Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach . Nudging = Anstupsen kann helfen)

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Manchmal sind Geist und Körper zu schwach, um zu widerstehen ...
Da fällt es schwer, gewissen Verlockungen zu widerstehen – auch wenn wir wissen, dass sie eigentlich nicht gut für uns sind. Wir greifen zum überzuckerten Snack statt zu Gemüse, bleiben stundenlang an Social-Media-Feeds hängen und machen einen Serienmarathon auf dem Sofa statt joggen zu gehen. Wir entscheiden uns oft für die kurzfristig bequemere, genussvollere oder attraktivere Option statt für die, die langfristig besser für uns ist. Menschen haben biologische, psychologische und soziale Schwachstellen, die zum Beispiel auch Unternehmen in der Werbung oder bei der Gestaltung von Apps oder Produkten ausnutzen.

Gegenmaßnahme: sich selbst in die richtige Richtung stupsen

Eine verhaltenswissenschaftliche Methode, mit der jeder seine Fähigkeiten zur Selbstkontrolle stärken kann, stellen Ralph Hertwig, Direktor des Forschungsbereichs Adaptive Rationalität am Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, und Samuli Reijula, Philosoph an der Universität Helsinki nun im Journal Behavioural Public Policy vor. Mit dem sogenannten Self-Nudging könne jeder seine unmittelbare Umgebung so verändern, dass gewünschte Entscheidungen leichter fallen, so die Autoren.
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Mit diesen "Werkzeugen" wird gestupst
Die Self-Nudging-Werkzeuge teilen die Forscher in ihrem Artikel in vier Kategorien auf:
  1. Erinnerungen und Hinweise für sich selbst platzieren; zum Beispiel das Foto eines Apfels auf der Kühlschranktür oder die Jogging-Schuhe vor dem Bett.
  2. Den Entscheidungen einen anderen Rahmen geben (Framing). Beispielsweise können wir die Entscheidung zwischen Joggen oder Nichtjoggen auch als eine Entscheidung zwischen Gesundheit oder Krankheit im Alter framen oder jede Treppe als eine Gelegenheit willkommen heißen, unsere Lebenserwartung minimal zu erhöhen.
  3. Die Zugänglichkeit zu Dingen, die uns schaden können, verringern und Hürden einbauen, oder umgekehrt die Dinge, die wir wollen, einfach machen; zum Beispiel die Voreinstellungen in elektronischen Geräten ändern und Benachrichtigungen von Social-Media-Apps ausschalten.
  4. Sich etwas Druck und Selbstverpflichtung mittels sozialer Verträge aufbauen. Indem man sich zum Beispiel gegenüber Freund*innen zu einer finanziellen Spende für eine politische Partei, die man wirklich nicht mag, verpflichtet, sofern man die Frist für die Abgabe einer Arbeit nicht einhält.
  5. Ein typisches Beispiel für einen Nudge ist die Platzierung von Obst auf Augenhöhe an der Kasse von Mensen und Schulkantinen, während der Kuchen in einer hinteren, schwer erreichbaren Ecke versteckt wird. Da die Politik um die langfristig gesundheitsschädliche Wirkung von der angeborenen Lust auf Süßes weiß, könnte sie durch die Veränderung der Essensplatzierung in öffentlichen Mensen die Entscheidungen der Menschen beeinflussen. Doch schon beim Abendessen zu Hause kommen diese Nudges nicht mehr an. Der Self-Nudger hingegen erkennt, welche Faktoren in der Umgebung seine Selbstkontrolle auf die Probe stellen und kann sich die gleichen evidenzbasierten Prinzipien, wie sie beim Nudging im öffentlich Raum verfolgt werden, zunutze machen. So könnte er beispielsweise entscheiden, Süßigkeiten in der eigenen Küche ganz hinten im obersten Küchenregal aufzubewahren. ...

Daß die Süssigkeiten an der Kasse im Supermarkt eine Verführung sind und vor allem Mütter mit Kleinkindern schier zur Verzweiflung bringen können, ist bekannt und diese Taktik wird von den Supermärkten ganz bewußt eingesetzt, um zum Kauf zu verführen.

Ob das "Self-Nudging" tatsächlich auf Dauer funktioniert, um sich selbst vom "Sündigen" abzuhalten, weiß ich nicht. Aber es ist den Versuch wert!

Grüsse,
Oregano
 
Das wäre schön!

Alle möglichen Fitness-Kleingeräte fliegen bei mir schon rum und habe sie die letzten Tage sogar benutzt.

Für die Küche sollte ich mir Gemälde mit Bildern von ursprünglicher Nahrung anschaffen.
 


das ist interessant.

aber mir fehlen da positive lösungen. süßigkeiten hinten im schrank halten auch keinen davon ab sie zu essen.

garkeine im haus und statt dessen bei süßhunger eine selbstgemachte gesunde süßpeise oder ebensolche kekse macht mehr spaß und erfüllt den gleichen zweck.

teils geht es auch noch gesünder.

ich hab früher zeitweise für reiche leute gekocht und da war mal eine frau anfang 30, die ständig gegen eine gewichtszunahme kämpfte, aber abends vor dem tv süßigkeiten und chips gefuttert hat.

ich hab ihr dann eine rohkostplatte (sticks von möhren, kohlrabi usw., ohne sauce) vorbereitet und für abends in den kühlschrank gestellt und am nächsten tag war alles weg und sie begeistert. besonders die möhren fand sie gut, weil frische bio-möhren rel. süß sind.

von da an aß sie abends vor dem tv die möhrensticks und nur am wochenende süßigkeiten, aber da auch nicht mehr wahllos den supermarktdreck, sondern schokolade aus dem bioladen. eine ganze tafel. die aber für`s ganze wochenende .

gewichtsprobleme hatte sie nicht mehr (auch ihre chron. müdigkei verschwand), da es auch insgesamt besseres essen gab. und trotzdem so lecker, daß immer häufiger leute zum essen eingeladen wurden.

bei meinen pflegekindern war es eh kein problem. die liebten es mit mir zusammen plätzchen zu backen.

und sich im supermarkt oder sonstwo schreiend auf den boden zu werfen um irgendwas zu bekommen, gab es eh nicht, weil sie schon beim ersten versuch (zuhause oder auf dem spielplatz usw.) gemerkt haben, daß sie damit garnichts erreichen.

und dann sehr schnell rausgefunden haben, daß sie mit vernünftigem verhandeln (kein endloses generve) manches sofort bekommen und manches dann ein anderes mal oder später.

ein besonders süßer junge, der gerade erst 2 geworden war als ich ihn übernommen hab, hat es sofort begriffen. er konnte zwar eigentlich schon sehr gut sprechen, liebte aber einwortsätze und vereinfachung von wörtern usw.

wenn er irgendwas wollte, hat er dann einfach darauf gezeigt und andermal ? gesagt und war zufrieden wenn ich ja gesagt hab.
und das war fast jedes mal, weil andermal ja auch sehr viel später sein konnte. und manches gab es natürlich auch sofort.
und wenn ich mal nein gesagt hab, gab es eine kurze erklärung warum, z.b. zu ungesund und dann war er auch zufrieden.

und er war keinewegs ein unterdrücktes und frustriertes kind, sondern aus dem kleinen mit schlimmen angstzuständen (er war von seinen eltern geschlagen und vor allem auch psych. mißhandelt worden) wurde sehr schnell ein selbstbewußter und fröhlicher junge und obwohl ich ihn nur etwas über ein jahr hatte, blieb es so, weil er nicht mehr so von seinen eltern abhängig war, sondern dann auch in der nachbarschaft bezugspersonen hatte, so daß er seinen eltern aus dem weg gehen konnte, wenn die schlecht gelaunt waren.

vor ein paar jahren hab ich ihn zufällig im inet gefunden und er hatte sein studium schon fast abgeschlossen (mit 23) , obwohl er auch noch auslandssemester und praktika hatte und es ging ihm gut und obwohl eine email gereicht hätte, weil ich nur wissen wollte, ob es ihm gut geht und er sích kaum an mich erinnern konnte, weil er erst knapp 3,5 war als ich weggezogen bin, hat er mir mehrere mails geschrieben und ich hab im inet auch noch einiges gefunden, das zeigte, daß er auch bei seinen kommilitonen usw. beliebt war. also kein streber, der nur auf gute noten wert legt.

auch bei den anderen kindern (alle verhaltensgestört als ich sie übernommen hab, weil sie schlimmes durchgemacht hatten) war es auch so, wenn ich sie nach vielen jahren mal wiedergesehen oder gesprochen habe.

bis ende 20 konnte ich so viel essen wie ich wollte (auch süßes, aber viel hab ich eher selten gegessen) und hatte trotzdem immer max. 48 kg, war schlank, aber nicht dünn. dann hab ich viele jahre trotz wenig essen (permanent, nicht nur als diät) ständig zugenommen und damit war süßes usw. gestrichen.

jetzt ist die stoffwechselblockade weg (welche das war, hab ich nicht rausfinden können und die ärzte sowieso nicht, ihr verschwinden ist das einzig positive an dem crash) und ich kann wieder süßes essen, was auch bzgl. der aip gut ist, aber es ist meist nur sehr wenig, weil ich durch den crash viel abgenommen hab und das nicht wieder zunehmen möchte, jedenfalls nicht mehr als die 2 kg, die ich in den ersten tagen nach dem krankenhaus zugenommen hab, was gut war, weil ich im gesicht so eingefallen war.

nicht viel süßes zu essen ist für mich aber rel. einfach, weil es das nur nach dem essen als dessert gibt und da reicht ein kl. bißchen fast immer, außer wenn es mein lieblingseis gibt, da eß ich eine gr. portion. ist aber nicht oft.


lg
sunny
 
Hallo sunny,

self-nudging bedeutet, daß man es schafft, sich selbst vor ungesundem Verhalten zu schützen und dazu zu motivieren, sich nicht selbst zu schädigen - eben durch "anstupsen".
Du beschreibst, wie Du mit Kindern umgegangen bist, die Du betreut hast, also war das kein Self-nudging ...

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Die Nudges, zu Deutsch: Stupser, helfen uns dabei, selbst gesteckte, langfristige Ziele zu erreichen. Dabei müsse man jedoch zunächst verstehen, wie die Architektur unserer Umgebung unsere Entscheidungen beeinflusst – zum Beispiel die ständigen Benachrichtigungen von Apps auf unserem Smartphone oder der Inhalt des eigenen Kühlschranks. Im zweiten Schritt gelte es, diese Architektur gezielt so zu verändern, dass wir es uns selbst leichter machen, die Entscheidungen zu fällen, die wir wollen. Wir geben uns dadurch selbst Stupser in die gewünschte Richtung.

Vier Möglichkeiten, das eigene Verhalten zu beeinflussen
Die Self-Nudging-Werkzeuge teilen die Forscher in ihrem Artikel in vier Kategorien auf:
(1) Erinnerungen und Hinweise für sich selbst platzieren; zum Beispiel das Foto eines Apfels auf der Kühlschranktür oder die Jogging-Schuhe vor dem Bett.
(2) Den Entscheidungen einen anderen Rahmen geben (Framing). Beispielsweise können wir die Entscheidung zwischen Joggen oder Nichtjoggen auch als eine Entscheidung zwischen Gesundheit oder Krankheit im Alter framen oder jede Treppe als eine Gelegenheit willkommen heißen, unsere Lebenserwartung minimal zu erhöhen.
(3) Die Zugänglichkeit zu Dingen, die uns schaden können, verringern und Hürden einbauen, oder umgekehrt die Dinge, die wir wollen, einfach machen; zum Beispiel die Voreinstellungen in elektronischen Geräten ändern und Benachrichtigungen von Social-Media-Apps ausschalten.
(4) Sich etwas Druck und Selbstverpflichtung mittels sozialer Verträge aufbauen. Indem man sich zum Beispiel gegenüber einem Freund oder einer Freundin zu einer finanziellen Spende für eine politische Partei, die man wirklich nicht mag, verpflichtet, sofern man die Frist für die Abgabe einer Arbeit nicht einhält.

„Wir alle haben in unseren Köpfen und Körpern verschiedene Bedürfnisse und Wünsche, die ständig miteinander in Verhandlung treten. Self-Nudging kann dabei helfen, bewusster mit diesen inneren Verhandlungsprozessen umzugehen. So kann mit ganz praktischen Werkzeugen die Selbsterkenntnis gefördert werden“, sagt Samuli Reijula, Philosoph an der Universität Helsinki.

Das Self-Nudging macht sich die Forschung zum Nudging zunutze, das in der Psychologie, der Verhaltensökonomie und der Politik in den letzten Jahren an Popularität gewonnen hat. Um Menschen zu gesünderen und rationaleren Entscheidungen zu bewegen, soll ohne Verbote oder finanzielle Anreize das Verhalten von Menschen in eine gewünschte Richtung gesteuert werden. Doch ist Nudging unter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern nicht unumstritten.
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Nudging - eine Form der Manipulation?:


(köstlich: die musikalische Treppe in Stockholm als nudge)
(engl.)

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Grüsse,
Oregano
 
Zuletzt bearbeitet:
das mit den kindern bezog sich auf den teil deines beitrags:

Daß die Süssigkeiten an der Kasse im Supermarkt eine Verführung sind und vor allem Mütter mit Kleinkindern schier zur Verzweiflung bringen können,

und brachte meine kinder schon früh dazu, "self-nudging " zu lernen ("andermal").

im ersten teil meines beitrags stand, was ich bzgl. "süßhunger" gemacht habe und immer noch mache,

garkeine im haus und statt dessen bei süßhunger eine selbstgemachte gesunde süßpeise oder ebensolche kekse macht mehr spaß

eine rohkostplatte (sticks von möhren, kohlrabi usw., ohne sauce) vorbereitet und für abends in den kühlschrank gestellt


aber halt positiv und nicht mit sowas:

"zu einer finanziellen Spende für eine politische Partei, die man wirklich nicht mag, verpflichtet, " (in dem von dir verlinkten info)

oder etwas nicht funktionierendem (im gleichen link):

"Süßigkeiten in der eigenen Küche ganz hinten im obersten Küchenregal aufzubewahren. "

von den sehr vielen patienten, die ich in versch. praxen bzgl. ernährung beraten habe, hätte sich kein einziger dadurch davon abhalten lassen die "versteckten" süßigkeiten zu essen.

auch nicht von dem photo eines apfels auf der kühlschranktür (gleicher link), aber durchaus von einer rohkostplatte mit leckerem gemüse oder von etwas tatsächlich vorhandenem obst oder selbstgemachten gesunden alternativen, wenn es etwas süßeres sein sollte (und auch erwachsene mit dem von meinem pflegekind erfundenen "andermal", das mir auch hilft, wenn ich unterwegs einen schokoriegel kaufen und essen möchte, obwohl schokolade z.zt. garnicht geht).


lg
sunny
 
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