Themenstarter
- Beitritt
- 15.06.13
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Hallo liebes Forum,
ich möchte hier mal meine Geschichte niederschreiben, vielleicht um mal eure Meinung dazu zu hören, vielleicht auch einfach nur um als abschreckendes Beispiel zu dienen. Vielleicht gibt es aber sogar Leute mit ähnlichen Erfahrungen. Ich habe überraschend wenig zum Thema Langzeitschäden von einmaligen Alkoholexzessen gefunden, aber hier sind wir ja alle mehr oder weniger anonym, vielleicht "trauen" sich ja nur wenige. Sorry schonmal vornweg wenn's etwas länger wird!
Zu mir, ich bin m, 26j und war davon die ersten 25Jahre meines Lebens fast immer kerngesund bis auf kleine Zipperlein wie Heuschnupfen, Kurzsichtigkeit u. krummen Rücken, die mich nicht weiter in meiner Lebensqualität eingeschränkt haben. Ich hatte/habe einen tollen Job, nebenbei sogar noch ein Abendstudium fast fertig gebracht und privat passt auch alles, mein Leben schien rosig, ich führte das schöne Leben eines Durchschnitts-Kerls mit ausreichend Freizeit, gelegentlichen Parties am Wochenende mit üblichem, nicht übermäßigem Alkoholkonsum, vielen Freunden, einer guten Karriereaussicht etc. Ich trieb regelmäßig Sport. Mein Immunsystem war Top Fit, vielleicht bekam ich einmal alle 1-2 Jahre eine Erkältung die recht schnell abklang.
Es fing an Ende Oktober letzten Jahres, als ich eine Art Halskratzen bekam, keine richtige Erkältung. Ich habe dummerweise erst ca. ein dreiviertel Jahr vorher angefangen unregelmäßig zu Rauchen, an manchen Tagen gar nicht, an anderen ein paar Zigaretten, bei Parties und Events konnte das dann aber schonmal ne Schachtel pro Tag werden. Gelegentlich habe ich zwischendurch auch gekifft. Es sei noch dazu gesagt, selbst in meiner Jugend habe ich NIE Zigaretten geraucht. Auch das Rauchen von Gras vorher in meinem Leben kann ich wahrscheinlich an einer Hand abzählen.
Nungut, nachdem ich ein erstes Halskratzen bekam, stellte ich das Rauchen komplett ein und machte ansonsten weiter wie bisher. In den nächsten Tagen wurde aus dem Halskratzen eine handfeste Bronchitis (Eigendiagnose - was ich beim Husten dann teilweise aus der Lunge geholt habe, war echt eklig!), ich bekam Probleme mit der Atmung und ich lies dies von einem Arzt abchecken, Diagnose grippaler Infekt. Nungut, nichts bedenkliches, dachte ich mir. Mehr Tee trinken und ein bisschen Schonung. Auf Arbeit (Bürojob) war sowieso nicht viel los. Paar Tage später war ich mit ein paar Freunden im Kino und anschließend mit nem Kumpel noch in ner Bar, ich denke, an dem gesamten Abend kam ich auf 1/3 Flasche Barcardi Cola Mix und 3 große Cocktails. Ich bin betrunken heim geturkelt, am nächsten Morgen hab ich mich ziemlich schlecht gefühlt. Mir fiel außerdem auf, dass meine Lymphknoten unter den Achseln geschwollen waren, was auch nie wirklich verschwunden ist. Nachdem ich ein bisschen Wasser getrunken hatte, musste ich mich übergeben, obwohl im Magen schon nicht viel mehr außer Wasser war. Soweit auch nichts überraschendes. Am Abend ging es mir schonwieder besser.
Nach diesem Tag bekam ich allerdings Magenprobleme und einen merkwürdigen, leichten Druck aufm Kehlkopf. Ich hatte das Gefühl, Kieselsteine gegessen zu haben, obwohl ich mich schonend ernährte. Der Doc verschrieb Magensäurehemmer, die gefühlt nichts gebracht haben. Ich bekam einen erhöhten Puls nach dem Essen. Außerdem schlichen sich leichte Muskelschmerzen in den Armen. Nach einer Woche hatte ich während einer entspannten Autofahrt abends fast eine Art Kreislaufzusammenbruch, die Hände und Füße wurden schwitzig und kribbelig, Schweißausbruch, ein Gefühl nahe der Ohnmacht. Ich fuhr ins Krankenhaus und lies mich durchchecken, alle Blutwerte bestens. Mir ging es nach ein paar Stunden auch schon etwas besser und ich bin heim. Am nächsten Tag ging ich zum Hausarzt, der ein paar weitere Bluttests veranlasst hat, in denen z.B. EBV, HIV und noch ein paar andere Sachen ausgeschlossen wurden. Fieber hatte ich auch nicht, Blutdruck und -zucker i.O.
Die folgenden Wochen waren durchwachsen, ich hatte aber das Gefühl, ganz langsam auf dem Wege der Besserung zu sein, was schonmal merkwürdig war. Wann war ich denn schonmal länger als 2 Wochen krank. Ich habe mich gesund ernährt und weiter komplett aufs Rauchen verzichtet und auch erstmal auf weitere Arztbesuche verzichtet. Was weiter blieb, waren die Atemprobleme, außerdem fühlte ich mich ein bisschen erschöpfter als sonst, von den Magenproblemen blieb nach 3 Wochen nur zurück, dass ich alle 30min Rülpsen muss. Etwas nervig, aber das geht schon irgendwann wieder vorbei, dachte ich mir. Im Nachhinein bin ich mir ziemlich sicher, dass sich diese Beschwerden alle erst nach besagtem Kino- und Bar-Abend eingeschlichen haben. Habe ich zum damaligen Zeitpunkt allerdings nicht in Zusammenhang gebracht.
Immernoch davon überzeugt, dass sich diese Beschwerden schon noch geben werden, rückte die Weihnachtsfeier der Firma näher, die nach den Erfahrungen der letzten Jahre immer ein ein großes Fest war - nettes Ambiente, gute Musik, leckeres Essen und gut gemixte Cocktails - alles auf Firmenkosten, sowas lässt man sich nicht entgehen.
Ich fühlte mich nicht wirklich schwer krank, also bin ich hin und es wurde an dem Abend wirklich einiges getrunken. Ich denke ich kam auf zwei Bier und 5-6 Cocktails. Ich muss dazu sagen, ich habe mich dort wirklich nicht abgeschossen , es gab Leute, die einiges mehr intus hatten. Trotzdem bin ich gut angetrunken nachts gegen 3Uhr mit dem Taxi nach Hause.
Der nächste Tag war die Hölle. Glücklicherweise hatte ich Urlaub, ich kam erst ca. 16Uhr aus dem Bett und fühlte mich wirklich zerstört, kaputt, kraftlos, ziemlich benommen. "So beschissen hast du dich nach ner Feier noch nie gefühlt" dachte ich mir, aber ok, ich war eben immernoch leicht angeschlagen und dachte mir, das braucht etwas länger. Der Alkohol war mit 99,9999%iger Wahrscheinlichkeit nicht gepanscht, also ich glaube auch nicht an ne Methanolvergiftung o.ä., sonst gäbs noch viele andere mit ähnlichen Problemen. Allerdings verschwand dieses Gefühl kaum und es kamen wiedermal in den folgenden Tagen - über die Weihnachtstage - weitere Symtome dazu, ich bekam abermals einen wirklich schmerzhaften Druck im Hals/Kehlkopfbereich und diese Benommenheit verschwand nicht. Im Gegenteil.
In den folgenden Wochen ging es weiter bergab. Bedrückendstes Symptom war/ist diese permanente Benommenheit, ein Gefühl als würde man nicht richtig aufwachen, als wären im Kopf ein paar Erlebniskanäle verstopft, eine Art geistiger Tunnelblick, als würde ich völlig neben mir stehen. Ich lies dies auch von einem Augenarzt checken, der mir allerdings beste Augen attestierte ohne Sehfeldeinschränkung. Es gesellten sich im Laufe der nächsten Wochen nach besagtem Weihnachtsfeier-Abend allerdings weitere Sehstörungen dazu. Ich konnte keine geometrischen Muster mehr richtig verarbeiten, ein permanentes Augenflimmern und -rauschen, sehen von Doppelbildern bei allem, was nicht direkt im Zentrum des Sichtfeldes liegt, später auch noch Mouches Volantes vor allem im Rechten Auge, die ich vorher noch nie hatte. Einen permanenten Tinnitus bekam ich auch, leichtes Muskelzucken, als würden ständig Stromstöße durch meinen Körper geschickt werden, und im Kopf weiterhin das Gefühl, als tobt dort ein Wirbelsturm. Schon bei leichten Reizen, z.B. dem Vibrieren meines Handys in der Hose, empfand ich das als schmerzhaft im Kopf. Das Muskelzucken ist allerdings nach ein paar Wochen wieder verschwunden. Es gesellte sich eine schon mittlerweile starke Erschöpfung ohne vorherige Anstrengung hinzu, die Tage- oder wochenweisen Schwankungen unterliegt.
Mein Hausarzt spielte da noch mit und neben weiterhin gesunder Ernährung, testen verschiedener NEM (ohne irgend einen Effekt) startete ich eine Ärzteodysee, ich ging zum HNO, Kardiologen, Gastroenteorologen, es wurde ein Schädel MRT gemacht, diverse Bluttests auf Borreliose etc, Endokrinologen mit umfangreichen Bluttests, Sonografien der Schilddrüse etc, alles ohne Befund, alle Blutwerte bestens. Kommentar meines Hausarztes war schlussendlich "Sie haben nichts, freuen sie sich doch darüber" und da ich dem widersprach, fing er natürlich damit an, mich in die Psycho-Ecke zu schieben. Auch für einen Neurologen stand nach 2 minütigem Anamnesegespräch fest, dass ich eine Angststörung habe, nachdem ich ihm vor allem von meinen neurologischen Beschwerden berichtete - schönen Dank!
Mich damit nicht zufrieden gebend ging ich zu einem Heilpraktiker, der umfangreiche Bluttests veranlasste. Auch danach war ich nicht wirklich schlauer, nur sein Geldbeutel deutlich voller. Auch zum Zahnarzt bin ich gegangen, das OPT war unauffällig, n kleines Loch hat er gefunden und behoben... Ich habe seit meiner Kindheit schon ca. 5 Amalgamfüllungen und ein Goldinlay - aufgrund der plötzlichen Beschwerden halte ichs aber für weniger wahrscheinlich, dass das der Auslöser sein kann, so viele Stories man auch über Amalgam hört. Werde die Amalgamfüllungen trotzdem demnächst unter dem üblichen 3fach Schutz austauschen lassen und danach über ne Ausleitung nachdenken.
Seit ein paar Monaten haben sich die Beschwerden nicht verändert. Ich mache zur Zeit eine Antibiotikatherapie seit ca 6 Wochen, da einer der Ärzte von einer chronischen Infektion ausgeht. Ich bemerke keine Symtomveränderung außer, dass mir ziemlich schwindlig ist, wenn ich die volle Dosis Minocyclin 2x100mg nehme - wohl eine bekannte Nebenwirkung. An "guten Tagen", wenn die Erschöpfung nicht allzu stark ist mache ich sogar Sport, was sich gefühlt sogar noch positiv auswirkt. Die bei CFS beschriebene Symtomverschlechterung nach vorheriger Anstrengung kann ich also bei mir nicht bestätigen, ansonsten treffen aber nahezu alle Kriterien zu.
Ich zähle nochmals Stichpunktartig auf, was mich besonders in meiner Lebensqualität einschränkt.
- permanente Benommenheit, ein Gefühl als wäre man nicht ganz anwesend, nicht mehr "mittendrin" sondern nur noch "dabei"... Schwer zu beschreiben und wenn mir jemand sowas vor 6 Monaten erzählt hätte, hätte ich mir NULL drunter vorstellen können...
- permanenter Kopfdruck wechselnder Lokalisation, geht auch teilweise in leichte bis starke Kopfschmerzen über
- dazu die oben erwähnten sehr deutlichen Sehstörungen --> durch diese und die Benommenheit auch
--> starke Konzentrationsstörungen und
--> am Anfang sogar Panikattacken ausgelöst durch diese eingeschränkte Wahrnehmung
außerdem
- Tinnitus, sehr hochfrequent, morgens sehr deutlich, im Laufe des Tages ggf. aufgrund der Umgebungsgeräusche nicht mehr so stark wahrnehmbar, jedoch nie komplett weg.
- jeden morgen vor dem Aufstehen schon eine Erschöpfung ähnlich dem Gefühl, gestern einen Marathon gelaufen zu sein. Insbesondere die Oberschenkel schmerzen teilweise. Wie gesagt glaube ich aber, zumindest die Erschöpfung durch Pacing (leichten Sport) etwas reduzieren zu können.
Ich bin weiterhin beruflich aktiv, wobei ich da ganz klar abgebaut habe und mit den beschriebenen Symtomen eher auf Arbeit das nötigste hinbekomme, an ein berufliches Weiterkommen ist nicht zu denken, auch mein Abendstudium bekomme ich wohl nicht fertig.
Schon nachdem das mit der Benommenheit angefangen hat, bin ich relativ schnell auf CFS gestoßen, und die Eigendianose anhand meiner Symptome würde ich mir schon geben - obwohl es da ganz klar deutlich schlimmere Fälle als meinen gibt, insbesondere was die Erschöpfung angeht. Ich komme noch durch den Alltag, aber eher gezwungenermaßen, nichts macht mehr wirklich Spaß und ich werde durch diese nervige, veränderte Wahrnehmung am Tag mind. 200x an meine Symptome erinnert.
Am Anfang konnte ich mir auf die ganze Story keinen Reim machen, Rückblickend muss ich aber ganz klar feststellen, dass meine Symptomverschlechterungen nach den beschriebenen Abenden mit reichlich Alkohol aufgetreten sind, und ich denke mir mittlerweile sehr oft "MAN WIE BLÖD BIST DU DENN GEWESEN!", "SELBST SCHULD!", würde gern die Zeit zurück drehen und den Mist rückgängig machen etc. Ich denke aber, damals habe ich das einfach nicht wissen können - oder wer hat in seinem Bekanntenkreis jemanden, der nach einmaligem großzügigen Alkoholkonsum solch gravierende, bleibende Schäden davontrug? Man hört ja immer mal wieder von Jugendlichen und deren Komasaufen, das im Krankenhaus endet. Aber solche Langzeitschäden davon?
Ich trinke seit der Weihnachtsfeier keinen Alkohol mehr -erstens überhaupt kein Interesse mehr, da ich mich eh schon wie besoffen fühl, und zweitens weil ich ganz klar die Bedenken hab, es schlimmer zu machen. Ein Mal habe ich's noch probiert (einen Cocktail) und die nächsten 24Stunden war die Benommenheit NOCH viel stärker. Muss nicht mehr sein.
Ich kann noch dazu sagen, ich war im Frühling noch im Urlaub, 2 Wochen ab in die Sonne, es war an sich ein wunderschöner Urlaub, nur auch dort hatten die Symptome weit ab des Alltags vollen Bestand, also ich würde psychische Belastungen als Ursache einfach mal pauschal ausschließen.
Falls jemand von euch noch eine Idee hat, was ich noch ärztlich abchecken lassen könnte, nehme ich diese gern an, mache mir allerdings mittlerweile wenige Hoffnungen. Ich denke ganz klar, dass ich mir selbst mit diesen beiden Party-Abenden irreversible, teils neurologische Schäden zugefügt habe. Davon hatte ich zwar vorher noch nie gehört, ich schätze mal, dass es selbst krassen Alkoholikern nach einiger Trockenzeit besser geht als mir, aber nen anderen Zusammenhang erkenne ich nicht. Auf der anderen Seite habe ich weiterhin das Gefühl, ich müsste nur den "Stöpsel" in meinem Kopf/Körper finden und lösen, dann ginge es wieder bergauf!!!
Ich kann aber mir auch gut vorstellen, dass da irgendwas schon in mir geschlummert hat, und ich durch meine Unvorsichtigkeit das ganze nur forciert habe. Schließlich hab ich vorher im Leben auch so einige Hangover gehabt, ohne dass mir Tage später noch so besch..eiden ging.
So long,
LG
braindamage
ich möchte hier mal meine Geschichte niederschreiben, vielleicht um mal eure Meinung dazu zu hören, vielleicht auch einfach nur um als abschreckendes Beispiel zu dienen. Vielleicht gibt es aber sogar Leute mit ähnlichen Erfahrungen. Ich habe überraschend wenig zum Thema Langzeitschäden von einmaligen Alkoholexzessen gefunden, aber hier sind wir ja alle mehr oder weniger anonym, vielleicht "trauen" sich ja nur wenige. Sorry schonmal vornweg wenn's etwas länger wird!
Zu mir, ich bin m, 26j und war davon die ersten 25Jahre meines Lebens fast immer kerngesund bis auf kleine Zipperlein wie Heuschnupfen, Kurzsichtigkeit u. krummen Rücken, die mich nicht weiter in meiner Lebensqualität eingeschränkt haben. Ich hatte/habe einen tollen Job, nebenbei sogar noch ein Abendstudium fast fertig gebracht und privat passt auch alles, mein Leben schien rosig, ich führte das schöne Leben eines Durchschnitts-Kerls mit ausreichend Freizeit, gelegentlichen Parties am Wochenende mit üblichem, nicht übermäßigem Alkoholkonsum, vielen Freunden, einer guten Karriereaussicht etc. Ich trieb regelmäßig Sport. Mein Immunsystem war Top Fit, vielleicht bekam ich einmal alle 1-2 Jahre eine Erkältung die recht schnell abklang.
Es fing an Ende Oktober letzten Jahres, als ich eine Art Halskratzen bekam, keine richtige Erkältung. Ich habe dummerweise erst ca. ein dreiviertel Jahr vorher angefangen unregelmäßig zu Rauchen, an manchen Tagen gar nicht, an anderen ein paar Zigaretten, bei Parties und Events konnte das dann aber schonmal ne Schachtel pro Tag werden. Gelegentlich habe ich zwischendurch auch gekifft. Es sei noch dazu gesagt, selbst in meiner Jugend habe ich NIE Zigaretten geraucht. Auch das Rauchen von Gras vorher in meinem Leben kann ich wahrscheinlich an einer Hand abzählen.
Nungut, nachdem ich ein erstes Halskratzen bekam, stellte ich das Rauchen komplett ein und machte ansonsten weiter wie bisher. In den nächsten Tagen wurde aus dem Halskratzen eine handfeste Bronchitis (Eigendiagnose - was ich beim Husten dann teilweise aus der Lunge geholt habe, war echt eklig!), ich bekam Probleme mit der Atmung und ich lies dies von einem Arzt abchecken, Diagnose grippaler Infekt. Nungut, nichts bedenkliches, dachte ich mir. Mehr Tee trinken und ein bisschen Schonung. Auf Arbeit (Bürojob) war sowieso nicht viel los. Paar Tage später war ich mit ein paar Freunden im Kino und anschließend mit nem Kumpel noch in ner Bar, ich denke, an dem gesamten Abend kam ich auf 1/3 Flasche Barcardi Cola Mix und 3 große Cocktails. Ich bin betrunken heim geturkelt, am nächsten Morgen hab ich mich ziemlich schlecht gefühlt. Mir fiel außerdem auf, dass meine Lymphknoten unter den Achseln geschwollen waren, was auch nie wirklich verschwunden ist. Nachdem ich ein bisschen Wasser getrunken hatte, musste ich mich übergeben, obwohl im Magen schon nicht viel mehr außer Wasser war. Soweit auch nichts überraschendes. Am Abend ging es mir schonwieder besser.
Nach diesem Tag bekam ich allerdings Magenprobleme und einen merkwürdigen, leichten Druck aufm Kehlkopf. Ich hatte das Gefühl, Kieselsteine gegessen zu haben, obwohl ich mich schonend ernährte. Der Doc verschrieb Magensäurehemmer, die gefühlt nichts gebracht haben. Ich bekam einen erhöhten Puls nach dem Essen. Außerdem schlichen sich leichte Muskelschmerzen in den Armen. Nach einer Woche hatte ich während einer entspannten Autofahrt abends fast eine Art Kreislaufzusammenbruch, die Hände und Füße wurden schwitzig und kribbelig, Schweißausbruch, ein Gefühl nahe der Ohnmacht. Ich fuhr ins Krankenhaus und lies mich durchchecken, alle Blutwerte bestens. Mir ging es nach ein paar Stunden auch schon etwas besser und ich bin heim. Am nächsten Tag ging ich zum Hausarzt, der ein paar weitere Bluttests veranlasst hat, in denen z.B. EBV, HIV und noch ein paar andere Sachen ausgeschlossen wurden. Fieber hatte ich auch nicht, Blutdruck und -zucker i.O.
Die folgenden Wochen waren durchwachsen, ich hatte aber das Gefühl, ganz langsam auf dem Wege der Besserung zu sein, was schonmal merkwürdig war. Wann war ich denn schonmal länger als 2 Wochen krank. Ich habe mich gesund ernährt und weiter komplett aufs Rauchen verzichtet und auch erstmal auf weitere Arztbesuche verzichtet. Was weiter blieb, waren die Atemprobleme, außerdem fühlte ich mich ein bisschen erschöpfter als sonst, von den Magenproblemen blieb nach 3 Wochen nur zurück, dass ich alle 30min Rülpsen muss. Etwas nervig, aber das geht schon irgendwann wieder vorbei, dachte ich mir. Im Nachhinein bin ich mir ziemlich sicher, dass sich diese Beschwerden alle erst nach besagtem Kino- und Bar-Abend eingeschlichen haben. Habe ich zum damaligen Zeitpunkt allerdings nicht in Zusammenhang gebracht.
Immernoch davon überzeugt, dass sich diese Beschwerden schon noch geben werden, rückte die Weihnachtsfeier der Firma näher, die nach den Erfahrungen der letzten Jahre immer ein ein großes Fest war - nettes Ambiente, gute Musik, leckeres Essen und gut gemixte Cocktails - alles auf Firmenkosten, sowas lässt man sich nicht entgehen.
Ich fühlte mich nicht wirklich schwer krank, also bin ich hin und es wurde an dem Abend wirklich einiges getrunken. Ich denke ich kam auf zwei Bier und 5-6 Cocktails. Ich muss dazu sagen, ich habe mich dort wirklich nicht abgeschossen , es gab Leute, die einiges mehr intus hatten. Trotzdem bin ich gut angetrunken nachts gegen 3Uhr mit dem Taxi nach Hause.
Der nächste Tag war die Hölle. Glücklicherweise hatte ich Urlaub, ich kam erst ca. 16Uhr aus dem Bett und fühlte mich wirklich zerstört, kaputt, kraftlos, ziemlich benommen. "So beschissen hast du dich nach ner Feier noch nie gefühlt" dachte ich mir, aber ok, ich war eben immernoch leicht angeschlagen und dachte mir, das braucht etwas länger. Der Alkohol war mit 99,9999%iger Wahrscheinlichkeit nicht gepanscht, also ich glaube auch nicht an ne Methanolvergiftung o.ä., sonst gäbs noch viele andere mit ähnlichen Problemen. Allerdings verschwand dieses Gefühl kaum und es kamen wiedermal in den folgenden Tagen - über die Weihnachtstage - weitere Symtome dazu, ich bekam abermals einen wirklich schmerzhaften Druck im Hals/Kehlkopfbereich und diese Benommenheit verschwand nicht. Im Gegenteil.
In den folgenden Wochen ging es weiter bergab. Bedrückendstes Symptom war/ist diese permanente Benommenheit, ein Gefühl als würde man nicht richtig aufwachen, als wären im Kopf ein paar Erlebniskanäle verstopft, eine Art geistiger Tunnelblick, als würde ich völlig neben mir stehen. Ich lies dies auch von einem Augenarzt checken, der mir allerdings beste Augen attestierte ohne Sehfeldeinschränkung. Es gesellten sich im Laufe der nächsten Wochen nach besagtem Weihnachtsfeier-Abend allerdings weitere Sehstörungen dazu. Ich konnte keine geometrischen Muster mehr richtig verarbeiten, ein permanentes Augenflimmern und -rauschen, sehen von Doppelbildern bei allem, was nicht direkt im Zentrum des Sichtfeldes liegt, später auch noch Mouches Volantes vor allem im Rechten Auge, die ich vorher noch nie hatte. Einen permanenten Tinnitus bekam ich auch, leichtes Muskelzucken, als würden ständig Stromstöße durch meinen Körper geschickt werden, und im Kopf weiterhin das Gefühl, als tobt dort ein Wirbelsturm. Schon bei leichten Reizen, z.B. dem Vibrieren meines Handys in der Hose, empfand ich das als schmerzhaft im Kopf. Das Muskelzucken ist allerdings nach ein paar Wochen wieder verschwunden. Es gesellte sich eine schon mittlerweile starke Erschöpfung ohne vorherige Anstrengung hinzu, die Tage- oder wochenweisen Schwankungen unterliegt.
Mein Hausarzt spielte da noch mit und neben weiterhin gesunder Ernährung, testen verschiedener NEM (ohne irgend einen Effekt) startete ich eine Ärzteodysee, ich ging zum HNO, Kardiologen, Gastroenteorologen, es wurde ein Schädel MRT gemacht, diverse Bluttests auf Borreliose etc, Endokrinologen mit umfangreichen Bluttests, Sonografien der Schilddrüse etc, alles ohne Befund, alle Blutwerte bestens. Kommentar meines Hausarztes war schlussendlich "Sie haben nichts, freuen sie sich doch darüber" und da ich dem widersprach, fing er natürlich damit an, mich in die Psycho-Ecke zu schieben. Auch für einen Neurologen stand nach 2 minütigem Anamnesegespräch fest, dass ich eine Angststörung habe, nachdem ich ihm vor allem von meinen neurologischen Beschwerden berichtete - schönen Dank!
Mich damit nicht zufrieden gebend ging ich zu einem Heilpraktiker, der umfangreiche Bluttests veranlasste. Auch danach war ich nicht wirklich schlauer, nur sein Geldbeutel deutlich voller. Auch zum Zahnarzt bin ich gegangen, das OPT war unauffällig, n kleines Loch hat er gefunden und behoben... Ich habe seit meiner Kindheit schon ca. 5 Amalgamfüllungen und ein Goldinlay - aufgrund der plötzlichen Beschwerden halte ichs aber für weniger wahrscheinlich, dass das der Auslöser sein kann, so viele Stories man auch über Amalgam hört. Werde die Amalgamfüllungen trotzdem demnächst unter dem üblichen 3fach Schutz austauschen lassen und danach über ne Ausleitung nachdenken.
Seit ein paar Monaten haben sich die Beschwerden nicht verändert. Ich mache zur Zeit eine Antibiotikatherapie seit ca 6 Wochen, da einer der Ärzte von einer chronischen Infektion ausgeht. Ich bemerke keine Symtomveränderung außer, dass mir ziemlich schwindlig ist, wenn ich die volle Dosis Minocyclin 2x100mg nehme - wohl eine bekannte Nebenwirkung. An "guten Tagen", wenn die Erschöpfung nicht allzu stark ist mache ich sogar Sport, was sich gefühlt sogar noch positiv auswirkt. Die bei CFS beschriebene Symtomverschlechterung nach vorheriger Anstrengung kann ich also bei mir nicht bestätigen, ansonsten treffen aber nahezu alle Kriterien zu.
Ich zähle nochmals Stichpunktartig auf, was mich besonders in meiner Lebensqualität einschränkt.
- permanente Benommenheit, ein Gefühl als wäre man nicht ganz anwesend, nicht mehr "mittendrin" sondern nur noch "dabei"... Schwer zu beschreiben und wenn mir jemand sowas vor 6 Monaten erzählt hätte, hätte ich mir NULL drunter vorstellen können...
- permanenter Kopfdruck wechselnder Lokalisation, geht auch teilweise in leichte bis starke Kopfschmerzen über
- dazu die oben erwähnten sehr deutlichen Sehstörungen --> durch diese und die Benommenheit auch
--> starke Konzentrationsstörungen und
--> am Anfang sogar Panikattacken ausgelöst durch diese eingeschränkte Wahrnehmung
außerdem
- Tinnitus, sehr hochfrequent, morgens sehr deutlich, im Laufe des Tages ggf. aufgrund der Umgebungsgeräusche nicht mehr so stark wahrnehmbar, jedoch nie komplett weg.
- jeden morgen vor dem Aufstehen schon eine Erschöpfung ähnlich dem Gefühl, gestern einen Marathon gelaufen zu sein. Insbesondere die Oberschenkel schmerzen teilweise. Wie gesagt glaube ich aber, zumindest die Erschöpfung durch Pacing (leichten Sport) etwas reduzieren zu können.
Ich bin weiterhin beruflich aktiv, wobei ich da ganz klar abgebaut habe und mit den beschriebenen Symtomen eher auf Arbeit das nötigste hinbekomme, an ein berufliches Weiterkommen ist nicht zu denken, auch mein Abendstudium bekomme ich wohl nicht fertig.
Schon nachdem das mit der Benommenheit angefangen hat, bin ich relativ schnell auf CFS gestoßen, und die Eigendianose anhand meiner Symptome würde ich mir schon geben - obwohl es da ganz klar deutlich schlimmere Fälle als meinen gibt, insbesondere was die Erschöpfung angeht. Ich komme noch durch den Alltag, aber eher gezwungenermaßen, nichts macht mehr wirklich Spaß und ich werde durch diese nervige, veränderte Wahrnehmung am Tag mind. 200x an meine Symptome erinnert.
Am Anfang konnte ich mir auf die ganze Story keinen Reim machen, Rückblickend muss ich aber ganz klar feststellen, dass meine Symptomverschlechterungen nach den beschriebenen Abenden mit reichlich Alkohol aufgetreten sind, und ich denke mir mittlerweile sehr oft "MAN WIE BLÖD BIST DU DENN GEWESEN!", "SELBST SCHULD!", würde gern die Zeit zurück drehen und den Mist rückgängig machen etc. Ich denke aber, damals habe ich das einfach nicht wissen können - oder wer hat in seinem Bekanntenkreis jemanden, der nach einmaligem großzügigen Alkoholkonsum solch gravierende, bleibende Schäden davontrug? Man hört ja immer mal wieder von Jugendlichen und deren Komasaufen, das im Krankenhaus endet. Aber solche Langzeitschäden davon?
Ich trinke seit der Weihnachtsfeier keinen Alkohol mehr -erstens überhaupt kein Interesse mehr, da ich mich eh schon wie besoffen fühl, und zweitens weil ich ganz klar die Bedenken hab, es schlimmer zu machen. Ein Mal habe ich's noch probiert (einen Cocktail) und die nächsten 24Stunden war die Benommenheit NOCH viel stärker. Muss nicht mehr sein.
Ich kann noch dazu sagen, ich war im Frühling noch im Urlaub, 2 Wochen ab in die Sonne, es war an sich ein wunderschöner Urlaub, nur auch dort hatten die Symptome weit ab des Alltags vollen Bestand, also ich würde psychische Belastungen als Ursache einfach mal pauschal ausschließen.
Falls jemand von euch noch eine Idee hat, was ich noch ärztlich abchecken lassen könnte, nehme ich diese gern an, mache mir allerdings mittlerweile wenige Hoffnungen. Ich denke ganz klar, dass ich mir selbst mit diesen beiden Party-Abenden irreversible, teils neurologische Schäden zugefügt habe. Davon hatte ich zwar vorher noch nie gehört, ich schätze mal, dass es selbst krassen Alkoholikern nach einiger Trockenzeit besser geht als mir, aber nen anderen Zusammenhang erkenne ich nicht. Auf der anderen Seite habe ich weiterhin das Gefühl, ich müsste nur den "Stöpsel" in meinem Kopf/Körper finden und lösen, dann ginge es wieder bergauf!!!
Ich kann aber mir auch gut vorstellen, dass da irgendwas schon in mir geschlummert hat, und ich durch meine Unvorsichtigkeit das ganze nur forciert habe. Schließlich hab ich vorher im Leben auch so einige Hangover gehabt, ohne dass mir Tage später noch so besch..eiden ging.
So long,
LG
braindamage