Clematis
Hallo,
bei der Suche nach Nahrungsmitteln, die lagerfähig und dennoch rein sind, d.h. ohne Zusatzstoffe, Aromen und was sonst noch gepanscht wird, stieß ich auf zwei interessante Artikel.
Zwei Damen - also Verbraucherinnen - wagten das Experiment, sich ganz ohne diese Beimischungen zu ernähren und schildern hier ihre Probleme mit der Umsetzung und den Lösungen:
Eine Woche ohne Zusatzstoffe
Zwei Redakteurinnen, ein Experiment: sieben Tage ohne künstliche Zusatzstoffe
Testbericht: Eine Woche ohne Zusatzstoffe - GLAMOUR
Die nachstehenden Auszüge aus:
EISKALT ABSERVIERT
Die Kunden wollen natürliche Lebensmittel ohne Zusatzstoffe. Sagen sie.
https://www.brandeins.de/archiv/2003/elite/eiskalt-abserviert/
schildern die Probleme recht humorvoll aus Sicht eines Herstellers.
Hersteller natürlich belassener Nahrungsmittel stehen vor Problemen. Einerseits verlangen Verbraucher laut Umfragen zu 61% reine Nahrungsmittel, kostet aber ein Produkt deshalb auch nur 30-60 Cent mehr als das Verpanschte der Konkurrenz, dann bleibt das Produkt im Regal liegen. Eine Firma wagte das Experiment, verzichtet ganz auf Zusatzstoffe, wies die Zutaten lückenlos auf der Verpackung aus, was sich 75% der Verbraucher wünschen. Die Firma holte sich einen Spezialisten, um sicher zu stellen, daß sie beim Einkauf nicht selbst auf undurchsichtige Deklarationen hereinfallen würde:
Wir Verbraucher müssen uns sozusagen selbst umerziehen: gepanschtes Brot schmeckt völlig anders als jenes aus dem Bioladen, bei Kuchen ist der Unterschied noch größer, sehr ungewohnt. Die Zusätze erzeugen meist einen viel intensiveren Geschmack als das natürlich belassene Produkt. Hat man sich jedoch selbst "umerzogen" schmeckt man die Chemie im Gepanschten eindeutig heraus, sie hinterläßt einen eklichen Nachgeschmack.
Die feinen Geschmacks-Nuancen natürlich belassener Nahrungsmittel zu erkennen und zu genießen, das will wieder gelernt werden, dann sind sie uns auch 30 oder 60 Cent mehr wert. Hinzu kommt, daß Naturbelassenes wirklich satt macht, den Organismus zufrieden stellt. Gepanschtes hält oft nicht lange vor, füllt zwar den Magen, erfüllt unsere Bedürfnisse aber nur oberflächlich und nicht nachhaltig.
Grüße,
Clematis
bei der Suche nach Nahrungsmitteln, die lagerfähig und dennoch rein sind, d.h. ohne Zusatzstoffe, Aromen und was sonst noch gepanscht wird, stieß ich auf zwei interessante Artikel.
Zwei Damen - also Verbraucherinnen - wagten das Experiment, sich ganz ohne diese Beimischungen zu ernähren und schildern hier ihre Probleme mit der Umsetzung und den Lösungen:
Eine Woche ohne Zusatzstoffe
Zwei Redakteurinnen, ein Experiment: sieben Tage ohne künstliche Zusatzstoffe
Testbericht: Eine Woche ohne Zusatzstoffe - GLAMOUR
Die nachstehenden Auszüge aus:
EISKALT ABSERVIERT
Die Kunden wollen natürliche Lebensmittel ohne Zusatzstoffe. Sagen sie.
https://www.brandeins.de/archiv/2003/elite/eiskalt-abserviert/
schildern die Probleme recht humorvoll aus Sicht eines Herstellers.
Hersteller natürlich belassener Nahrungsmittel stehen vor Problemen. Einerseits verlangen Verbraucher laut Umfragen zu 61% reine Nahrungsmittel, kostet aber ein Produkt deshalb auch nur 30-60 Cent mehr als das Verpanschte der Konkurrenz, dann bleibt das Produkt im Regal liegen. Eine Firma wagte das Experiment, verzichtet ganz auf Zusatzstoffe, wies die Zutaten lückenlos auf der Verpackung aus, was sich 75% der Verbraucher wünschen. Die Firma holte sich einen Spezialisten, um sicher zu stellen, daß sie beim Einkauf nicht selbst auf undurchsichtige Deklarationen hereinfallen würde:
Dann wurde alles mit hochwertigen Zutaten selbst gekocht. Gerichte, die ohne Zusatzstoffe nicht hergestellt werden konnten, verschwanden aus dem Sortiment.Udo Pollmer, Lebensmittelchemiker und Autor, ist bekannt als Deutschlands Mann fürs Kleingedruckte, also für jenes Formel-Esperanto, das auf der Rückseite von Nahrungsmittelpackungen die Zusatzstoffe auflistet. Berühmt wurde der bullige Emährungsspezialist vor 20 Jahren, als er in seinem Bestseller "Iß und stirb" dieses Esperanto bis ins unappetitliche Detail übersetzte -sehr zum Verdruss der Food-Multis und durchaus zum Entsetzen der Verbraucher, die plötzlich realisierten, welcher Chemiecocktail ihnen da täglich verabreicht wurde. Seitdem gilt der Chef des von ihm gegründeten Europäischen Instituts für Lebensmittel und Ernährungswissenschaften als einer der schärfsten Kritiker der Lebensmittelbranche.
Wegen der geringen Preiserhöhung gingen die Umsätze stark zurück:Gegessen wird das Ganze von einer Verbraucherschaft, die immer bequemer essen, dafür aber nichts tun und möglichst wenig ausgeben will. Fast 40 Prozent aller Deutschen können heute kaum mehr kochen; in den USA, wo 95 Prozent alles Verzehrten aus industrieller Produktion stammt, wird schon in 60 Prozent aller Haushalte überhaupt nicht mehr gekocht.
Die gute Nachricht: Qualität schmeckt besser.
Die schlechte Nachricht: Qualität ist teurer.
Da fällt es schwer bei dem Reinheitsgebot zu bleiben und es entstehen Zweifel: wollen Verbraucher wirklich reine Nahrung? Eigentlich hätte das Produkt doch vermehrt gekauft werden müssen, wenn tatsächlich 61% der Esser lieber reine Nahrung verzehren? Aber nicht nur der Preis entscheidet, sondern auch die Futterprägung!"Mit 20 Prozent weniger Umsatz hatten wir gerechnet, schließlich haben wir ja auch unser Sortiment verkleinert", sagt der Chef heute, "minus 30 Prozent sind aber schon ein unerwarteter Schlag ins Kontor."
Daß diese Futterprägung ausgezeichnet funktionert, weiß ich aus eigener Erfahrung. Erdbeeren kannte ich als Kind nur aus Konserven. Es dauerte sehr lange bis ich später frischen Erdbeeren etwas abgewinnen konnte, aber nur unter Hinzufügen von etwas Zucker, wenn sie Saft gezogen hatten. Seit langem achte ich darauf, nichts zu kaufen, das Nitritpökelsalz enthält. Wenn ich heute versehentlich so etwas esse, dann wird mir regelrecht schlecht davon - früher, weil ich daran gewöhnt war, merkte ich davon nichts.Und wenn nicht? Was, wenn die vorgeblichen Wünsche der Verbraucher tatsächlich nur Lippenbekenntnisse waren? War es falsch, auf Kunden zu setzen, die mindestens genauso schizophren sind wie die Hersteller - öffentlich gibt man sich qualitätsbewusst, hinter verschlossenen Türen mit billigem Großküchengemansche zufrieden? Seltsam sei das schon, sagt Udo Pollmer: ,Jeder ernährungsphysiologische Quatsch wird von den Medien hochgejubelt, jedes vermeintliche Wundervitamin kaufen die Leute wie blöd. Aber wenn mal jemand wirklich auf all die faulen Tricks verzichtet, interessiert sich niemand." Wer die Leute auf den Geschmack bringen will, muss ihre Futterprägung ändern. Das dauert.
Auch Heino Fangmann, Projektleiter Audits beim Institut Fresenius in Taunusstein, kann über die Widersprüchlichkeiten der Leute nur noch lachen: "In Verbraucherbefragungen sagen die Leute immer, dass sie kein Nitritpökelsalz in der Wurst wollen. Wenn die Wurst aber grau im Regal liegt, wird sie nicht gekauft." Offenbar kann es, wenn's um die Wurst geht, den Deutschen nicht billig genug sein, und dafür gibt es möglicherweise einen ganz einfachen Grund. "Der Verdauungstrakt von Menschen will im Prinzip immer das Gleiche. Wer sich einmal an den Geschmack gewisser Aromastoffe gewöhnt hat, wird immer wieder nach ihnen verlangen", weiß Pollmer.
Wie diese Futterprägung funktioniert, lässt sich gut an Kindern ablesen, die ihr Leben lang an künstliches Erdbeeraroma gewöhnt wurden: Sie reagieren enttäuscht über die wahre Frucht, die ihnen fade erscheint. Auf diese Weise erzieht sich die Industrie ihre Kunden.
Wir Verbraucher müssen uns sozusagen selbst umerziehen: gepanschtes Brot schmeckt völlig anders als jenes aus dem Bioladen, bei Kuchen ist der Unterschied noch größer, sehr ungewohnt. Die Zusätze erzeugen meist einen viel intensiveren Geschmack als das natürlich belassene Produkt. Hat man sich jedoch selbst "umerzogen" schmeckt man die Chemie im Gepanschten eindeutig heraus, sie hinterläßt einen eklichen Nachgeschmack.
Die feinen Geschmacks-Nuancen natürlich belassener Nahrungsmittel zu erkennen und zu genießen, das will wieder gelernt werden, dann sind sie uns auch 30 oder 60 Cent mehr wert. Hinzu kommt, daß Naturbelassenes wirklich satt macht, den Organismus zufrieden stellt. Gepanschtes hält oft nicht lange vor, füllt zwar den Magen, erfüllt unsere Bedürfnisse aber nur oberflächlich und nicht nachhaltig.
Grüße,
Clematis
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