nicht der papa
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Ganz offensichtlich wollten das die meisten Deutschen und die Aufforderung hatte ja auch große Begeisterung unter den Anwesenden ausgelöst. Zu groß war die Schmach aus dem vorangegangenen verlorenen Krieg mit den nachfolgenden Repressalien aus dem Versailler Vertrag.Ja den meine ich ja. "Nun Volk steh auf, und Sturm brich los". Grauenhaft.
Ich habe mich zeitweise sehr intensiv damit beschäftigt und denke, man kann das, was damals passierte, nur dann halbwegs verstehen, wenn man die ganze Situation betrachtet.
Dazu hatte ich mir auch mal eine der neu aufgelegten Zeitung aus der Zeit vor der Machtergreifung durch Hitler gekauft. Die große Armut, die hohe Arbeitslosigkeit, die wechselnden politischen Parteien. Selbst 14-jährige waren damals schon politisch sehr aktiv.
Es gab verschiedene schwerwiegende Umstände, die dazu geführt haben, dass es soweit kommen konnte. Und man darf nicht vergessen, von der Industrie, die davon profitierte, wurden Hitlers Vorhaben unterstützt.
Der Hass auf die Juden war dabei eine Sache, die schon vorher über Jahrhunderte geschwelt hatte.
Aber es war ja nicht nur der Krieg und die KZs, sondern auch die Art und Weise, wie das ausgeführt wurde.
Wie z.B., wie
- Millionen Menschen, nicht nur Juden, sondern auch Menschen fremder Nationen als billige Arbeitssklaven der Industrie gehalten wurden
- viele Menschen als Material für unethische Menschenversuche dienten
- viele Deutschen verrohten und Menschen denunzierten, um billig an deren Hab und Gut zu kommen (und dazu habe ich ein Video gesehen, dass ich niemals vergessen werde können)
Das war mit Kriegsende Vergangenheit, und war es doch nicht. Denn die Ärzte, Lageraufseher, Politiker, und Millionen anderer, die sich aus Überzeugung aktiv an diesem Krieg und seinen Auswüchsen beteiligt hatten, haben danach ja meist völlig unbehelligt einfach unter uns gelebt und soweit sie vorher hohe Posten hatten, hatten sie die danach in der neuen BRD auch. Es waren nur wenige, die eine Strafe erhielten und Einigen der Schlimmsten hat auch noch die Kirche zur Flucht ins Ausland verholfen.
Es ist doch völlig absurd und gleichzeitig so bezeichnend, wenn ein Brite, wie vor einigen Jahren passiert, das Drama seiner Familie recherchierte, und der verantwortliche Altnazi für die Vernichtung seiner Familienmitglieder bis dato völlig unbehelligt in einer hessischer Kleinstadt lebte. Wo wurde da in Wirklichkeit nach dem Krieg was aufgeklärt? Es wurde nur zugedeckt.
Es wurde so gut zugedeckt, dass man dem Polen Demjanjuk (sie haben manchen Polen damals das Angebot gemacht, anstatt im KZ gefangen gehalten oder erschossen zu werden, als KZ-Wärter zu arbeiten) als KZ-Wärter den Prozess gemacht hat. Einem Mann, der weil er mit einem anderen KZ-Wärter verwechselt wurde, bereits mehrere Jahre in Israel in Haft und mittlerweile krank schwer war. Den man aus den USA im Krankentransport hierher geflogen hat.
Zu dieser Zeit hat man viele Zeitungsartikel über den Prozess gegen Demjanjuk lesen können. Der Altnazis aus Hessen wurde zur gleichen Zeit entdeckt und war gerade mal eine Mininachricht in der Zeitung wert.
Von der ehemaligen DDR habe ich kürzlich gelesen, dass sich die Altnazis da unbehelligt treffen konnten. Und wer soll sie hier gehindert haben?
Das ist vielleicht das Schlimmste daran. Die Ideologie lebt in den Menschen weiter.
Eine Zeit lang habe ich gedacht, die Menschen mit dieser Ideologie sterben irgendwann alle aus. Doch eine Ideologie stirbt nicht aus. Sie ist heute stark wie nie.
Und ausgerechnet diejenigen, die heute das 3.Reich am Liebsten wieder auferstehen lassen würden, würden den Schuldkult, der uns daran erinnert, was die Deutschen an Verbrechen begangen haben, gerne löschen.
Was mich angeht, so denke ich nicht, dass die Sache bis heute wirklich aufgearbeitet wurde. Sie wurde damals totgeschwiegen und während man einerseits seit Jahren vieles veröffentlicht hat, wurde in gewisser Weise bis zum Schluss alles totgeschwiegen. Denn viele der Täter werden nicht mehr leben.
Warum machte man keinen öffentlichen Prozess gegen einen der deutschen Altnazis, aber einem Polen, der damals in einer Zwangssituation war, wird stellvertretend für die deutschen Naziverbrecher der große spektakuläre Prozess gemacht.
Für mich ist der öffentliche Umgang mit unseren Verbrechen aus der Nazizeit jedenfalls von Anfang bis Ende der totale Hohn, der mit dem Prozess Demjanjuk dann völlig auf die Spitze getrieben wurde.
Das Ganze wurde dann nur noch dadurch getoppt, dass wir, um Milliarden an Entschädigungszahlungen zu umgehen, keinen Friedensvertrag gemacht haben, sondern mit einem geschickten Vertragswerk unter Einwilligung der beteiligten Alliierten, die sicher entschädigt wurden, alle anderen geschädigten Länder noch mal kräftig gelinkt haben.
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