@ Gleerndil
Oh, danke Gerd, für den Link.
Deine letzten Ausführungen zu deinem Vater auf seinem Sterbebett lassen auch in mir Erinnerungen an eine Zeit hochkommen, wo meine Mutter dafür sorgte, dass ich viel zu lange in einer „Institution“ „wohnen“ musste, in der der Geist der Naziherrschaft noch nicht kpl. ausgemerzt war bzw. deren Vorstellungen von „Gesundheit“ und „Krankheit“. Man glaubte damals, ich sei „schüchtern“ und wollte mich mittels einer „Therapie“ zum „Sprechen“ bringen. Nur ich wußte, dass das vollkommen an den Haaren herbeigezogen war, und auch die anderen Kinder dort waren nicht wegen einer „Krankheit“ dort untergebracht, sondern, wie mir bereits nach den ersten Kennenlerngesprächen mit ihnen klar wurde („Sag das bloß nicht laut“, „paß genau auf, was du tust und was du sagst“, …), weil sie ihren Eltern lästig waren –- heute sind das die Kinder, die verwahrlosen, vernachlässigt werden, zu Tode geschüttelt, geprügelt werden etc.
Ich bin trotzdem dort freigekommen und hatte bei den mir dort zugefügten unvorstellbar traumatisierenden und sicher im Fall von bei den vielen anderen Kindern nicht verarbeiteten Erfahrungen den Vorteil, dass ich mich kurz bevor ich dort „eingewiesen“ wurde (wiederholt!), ein paarmal bei meiner Omi mit der Bibel beschäftigte, wo ich ausgerechnet diejenigen Bibelstellen las, die mich während dieser schrecklichen Zeit stabil hielten. Ich wuchs über mich selbst hinaus und bekam eine Ruhe und Kraft, das aushalten zu können, was Kinder eigentlich gar nicht können.
Und meine Fragen, die ich zu bestimmten biblischen Berichten hatte, konnte mir meine Omi sämtlich beantworten, denn mit acht Jahren liest man, wenn man wie ich eine Leseratte ist, ja eigentlich von vorn bis hinten durch. Dazu hatte ich aber 1. nicht die Zeit mehr (ich wußte ja nicht, wie bald das vorbei sein würde) und 2. ist die Bibel nicht chronologisch, nicht als ein Geschichtsbericht fortlaufend, nicht als Verhaltensempfehlung nach Themen sortiert, nicht nach Art der Berichte sortiert; z. B. a) Prophezeiungen, b) Jesu Leben auf der Erde, c) Berichte über die Patriarchen ... usw. eigentlich nichts dergleichen. Das hatte ich schnell gemerkt. So hat mir meine Omi, die sich bestens in der Bibel auskannte - wir waren alle evangelisch - all meine Fragen, wo ich über wen und welche Begebenheit lesen kann, zuverlässig gesagt. Das war mein erster und wohl auch mit am nachhaltigsten wirkende Kontakt mit der Bibel.