch nur eine einzige Silbe aus der Zeit erwähnt, nicht einmal peripher. Sie war zeitlebens auf Vergnügen aus, jetzt und hier, auch auf Kosten anderer... sie habe ich also eh nicht fragen können.

Und zu meinen Großeltern (bzw. eigentlich meinem Großvater), wo ich ab und zu ein Wochenende verbrachte, die dazu mit Sicherheit etwas hätten sagen können, wenn ich es damals schon gewusst hätte, hatte ich ein stinknormales nahezu klischeehaftes Verhältnis, wie es oft erlebt wird: da gab es immer, wenn ich kam, Süßigkeiten ohne Ende, wir hatten schöne gemeinsame Tage usw.

Meinen Großvater hätte ich als junger Teenager spätestens fragen müssen. Nun bin ich nahezu 62 Jahre alt.
 
Meine Mutter hatte nie auch nur eine einzige Silbe aus der Zeit erwähnt, nicht einmal peripher. Sie war zeitlebens auf Vergnügen aus, jetzt und hier, auch auf Kosten anderer... sie habe ich also eh nicht fragen können.

Sofern ich dies richtig sehe, ist dies auch eine Art und Weise der Verdrängung dessen, was man früher einmal in schlimmen Zeiten erlebt hat.

Alles Gute!

Gerold
 
@ Gerold

Ich hatte früher mal eine Freundin, mit der ich mich damals auch öfters traf, z. B. auf eine Tasse Kaffee bei Musik und Fotoalben angucken. Da sah sie ein Foto meiner Mutter und hat ihren erschreckend … Blick gesehen, was ich, die ich meine Mutter ja als Kind und Jugendliche täglich erlebte, auch auf ihre Art des Umgangs mit uns Kindern bezogen nur bestätigen konnte. Dabei machte sie auch die Bemerkung, dass sie wohl nur so ihre Kriegstraumata ertragen könne.

Als meine damalige Freundin (die weggezogen ist und geheiratet hat) das sagte, konnte ich es zunächst gar nicht verstehen. Erst weit mehr als 10...15 Jahre später dämmerte es mir langsam, dass meine Freundin damit wohl tatsächlich recht hatte.

Auf jeden Fall hat meine Mutter all das während der Flucht vor dem Krieg Erlebte sang- und klanglos im Jahr 2010 mit ins Grab genommen.

@ Gleerndil

Ich könnte mir das nur so vorstellen:

Damals waren die Lehrer wohl auch noch nicht psychologisch soweit geschult, dass sie bei einem so heiklen Thema nicht mit ebenso vertrauten Gesprächen zwischen den Kindern und ihren Großeltern bzw. Eltern, wenn es ums Alltägliche ging, rechnen durften, wenn es um diese Erfahrungen ging. Den Lehrer war daran gelegen, die jüngste deutsche Geschichte mit den Kindern durchzunehmen, und da waren dann direkte Zeugen des Geschehens am authentischsten.

Ich weiß nicht, ob ich damit richtig liege, aber so kam es mir jahrzehntelang vor.
 
Wie auch immer, philia, spätestens da ist dann wohl der Anfang von etwas, was man "transgenerationale Wirkungen" dieser Kriegszeit nennt (also generationen-übergreifend) - ob nun durch Schweigen, und auf Seiten der Kinder ein Gefühl, auch nicht wirklich weiter fragen zu können, oder Verdrängung, aus Angst, Schuld oder Scham.......nochmal anders, weißt Du denn, wo Dein Großvater im Einsatz war im 2.Weltkrieg? - Ich frage das, weil ich zum Beispiel erst vor einem Jahr für mich herausgefunden habe, wo mein Vater als Panzergrenadier mit seiner Einheit/Division in Frankreich, Holland, Nordost- und dann noch Südost-Deutschland im Einsatz war. Wenn man die (militärische) Einheit kennt, kann man zum Teil ganz gut den Weg im Internet verfolgen. Das war für mich auch neu, mein Vater war schon 2008 gestorben, hatte wenig erzählt, und genau über 1 1/4 Jahr bei einer Waffen-SS-Einheit(!) keine fünf Sätze. Das wurde mir erst wirklich klar, als ich aus ein paar Unterlagen die verschiedenen Zeiten zusammensuchte und sortierte. Diese Zeit, 15 Monate k a n n nicht gut für ihn gewesen sein.

Dazu vielleicht das noch......
Auf dem Sterbebett in einem Krankenhaus, als er einfache Flüssigkeits-Infusionen bekam, und er schon nicht mehr immer so ganz richtig "da" war, sagte mein Vater einmal, als er wach wurde, und mit Blick auf die Infusionsflasche über ihm "Da läuft ja immer noch diese Nazi-Brühe." ...... es war eine NaCl-Infusion, NaCl - NaCi - Nazi, muss man auch erst mal d'rauf kommen, diese Zeit hatte ihn also sein Lebtag nicht losgelassen.
gegen-sehr-einseitige-sichtweise-psychologie Beitrag #23

Gerd
 
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@ Gleerndil

Oh, danke Gerd, für den Link.

Deine letzten Ausführungen zu deinem Vater auf seinem Sterbebett lassen auch in mir Erinnerungen an eine Zeit hochkommen, wo meine Mutter dafür sorgte, dass ich viel zu lange in einer „Institution“ „wohnen“ musste, in der der Geist der Naziherrschaft noch nicht kpl. ausgemerzt war bzw. deren Vorstellungen von „Gesundheit“ und „Krankheit“. Man glaubte damals, ich sei „schüchtern“ und wollte mich mittels einer „Therapie“ zum „Sprechen“ bringen. Nur ich wußte, dass das vollkommen an den Haaren herbeigezogen war, und auch die anderen Kinder dort waren nicht wegen einer „Krankheit“ dort untergebracht, sondern, wie mir bereits nach den ersten Kennenlerngesprächen mit ihnen klar wurde („Sag das bloß nicht laut“, „paß genau auf, was du tust und was du sagst“, …), weil sie ihren Eltern lästig waren –- heute sind das die Kinder, die verwahrlosen, vernachlässigt werden, zu Tode geschüttelt, geprügelt werden etc.

Ich bin trotzdem dort freigekommen und hatte bei den mir dort zugefügten unvorstellbar traumatisierenden und sicher im Fall von bei den vielen anderen Kindern nicht verarbeiteten Erfahrungen den Vorteil, dass ich mich kurz bevor ich dort „eingewiesen“ wurde (wiederholt!), ein paarmal bei meiner Omi mit der Bibel beschäftigte, wo ich ausgerechnet diejenigen Bibelstellen las, die mich während dieser schrecklichen Zeit stabil hielten. Ich wuchs über mich selbst hinaus und bekam eine Ruhe und Kraft, das aushalten zu können, was Kinder eigentlich gar nicht können.

Und meine Fragen, die ich zu bestimmten biblischen Berichten hatte, konnte mir meine Omi sämtlich beantworten, denn mit acht Jahren liest man, wenn man wie ich eine Leseratte ist, ja eigentlich von vorn bis hinten durch. Dazu hatte ich aber 1. nicht die Zeit mehr (ich wußte ja nicht, wie bald das vorbei sein würde) und 2. ist die Bibel nicht chronologisch, nicht als ein Geschichtsbericht fortlaufend, nicht als Verhaltensempfehlung nach Themen sortiert, nicht nach Art der Berichte sortiert; z. B. a) Prophezeiungen, b) Jesu Leben auf der Erde, c) Berichte über die Patriarchen ... usw. eigentlich nichts dergleichen. Das hatte ich schnell gemerkt. So hat mir meine Omi, die sich bestens in der Bibel auskannte - wir waren alle evangelisch - all meine Fragen, wo ich über wen und welche Begebenheit lesen kann, zuverlässig gesagt. Das war mein erster und wohl auch mit am nachhaltigsten wirkende Kontakt mit der Bibel.
 
Zuletzt bearbeitet:
@ Gerold
Ich hatte früher mal eine Freundin, mit der ich mich damals auch öfters traf, z. B. auf eine Tasse Kaffee bei Musik und Fotoalben angucken. Da sah sie ein Foto meiner Mutter und hat ihren erschreckend … Blick gesehen, was ich, die ich meine Mutter ja als Kind und Jugendliche täglich erlebte, auch auf ihre Art des Umgangs mit uns Kindern bezogen nur bestätigen konnte. Dabei machte sie auch die Bemerkung, dass sie wohl nur so ihre Kriegstraumata ertragen könne.

Wer nicht selbst Krieg erlebt und durchlitten hat, weiß nicht darum, was da vorgeht, in welcher Weise man in jeder Hinsicht der Willkür der Siegermacht ausgeliefert ist, was ich im Rückblick stichwortartig wie folgt zusammenfassen möchte:
1. Es gilt und gibt nur das Recht des Stärkeren.
2. Beliebige Untaten der Sieger dürfen kraft Gesetzes nicht verfolgt und geahndet werden.
3. Die Verlierer oder Unterlegenen sind selbst daran schuld, daß ihnen dieses so ergangen ist.
4. Die Geschichte schreiben ausschließlich die Sieger.
5. Eine jegliche davon abweichende Darstellung wird als politisch nicht opportun abgewertet und nicht geduldet.

Alles Gute!

Gerold
 
... meine Mutter dafür sorgte, dass ich viel zu lange in einer „Institution“ „wohnen“ musste, in der der Geist der Naziherrschaft noch nicht kpl. ausgemerzt war bzw. deren Vorstellungen von „Gesundheit“ und „Krankheit“. Man glaubte damals, ich sei „schüchtern“ und wollte mich mittels einer „Therapie“ zum „Sprechen“ bringen.

Ich bin trotzdem dort freigekommen und hatte bei den mir dort zugefügten unvorstellbar traumatisierenden und sicher im Fall von bei den vielen anderen Kindern nicht verarbeiteten Erfahrungen den Vorteil, dass ich mich kurz bevor ich dort „eingewiesen“ wurde (wiederholt!), ein paarmal bei meiner Omi mit der Bibel beschäftigte, wo ich ausgerechnet diejenigen Bibelstellen las, die mich während dieser schrecklichen Zeit stabil hielten. Ich wuchs über mich selbst hinaus und bekam eine Ruhe und Kraft, das aushalten zu können, was Kinder eigentlich gar nicht können.
Macht mich gerade etwas sprachlos, philia............sowas hatte ich noch nicht gehört, es war also noch längst nicht, wie ich mal sagte, einfach so der Frieden ausgebrochen......magst Du vielleicht sagen, was für eine Art "Institution" das war? Ein Kinderheim, oder auch Internat, scheint es nicht gewesen zu sein...........

Gerd
 
Zu meinem Post #70 möchte ich noch hinzufügen:
Vor rund einem Vierteljahrhundert hatte ich einer damaligen Nachbarin, mit der ich mich gut verstand und die damals schon hoch in die 70 gewesen sein dürfte, in dieser Sache mein Herz ausgeschüttet, nicht zuletzt, weil ich sonst niemand auf der Welt habe, der so etwas nachzuvollziehen in der Lage ist. Sie sagte, da sie ja die Nazizeit miterleben musste, zu mir - in Anbetracht dessen, dass das, was ihr und vielen anderen aus politischem Hintergrund widerfuhr, mir aus persönlichem bzw. familiärem Hintergrund angetan wurde: "Das war ja schlimmer als bei Hitler ..." Dem ist, glaube ich, nichts hinzuzufügen.

Auf jeden Fall würde ich sagen:
Wehret den Anfängen, Adlerauge sei wachsam. Man sollte ein erstklassiges Unterscheidungsvermögen entwickeln, um sein Gewissen weitestgehend rein zu erhalten und sich weiterhin im Spiegel ansehen zu können.
 
Zuletzt bearbeitet:
Auf jeden Fall würde ich sagen: Wehret den Anfängen, Adlerauge sei wachsam. Man sollte ein erstklassiges Unterscheidungsvermögen entwickeln, um sein Gewissen weitestgehend rein zu erhalten und sich weiterhin im Spiegel ansehen zu können.

Dies sehe ich ebenso: Seid allezeit redlich und wachsam, und laßt Euch von niemandem verführen.

Alles Gute!

Gerold
 
es war also noch längst nicht, wie ich mal sagte, einfach so der Frieden ausgebrochen......magst Du vielleicht sagen, was für eine Art "Institution" das war? Ein Kinderheim, oder auch Internat, scheint es nicht gewesen zu sein...........

Gerd

Nein, das möchte ich nicht näher bezeichnen. Sinnigerweise gab es auch in keinem Adreß- oder Telefonbuch dafür eine Bezeichnung. Auch die Adresse musste geheim bleiben. Du hast recht, es war kein Kinderheim und auch kein Internat - - - obwohl: die meisten Kinder aller Altersstufen (damals wurde man noch mit 21 erst volljährig, es waren 20-Jährige dort!) wurden in dieser Institution gleichzeitig in einem Raum mehr schlecht als recht beschult, von einem einzigen Lehrer. Ich war eine der ganz wenigen Privilegierten, die die alte Schule weiter besuchen durfte.

Auch ist mir deutlich in Erinnerung, dass die wenigen noch besser dran gewesenen Kinder, die damals von ihren Eltern dort untergebracht wurden und zu ihnen ein gutes Vertrauensverhältnis hatten, nach wenigen Tagen bzw. nach zwei Wochen dort wieder nach Hause herausgeholt wurden.

Tja, solche Eltern zu haben, war damals Gold wert. Ich hoffe sehr, dass dies auf die meisten heutigen Eltern ebenso zutrifft: dass sie die Verantwortung für ihre Kinder zu tragen wissen.

Ich weiß, dass viele das sicher nicht überlebt haben. Ein Junge, der damals 11 Jahre alt war und im Alter von 3 Jahren von seinen Eltern dort abgegeben und danach nie mehr von ihnen besucht wurde, dürfte kaum über das frühe Erwachsenenalter hinaus überlebt haben. Dieser ist mir besonders in Erinnerung geblieben, weil er 24 h tgl. mit Unmengen von Spott und Schlimmerem seitens des Personals überschüttet wurde. Er befand sich im fortgeschrittenem Stadium des Muskelschwunds, hatte Arme und Beine wie Streichhölzer so dünn.
 
Zuletzt bearbeitet:
.....dann wird es vielleicht sowas gewesen sein, was in den 50er und 60er Jahren "Fürsorgeerziehung" und dann auch "Freiwillige Erziehungshilfe" (FEH) genannt wurde - Aufschwung, Wohlstand und "Wirtschaftswunder" waren da ja schon im Gang, zwanzig Jahre nach Kriegsende.......die 68er Zeit stand noch kurz bevor, die Beatles (und andere) machten schon ihre Musik, haben sich dann 1970 schon wieder aufgelöst als Band..........und wir irgendwo mittendrin, mit den verschieden(st)en familiären Hintergründen, als Jugendliche oder auch junge Erwachsene, die als Kriegskinder noch Angst und Schrecken miterlebt hatten, mit Eltern und Großeltern, die natürlich alle irgendwie, in irgendeiner Form, die Kriegszeit erlebt hatten.

Gerd
 
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Gleerndil, ich muss dich enttäuschen. Sowas war es beileibe nicht.

Ich weiß, was es war, weiß, dass man absichtlich weder die Bezeichnung der "Institution" noch deren Adresse, noch sogar die Berufsbezeichnungen des Personals dort (mit wenigen Ausnahmen wie z. B. für die "Nachtwachen") im normalen öfftl. Leben fand und heute findet.

Dort fanden anhaltender Psychoterror vom Allerfeinsten bis hin zu Diebstählen am Eigentum der Kinder bzw. Förderung dessen von älteren Kinden an jüngeren durch das Personal mind. tagtäglich statt; gerade aber auch nachts, wo Kinder ja normalerweise zum Schlafen angehalten werden und man deshalb immer gern einzelne zu solchen Taten beiseite nahm...
 
Hallo philia,

im Grunde ist es egal, wo und in welcher Institution Psychoterror an Kindern verübt wird, das Ergebnis einer Traumatisierung dadurch ist wahrscheinlich überall gleich.
Es gibt einen guten deutschen Fernsehfilm, basierend auf einer fiktiven Geschichte, welcher sich diesem düsteren Thema "das Versagen der deutschen Nachkriegspädagogik" angenommen hat.

"Und alle haben geschwiegen", so heißt dieser Film, es lohnt sich, diesen Film anzuschauen.

https://www.youtube.com/watch?v=bqkReC6Hj2E

Es tut mir sehr leid, dass Du, in welcher Institution auch immer, so einiges ertragen musstest, philia.

Liebe Grüsse von Kayen
 
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- Unser Schweigen hat alles zugedeckt....jahrzehntelang -

- Gewalt beginnt, wo das Reden aufhört -
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2 Sätze aus diesem Film-Trailer.

Gerd
 
Deshalb redet mit den Alten, die das alles noch selbst miterlebt haben, bevor diese davongehen.

Alles Gute!

Gerold
 
Hallo gerold,

ich fände es respektvoller wenn man "die Alten" als "alte Menschen" bezeichnen würde.
"Die Alten" ist (für mich, ich sehe es lediglich aus meiner Perspektive) eine eher herabwürdige Bezeichnung für alte Menschen.

Liebe Grüße,
Malve
 
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