Hallo zusammen
Gleerndil, ich bin nicht gut darin zu schätzen. Ich weiß von jemandem, dass nach Anmeldefrist wohl 120 Anmeldungen vorlagen. Diese Anzahl könnte +/- 30 ganz gut hin kommen
So – weiter geht`s .. wenn auch nicht ganz im Takt
Dr. med. K. Müller, Kempten
Zum Thema „Auswirkungen der COMT-Varianten (Catechol-O-Methyl-Transferase) bei CFS auf die Immun- und Neurotransmitterfunktion.
Nun ja, wesentlich besser, als ich es zusammenfassen kann, ist der Inhalt seines Vortrages im Prinzip bereits auf CFS-aktuell abrufbar:
januar11_7
Ergänzend hierzu noch:
Erläutert, dass SAMe durch Recycling von Homocystein hergestellt wird; zeigt diverse NEMs, die darauf Einfluss nehmen, sowie Bildungsorte: B-Lymphozyten + T-Lymphozyten
Katecholamine , COMT-Genvarianten, Viren, Bakterien, Gifte nehmen Einfluss auf:
TH1: IL 1 beta, IL2, TNFalpha, IL 6, IL8
TH2: IL10, IL1ra, Tgf-beta, IL 13
Atopie / Verminderung von TH2 ist eine Infektionsreaktion
Immunsupression bei COMT:
Infekte werden nicht mehr wahr genommen, so dass die Entzündungsmarker unter TH1 und TH2 ansteigen = Inflammation / Entzündungen
→ kann langfristig zu Autoimmunstörungen führen
→ Katecholamine verschieben sich weiter
Inlerleukin 1 beta erhöht sich bei Borreliose = Entzündungssignale werden ins Hirn geleitet
Außerdem:
Sagt, dass akute EBV-Infektionen in den letzten Jahren zunehmend nicht mehr die klassischen Zeichen wie geschwollene Lymphknoten, hohes Fieber etc. zeigen und somit viele EBV-Infektionen übersehen werden.
Gerade in der Kinderheilkunde sei dies auffällig. Es würden sich hier viele Infektionen nicht mehr mit den klassischen Zeichen zeigen. Bisher sei die Ursache unbekannt.
Prof. Dr. med. C. Scheibenbogen, Berlin
Für mich definitiv der spannendste Vortrag, der mir viel Hoffnung machte, dass die weitere Zukunft für Betroffene auf verschiedenen Ebenen etwas ausichtsreicher wird.
Leider war auch dieser Vortrag kurz und hastig, da durch die verzögerte Mittagspause später begonnen wurde und Fr. Scheibenbogen einen bestimmten Zug zur Rückfahrt erreichen musste.
Begonnen wurde damit, die bisherigen Studienergebnisse der Onkologen aus Bergen aufzugreifen und zusammen zu fassen.
Hierzu nochmal ein Link zur Studie:
PLOS ONE: Benefit from B-Lymphocyte Depletion Using the Anti-CD20 Antibody Rituximab in Chronic Fatigue Syndrome. A Double-Blind and Placebo-Controlled Study
Lässt sich per googlechrome-Übersetzer sogar ganz gut lesen.
Angerissen aus den Worten von Frau Prof. Dr med. Scheibenbogen. :
Rituximab - Handelsname: Maktera, Rituxan
Zu Beginn der doppelblind Placebo kontrollierten Studie wurden 2 Infusionen mit Rituximab im Abstand von 2 Wochen gegeben.
Allein diese 2 Infusionen erzielten bei den Respondern eine Ansprache mit einer Dauer von 4 Monaten, in denen sich die ganz deutlich verbesserten Zustände hielten.
Die deutlichen Besserungen setzten zwischen 4 und 22 Wochen nach den Infusionen ein.
Von 15 Patienten die Rituximab bekamen, gab es 9 Pats mit sehr gutem Behandlungserfolg, 1 mit mäßigem, 5 ohne. Also 1/3 sprach nicht an, 2/3 sprachen an.
Allen Pateinten sei gemeinsam, dass die Behandlungserfolge nach 4 Monaten nachließen.
Nach Beginn der Zustandsverbesserung sei es relativ zügig zu weiteren Verbesserungen gekommen.
Niemand der Probanden habe die geringsten Schwierigkeiten gehabt, die Verbesserungen unmittelbar in sein Leben zu integrieren und direkt in Aktivität umzusetzen, die gesunden entspricht.
Sei es, wieder für die Kinder da sein zu können, Freizeitaktivitäten wie Sport nachzugehen, wieder eine Arbeit aufzunehmen, Hausarbeit zu verrichten, soziale Kontakte und Rollen wieder aufzunehmen..
Sowohl dieser Umstand, dass eine enorm schnelle Anpassung an die wieder erlangten Fähigkeiten zu beobachzten war - als auch die Tatsache, dass diese Verbesserungen in allen Fällen nach ziemlich genau 4 Monaten der Besserung wieder nachließen und bei den Probanden vorige Beschwerden zurück kamen, sei eine ganz eindeutige Bestätigung dafür, dass CFS keinerlei psychologischen / psychiatrischen Genese zu Grunde liegt.
Sich aus den Ergebnissen ergebende Fragen:
Autoimmunerkrankung?
Infektion?
Derzeit würden Folgestudien in Bergen laufen.
Seit Februar 2011 befinden sich weitere 27 Patienten in einer Studie mit Rituximab.
Frau Scheibenbogen schilderte, dass sie in regem Austausch mit den Onkologen in Bergen ist.
In Bergen hat man eine Frau nach akuter / frischer EBV-Infektion mit Rituximab behandelt. Die gute Behandlungsansprache hielt auch hier für 4 Monate an.
Danach verschlechterte sich ihr Zustand wieder. Man gab wieder Rituximab - der Zustand besserte sich wieder. Wiederum 4 Monate später kamen die Beschwerden zurück.
Dann gab man in einem Intervall von 3; 6; 10 Monaten weitere Infusionen, was zu einer Stabilisierung führte.
Diese Frau sei nun nach über 1 Jahr ohne weitere Behandlung völlig wiederhergestellt.
Aktuell stelle man in Berlin (wieder) folgende Hypothesen auf:
CFS ist eine Autoimmunerkrankung
CFS entsteht durch eine EBV-Reaktivierung
Beides würde sich jedoch nicht gegenseitig ausschließen. Es sei denkbar, dass der EBV das Immunsystem mit gestörter Immunantwort so verändert, dass ein autoimmuner Prozeß angestoßen wird.
Der EBV-Virus sitz in den B-Zellen.
Rituximab greift nicht direkt die B-Zellen an, sondern nur die Gedächtnis-B-Zellen, die die Antikörper herstellen.
Den Zusammenhang zum EBV zu klären sei schwierig, da 99% der deutschen Träger sind.
EBV wird zumeist in frühester Kindheit übertragen, z.B. von der Mutter.
Eine unbeantwortete Frage ist, warum die Infektion oft erst so spät ausbricht. In der Jugend, oder im Erwachsenenalter.
Bei gestörter Immunantwort kann der EBV hoch aktiv werden.
In diesem Fall werden offenbar EBNA-1-IGg-Antikörper nicht aufgebaut.
Die Charité hat hierzu eine "Sero-Spot-Studie" / einen Test entwickelt und die Immunantwort / diese EBNA-1-IGg-Antikörper von gesunden und CFSlern verglichen.
Diese Studie kam zu ganz klaren Ergebnissen, dass die Immunantwort bei CFS gestört ist.
Aufgrund der gestörten Immunantwort sind "normale" Immunparameter hier oft ohne Aussagekraft.
Derzeit ist es das Ziel, diese Sero-Spot-Untersuchung zu etablieren.
Hierzu fand kurz nach der Fachtagung ein Treffen mit optionalen Sponsoren statt.
In Zusammenarbeit mit der Klinik in Bergen sollen aktuell Diagnostiktests entwickelt werden.
Zudem ist eine Rituximab-Studie auch in der Charité geplant.
Beides ist Fördergeldbhängig.
Die in der Charité angestrebte Studie zu Rituximab soll ebnfalls eine Doppelblind Placebo kontrollierte Studie werden.
Jedoch ist geplant, dass nach Abschluss der Studie auch diejenigen Patienten Rituximab bekommen, die zuvor in der Studie ein Placebo erhielten.
Im Oktober findet (oder fand?) hierzu ein Treffen u.a. mit Roche und der Deutschen Tumor-Fatiuge-Gesellschaft statt.
Hier soll es um Verhandlungen zur Therapiestudie gehen, sowie um die Etablierung des Tests (zur EBNA-1-IGg- Antwort)
Aktuell habe Fr. Scheibenbogen 10 Anträge bei Krankenkassen zur Behandlung mit Rituximab gestellt.
Davon wurden 3 genehmigt.
Sie erwähnte noch, dass sie nicht in der Lage sei, allen Patienten, die sich eine Behandlung mit Rituximab wünschen auch tatsächlich zu unterstützen, da die Immundefektambulanz nur einen begrenzten Zeitraum zur Betreeung von CFS-Patienten habe.
Der eigentliche Arbeitsschwerpunkt sei eben der einer Immundefektabulanz und für CFS steht nur ein sehr begrenzter Zeitrahmen zur Verfügung. Es wurde angedeutet, dass vieles in den Berich außerhalb der Arbeitszeit fällt.
Sie sei jedoch sehr gerne behilflich, wenn es darum geht diverse Unterlagen, Aufklärungsbögen und Bescheinigungen auszuhändigen, um dann an anderer Stelle einen Behandler zu finden und eben Anträge bei der Krankenkasse zu stellen.
Sie regte an, ob es vielleicht möglich wäre, eine Infosammlung zuammenzustellen, die dann über den Fatigatio einfach und unkompliziert bezogen werden kann.
Sie merkte an, dass es auch, wenn jemand in der Lage sei, die Behandlungskosten selbst zu tragen, relativ schwieirg sei, einen Behandler zu finden, da Rituximab eben im Off-Label-Use eingesetzt wird und die Angst vor Regressen bei den Ärzten groß ist.
Die Kosten für Rituximab belaufen sich auf etwa 22.000 €.
Dann wurde noch kurz die Diagnostik des EBV per LTT-Test angerissen.
Frau Scheibenbogen sagte, dass bei CFS die T-Zell-Antwort in sehr vielen Fällen gestört ist und ein LTT-Test daher kaum eine Aussagekraft hat.
Hier fiel ihr dann Frau Dr. Hopf-Seidel ins Wort und gab an, dass dies falsch sei und sie serwohl mit dem LTT-Test die EBV-Aktivität messen könne.
Frau Scheibenbogen sagte daraufhin, dass sie - Fr. Hopf-Seidel da vielleicht mehr Erfahrungen mit dem LTT-Test habe.
Eine von beiden (ich weiß nicht mehr wer) ergänzte dann, dass der LTT die Aktivität der CD-4-T-Zellen gegen den EBV messe.
Irgendwann wurden auch Herpes-Infektionen angesprochen.
Frau Scheibenbogen berichtete, dass sie einige Patienten sah, die einen massiven Herpesausschlag z.B. im Gesicht, teilweise über mehr als 1 Gesischtshälfte haben.
Die Charité versucht diese Fälle mit Valgangiclovir (Roche, teuer), oder Valaciclovir (günstigeres Generikum) zu behandeln.
Heribei sei eine langfristige Gabe über einen Zeitraum von 12 Monaten - also nach Abklingen der Beschwerden weiterhin - mit einer NIEDRIEGEN Dosierung angezeigt.
In vielen Fällen sein dann Ruhe mit Herpes und in manchen Fällen auch mit CFS.
Um Fragen zu stellen blieb auch hier kaum Zeit.
Ich hatte Glück, sie nach ihrem Vortrag kurz vor der Abreise noch ganz kurz sprechen zu können.
Ich fragte sie, ob sie irgendeine Erfahrung, oder Meinung zur Behandlung mit LDN / Low Dose Naltrexone bei CFS hat.
Leider hat sie davon noch nie etwas gehört.
Zu diesem Thema vielleicht demnächst an anderer Stelle mehr von mir..
Ich kopiere meine Zusammenfassung über den Vortrag auch in den Rituximab-Thread.
https://www.symptome.ch/threads/medikament-rituximab-studie-norwegen.96840/page-4#post-861499
Dann kann man dort darauf reagieren.
Grüsse - tiga