Das eigene Ich finden

Themenstarter
Beitritt
25.04.09
Beiträge
643
Vor über 7 Jahren ist mein Mann verstorben.
Danach hab ich mein eigenes Ich gelebt. Hab all die Dinge getan, für die ich nie Zeit hatte. Hab meine Ideen ausgelebt, war frech, aufmüpfig,direkt, böse und sensibel zugleich.....
Ohne es wirklich zu wissen, war ich auf der Suche...... auf einer Suche nach etwas, was ich nicht wursste, daß ich es suche.
Nun empfinde ich plötzlich eine Leere.
Hab ich mich gefunden?
Bin ich jetzt bereit mich wirklich kennen zu lernen, mich neu zu erfinden?
 
Ohne es wirklich zu wissen, war ich auf der Suche...... auf einer Suche nach etwas, was ich nicht wursste, daß ich es suche.

Mir fällt dazu ein älterer Beitrag ein in einem Thread von Marcel, vielleicht magst du es mal lesen:
was mir von Anfang an bei dem Wort "Selbstfindung" in den Sinn kam, was ich aber nicht so richtig zu formulieren wusste, ist die Frage, w a s wir da so finden können oder könnten, wenn wir uns auf eine solche Suche begeben.

Und ob wir das bewusst oder unbewusst tun.

Also ob man wirklich direkt und bewusst sagt "Ich möchte mich selbst finden, verwirklichen, ausleben o.ä.", oder ob man durch irgendwelche "Zufälle" - die sicher auch ein interessantes Thema sein können, was einem eben so alles "zufällt" im Leben - auf einen Weg kommt, der einen vielleicht (näher) zu sich selbst führt, ohne dass man das eigentlich so w o l l t e. Und das könnte durch einen Partner, Freund, Lehrer oder andere Begegnungen, Erlebnisse, Situationen sein, durch Bücher, oder aber auch, und nicht zuletzt, durch eine Krankheit. Später fragt man sich vielleicht, wie und warum man gerade an dies, das oder die oder den gekommen ist, und erkennt je nachdem für sich, dass es alles n i c h t so ganz zufällig war.

Dass wir vielleicht sogar auf die Suche nach uns selbst "geschickt" wurden, obwohl wir uns gar nicht so recht ge-schickt fühlten, aber vielleicht ein wenig geführt - es muss ja nicht gleich "berufen" sein, aber etwas in der Art mag auch dazu kommen, nicht nur im beruflichen Sinne (gerade merke ich, im Beruf steckt auch schon ein "Ruf" drin).

Na ja, wer oder was "schickt" oder "führt" oder "ruft" da, wenn man es denn so empfindet oder erlebt?

Ist das auch schon das eigene Selbst - von dem wir ja erstmal nicht so genau wissen, was es ist - oder doch? Wissen wir, als Menschen, was wir da finden werden, und brauchen es also "nur" zu finden? Oder werden wir auch über die Frage-n stolpern, was das eigentlich ist, Selbst, Ich, Selbst-Bewusstsein, Seele, Geist in uns? Und dem "Sinn" von alledem? Ja, und woher das vielleicht alles kommt und stammt?

Irgend ein "Image", das wir vielleicht vorher von uns und unserem Leben hatten, oder gerne gehabt hätten, werden wir wohl, je ernsthafter wir suchen, um so weniger finden. Und ob das neue Nicht-Image so unbedingt alltagstauglich ist, wird sich auch erst zeigen müssen. Oder es stellt sich auch umgekehrt die Frage, ob sowas wie "normaler Alltag" (was immer das ist und sein kann) überhaupt zu diesem "Selbst" passt, das wir suchen und finden (wollen).


Das erstmal allgemein dazu. Da gibt es natürlich eigene Erfahrungen, die mich eher unbewusst dazu gebracht haben, mich überhaupt so manches zu fragen, zu suchen, von dem ich vorher nämlich so gar nicht(s) wusste, dass das irgendwas von "Selbstfindung" hat, ja und auch nicht, was man da vielleicht so finden könnte.
 
Hab ich mich gefunden?

nein, dann wär das:

Nun empfinde ich plötzlich eine Leere.

nicht der fall.

manche finden schon rel. früh das, was sie ausmacht und das was sie machen möchten.
aber auch die nicht unbedingt dauerhaft. das führt dann bei manchen u.a. auch zur "midlife-crisis".

andere suchen lebenslänglich und erleben dabei viele interessante dinge, lernen viele nette und interessante leute kennen, probieren viele neue hobbys und berufe aus bis sie sich bei einem so wohlfühlen, daß sie dabei bleiben (ich war nach -zig versch. berufen und hobbys schon mitte 40 als ich ahnte, was es ist und noch mal eine neue ausbildung gemacht und seitdem meinen traumberuf habe).

es gibt auch leute, die sogar im rentenalter noch mal etwas ganz neues ausprobieren (grandma moses hat z.b. im rentenalter angefangen zu malen und wurde noch ganz berühmt) und davon so begeistert sind, daß sie es nicht nur weitermachen, sondern auch ganz neue seiten an sich entdecken (und dadurch auch jung bleiben).

und es gibt auch solche, die jahrzehntelang das gleiche machen, damit scheinbar zufrieden sind und in panik geraten, wenn sie erfahren, daß sie nicht mehr lange zu leben haben und dann merken, daß sie einiges verpaßt haben.

es gibt keine allgemeingültige lösung, weil jeder anders ist und der eine durch ausprobieren rausfinden kann, was er will und dabei auch schon viel spaß hat und der andere aus versch. gründen vor allem sicherheit will und sich bei zu viel neuem nur unwohl fühlt.

wobei sich das bei manchen auch ändert, wenn sie entweder anfangen zu genießen, daß sie heutzutage und hierzulande alle möglichkeiten haben ihr leben zu gestalten und nicht immer nur auf sicherheit und anpassung usw. bedacht sein müssen.

oder nicht so enden wollen wie manche, die, wenn sie erfahren daß sie nicht mehr lange leben nur noch in panik sind und ständig denken "hätte ich doch bloß" und "wäre ich doch nur" (hab ich früher in kliniken und praxen oft miterlebt und mir haben diese menschen sehr leid getan, weil sie einen schweren tod hatten und davor nur noch panik, während andere, die alles gemacht hatten, was sie wollten sich von allem und allen verabschiedet haben und dann nur noch neugierig waren, wie es weitergeht).

aber was auch immer man macht: solang man lebt, kann man immer noch mal etwas neues ausprobieren. :)


lg
sunny
 
Bin ich jetzt bereit mich wirklich kennen zu lernen, mich neu zu erfinden?
Hallo 6imo5,
eine wirklich interessante Frage und ich selbst denke immer noch, auch was mich betrifft, darüber nach.
Dass du dein eigenes Ich gelebt hast nach dem Tod deines Mannes, das zeigt, wie stark du bist und ich musste bei deiner Beschreibung über dich lächeln und sah dich förmlich vor mir.:)
Ich kann dir nicht sagen ob du dich gefunden hast, denn das spürst nur du ganz innen in dir.
Es bringt uns ja niemand bei, sich selbst zu finden und glücklich zu leben und denke, dass es das Leben mit unseren Erfahrungen sind, die uns zum eigenen Ich bringen.

Du spürst plötzlich eine Leere? Kann es sein, liebe 6imo5, dass du in diesen Momenten deinen Mann sehr vermisst? Oder ist es eine Unzufriedenheit mit dir?

Es ist nicht immer einfach ein Leben im inneren Einklang mit sich selbst zu führen, denn dafür ist das Leben viel zu vielseitig, lebendig und bunt. Das Wichtigste ist, dass man sich in der eigenen Haut wohl fühlt, auf sich hört, danach handelt und nichts macht, was andere von einem erwarten. Das ist nicht immer einfach, das habe ich selbst erfahren.

Während ich dir schreibe, 6imo5, ist mir bewusst geworden, dass ich mich nie gefragt habe wer ich bin und ich mich auch nie neu erfinden wollte, ich habe es fließen lassen und meine Erfahrungen gemacht und bin daran gereift. Es war eine "unbewusste Reise" zu meinem Ich.

Ich wünsche dir von Herzen ein zufriedenes und glückliches Leben und würde mich freuen von dir zu hören, dass deine plötzliche Leere nur kurz andauerte und du wieder frech, aufmüpfig, direkt, böse und zugleich sensibel unterwegs bist.😊

Herzliche Grüße von Wildaster💞
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich mir am nächsten bin, wenn ich für etwas brenne, mein inneres Feuer dafür hoch lodert. Seien es kreative Aktivitäten oder Themen und Menschen, die mich stark interessieren.

Andererseits gibt es noch ein ebenso starkes Gefühl, wenn ich in einer Art "Flow" bin, wo ich mich selbst und die Zeit völlig bei einer Aktivität oder Meditation vergesse, wo eigentlich mein "ich" gänzlich unerheblich und unwichtig wird. Ist man dann bereits "angekommen"?

Eine Leere verspüre ich oft, nachdem ein Bild fertig gemalt oder eine Musikaufnahme beendet ist. Es erfüllt mich während dieser Tätigkeit, aber direkt danach fühle ich mich einige Tage innerlich leer, man hat seine Energie dafür gegeben, die Vision ist raus. Erst einige Zeit später wandelt sich das Gefühl, wenn ich das Bild erneut ansehe oder die Aufnahme anhöre. Dann erfüllt es mich mit Freude.

Vielleicht ist es so ähnlich mit gelebten Gefühlen. Man lässt erstmal alles raus, was man sich bisher verkniffen hat. Dann wäre es natürlich, erstmal eine Leere zu spüren, bis sich dieses Gefühl erneut umwandelt in eine Art Zufriedenheit, diese Gefühle zu leben. Manches braucht einfach seine Zeit, denke ich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oh- ich hab grad erst die Antworten gefunden.... vielen Dank für Eure Aufmerksamkeit.

Zu allererst - ich bin noch nicht viel weiter, mit mir selber.
Allerdings ist diese Leere scheinbar überwunden.
Es mag wirklich daran gelegen haben, daß mir bewusst wurde, daß mir mein Mann fehlt. Mein Gesprächspartner, mein Mensch, den ich umsorgen konnte.
Das hab ich wohl wieder verdrängt...... verdrängt......sicher nicht überwunden, es wird immer wieder auftauchen.


Aber - ich gehe die Dinge etwas anders an. Ich konnte und kann mich von Dingen trennen. Noch nicht so umfangreich wie nötig, aber immerhin..... Und ich verschwende keinen Gedanken mehr, an die Dinge die weg sind.

Ich kann jetz Pflanzen, die zu groß wurden, auf den Kompost werfen und muss nicht mehr Gott und die Welt belabern, ob irgendwer meinen Überhang haben will und brauchen kann...... Ich mache sie zu Erde und das kann ich akzeptieren.
Ähnlich geht es mir mit anderen Dingen. Der Zwang sie gewinnbringend zu veräussern ist weg, ich verschenke großzügig, wenn wer was haben will und brauchen kann - ich hab auch schon Bücher und Hefte verbrannt....und keinen Gedanken dran verschwendet. --- Leider nehmen Sozialkaufhäuser kaum noch Dinge an, die Lager sind einfach voll.

Dieses etwas andere denken, macht mich froh und freier..... vielleicht kommt da doch mein eigenes Ich wieder hervor.....

Danke nochmal für Eure Aufmerksamkeit und Eure Denkanstösse......
 
eider nehmen Sozialkaufhäuser kaum noch Dinge an

ja, das ist hier auch, aber ich hab noch eine andere möglichkeit (örtl. privatinitiative) gefunden, bei der ich ein paar sachen abgeben kann.

Bücher und Hefte verbrannt

bücher kann man teils auch im städt. altenheim abgeben. da gibt es immer einige, die langeweile haben, weil sie keinen besuch bekommen und kein geld um sich bücher zu kaufen.

oder man hängt einen zettel an das schw. brett im supermarkt.

hier gibt es auch kostenlose wochenblätter, in denen man kostenlose anzeigen aufgeben kann, wenn man etwas zu verschenken hat.



lg
sunny
 
das mit den Büchern funktioniert nicht wirklich. Nachdem viele Menschen auf diese E-Lesegeräte umgestiegen sind, gibts eine Bücherschwemme. Die Diakonie verkauft immer wieder Umzugskisten voll von Büchern für 1€ und wirft sie letztlich doch weg. Genau so gehts mit Geschirr und Bett- und Tischwäsche. Lange Zeit gabs am Wertstoffhof eine Geschenkeecke, aber die ist seit Corona geschlossen.
Ich biete auch viel in Geschenkegruppen an, aber das Interesse ist gleich null. Siehe die Pflanzen...

Früher konnte man noch Kisten an Flohmarktgänger abgeben, aber seit Corona gibts keine Flohmärkte mehr.....
Vielleicht werden die Zeiten wieder besser, wenn der ganze Mist ausgestanden ist.
Meine Söhne werden dereinst einen Container vor die Türe stellen....aber das sollte mir dann wirklich egal sein...
 
Aber - ich gehe die Dinge etwas anders an. Ich konnte und kann mich von Dingen trennen. Noch nicht so umfangreich wie nötig, aber immerhin..... Und ich verschwende keinen Gedanken mehr, an die Dinge die weg sind.

Liebe 6imo5,
das ist gut, aber warum machst du dir damit Druck? Ich persönlich trenne mich nur von etwas, wenn sich jemand darüber freut. Ansonsten brauche ich das Vertraute, diese vielen lieben Erinnerungen um mich herum, was meine Wohnung zu einem sicheren Nest/Festung macht.
Dieses etwas andere denken, macht mich froh und freier..... vielleicht kommt da doch mein eigenes Ich wieder hervor.....

Das freut mich sehr, imo.🍀

und das...

Meine Söhne werden dereinst einen Container vor die Türe stellen....aber das sollte mir dann wirklich egal sein...
...ist der Lauf der Zeit, denn auch meine Söhne werden eines Tages vor diesem, etwas schmerzhaften Problem stehen, aber da auch wir/ich das mit dem Großteil des Haushaltes unserer Eltern auch so gemacht haben, weiß ich, wie es sich anfühlt.
Bis dahin aber lebe ich mit meinen "Schätzen" und passe nur etwas auf, dass nicht so viel dazu kommt.

Leider kann ich mich nicht von meinen vielen Büchern trennen. Mein Augenarzt hat in seiner Praxis eine Kiste stehen mit dem Hinweis "Bücher zu verschenken" und sie ist immer schnell leer.
Und wenn du an einem schönen Tag so eine Kiste vor deinem Haus stellst, imo?

Es mag wirklich daran gelegen haben, daß mir bewusst wurde, daß mir mein Mann fehlt. Mein Gesprächspartner, mein Mensch, den ich umsorgen konnte.
Das hab ich wohl wieder verdrängt...... verdrängt......sicher nicht überwunden, es wird immer wieder auftauchen.
Liebe imo,
es werden immer wieder solche Momente auftauchen, wo man seine zweite Hälfte schmerzhaft vermisst.💞
Ich persönlich ziehe mich dann einfach für ein, zwei...Tage zurück und lasse alle damit verbundenen Gefühle zu,denn in dieser Zeit ist mir mein Mann wieder ganz nah.❤️

Alles Gute und Liebe für dich🍄🍀
Wildaster
 
...zur Bücherkiste - ich wohn aufm Land, bei mir kommt keiner vorbei..... ich hab auch schon "Schätze" vor die Kleidercontainer gestellt..... die hats dann angeregnet.... und ein Hausmeister hat mich drauf angesprochen, daß er das wegmachen muss und ich soll das doch lieber lassen.....
Als ich noch beruftstätig war, hab ich Bücher in der U-bahn liegen lassen, mit dem Zettel drauf "bitte mitnehmen"....damit war ich aber offenbar nicht alleine, denn es gab von der Stadt einen Hinweis, daß man das bitte unterlassen sollte, weil das Reinigungspersonal damit überfordert sei....
Auch die nahegelegene Leihbücherei macht immer wieder einen Flohmarkt und wirft am Anschluss die restlichen Bücher in den Container....
Wir haben auch eine Bücher Telefonzelle - die wird ebenfalls immer wieder leer geräumt, weil Bücherkisten angekarrt werden....
Bücher sind wirklich ein Problem - ausser vielleicht Sachbücher - da nehm ich halt auch gelegentlich was aus der Telefonzelle mit.....

Danke für Dein Mitgefühl und servus
imo
 
Vor über 7 Jahren ist mein Mann verstorben.
Danach hab ich mein eigenes Ich gelebt. Hab all die Dinge getan, für die ich nie Zeit hatte. Hab meine Ideen ausgelebt, war frech, aufmüpfig,direkt, böse und sensibel zugleich.....
Es mag wirklich daran gelegen haben, daß mir bewusst wurde, daß mir mein Mann fehlt. Mein Gesprächspartner, mein Mensch, den ich umsorgen konnte.
Das hab ich wohl wieder verdrängt...... verdrängt......sicher nicht überwunden, es wird immer wieder auftauchen.

Was war dann die Zeit mit deinem Mann (und den Kindern) für dich, imo?
Umsorgen der anderen, und vielleicht auch selber 'versorgt' sein?
Für dich, das eigene Ich, war nicht viel Zeit, und für manche Dinge gar keine, nie?
Was hättest du gerne gemacht und er-lebt, mit deinem Mann zusammen vielleicht auch?
Das ließe sich alleine nicht unbedingt alles nach-er-leben, was man zusammen nicht ge-lebt hat.
Wusste dein Mann, dass du für manches nie Zeit hattest?
Dass es da vielleicht Wünsche gab für dich, die aber nie 'dran waren'?
Was meinst du, wie es für ihn aussah, für ihn selber?
Meinst du, er war aus-gefüllt in seinem Leben?
Ausgefüllter als du?

Bin ich jetzt bereit mich wirklich kennen zu lernen, mich neu zu erfinden?
Dieses etwas andere denken, macht mich froh und freier..... vielleicht kommt da doch mein eigenes Ich wieder hervor.....

Wie sieht das aus, imo, in deinen Vorstellungen, in deinem Gefühl, dich neu zu erfinden, dein eigenes Ich wirklich kennen zu lernen, wenn es wieder hervor kommen kann?
Hatte es sich versteckt?
War es verschütt gegangen?
Einfach keine Zeit.....?

Könnte man sich fragen, auf einem Weg zu s-ich selbst, oder direkt ausgedrückt "Auf dem Weg zu mir" - gibt es von Peter Maffay, ich weiß nicht, ob das deine Musik ist 📀 das ist auf jeden Fall auch sehr persönliche Geschmackssache!
 
Zuletzt bearbeitet:
...ich hab das Leben meines Mannes gelebt. Weitgehend. Das war schon in Ordnung, aber das war nicht m e i n Leben.
In jungen Jahren, mit Kindern, war das alles recht .... temperamentvoll.
So lange wir berufstätig waren, war das Leben aktiv und bunt.
Wir haben beide nicht geklammert, so konnten wir wenigstens ansatzweise die eigenen Interessen verfolgen, die gänzlich unterschiedlich waren.
Schwieriger wurde es, als wir im Rentenalter meines Mannes aufs Land gezogen sind.
Ich war noch an drei Wochentagen berufstätig, Bald drauf wurden meine Eltern betreuungsbedürftig, danach deren Tod - mein Sohn übernahm eine Gaststätte und war der falsche Wirt zur falschen Zeit am falschen Ort - ich hab gearbeitet wie eine Blöde, konnte aber nichts retten. Und dann wurde die Alzheimer Erkrankung meines Mannes deutlich. Acht Jahre Pflege, dann sein Tod.
Mein Mann wollte ein Kätzchen - ich war eher der Löwe.
Das alles hat mich geprägt. Natürlich hat mich das geprägt.
Ich war jahrelang zum Stillstand meiner eigenen Interessen, Bedürfnisse, Gefühle gezwungen.
Ich hab funktioniert und das war absolut in Ordnung. Ich habe das Leben, so wie es war geliebt.

Mit 70 kam dann endlich ich selbst ins Spiel.....ich hatte viel aufzuholen..... das ist jetzt irgendwie erledigt. eben aufgeholt.
Nun bin ich dabei, mich neu zu finden. Das ist irritierend, denn ich bin damit auf mich alleine gestellt. Ich muss mich nicht mehr anpassen. Ich trage absolute Selbstverantwortung.
Ich bin gespannt, wie ich letztlich mit mir selber umgehe...
 
Ich war jahrelang zum Stillstand meiner eigenen Interessen, Bedürfnisse, Gefühle gezwungen.

.... hast dich natürlich auch dazu zwingen l a s s e n, imo, denn du warst ja dabei,
du warst der eine Teil, oder der andere - hoffentlich nicht das 5. Rad am Wagen,
bei nur 4 Personen in der Familie!?

Ich hab funktioniert und das war absolut in Ordnung. Ich habe das Leben, so wie es war geliebt.

Kannst du heute mit deinen Söhnen darüber reden?
Was sagen die zu deinem neuen, eigenen Leben?
Oder haben die auch schon so ein Leben übernommen, euer altes Leben vielleicht?
Sind die beiden verheiratet?

Ich bin gespannt, wie ich letztlich mit mir selber umgehe...

Kurz und spontan fällt mir ein - ich weiß ja nicht, was dich so interessiert und wirklich bewegt und berührt - wie wäre es mit einer Pilgerwanderung?
Keine Ahnung, ob sowas im Moment überhaupt ginge, muss auch nicht gleich hunderte Kilometer sein.
Oder ein Aufenthalt in einem Kloster, innere Einkehr und Besinnung nur mit sich alleine?
Oder ganz anders, Ganzkörpermassagen, gibt es in sehr unterschiedlichen, seriösen, Formen bis zu erotisch-spirituell.....so weit, wie man sich selber darauf und auf eine-n Massierende-n einlassen will, das zulassen und an sich heran-lassen will!🌈
 
...ich weiss jetzt nicht, welchen Eindruck ich erwecke....
Ich bin weder deprimiert, noch schweigsam.....und eine stille Einkehr würde mich aber sowas von stressen..... da darf ich gar nicht dran denken, ohne nervös zu werden....

Eigentlich brauch ich nichts, was mir "hilft" - ausser mir selber.

Ich beklage mich auch überhaupt nicht über mein Leben..... das war meine Entscheidung und ich hab das alles mitgetragen - auch wenn es in vielen Bereichen gegen meine Natur war.

Ich bin ziemlich kreativ. Für mich ist die Welt da, um bearbeitet zu werden. Ich kenne meine Grenzen, aber innerhalb derer, mach ich was ich kann und überspiele, was ein Perfektionist anders machen würde.

Meine Söhne sind verheiratet, leben aber beide nicht so ganz konventionell - das war halt auch bei uns nicht so. Bei aller Nähe in der Familie, waren wir großzügig, was den Partner anlangt. Wir haben nie gleiche Interessen erwartet, aber gespürt, wo es nötig war. Genau das mein ich, wenn ich behaupte, ich hätte das Leben meines Mannes gelebt.
Ich war für meinen Mann sicher nicht die Idealbesetzung, denn er war mit meiner Aktivität sicher oft überfordert. Andererseits musste er sich um nichts kümmern und das war dann natürlich praktisch und bequem.

Meine Söhne sind, glaub ich, heilfroh, daß ich gut alleine leben kann. Wir telefonieren, sehen uns selten, machen kein großes Gedöns um nichts. Wir sind "da" ohne uns hautnah zu brauchen. Ich bereite sie allerdings schon drauf vor, daß sich das in ein paar Jahren ändern könnte.... ich bin gleich 78..... wer weiß, wie lange das noch gut geht und ob ich dann stark genug bin, mein Leben zu beenden, bevor es unangenehm wird.

Es ist eigentlich das Lebensende, auf das ich mich hin entwickle um gut gehen zu können.
 
Ich bin weder deprimiert, noch schweigsam.....und eine stille Einkehr würde mich aber sowas von stressen..... da darf ich gar nicht dran denken, ohne nervös zu werden....

Eigentlich brauch ich nichts, was mir "hilft" - ausser mir selber.

Das ist interessant, imo, du brauchst nichts, außer dir selber, bei einer stillen Einkehr - was ein spontanes Beispiel war, wo so mancher schon zu sich selber gefunden hat - dabei ist man ja sehr viel nur mit sich selber, da wäre also nicht mehr viel anderes, was stören oder stressen könnte.....eben außer man selber, das eigene Ich vielleicht 😎 wenn es nicht genau das ist, was stresst und nervt innendrin🤔

Auf jeden Fall ist an dem Punkt keine Leere in dir, auch wenn es nicht nur positiv ist, aber wenn schon ein Gedanke daran dich nervös macht.....das macht man ja frei-willig, nur mit sich und nur für sich!
Wenn man das will.

Bin ich jetzt bereit mich wirklich kennen zu lernen, mich neu zu erfinden?

Gibt es Momente, Situationen oder Begegnungen, in denen du diesen Fragen für dich irgendwie näher oder sogar nahe gekommen bist?
Ein Gefühl, ein Ein-druck, ein Er-leb-nis oder eine Er-fahr-ung vielleicht?

Wie sieht das aus, imo, in deinen Vorstellungen, in deinem Gefühl, dich neu zu erfinden, dein eigenes Ich wirklich kennen zu lernen, wenn es wieder hervor kommen kann?
 
...ich glaube, ich verstehe unter "mich selbst finden" etwas weit weniger spektakuläres.

Die Ruhe, die Stille ist es, die mich unter Stress setzt. Ich denke mit Schrecken an das Fiasko, das ich in einer Sitzung beim autogenen Training erlebte, oder bei einer Yoga Meditation..... neiiiin, das geht gar nicht!
Für mich ist Ruhe absoluter Stress. Will oder muss ich mich beruhigen tobe ich durchs Zimmer oder hopse auf dem Trampolin - das bringt mich runter.

Ich versuche mich zu erinnern, wie ich als Kind war. Also welche Erwartungen ich hatte, was mich interessiert hat, meine Jungmädchenentwicklung, bevor ich Familie hatte.
Vor einer Anpassung an die Umstände des Lebens.

Wie war ich denn?

Die Leere von der ich spreche, ist ja nicht wirklich leer. Sie ist nur frei von vermeintlichen Zwängen.
Das ist irritierend. Die längste Zeit meines Lebens hab ich ja in einem Korsett gelebt, das nun weg gefallen ist.
Keine Verpflichtungen mehr, keine wirklichen Aufgaben, keine Termine, kein Druck...... das macht wohl frei, aber diese Freiheit ist fremd. Bringt mein Leben durcheinander. Da sind plötzlich Gefühle, die ich schon lange nicht mehr hatte.
Ich muss neue Strukturen finden, die aber nur für mich sind. Im Moment hab ich das Gefühl auf etwas zu warten ...... aber ich weiss nicht worauf.

Ich denke, daß das wohl so eine Entwicklung ist die vermutlich zu meiner Lebenssituation passt, "normal" ist.

Wenn dieser Prozess abgeschlossen ist, dann werd ich mich gefunden haben..... ich werde es spüren. Ob sich wirklich dann etwas an und in und mit mir verändert..... das wird sich zeigen, denk ich....
 
Ich hatte heute mal in deinen alten Beiträgen gestöbert, imo, da sprichst du unter anderem von Unzufriedenheit mit dem Körpergewicht, und dass du bei Diäten sogar zugenommen hättest - ist das noch so der Fall, oder hat sich das für dich erledigt?
 
...nein,. das Problem hat sich nicht erledigt.
Ich bin aktuell grad wieder beim Heilpraktiker um die Ursache zu suchen, weshalb ich nicht abnehmen kann.
Inzwischen haben sich Intoleranzen entwickelt, die meine Ernährung noch stärker einschränken.

Natürlich denke ich, daß mir da die Psyche einen Streich spielt.
Daß ich mich mit meinem Gewichsproblem "wichtig" mache. Meinem Leben "Gewicht" gebe.

Und wenn ich genau überlege, dann passt meine Gewichtszunahme in die Zeit, in der ich bewusst angefangen habe, mich anzupassen, das Leben meines Mannes zu leben. Das war so Anfang/Mitte 30.

Als ich die 70kg überschritten habe, hab ich mich aus dem "Aussenleben" zurückgezogen. Ich wollte meinem Mann diese dicke Frau nicht zumuten. Also kaum Treffen mit Freunden, Unternehmungen eigentlich nur in der Familie.
Beruflich war ich in diesem Sog von Diäten und Ernährungstipps. Wir Frauen hatten eigentlich alle einen Tick in dieser Richtung.
Ich trug damals nur und ausschliesslich Dirndl, denn in einem Dirndl durfte man - Klischeedenken - mollig sein.
Damit hab ich mich lang über Wasser halten können. Mich selber ausgehalten.
Mein Mann konnte das nie verstehen. Er mochte mollige Frauen. Hat zu meiner Gewichtszunahme einmal bemerkt "jetzt wirst endlich eine richtige Frau". Wegen ihm musste ich nicht abnehmen. Wegen anderen Menschen auch nicht - von Kolleginnen vielleicht abgesehen, aber das waren die üblichen Zickereien, die nicht wirklich ernst gemeint waren. Ich war mit 75kg ja auch nicht wirklich fett.....

Ich selber war und bin das Problem. Ich bin ein optischer Mensch und meine Optik stimmt nicht. Meine Probportionen stimmen nicht.
Ich hab alles gemanagt, hatte alles im Griff ------ mein Gewicht nicht. Bis heute nicht.

Interessant, was mir da so in die Tasten läuft, wenn ich es laufen lasse.......

Ich war natürlich mit meinem Gewichtsproblem nicht alleine. Ärzte, Ernöhrungsberater, Heilpraktiker, Laborbefunde, psychologische Beratung. Ich wurde akkupunktiert, in Tiefenentspannung versetzt, habe mich akribisch an unterschiedlichste Ernährungsformen gehalten...aber während der jeweiligen Ernöhrungsform zugenommen.
Da war das Gefühl, daß ich nicht ernst genommen werde. Daß man mir nicht glaubt. Dieses "wer weiß was die insgeheim frisst" ...... Das hat mich verletzt, mich wütend gemacht und hilflos zugleich.
Wenn ichs genau überlege, dann ist das bis heute so.

Hmmm.....

Ich muss mich ständig für irgend etwas verteidigen, rechtfertigen, erklären.... und werde nicht ernst genommen.
Ich werde nicht ernst genommen.

Aktuell kämpfe ich mit dieser Intoleranz, die kein Arzt ernst nimmt.
Histamin/Tyramin ist "viel zu wenig erforscht, als dass man dazu was sagen könnte".
Meine Symptome - Blutdruckattacken nach unpassenden Lebensmitteln - werden mit Medikamenten niedergedrückt. Erfolglos wenn ich unpassendes esse, aber da hört keiner hin. Das glaubt mir niemand, weil es anscheinend in der Realität der Ärzte nicht vorkommen kann.

Wieder diese Ohnmacht, nicht verstanden zu werden....

In mir gehts grad rund..... ich muss das sacken lassen, muss Gedanken laufen lassen, muss....... bis später - danke!
 
Oben