Publikation der LMU
Hallo
Als immer mißtrauischer Mensch (weil ich mich Ärzten, Therapeuten, etc. nicht nur positive Erfahrungen machte) möchte ich mal ein paar Gedanken äußern, die mir in der letzten Zeit durch den Kopf gegangen sind:
1. Zinkmangel ist sehr häufig in der Bevölkerung, er soll der häufigste Mangel bei den Mineralstoffen sein. Das mag viele verschiedene Ursachen haben, es mag möglicherweise an einer falschen Ernährung liegen, möglicherweise an Resorbtionsstörungen, möglicherweise auch daran, dass die Nährstoffe infolge einer Mineralstoffverarmung der Ackerböden einfach nicht mehr genügend Zink enthalten.
Dass ein Zinkmangel immer zu bestimmten, gleichartigen Beschwerden führt, ist auch klar. Ein Zinkmangel führt auch zu einem Kupferüberschuss, weil Zink und Kupfer Gegenspieler sind.
Und ein Kupferüberschuss führt nun mal auch zu ziemlich unangenehmen Beschwerden, wie man weiß, wenn man sich die Symptomatik der Kupferspeicherkrankheit sich vor Augen führt.
Aber:
Würde das nicht heißen, dass man einfach versucht, den Zinkmangel zu beseitigen, ohne dass man mit Hilfe des Zinkmangels gleich eine "Krankheit" (z. B. KPU) konstruieren will?
Gut, wenn er durch Resorbtionsstörungen zustande gekommen ist, sollte man klären, weshalb Resorbtionsstörungen bestehen.
Wenn evtl. gar ein M. Wilson dahinter stehen würde, dann sollte man bei entsprechendem Verdacht diesen ausschließen.
Was mir auch auffällt ist, dass behauptet wird, die KPU-Patienten verlieren über den Urin zuviel Zink, aber Messungen dieser erhöhten Zinkausscheidung (z. B. im 24h-Urin) scheinen nicht angeboten oder empfohlen zu werden. Weshalb denn nicht?
Oder wird der Zinkmangel bei KPU-Patienten im Serum oder Vollblut gemessen? Ich vermisse auch dazu Empfehlungen der KPU-Experten.
2. Zitat Kate:
Es ist ungeklärt, was beim KPU-Test gemessen wird: Urobilinogen? Gesamtpyrrole? Oder gar das HPL? Falls letzteres der Fall wäre, würden KPU- und HPU-Test dasselbe messen und die ganze Exklusivität von Kamsteegs Test wäre hinfällig.
Was messen eigentlich die einzelnen Labore im Urin? Und: Wie kann man bei Werten, die nur an
einzelnen Patienten gemessen wurden, überhaupt einen für die
Gesamtbevölkerung gültigen Normbereich festlegen?
Könnte es denn nicht sein, dass diese Normbereiche (bewußt oder unbewußt)
falsch definiert sind, d. h. dass es dadurch zu Fehldiagnosen kommt und so fast jeder, der seinen Urin untersuchen läßt, KPU hat?
Diese 3 Fragen habe ich mir schon wiederholt gestellt.
Gründe für fehlerhafte Normbereiche kann man vermuten. Siehe z. B. mein Thread mit dem Titel:
https://www.symptome.ch/threads/unternehmen-unterwandern-foren-und-selbsthilfegruppen.22505/
Kurz zusammengefasst: Es gibt Menschen (Unternehmen, Ärzte, Therapeuten, etc.), die haben aus unterschiedlichsten Gründen ein Interesse daran, dass sie für "ihr" Produkt, das kann sein ein Nahrungsergänzungsmittel oder eine Therapie, "Betroffene" oder "Abnehmer" finden und diese Interessengruppen versuchen über Internetforen und Selbsthilfegruppen ihr Produkt bekannt zu machen. Dabei soll es auch vorkommen können, dass sich Vertreter als "Betroffene" tarnen, etc.
"Einwurf" schrieb im Thread "Teufelchens Tagebuch":
KPU gibt's außerhalb der Wunschvorstellungen von Nahrungsmittelergänzungsherstellern nicht. Ob da jetzt irgendwelche mehr oder minder imaginären Symptome mit dubiosen Tests und frei erfundenen Grenzwerten kommerzieller Labore übereinstimmen, spielt keine Rolle.
Ich weiß, dass seine Argumente von den hier vertretenen KPU-Anhängern teils vehement bestritten werden, aber ich halte es für möglich, dass an
dieser Aussage von "Einwurf" etwas dran sein könnte.
3. Vitamin B6:
Es wird behauptet, dass bei den Patienten Vitamin B6 fehlen würde, aber ich habe den Eindruck, dass Vitamin B6 kaum mal gemessen wird? Und weshalb nicht? Könnte es evtl. sein, dass man weiß, dass bei einer Messung in der Mehrzahl der Fälle gar keine Mängel festgestellt werden?
Ich lasse mich gern belehren, denn für mich sind solche Unklarheiten ein Zeichen dafür, dass HPU und KPU vielleicht doch konstruierte Krankheiten von einigen sind, die damit auch Geld verdienen.
Wird nicht mit Hilfe des weit verbreiteten Zinkmangels eine Krankheit konstruiert?. Es werden Urinwerte untersucht, bei denen man nicht genau weiß, wie die Normbereiche zustande gekommen sind. Denn das hieße, dass man den Urin einer
sehr großen Anzahl von Gesunden
untersuchen müßte, um einen verläßlichen Normwert erst mal zu haben.
Ein falscher Normwert hingegen macht aus einem gesunden Menschen einen an "KPU" -Erkrankten mit den (von manchen sicher gewünschten) Folgen einer Therapie mit bestimmten dafür propagierten Nahrungsergänzungsmitteln.
Hinzu kommt "dieser" für mich sehr suspekte Fragebogen für HPU/KPU, in dem nahezu alle denkbaren Krankheitssymptome (auch von anderen Krankheiten) abgefragt werden, so dass nahezu jeder Mensch davon einzelne Symptome haben wird.
Dass es jemandem, der einen Zinkmangel hat, guttun wird, wenn er ein Präparat einnimmt, dass auch Zink in einer nicht zu niedrigen Dosierung enthält, ist doch klar.
Dass Vitamin B6 in einer nicht zu hohen Dosierung nicht schaden wird und dem einen oder anderen auch guttun wird, ist auch wahrscheinlich und eine Anreicherung mit Magnesium, bei dem auch viele Menschen einen Mangel haben, wird auch niemandem schaden, sondern dem einen oder anderen guttun.
Wenn man also ein Präparat verkauft, das Substanzen enthält, von denen man weiß, dass ein großer Teil in der Bevölkerung daran (aus den unterschiedlichsten Gründen) einen Mangel hat, dann ist zu erwarten, dass die Betroffenen, die es einnehmen, sich besser fühlen. Hat man diesen Betroffenen vorher durch einen Test "nachgewiesen", dass sie dieses Präparat zur Therapie einer "Krankheit" benötigen, dann könnte es sein, dass man damit "Dauerkunden" gefunden hat....
Nun, ich weiß, es wird ein Aufschrei an so manchem Computer zu hören sein, der diese Zeilen liest.
Aber vielleicht denkt doch der eine oder andere nach und beginnt an seiner Gutgläubigkeit zu zweifeln.
Jedenfalls ist für mich diese "Krankheit" KPU/HPU mit so vielen Fragezeichen versehen, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass dahinter eine
eigenständige Krankheit steht.
Dass die Betroffenen krank sind, will ich nicht in Frage stellen, nur frage
ich mich, wie die zugrundeliegende Krankheit wirklich heißt.
Sicher kann vor allem ein Zinkmangel zu Beschwerden führen, insbesondere dann, wenn es dadurch auch noch zu einer starken Vermehrung von Kupfer kommt und sicher wird dann ein Zinkpräparat den Betroffenen gutun. Aber ist damit bewiesen, dass es KPU gibt?
Es könnte sein, dass der Patient, den
C. Pfeiffer (der Entdecker von KPU) im letzten Jahrhundert (ca. 1980 und zuvor) beschrieb, der u. a. eine Psychose hatte, unter Wahnvorstellungen, Halluzinationen,
Tremor, Muskelrigidität und dazu noch erhöhte Leberwerte hatte und bei dem sich alle diese Dinge auf Zink und Vitamin B6 hin besserten, dass dieser Patient wohl unter M. Wilson litt, denn erhöhte Leberwerte, psychische Probleme, Tremor, Muskelrigidität findet man bei M. Wilson sehr häufig.
Da er die Therapie bekam, die man auch beim M. Wilson einsetzt, nämlich Vitamin B6 und Zink, haben sich dessen Beschwerden gebessert. Pfeiffer hat den Erfolg der Besserung unter dieser Medikation vielleicht fälschlicherweise als eine erfolgreiche KPU-Behandlung gesehen.
Hätte man diesen Patienten vorher auf M. Wilson untersucht, wäre wohl auch Pfeiffer klar gewesen, dass die Besserung wegen der Behandlung des M. Wilson eintrat.
Da M. Wilson damals, also vor 1980 noch weniger bekannt wie heute war, hat Pfeiffer mit seinen Fällen vielleicht Fälle eines M. Wilsons gemeint.
Aus:
Pyrrolurie(Malvarie)
[FONT=Verdana,Arial,Helvetica]von Dr. rer. nat. Dr. med. Carl C. Pfeiffer[/FONT]
Bei ihrem psychiatrischen Patienten mit Zinkmangel handelte es sich um einen 18jährigen jungen Mann namens A.G. aus Carolina, der am einem College in Kalifornien Musik als Hauptfach studierte. Unter der sozialen Belastung im College wurde der Patient agitiert und war bei der Aufnahme in einem kalifornischen Medical Center örtlich und zeitlich desorientiert und litt unter ständigen visuellen und akustischen Halluzinationen. Er sprach weder auf 180 mg/Tag Prolixin, noch auf 100 mg/Tag Haldol an. Er wurde nach South Carolina zurückgeschickt und zur weiteren Untersuchung und Behandlung eingewiesen. Als einzige Veränderung wurde bei den Routine-Tests eine Erhöhung der Leberenzyme SGOT, SGPT und LDH nachgewiesen, welche bei Vitamin B6-Mangel zunehmen. Die Hirnwellen zeigten in sämtlichen Ableitungen eine amorphe, langsame Aktivität - wiederum einen Vitamin B6-Mangel. Die Behandlungsversuche mit Fluphenazin, Reserpin und Thioridazin waren erfolglos. Es kam bei ihm zum anfallsweisen Blutdruckanstieg auf 150/120 – einem Zeichen von Kupferüberschuss. Er litt unter Wahnvorstellungen und Halluzinationen, war selbstzerstörerisch und wiederholte auf Fragen langsam die Worte des untersuchenden Arztes. Nach einer Serie von 15 Elektroschock-Behandlungen (ECT) kam es zu einer vorübergehenden Besserung, jedoch war der Patient innerhalb von 10 Tagen nach der ECT genauso psychotisch wie zuvor und versuchte, aus dem Fenster zu springen.
Niedriger Zink- und hoher Kupferspiegel erkannt
Als alles erfolglos geblieben war, wurden in seinem Blutserum die Spiegel der Spurenelemente untersucht. Der Zinkwert betrug 65 mcg% (unser Normalwert liegt bei 100-120), der Kupferwert 185 (unser Normalwert für Männer beträgt 100 mcg%). Zitat der Verfasser: „Weil sich jede andere Behandlung als unwirksam erwiesen hatte, beschlossen wir, den Patienten so zu behandeln, als litte er an Pyrrolurie, und zu versuchen, Zink und Pyridoxin zu substituieren.“
Nachdem er täglich 160 mg die Zink und zweimal täglich 1 g Vitamin B6 erhielt, wurde der Patient innerhalb von 2 Tagen ruhig und bewusstseinsklarer, konnte sein verschlossenes Zimmer verlassen und sich mit den anderen Patienten auf der Station treffen. Seine Muskelrigidität und der Tremor liessen innerhalb von 2 Tagen nach. Bei anhaltender Besserung war innerhalb eines Monats der Affekt (Emotionen) normal, der Patient machte Zukunftspläne und nahm die Welt um sich herum wahr. Sein überprüfter Psychosegrad (Inpatient Behavior Scale) betrug anfänglich sogar 71 und war bei der Entlassung mit 10 normal. Bei der Nachuntersuchung nach einem Jahr besuchte er wieder das College und fühlte sich wohl, sein Zinkspiegel war nach wie vor niedrig (75 mcg%), während sein Kupferspiegel mit 90 mcg% normal war. Der Patient war voll kooperativ und nimmt weiterhin täglich seine Dosis Zink und Vitamin B6.
Gruß
margie