Ersatzsucht

  • Themenstarter oli
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oli

So, um meinen "Einstand" als Moderator zu geben, fange ich mal einen neuen Thread an.

Hoffe, dass Euch das Thema interessiert und dass einige was dazu schreiben.

Ich habe des öfteren schon beobachtet, dass manche Süchte aufgegeben werden zugunsten von anderen. Einige starke Kiffer aus der Schule damals fingen plötzlich an zu trinken und Zigaretten zu rauchen, als sie das Hasch-Rauchen aufgehört hatten.

Seit ich nicht mehr Zigaretten rauche, esse ich verstärkt Süßes und trinke einiges an Kaffee und / oder Tee.

Meine Idee ist, dass ein bestimmter Mangel oder Zustand bewirkt, dass man das Gefühl hat, sich einen Kick zu geben. Wenn man dann die eine Sorte Kick aufgibt, muss eine andere her. Natürlich ist es besser, man isst mal was Süßes, als dass man eine Schachtel Zigaretten wegzieht.
Trotzdem wird die Sucht nur ersetzt durch eine andere.

Was sind Eure Beobachtungen / Erfahrungen diesbezüglich ?
 
Lieber oli1,

Süchte - tja - da kann ich (leider) nicht mitreden.

Habe selbst nie geraucht, nie Alkohol missbraucht oder gar andere schlimme
Sachen gemacht.
Insofern kann ich da nichts aus eigener Erfahrung beisteuern.
"Ersatzsüchte" - ist aber sicher ein interessantes Thema - bin auch gespannt,
was die Leute an Erfahrungen und Meinungen posten.

Dem neuen Moderator wünsch ich Erfolg und keine Arbeitsüberlastung.

Warum ich schreibe?
Wollte der Erste sein.

LG, Bodo Münchhausen ;o)
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich bin extrem musikabhängig. Brauche immer eine genau zum Tag passende Umrahmung, um z.B. arbeiten zu können.

Ist das Sucht? Ich weiß nicht recht.
 
Hi, ich freue mich sehr über eine Moderation auf diesem Gebiet :). Wird aber sicher nicht einfach, da sich niemand wirklich gern outet. Der Sucht haftet halt leider immer etwas "Asoziales" und "Problematisches" an. Nicht umsonst gibt es so viele anonyme Selbsthilfegruppen...

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Meine Theorien zum Thema:

Ich denke, dass man an der Wahl der Ersatzsucht ganz gut erkennen kann, inwieweit man bereits körperlich abhängig und damit nicht mehr wirklich gesund ist.

Wer z. B. vorher geraucht hat - Nikotin wirkt ja sehr stark auf das Nervensystem - der wird sicher verstärkt Kaffee trinken, dessen Coffein eine ähnliche Wirkung auf das Gehirn hat. Oder Alkohol. Im Prinzip ist derjenige dann wahrscheinlich längst auch in Bezug auf diese Genußmittel süchtig, diese Sucht wurde bislang nur noch nicht ausgelebt.

Und jemand der mit Esssucht zu kämpfen hat, der wird vielleicht verstärkt auf Süßstoffprodukte zurückgreifen oder anfangen zu rauchen, um nicht zuzunehmen. Das wurde bereits statistisch nachgewiesen. Letztendlich ist auch diese Sucht gehirnstoffwechselabhängig, und nicht allein psychisch bedingt.

Es gibt m. E. aber auch die "nur-seelische" Abhängigkeit, die sich in einem Suchtverhalten unterschiedlicher Art, z. B. in Arbeitssucht, Medikamente, Fitnesssucht o. ä. zeigen kann. Diese Sucht könnte vom Verhalten der Bezugsperson abhängig sein bzw.gemacht worden sein. Beim "Ausschalten des Problems" verschwindet die Sucht dann ersatzlos. Das habe ich bereits mehrfach beobachtet.

Viele Grüße von Flower
 
Das Spannende beim Thema Sucht ist ja folgendes (vorausgesetzt, dass es sich nicht um eine körperliche Sucht handelt):
Wo sind die Grenzen zwischen Sucht, Gewohnheit und einfach nur wiederholter Taten ?
Wenn ein Mensch zum Beispiel eine wichtige Beziehung nicht mehr hat und sich in Folge dessen in Arbeit stürzt, kann man das (noch) nicht als Sucht bezeichnen. Es ist eine kompesatorische Maßnahme. Obwohl, eigentlich sind alle Süchte kompensatorische Maßnahmen...Hmm...Naja, trotzdem spanndendes Thema :rolleyes:

Zu Flower:
Natürlich haftet jeder Such etwas asoziales an, das stimmt. In Deutschland, so vermute ich, sind jedoch ein ziemlich großer Prozentsatz der Menschen nach irgendwas süchtig. Das geht von der Kippe in der Büropause über den Schoppen zum Mittagessen, den Dauerkiffer, den Schalterbeamten mit Fahne, über die Playstation- und Internetabhängigen Kinder bis zur Tranquilizer-fressenden Mutti.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wer SUCHT wird FINDEN? Ein möglicher Hintergrund der Sucht. Ein vielzitiertes Buch als Einstieg in die Sucht? Tun sich da etwa neue
Betrachtungsweisen auf? Man versucht das zu finden, was einem fehlt, was kompletiert und so ein Ganzes macht. Die Sehnsucht sehe ich durchaus in diesem Zusammenhang. Ist es nicht die Sehnsucht nach dem Heilsein, was am Anfang jeder Sucht steht, und wenn's nur der kurze "Kick" ist?

Und ist Sucht möglicherweise die Steigerung von Ersatz-Befriedigung? Bedürfnisse hat jeder Mensch. Daraus können Ansprüche werden, daraus können aber auch die Suche und Sucht nach Befriedigung werden.

Auszuhalten, dass nicht jedes Bedürfnis jederzeit befriedigt werden kann, gehört nun mal zu Leben und stellt in sich noch lange kein Mangel dar. Allerdings leben wir offensichtlich in einer Zeit, wo einem ständig vorgetäuscht wird, dass es möglich ist, alle seine Bedürfnisse gleichzeitig zu befriedigen, und sei's mit der Aufnahme von Krediten bei Strauchdieben (Bank genannt) oder in dem man selber zum solchen wird und die Bank gleich selber ausraubt - juristisch zählt wohl der Standpunkt, faktisch aber nicht wirklich.

Als kleine Peilung über den Daumen kann sich ja mal jeder selber fragen, wieviel Zeit er mit sich selber verbringt, an sich selber bewusst zu arbeiten, Psychohygiene zu machen? Und wieviel Zeit verbringt man beispielsweise damit, sich mit Dingen zu beschäftigen, die eigentlich allesamt von einem selber ablenken?

herzlichst - Phil

PS. Ach ja, die liebe Vernunft wird so manche Begründung liefern können, warum etwas nicht unter Sucht sondern unter Notwendigkeit fällt.:D
 
Hallo

Solange die Ursache für ein Suchtverhalten nicht erkannt wird,und eine Heilung eingesetzt hat, wird sie sich immer wieder bei Aufgabe durch eine Andere ersetzen.
Allerdings weiß ich noch nicht, wodurch eine Heilung stattfinden kann.
Und ich weiß auch nicht, welcher Schaden im Gehirn entsteht, wenn die Sucht sich aus psychischen Feldern in eine körperliche Abhängigkeit verstärkt.

Ich bin zu folgendem Ergebnis gelangt:
Wir werden in eine natürliche Abhängigkeit hineingeboren. Abhängig von der Fürsorge, der Nahrung und der Liebe, die uns im besten Fall die Mutter zukommen lässt.
Aus dieser natürlichen Abhängigkeit können wir uns nach und nach lösen, durch die Sicherheit, die wir entwickeln können, weil uns Vertrauen und Liebe und Wertschätzung entgegengebracht wird.
Wir werden selbstsicher und standhaft. Selbstständig.
Wenn es uns jedoch aus irgendeinem Grund mangelt, uns nicht genug Vertrauen entgegengebracht wird, nicht genug Wertschätzung (vielleicht auch in Form von Hygiene etc. , oder wir gar nicht genug geliebt werden, dann passiert hier der Fehler.
Wir bleiben unsicher, haltlos. Wir können das vielleicht während der Kindheit und Jugend noch kompensieren, der Grundfehler bleibt jedoch.
Wenn wir dann als "Erwachsene" entlassen werden, sind wir es eigentlich nicht.
Die natürliche Abhängigkeit konnte nicht abgelöst werden, in Selbstsicherheit und Selbstvertrauen. Wenn wir dann alleine in der Welt stehen sollen, suchen wir Halt in anderen Dingen, wir suchen uns Ersatz, sonst würden wir umkippen.

Leider kann man die Zeit nicht einfach zurückdrehen und noch mal von vorn beginnen zu leben. Und man wäre als Kind ja nicht schlauer.
Man kann auch im Nachhinein nicht einfach die Eltern, Großeltern oder Urgroßeltern erziehen.
Man kann sich aber selber nacherziehen. Ersetzen kann das die Defizite leider nicht, das kann man nicht rückgängig machen.
Ist man erst mal lange Zeit gefangen in diesen Suchtverlagerungen, wird es sehr schwer, sich daraus zu befreien.
Die Sache scheint äußerst verworren und kaum noch lösbar.
Mit Betonung auf "scheint".
Als Einer meiner Buben 4 Jahre alt war, da hat er seinen Schnuller in den Mülleimer geworfen und gesagt, "den brauche ich nicht mehr".
Ich bin unglaublich stolz auf ihn. Heute ist er 17 u. raucht keine Shisha, obwohl das der Hit ist, und Alle es tun. Es schmeckt ihm nicht und es ist giftig und eklig.

Wenn ich momentan meine Situation überdenke, dann fällt mir keine bessere Suchtverlagerung ein, als:" tausche Gott gegen Nikotinkaugummis"...
Nur hat Gott mir gleich vorsichtshalber eine Barrikade eingebaut. Er lässt mich zweifeln.

Kaba
 
Ich bin fest überzeugt davon, dass Sucht zu einem großen Teil dadurch entsteht, dass im Gehirn ORGANISCH was nicht stimmt.
Daunderer beschreibt das ganz gut auf seinen Seiten. Resumee ist, dass der Gehirnstoffwechsel gestört ist, dadurch wird man unsicher, traurig, depressiv. Als Stimulanz für die Gefühle Zufriedenheit, Selbstsicherheit usw werden Suchtmittel eingesetzt.
Kann das aus eigener Erfahrung bestätigen. Seit ich kaum Alk trinke und strikt Drogen und Nikotin meide, fühle ich mich wieder oft so, wie mit 14,15: unsicher, traurig, klein usw. Ich kompensiere das mit Kaffee und Süßigkeiten (jetzt nicht mehr, dafür Brottrunk für den Darm...).
Geholfen haben mir bisher: DMSA-Schnüffeln, Kohlepulver, Rizinusöl, Zahherdentfernnung.
In letzter Zeit ist es also besser geworden, fühle mich innrerlich immer stabiler. Natürlich sind Sachen dabei, die mich beschäftigen und ärgern. Das geht aber nicht mehr so tief und ich bin momentan insgesamt etwas gelassener und zufriedener.
 
Seit ich kaum Alk trinke und strikt Drogen und Nikotin meide, fühle ich mich wieder oft so, wie mit 14,15: unsicher, traurig, klein usw. Ich kompensiere das mit Kaffee und Süßigkeiten (jetzt nicht mehr, dafür Brottrunk für den Darm...).

Ich denke, dass auf Grund dieser Aussage dann auch Suchtverhalten im umgekehrten Falle ausgelöst werden kann: nämlich dann, wenn Menschen unsicher und klein gemacht werden! kommt öfter vor, als man glaubt, insbesondere im zwischenmenschlichen Bereich.

Ich habe übrigens früher oft Alkohol (Wein) getrunken, da ich davon sehr klar im Kopf wurde. Besonders schlimm war es, als ich eine riesige akut entzündete Zyste in der NNH hatte. Ich war während dieser Zeit nur wie in Trance, total benebelt und Freunde sagten mir, ich würde aussehen, als ob ich Drogen genommen hätte (Augen total glasig). Alkohol beseitigte das schlagartig und es ging mir gesundheitlich für ein paar Stunden etwas besser. Das habe ich übrigens auch schon von anderer Seite gehört, das Menschen aus "gesundheitlichen Gründen" Alkohol trinken und letztlich körperlich abhängig werden, wenn die eigentliche Ursache - nämlich eine tgl. Vergiftung durch Eiterherde u. Schwermetalle - nicht beseitigt wird. Nur leider denkt da keiner drüber nach. Lieber droht man mit dem Zeigefinger.

Offensichtlich lösen bestimmte Bakterienstämme mit ihren Toxinen derartige - nach meinem damaligen Empfinden schwere Symptome im Gehirn aus - die einen benommen, unkonzentriert und erschöpft machen können und damit logischerweise automatisch zur Unsicherheit und wenig Selbstvertrauen führen. Letzteres führt am Ende leider oft wieder nur in die Psychotherapie.
 
... nur sollte man jetzt nicht wieder alles auf irgendwelche Toxine oder Giftbelastungen zurückführen.
Unsicherheit und wenig Selbstvertrauen können ganz viele Ursachen oder einen Mix an Ursachen haben.

Gruss,
Uta
 
Stimmt Uta.

Selbstbewußt kann man selbst als schwerkranker oder "vergifteter Mensch" sein, und nicht jeder "chronisch Vergiftete" ist automatisch süchtig.
 
Meine Idee ist, dass ein bestimmter Mangel oder Zustand bewirkt, dass man das Gefühl hat, sich einen Kick zu geben. Wenn man dann die eine Sorte Kick aufgibt, muss eine andere her.


Erstmal muß man definieren was Sucht wirklich bedeutet, nach gegenwertigen UN Definition - welche extra geändert wurde um THC Konsum als Sucht darzustellen - werden Menschen defakto nämlich schon "süchtig" gebohren.

Positive Reize über das Belohnungssystem sind der Weg wie die Natur/Evolution Lebewesen mitteilt wie sie sich zu verhalten haben; ein negativer Reiz für Verhalten das man unterlassen soll, und ein positiver Reiz für Verhalten das man wiederholen soll. Sich durch Sucht steuern zu lassen ist natürliches Verhalten! Primitivere Lebewesen machen defakto nichts anderes als sich von positiven- und negativen Reizen durchs Leben lenken zu lassen. Eine Sucht bekämpfen bedeutet sich gegen die natürliche "Programmierung" zu erheben, deshalb bereitet es vielen Menschen auch soviel Mühe. Auch kann man die angebohrene Sucht nie wirklich bekämpfen da ein Zustand ohne positive Reize irgendwann erst zu Depressionen und anschließend Tod führen würde.

Dopamin, Endocannabinoide und ähnliche "Suchtstoffe" produziert unser Gehirn nämlich bereits selbst. Das Wohlergehen eines jeden Menschen hängt davon ab das der Körper über jene Stoffe auch in ausreichendem masse verfügt.

PS: Das ganze gillt nur für Natürliche- bzw psychische- Abhängigkeit.
 
Wie im Thread https://www.symptome.ch/threads/definition.45602/ schon erwähnt, möchte ich das Thema " Ersatzsucht " wieder beleben.
Eigentlich müsste es ja " Ersatzsüchte " heissen, weil diese Verhaltensweisen meistens nicht als Einzelgänger auftauchen.

Ich möchte einfach mal eine Suchtkarriere erfinden:
In der Kindheit süchtig nach TV und Süssigkeiten.
Als Teenager süchtig nach Hanf und Alkohol. TV und Süssigkeiten werden nach wie vor gerne konsumiert.
Süchtig nach " Liebe ", deshalb viele wechselnde Beziehungen und damit sexuelle Kontakte.
Reinrutschen in eine Szene, die Kokain und Heroin ganz selbverständlich konsumiert. Als Höhepunkt Abhängigkeit von illegalen Drogen, Sex, Alkohol, Zigaretten, Schokolade, TV, Hanf.... gehören immer noch dazu.
So ein Leben kann man nicht lange auf diesem Level durchziehen, es kommt zu gesundheitlichen und sozialen Problemen.
Nach ein paar Jahren folgt zum Glück die Einsicht, dass ein Entzug unumgänglich ist.
Der in meinem Beispiel mittlerweile Heroinabhängige entzieht erfolgreich mit Hilfe von Methadon, Ärzten, Therapeuten.
Ein grosser Erfolg übrigens, das schaffen nicht Viele!
Der frischgebackene Exjunkie hält durch und wird nie wieder rückfällig.
Ist er nun geheilt?
Er hat sich unterdessen, in Ermangelung von Freunden, die er vergrault hat, zurückgezogen.
Als Einzelgänger hat er es auch sehr schwer, mit Frauen Bekanntschaft zu schliessen und irgendwie war ihm das Genörgele seiner Expartnerinnen auch zu anstrengend.
Er sitzt viel lieber vor dem PC. Die virtuellen Welten bieten ihm alles, was er will. Daneben läuft der TV, weil es sonst zu still ist in der Wohnung. Chips, Schokolade und Cola heissen seine Lebensmittel. Kippen raucht er eine nach der anderen.
Der in der Drogenstatistik als erfolgreich behandelter Exjunkie Erscheinende hat sein Suchtverhalten nie wirklich besiegen können und wird über kurz oder lang von seiner Psyche und seinem Körper geplagt in der Psychiatrie Unterschlupf finden.

Nun - meine Phantasie hat es zugegebenermassen etwas bunt getrieben.
Aber solche Karrieren gibt es!
Deshalb finde ich es äusserst wichtig, dass man sich nicht damit zufrieden gibt, wenn man erfolgreich von einem Suchtmittel entzogen ist.
Es gilt, schonungslos ehrlich in sich selber hineinzuschauen, Ersatzsüchte zu entlarven und daran zu arbeiten.
Keine schwierige Kindheit oder andere Schicksalsschläge im Leben können dann noch als Rechtfertigung herhalten.
Ich bin sicher, dass es mit sehr viel Zeit, gezielter Hilfe und Durchhaltewillen gelingen kann, ein ehrlich suchtfreies Leben führen zu können.

Natürlich gibt es viele solche Beispiele, viel harmloser. Rechthaberische Menschen mit der Sucht nach dem letzten Wort, Workaholics, Menschen mit Waschzwang, Putzsüchtige, usw. sind in der Gesellschaft akzeptiert.
Ich würde mich freuen, wenn der eine oder andere Leser über dieses Thema nachdenken mag.

Liebe Grüsse, Sine
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
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