Das Thema Dimercaprol vs. DMPS war hier schon vor Monaten auf dem Tablett, auch das Unithiol-Ferein. Sowohl bludicka (die ich schätze) als auch ich hatten den Hersteller damals per E-Mail angeschrieben: keine Reaktion.
Der Beipackzettel des Unithiol-Fereins wurde seinerzeit ebenfalls verlinkt. Da steht heute nichts anderes:
"Unitiol-Ferein 5% 5 ml. amp. Number 10
Registernummer: P № 002691/01
Marke Drogen: Unitiol-Ferein ®
Internationaler Freiname; Dimercaprol
Chemische Bezeichnung: 2,3 - Dimerkaptopropansulfonat Natrium"
Ein solcher Beipackzettel irritiert uns als Deutsche, einen Russen oder Amerikaner vermutlich weniger. Nirgendwo in Unithiol-Beipackzetteln findet man übrigens die BAL-Summenformel (BAL ist da nämlich, da bin ich mir immer sicherer, nicht drin). Man findet immer nur:
"Internationaler Freiname: Dimercaprol
Chemische Bezeichnung: 2,3 - Dimerkaptopropansulfonat Natrium"
Schon vor Monaten gingen bludicka und ich davon aus - nach ein wenig Internet-Recherche und wohlüberlegter Einschätzung der Internet-Sachlage - dass es sich hier sehr viel eher um ein Problem der Bezeichnungen handeln muss als um ein Problem der Inhaltsstoffe.
Meine jetzigen Recherchen auf amerikanischen Seiten bestätigen diese Einschätzung: Der Wirkstoff von Dimaval wird als Dimercaprol bezeichnet - obwohl wir genau wissen, dass es DMPS enthält. Weder die Amis noch die Russen aber sind blöd (Der Deutsche neigt leider dazu das anzunehmen). In diesem Fall dürften wir Deutschen/Schweizer/Ösis es sein, die die ausländischen Gepflogenheiten nicht kapieren. Das ist nicht Schuld der Ausländer.
Auf einer weiteren Seite wird es etwas klarer:
Dimaval - Drugs.com
Natürlich enthält Dimaval Dimercaprol - aber eben nicht ganz: Es enthält ein Derivativ von Dimercaprol - nämlich DMPS. Und so steht es auch im Wiki zur Dimercaptopropansulfonsäure: "Ursprung: DMPS ist der Nachfolger von Dimercaprol (BAL)". Die Strukturformeln beider Substanzen sind ähnlich, aber BAL war eher da. Auf der Grundlage von Dimercaprol wurde DMPS entwickelt, das bessere Eigenschaften aufweist. DMPS stellt also eine Weiterentwicklung dar. Es bleibt aber eine Ableitung von Dimercaprol, der Ursprungssubstanz. Deshalb wird diese Bezeichnung weiterverwendet. Sie findet sich als Unithiol-Freinamen-Bezeichnung auf dem Verpackungskarton und auch im Unithiol-Beipackzettel. Als chemischen Namen beim Unithiol im Beipackzettel wird man Dimercaprol (2,3-Dimercapto-1-propanol) aber niemals finden. Dort steht immer - auch beim Unithiol-Ferein - 2,3-Dimerkaptopropansulfonat Natrium. Und das ist DMPS. Und das sollte genau der Wirkstoff sein, der drin ist.
Die Vorstellung, dass Unithiol (von wem auch immer) BAL enthalten soll, ist bei einer vernünftigen, unverblendeten Würdigung der Umstände abwegig.